Wann sollte man einen Graufilter verwenden?

Graufilter: Wann & Wie nutzen?

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Graufilter, auch bekannt als Neutraldichtefilter oder kurz ND-Filter, sind unverzichtbare Werkzeuge in der Fotografie und Videografie. Sie ermöglichen Effekte, die ohne sie kaum oder nur schwer zu erzielen wären, und das direkt bei der Aufnahme, ganz ohne aufwendige Nachbearbeitung am Computer. Doch was genau ist ein ND-Filter, wie funktioniert er und wann sollte man ihn einsetzen?

Im Grunde sind Neutraldichtefilter transparente Gläser, die vor das Objektiv geschraubt oder in einen Filterhalter eingesetzt werden. Ihre Hauptfunktion ist die Reduzierung der Lichtmenge, die auf den Kamerasensor trifft. Dies klingt zunächst unspektakulär, eröffnet aber eine Welt voller kreativer Möglichkeiten, insbesondere durch die Verlängerung der Belichtungszeit, ohne dass das Bild überbelichtet wird.

Welcher Graufilter für Anfänger?
Ein ND-Filter mit einer Stärke von 3 oder 6 Blendenstufen ist eine gute Wahl für Anfänger, da er eine ausreichende Reduzierung des Lichts ermöglicht, ohne zu extreme Effekte zu erzeugen.

Warum und wann Graufilter verwenden?

Der Einsatz von Graufiltern ist in verschiedenen Situationen sinnvoll und oft sogar notwendig, um das gewünschte Bildergebnis zu erzielen. Hier sind die häufigsten Gründe und Anwendungsfälle:

Vermeidung von Überbelichtung

In sehr hellen Umgebungen, wie beispielsweise bei strahlendem Sonnenschein, kann es schwierig sein, eine korrekte Belichtung zu erreichen, besonders wenn man mit offener Blende fotografieren möchte, um einen unscharfen Hintergrund (Bokeh) zu erzielen. Ein ND-Filter reduziert das einfallende Licht und ermöglicht es Ihnen, auch bei viel Licht mit großen Blendenöffnungen zu arbeiten, ohne dass die hellen Bereiche im Bild ausbrennen.

Ermöglichung von Langzeitbelichtungen

Dies ist wohl der bekannteste Grund für die Verwendung von Graufiltern. Durch die Reduzierung des Lichts können Sie die Belichtungszeit drastisch verlängern. Dies führt zu faszinierenden Effekten:

  • Fließendes Wasser: Bäche, Flüsse, Wasserfälle oder Wellen am Meer erscheinen seidig weich, nebelig oder wie fließende Schleier.
  • Bewegte Wolken: Am Himmel ziehen die Wolken während der langen Belichtung vorbei und werden zu dynamischen Streifen verwischt, was dem Bild eine besondere Stimmung verleiht.
  • Verschwindende Menschenmassen: An belebten Orten, wie Plätzen oder Sehenswürdigkeiten, können sich bewegende Personen bei sehr langer Belichtungszeit quasi auflösen und unsichtbar werden, sodass der Ort menschenleer erscheint.
  • Bewegungsunschärfe: Bei anderen sich bewegenden Objekten, wie Fahrzeugen oder Tieren, kann eine gezielte Bewegungsunschärfe erzeugt werden, um Dynamik zu vermitteln.

Langzeitbelichtungen mit Graufilter sind selbst am helllichten Tag möglich und erzeugen eine einzigartige Atmosphäre in Ihren Bildern.

Fotografie mit offener Blende bei Tageslicht

Wie bereits erwähnt, ermöglicht der Graufilter das Fotografieren mit weit geöffneter Blenden (kleine Blendenzahl wie f/1.8 oder f/2.8) auch bei viel Licht. Dies ist ideal für Porträts, bei denen der Hintergrund stark unscharf sein soll, oder für Aufnahmen, die eine geringe Schärfentiefe erfordern.

Welche Stärke des Graufilters ist zu empfehlen?

ND-Filter sind in verschiedenen Stärken erhältlich, die angeben, um wie viele Blendenstufen das Licht reduziert wird. Die Stärke wird oft als ND-Wert (z.B. ND2, ND4, ND8, ND1000) oder als Blendenstufen (Stops) angegeben. Jede Blendenstufe halbiert die Lichtmenge. Ein ND-Filter mit 3 Blendenstufen reduziert das Licht auf ein Achtel (1/8) der ursprünglichen Menge.

