Die Fotografie von Tieren, sei es in freier Wildbahn oder im heimischen Umfeld, stellt eine faszinierende, aber oft auch herausfordernde Disziplin dar. Jeder Hobbyfotograf träumt davon, Bilder zu schaffen, die denen in Hochglanzmagazinen in nichts nachstehen. Doch um wirklich beeindruckende Tierporträts oder dynamische Aufnahmen in Aktion zu erhalten, bedarf es mehr als nur einer guten Kamera. Vorbereitung, Geduld und Übung sind unerlässlich. Dieser Artikel führt Sie durch die wichtigsten Aspekte der Tierfotografie, von den Besonderheiten bei Wildtieren bis hin zu den Feinheiten der Haustierfotografie.

Fotografie von Wildtieren: Geduld und Planung
Das Fotografieren von Wildtieren erfordert ein tiefes Verständnis für die Natur und das Verhalten der Tiere. Es ist ein ständiges Spiel aus Beobachtung, Antizipation und dem richtigen Timing.

Der beste Zeitpunkt für Wildtieraufnahmen
Einer der entscheidendsten Faktoren für gelungene Wildtierfotos ist der Zeitpunkt. Die ersten Stunden nach Sonnenaufgang und die letzten Stunden vor Sonnenuntergang – oft als „Goldene Stunde“ bezeichnet – bieten nicht nur das schönste, weichste Licht, sondern sind auch oft die aktivsten Zeiten für viele Tiere. In der kühleren Morgenluft oder der Dämmerung sind viele Arten auf Nahrungssuche oder kehren zu ihren Schlafplätzen zurück. Das intensive Mittagslicht hingegen ist meist zu hart und erzeugt unschöne Schatten.
Es lohnt sich, die Gewohnheiten Ihres gewünschten Motivs zu studieren. Sind die Tiere nachtaktiv? Wann sind sie am aktivsten? Schmetterlinge beispielsweise sind oft am frühen Morgen besonders fotogen. Sie wärmen sich in der Sonne auf, nachdem sie ihre Nachtquartiere verlassen haben, und sitzen dabei oft still und präsentieren sich perfekt. Dieses Zeitfenster erspart Ihnen die mühsame Jagd nach ständig in Bewegung befindlichen Motiven.
Sicherheit geht vor: Respektieren Sie die Natur
Beim Fotografieren in der Natur steht die Sicherheit an erster Stelle – Ihre eigene, die anderer Menschen und die der Tiere. Kein Bild ist es wert, sich oder andere in Gefahr zu bringen oder Tiere zu stressen. Große Tiere wie Bären, Elche oder Bisons können gefährlich werden, wenn man ihnen zu nahe kommt. Auch kleinere Tiere leiden unter Stress, wenn wir ihren persönlichen Raum verletzen.
Vorsicht ist auch beim Gehen geboten. Achten Sie auf Ihren Weg, um nicht versehentlich auf kleine Lebewesen wie Schlangen zu treten oder in Löcher oder Schlammpfützen zu geraten.
Kennen Sie Ihr Motiv
Wenn Sie eine bestimmte Tierart fotografieren möchten, investieren Sie Zeit in die Recherche. Lernen Sie ihre Gewohnheiten kennen: Sind sie tag- oder nachtaktiv? Welches Verhalten zeigen sie vor bestimmten Aktionen? Halten sie sich am Boden, unter der Erde oder in Bäumen auf? Kraniche beispielsweise nehmen oft eine charakteristische „Pre-Flight“-Haltung ein, bevor sie loslaufen und abheben. Wenn Sie solche Startaufnahmen wünschen, halten Sie nach dieser Pose Ausschau und seien Sie bereit.
Einige Eulenarten verteidigen ihre Nistplätze sehr aggressiv, selbst gegenüber Menschen. Sie können lautlos und blitzschnell mit scharfen Krallen auf Kopf oder Gesicht zusteuern. Informieren Sie sich gut über das Verhalten von Eulen, bevor Sie versuchen, sie in Nestnähe zu fotografieren. Ein Helm und eine Schutzbrille können unter Umständen ratsam sein, und halten Sie immer einen ausreichenden Abstand.
Planen Sie Ihre Fotosession
Eine gute Planung erhöht Ihre Chancen auf großartige Bilder erheblich. Erkunden Sie den Ort im Voraus, wenn möglich. Suchen Sie nach den besten Blickwinkeln, prüfen Sie, wo die Sonne zu verschiedenen Tageszeiten stehen wird und wie der Hintergrund aussehen wird. Sandhill-Kraniche rasten oft in seichten Seen. Wenn Sie Kraniche tagsüber in einem solchen See sehen, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie bei Einbruch der Dämmerung dorthin zurückkehren, um die Nacht zu verbringen. Sie können am späten Nachmittag zurückkehren, sich positionieren und sie fotografieren, während sie zur Nachtruhe landen.
Geduld und Beobachtungsgabe
Oftmals zeigen sich Tiere, wenn Sie einfach nur still an einem Ort verharren. Die besten Wildtierfotos entstehen selten, indem man sich an ein Tier heranschleicht. Meistens sind sie sich Ihrer Anwesenheit bewusst. Der effektivste Weg zu guten Aufnahmen ist, das Verhalten des Tieres zu erkennen und zu antizipieren, wohin es sich bewegt. Positionieren Sie sich weit genug entfernt, bleiben Sie absolut still und lassen Sie das Tier auf sich zukommen. Menschen, die sehr still sein können, erleben manchmal, dass sich Schmetterlinge auf ihre Schulter setzen oder Vögel auf ihrem Kopf landen. Dieser Ansatz ist von Natur aus sicherer, da das Tier die Kontrolle behält. Es bestimmt seine Komfortzone selbst und fühlt sich nicht bedrängt oder bedroht.
Kennen Sie die Grenzen Ihrer Ausrüstung
Der Versuch, ein Foto zu machen, das die Fähigkeiten Ihrer Ausrüstung übersteigt, führt oft zu unnötigen Risiken. Die meisten spektakulären Wildtierfotos, die Sie in Magazinen sehen, wurden unter sehr speziellen, kontrollierten Bedingungen aufgenommen. Sie entstanden aus professionellen Tarnzelten oder von sicheren Fahrzeugen in Wildreservaten. Und sie wurden mit erstklassiger Ausrüstung gemacht – Kameras und Objektive, wie sie Sportfotografen am Spielfeldrand verwenden. Sie wurden nicht von zufälligen Amateuren auf Tagesausflügen mit Kompaktkameras oder Handys geschossen.
Denken Sie immer daran: Sie sind für Ihre eigene Sicherheit und die Sicherheit Ihrer Umgebung verantwortlich.
Fotografie von Haustieren: Details und Nähe
Die Fotografie von Haustieren bietet andere Herausforderungen und Möglichkeiten als die von Wildtieren. Hier geht es oft um Persönlichkeit, Details und das Einfangen von Emotionen in einer vertrauten Umgebung.
Belichtung und Fokus bei Haustieren
Das A und O bei einem gelungenen Haustierbild (es sei denn, das Tier schläft oder ist von hinten zu sehen) ist, dass die Augen gestochen scharf sind. Bei Katzen und Hunden kann es zu einem „roten Blitzlichteffekt“ kommen, der je nach Fellfarbe eher blau, grün oder gelb ausfällt. Vermeiden Sie daher nach Möglichkeit direktes Blitzlicht.
Wenn Sie Blitzlicht verwenden müssen – zum Beispiel, um ein schwarzes Tier von einem dunklen Hintergrund abzuheben oder ein helles Tier von einem hellen Hintergrund zu unterscheiden – richten Sie den Blitz gegen die Decke oder eine Wand, um das Licht zu streuen. Besser noch: Nutzen Sie eine weite Blende (z.B. f/2.8, f/4), um den Hintergrund unscharf zu machen (Bokeh-Effekt) und Ihr Tier so stärker hervorzuheben.