Die Wahl der richtigen Stärke hängt von den Lichtverhältnissen und dem gewünschten Effekt ab:

  • Schwächere Filter (ND2, ND4, ND8): Geeignet für leichten Sonnenschein oder um die Belichtungszeit nur moderat zu verlängern, z.B. für leichte Bewegungsunschärfe oder um bei leicht geöffneter Blende zu fotografieren.
  • Mittlere Filter (ND16, ND64): Nützlich für stärkere Lichtreduktion, um längere Belichtungszeiten für fließendes Wasser oder Wolkenbewegung bei moderatem Licht zu ermöglichen.
  • Starke Filter (ND1000 oder höher): Ideal für sehr lange Belichtungszeiten (mehrere Sekunden bis Minuten) auch bei hellem Sonnenschein, z.B. um Wasser komplett seidig erscheinen zu lassen oder Menschen verschwinden zu lassen.

Eine Tabelle hilft, die verschiedenen Werte und ihre Wirkung zu verstehen:

ND-WertVerlängerungsfaktor VerschlusszeitBlendenstufenNeutraldichte (D)
ND2210.3
ND4420.6
ND8830.9
ND161641.2
ND646461.8
ND10001000103.0

Für fließendes Wasser empfiehlt sich oft ein Filter mit höherer Stärke wie ND64 oder ND1000, um wirklich lange Belichtungszeiten zu erzielen. Bei extrem hellem Licht, z.B. am Strand, kann sogar ein ND64 für Videoaufnahmen nötig sein.

Welchen Graufilter für Langzeitbelichtung?
Der stärkste davon ist der ND1000 Graufilter. Dieser nimmt sehr viel Licht weg und ist speziell für Langzeitbelichtungen bei Sonnenschein im Einsatz.

Verschiedene Arten von ND-Filtern

Es gibt nicht den einen Graufilter, sondern verschiedene Bauformen und Typen, die sich in Handhabung und Anwendung unterscheiden:

Schraubfilter

Dies sind die klassischsten Filter. Sie werden direkt auf das Filtergewinde des Objektivs geschraubt. Sie sind oft kostengünstiger und kompakt. Der Nachteil ist, dass Sie für jedes Objektiv mit einem anderen Filterdurchmesser einen passenden Schraubfilter benötigen.

Rechteckfilter

Diese Filter werden in spezielle Filterhalter eingesetzt, die vor das Objektiv montiert werden. Der Vorteil ist, dass ein Filterhalter mit passenden Adapterringen an Objektive mit unterschiedlichen Durchmessern passt. Zudem können mehrere Filter (z.B. ein ND-Filter und ein Grauverlaufsfilter) gleichzeitig verwendet werden. Sie sind jedoch in der Regel teurer und nehmen mehr Platz in der Fototasche ein.

Magnetische ND-Filter

Eine moderne Variante der Schraubfilter. Ein magnetischer Ring wird auf das Objektiv geschraubt, und der Filter haftet dann magnetisch darauf. Dies ermöglicht einen sehr schnellen Filterwechsel.

Variable ND-Filter

Diese Filter bestehen oft aus zwei polarisierenden Gläsern, die gegeneinander verdreht werden können, um die Lichtreduktion stufenlos anzupassen. Sie bieten große Flexibilität, da ein einziger Filter verschiedene Stärken abdeckt. Dies spart Platz und macht den Filterwechsel überflüssig. Allerdings können variable ND-Filter bei extremen Einstellungen zu Vignettierung (Abdunklung der Bildecken) oder Farbstichen führen.

Grauverlaufsfilter (Graduated ND)

Obwohl streng genommen eine Unterart der ND-Filter, verdienen sie eine separate Erwähnung. Sie sind in der Mitte transparent und werden zum Rand hin allmählich oder hart verdunkelt. Sie werden verwendet, um den Kontrast in Szenen mit hellem Himmel und dunklerem Vordergrund auszugleichen (z.B. in der Landschaftsfotografie), indem sie nur den helleren Teil des Bildes (den Himmel) abdunkeln.

ND-Filter für Anfänger

Für den Einstieg in die Welt der Graufilter ist ein variabler ND-Filter oft eine gute Wahl. Er bietet die größte Flexibilität, da Sie die Lichtreduktion stufenlos anpassen und experimentieren können, ohne gleich mehrere Filter kaufen zu müssen. Achten Sie jedoch auf eine gute Qualität, um Farbstiche zu vermeiden.

Wann sollte man einen Graufilter verwenden?
ND-Filter („Graufilter“) sind vor allem dort relevant, wo man bei viel Licht längere Belichtungszeiten erreichen möchte. Je stärker der Graufilter ist, desto länger können die Belichtungszeiten damit werden.

Alternativ kann ein fester ND-Filter mit einer moderaten Stärke von 3 oder 6 Blendenstufen (ND8 oder ND64) ein guter Startpunkt sein, insbesondere für das Fotografieren von fließendem Wasser bei Tageslicht.