Die Belichtungsmessung kann bei Fell schwierig sein, besonders bei sehr dunklen oder hellen Tieren. Seien Sie bereit, mit der Belichtungskorrektur zu experimentieren. Fügen Sie bei hellen Tieren positive Korrektur hinzu (+EV) und reduzieren Sie sie bei dunklen Tieren (-EV), um die natürliche Farbwiedergabe des Fells zu erhalten. Überprüfen Sie immer das Histogramm. Eine Unterbelichtung führt dazu, dass sich das Histogramm links staucht, eine Überbelichtung staucht es rechts. Am sichersten ist es, im RAW-Format zu fotografieren, da Sie Belichtungsanpassungen später verlustfrei vornehmen können.
Aktion einfrieren: Verschlusszeit und ISO
Wenn Haustiere wach und aktiv sind, ist es eine echte Herausforderung, scharfe Bilder zu bekommen. Helles Licht ist hier Ihr Freund, da es Ihnen ermöglicht, eine kurze Verschlusszeit einzustellen, um Bewegungsunschärfe zu vermeiden. Eine höhere ISO-Einstellung verringert ebenfalls die benötigte Lichtmenge. Die Kombination aus gutem Licht und höherer ISO kann Ihre Chancen auf gute Bilder erheblich verbessern. An einem sonnigen Tag reicht oft eine niedrige ISO (z.B. 200 oder 400). Bei bewölktem Himmel benötigen Sie möglicherweise ISO 800 oder 1000. In Innenräumen kann es notwendig sein, auf ISO 1600 oder höher zu gehen. Lassen Sie sich von der benötigten Verschlusszeit leiten.
Sie benötigen eine Verschlusszeit von etwa 1/500 Sekunde oder kürzer, um ein sich bewegendes Tier einzufrieren. Stellen Sie den Belichtungsmodus auf Zeitautomatik (S oder Tv), um die Verschlusszeit direkt einzustellen. Die Kamera wählt dann die passende Blende.
Fokus halten: Autofokus-Einstellungen
Stellen Sie das Autofokussystem Ihrer Kamera auf kontinuierlichen Autofokus (AF-C oder AI Servo) ein, um Ihr Haustier im Fokus zu behalten, während es sich bewegt. Da Katzen – und viele Hunde – gerne Lichtpunkten hinterherjagen, kann es sinnvoll sein, den AF-Hilfslichtstrahl auszuschalten, da dieser sie ablenken könnte. Einige Kameras verfügen über spezielle Haustiermodi, die automatisch den Ausdruck erfassen, wenn das Tier direkt in die Kamera schaut, und oft auch das Hilfslicht deaktivieren.
Perspektive und Bildgestaltung
Experimentieren Sie mit verschiedenen Blickwinkeln. Versuchen Sie, die Kamera auf den Boden zu stellen und nach oben zu kippen, um die Welt aus der Sicht Ihres Haustieres zu zeigen. Oder wählen Sie eine hohe Perspektive, um das Tier aufblickend einzufangen. Zoomen Sie für einen engen Bildausschnitt heran oder verwenden Sie ein Makroobjektiv, um störende Elemente auszuschließen und Details wie Fell, Pfoten und Schnurrhaare festzuhalten. Eine weite Blende (z.B. f/2.8, f/4) erzeugt eine geringe Schärfentiefe, wodurch Vorder- und Hintergrund unscharf werden. Das stellt sicher, dass Ihr Haustier das Hauptmotiv ist und nicht vom Hintergrund ablenkt.
Vergleich: Wildtiere vs. Haustiere fotografieren
Obwohl es Überschneidungen gibt, unterscheiden sich die Ansätze bei der Fotografie von Wildtieren und Haustieren in einigen wichtigen Punkten:
| Aspekt | Wildtiere | Haustiere |
|---|---|---|
| Planung & Timing | Stark abhängig von den Gewohnheiten des Tieres, oft Goldene Stunde. | Flexibler, kann an Aktivitätsphasen des Tieres angepasst werden. |
| Sicherheit | Absolut kritisch, Abstand halten, Verhalten kennen. | Wichtig, aber weniger lebensbedrohliche Risiken; Tier nicht stressen. |
| Nähe & Kontrolle | Tier kommt lassen, auf Distanz bleiben, wenig Kontrolle. | Kann oft näher herankommen, mehr Kontrolle über Umgebung/Posen. |
| Ausrüstung | Oft Teleobjektive, Tarnung, Stativ notwendig. | Vielfältiger, auch Weitwinkel oder Makro möglich; Fokus auf Schärfe/Bokeh. |
| Fokus | Schwieriger, da Tiere oft unberechenbar; AF-C wichtig. | Leichter, da Tiere oft kooperativer; AF-C bei Bewegung. |
| Belichtung | Abhängig von Lichtverhältnissen in freier Natur. | Kann durch Indoor-Licht erschwert werden; Belichtungskorrektur für Fell. |
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
F: Wann ist die beste Tageszeit, um Wildtiere zu fotografieren?
A: Generell sind die frühen Morgenstunden (erste Stunden nach Sonnenaufgang) und die späten Nachmittags-/frühen Abendstunden (letzte Stunden vor Sonnenuntergang, Goldene Stunde) am besten. Das Licht ist weicher und viele Tiere sind in diesen kühleren Phasen aktiver.
F: Welche Kameraeinstellung ist am besten für die Aufnahme von sich bewegenden Haustieren?
A: Verwenden Sie den Belichtungsmodus Zeitautomatik (S oder Tv) und stellen Sie eine kurze Verschlusszeit (mindestens 1/500 Sekunde) ein, um Bewegungen einzufrieren. Stellen Sie den Autofokus auf kontinuierlichen Modus (AF-C oder AI Servo), um das Tier im Fokus zu behalten, während es sich bewegt.
F: Sollte ich Blitzlicht verwenden, wenn ich mein Haustier fotografiere?
A: Vermeiden Sie direktes Blitzlicht, da es zum „Tieraugen-Effekt“ führen kann und das Tier erschrecken kann. Wenn Sie zusätzliches Licht benötigen, verwenden Sie einen indirekten Blitz (gegen Decke oder Wand gerichtet) oder arbeiten Sie mit natürlichem Licht oder Dauerlicht.
F: Wie bekomme ich den Hintergrund bei meinen Haustierfotos unscharf?
A: Verwenden Sie eine weite Blende (eine niedrige Blendenzahl wie f/2.8 oder f/4). Dies erzeugt eine geringe Schärfentiefe, wodurch der Fokus auf Ihrem Haustier liegt und der Hintergrund weich und unscharf wird (Bokeh).
F: Wie kann ich die Sicherheit beim Fotografieren von Wildtieren gewährleisten?
A: Halten Sie immer ausreichend Abstand zu den Tieren. Informieren Sie sich über deren Verhalten. Seien Sie aufmerksam und beobachten Sie Ihre Umgebung. Gehen Sie nicht unnötige Risiken ein, um ein Bild zu bekommen. Ihre Sicherheit hat immer Vorrang.
F: Mein dunkles oder helles Haustier wird auf Fotos nicht richtig belichtet. Was kann ich tun?
A: Die Belichtungsmessung kann bei extrem hellem oder dunklem Fell Probleme haben. Nutzen Sie die Belichtungskorrektur: Fügen Sie bei hellem Fell positive EV hinzu (+), bei dunklem Fell reduzieren Sie EV (-). Fotografieren Sie im RAW-Format, um die Belichtung später besser anpassen zu können.
Fazit
Ob majestätisches Wildtier in seiner natürlichen Umgebung oder der treue Begleiter auf dem Sofa – die Fotografie von Tieren ist eine bereichernde Erfahrung. Sie erfordert Geduld, Vorbereitung und das Wissen um die spezifischen Anforderungen der jeweiligen Situation. Durch das Verständnis des Tierverhaltens, die Beachtung von Sicherheitsaspekten und den gezielten Einsatz Ihrer Kameraeinstellungen können Sie Ihre Fähigkeiten verbessern und Fotos erschaffen, die nicht nur technisch überzeugen, sondern auch die Persönlichkeit und Schönheit Ihrer Motive einfangen. Übung macht den Meister – also schnappen Sie sich Ihre Kamera und begeben Sie sich auf die Pirsch, sei es im Garten oder in der Wildnis!
Denken Sie immer daran: Respektieren Sie die Natur und ihre Bewohner. Ein gutes Foto sollte niemals auf Kosten des Tierwohls oder Ihrer eigenen Sicherheit entstehen.
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