Langzeitbelichtungen mit Graufilter: Schritt für Schritt

Um beeindruckende Langzeitbelichtungen zu erzielen, benötigen Sie neben dem passenden Graufilter noch weiteres Zubehör und eine bestimmte Vorgehensweise:

Benötigtes Zubehör

  • Stativ: Absolut unerlässlich für jede Langzeitbelichtung, um Verwacklungen zu vermeiden. Wählen Sie ein stabiles Modell.
  • Fernauslöser: Ob Kabel, Funk oder Smartphone-App – ein Fernauslöser verhindert Erschütterungen der Kamera beim Auslösen, was bei langen Belichtungszeiten kritisch ist. Bei Belichtungszeiten über 30 Sekunden (Bulb-Modus) ist ein Fernauslöser oft notwendig.
  • Reinigungstuch: Filter verschmutzen leicht, besonders in der Nähe von Wasser. Ein sauberes Tuch (z.B. Brillenputztuch) ist wichtig, um Flecken auf den Aufnahmen zu vermeiden.

Die Vorgehensweise

  1. Kamera auf Stativ montieren: Stellen Sie sicher, dass die Kamera stabil steht und alle Gelenke fest angezogen sind.
  2. Komposition wählen & fokussieren: Richten Sie die Kamera auf Ihr Motiv aus. Stellen Sie den Fokus ein. Bei sehr dunklen Filtern (z.B. ND1000) ist es ratsam, den Fokus einzustellen, bevor der Filter montiert wird, da der Autofokus durch den dunklen Filter möglicherweise nicht mehr funktioniert. Stellen Sie den Fokus danach auf manuell um, um ein Verstellen zu verhindern.
  3. Verwacklungsschutz (VR/IS) ausschalten: Bei Verwendung eines Stativs sollte der bildstabilisator im Objektiv oder der Kamera ausgeschaltet werden, da er sonst zu Unschärfen führen kann.
  4. Filter montieren: Schrauben Sie den Schraubfilter auf das Objektiv oder setzen Sie den Rechteckfilter in den Halter ein. Bei Rechteckfiltern den Halter am Objektiv befestigen.
  5. Testaufnahme (optional, bei schwachen Filtern): Machen Sie eine Aufnahme ohne Filter, um die korrekte Belichtung und den Fokus zu prüfen. Ermitteln Sie die Belichtungszeit.
  6. Belichtungszeit mit Filter berechnen: Nutzen Sie die Tabelle oder eine App, um die neue, verlängerte Belichtungszeit zu berechnen. Wenn die Belichtungszeit ohne Filter 1/4 Sekunde betrug und Sie einen ND64-Filter (6 Blendenstufen) verwenden, verlängert sich die Zeit um den Faktor 64 (2^6). Die neue Belichtungszeit ist 1/4 * 64 = 16 Sekunden.
  7. Spiegelvorauslösung aktivieren (bei DSLR): Um Vibrationen durch das Hochklappen des Spiegels zu minimieren, aktivieren Sie diese Funktion, falls verfügbar. Die Kamera klappt den Spiegel zuerst hoch und löst dann nach einer kurzen Pause aus.
  8. Aufnahme machen: Stellen Sie die berechnete Belichtungszeit manuell ein oder verwenden Sie den Bulb-Modus mit Fernauslöser für längere Zeiten. Lösen Sie mit dem Fernauslöser aus.
  9. Ergebnis überprüfen: Kontrollieren Sie das Bild auf Schärfe, Belichtung und eventuelle Flecken auf dem Filter/Sensor. Passen Sie die Belichtungszeit bei Bedarf an.

Typische Fehler vermeiden

  • Unscharfe Bilder: Überprüfen Sie immer den Fokus (besonders bei dunklen Filtern) und stellen Sie sicher, dass das Stativ stabil steht und kein Kabel oder Sie selbst es berühren.
  • Sensorflecken: Sie werden bei Langzeitbelichtungen sehr deutlich sichtbar. Halten Sie Ihren Sensor sauber.
  • Farbstiche: Günstige Filter können Farbstiche verursachen. Investieren Sie in hochwertige Filter, um dies zu vermeiden.
  • Vignettierung: Kann bei variablen ND-Filtern oder der Kombination mehrerer Filter auftreten.

ND-Filter in der Videografie

Auch in der Videografie sind ND-Filter oft unverzichtbar. Beim Filmen wird in der Regel eine Verschlusszeit gewählt, die zum Bildrate passt (z.B. 1/50 Sekunde bei 25 Bildern pro Sekunde), um eine natürliche Bewegungsdarstellung zu gewährleisten. Bei hellem Tageslicht führt diese relativ lange Verschlusszeit schnell zu Überbelichtung.

ND-Filter ermöglichen es Videografen, die gewünschte Verschlusszeit beizubehalten und gleichzeitig die Blende oder ISO anzupassen, um eine korrekte Belichtung zu erzielen. Dies ist entscheidend für flüssige Bewegungen im Video und ermöglicht es, mit offener Blende für einen schönen Bokeh-Effekt zu filmen, selbst bei viel Licht.

Variable ND-Filter sind in der Videografie besonders praktisch, da sie schnelle Anpassungen der Lichtreduktion während des Drehs ermöglichen.

Häufig gestellte Fragen zu Graufiltern

Was ist ein Graufilter?

Ein Graufilter (Neutraldichtefilter, ND-Filter) ist ein Filter, der die Menge des auf den Kamerasensor fallenden Lichts reduziert, ohne die Farben zu beeinflussen.

Wann sollte man einen Graufilter verwenden?

Graufilter werden verwendet, um Überbelichtung bei hellem Licht zu vermeiden, längere Belichtungszeiten für kreative Effekte (fließendes Wasser, Wolkenbewegung) zu ermöglichen oder mit offener Blende bei Tageslicht zu fotografieren.

Welche Stärke des Graufilters ist zu empfehlen?
Für das Fotografieren von fließenden Gewässern empfehlen sich ND-Filter mit einer höheren Stärke, wie ND8, ND64 oder sogar ND1000. Diese starken Filter ermöglichen längere Belichtungszeiten, die das Wasser glatt und seidig erscheinen lassen.28. Juli 2023

Welcher Graufilter ist für Anfänger zu empfehlen?

Für Anfänger eignet sich oft ein variabler ND-Filter aufgrund seiner Flexibilität oder ein fester ND-Filter mit einer moderaten Stärke (z.B. ND8 oder ND64).

Welchen Graufilter brauche ich für Langzeitbelichtungen?

Für Langzeitbelichtungen bei Tageslicht werden starke ND-Filter benötigt, z.B. ND64 oder ND1000, abhängig von den Lichtverhältnissen und der gewünschten Belichtungszeit.

Sind Graufilter auch für Videos nützlich?

Ja, in der Videografie sind ND-Filter sehr wichtig, um bei hellem Licht die passende Verschlusszeit für flüssige Bewegungen beibehalten zu können und mit offener Blende zu filmen.

Brauche ich ein Stativ für Graufilter?

Für Langzeitbelichtungen, die durch Graufilter ermöglicht werden, ist ein stabiles Stativ unerlässlich, um Verwacklungen zu vermeiden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Graufilter leistungsstarke Werkzeuge sind, die Ihre kreativen Möglichkeiten erheblich erweitern. Sie ermöglichen Effekte, die digital nur schwer oder gar nicht nachzubilden sind, und helfen Ihnen, auch unter schwierigen Lichtbedingungen die volle Kontrolle über Ihre Belichtung zu behalten. Experimentieren Sie mit verschiedenen Stärken und Techniken, um die faszinierende Welt der Filterfotografie zu entdecken.

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Andenmatten Soltermann

Hallo! Ich bin Andenmatten Soltermann, ein Schweizer Fotograf, der leidenschaftlich die Essenz der Welt durch seine Linse einfängt. Geboren und aufgewachsen in den majestätischen Schweizer Alpen, haben die deutsche Sprache und atemberaubende Landschaften meine kreative Vision geprägt. Meine Liebe zur Fotografie begann mit einer alten analogen Kamera, und seitdem widme ich mein Leben der Kunst, visuelle Geschichten zu erzählen, die berühren und verbinden.In meinem Blog teile ich praktische Tipps, Techniken und Erfahrungen, um dir zu helfen, deine fotografischen Fähigkeiten zu verbessern – egal, ob du ein neugieriger Anfänger oder ein erfahrener Profi bist. Von der Beherrschung des natürlichen Lichts bis hin zu Ratschlägen für wirkungsvolle Bildkompositionen ist es mein Ziel, dich zu inspirieren, die Welt mit neuen Augen zu sehen. Mein Ansatz verbindet Technik mit Leidenschaft, immer auf der Suche nach dem Funken, der ein Foto unvergesslich macht.Wenn ich nicht hinter der Kamera stehe, findest du mich auf Bergpfaden, auf Reisen nach neuen Perspektiven oder beim Genießen der Schweizer Traditionen, die mir so am Herzen liegen. Begleite mich auf dieser visuellen Reise und entdecke, wie Fotografie die Art und Weise, wie du die Welt siehst, verändern kann.

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