Das Nordlicht, auch Aurora Borealis genannt, ist eines der beeindruckendsten Naturschauspiele, das unseren Nachthimmel verzaubern kann. Wenn der Himmel im Norden in spektakulären Grün-, Rot-, Gelb- und Blautönen zu leuchten beginnt, möchten viele diesen magischen Anblick festhalten. Doch wie gelingt das am besten? Ob mit einer professionellen Digitalkamera oder dem Smartphone – mit der richtigen Vorbereitung und den passenden Einstellungen kann jeder beeindruckende Polarlichtfotos machen.

Was sind Polarlichter überhaupt?
Polarlichter sind das Ergebnis von Sonnenstürmen. Dabei werden geladene Teilchen von der Sonne ins All geschleudert. Treffen diese Teilchen auf das Magnetfeld der Erde, werden sie zu den Polen abgelenkt. In den oberen Schichten der Erdatmosphäre kollidieren sie mit Gasen wie Sauerstoff und Stickstoff. Diese Kollisionen regen die Gase an, Licht auszusenden – wir sehen dies als Polarlichter. Die Farben hängen von der Art des Gases und der Höhe ab, in der die Kollision stattfindet. Grün ist die häufigste Farbe (Sauerstoff in geringerer Höhe), Rot erscheint in höheren Lagen (Sauerstoff), und Blau oder Violett stammen von Stickstoff.
Die richtige Ausrüstung für Polarlichtfotos
Auch wenn moderne Smartphones erstaunlich leistungsfähig sind, erzielen Sie die besten Ergebnisse in der Polarlichtfotografie in der Regel mit einer Kamera, bei der Sie die Einstellungen manuell vornehmen können. Hier ist, was Sie benötigen:
Die Kamera
Das Modell Ihrer Kamera ist weniger entscheidend als ihre Fähigkeiten. Ideal ist eine Kamera (Systemkamera oder Spiegelreflex), bei der Sie ISO-Wert, Belichtungszeit und Blende manuell einstellen können. Kameras mit einem Vollformatsensor haben einen Vorteil, da sie mehr Licht einfangen können als Kameras mit APS-C- oder Micro Four Thirds-Sensoren. Dies führt zu weniger Bildrauschen bei hohen ISO-Werten, was in der dunklen Nacht von Vorteil ist.
Das Objektiv
Zwei Eigenschaften sind beim Objektiv wichtig: die Brennweite und die Lichtstärke.
- Brennweite: Eine geringe Brennweite (Weitwinkel) ist ideal, um möglichst viel vom Himmel und der Landschaft auf Ihr Bild zu bekommen. Brennweiten zwischen 14 mm und 35 mm (bezogen auf Vollformat) sind sehr gut geeignet. Bei Kameras mit kleineren Sensoren müssen Sie den Crop-Faktor beachten (z.B. ca. 10-24 mm bei APS-C).
- Lichtstärke: Da Polarlichter oft nur schwach leuchten, brauchen Sie ein Objektiv, das viel Licht einfangen kann. Eine hohe Lichtstärke bedeutet eine kleine Blendenzahl. Objektive mit einer maximalen Blendenöffnung von f/2.8 oder kleiner (z.B. f/1.8, f/1.4) sind optimal. Festbrennweiten sind oft lichtstärker und günstiger als Zoomobjektive mit ähnlicher Lichtstärke.
Das Stativ – Absolut unverzichtbar!
Das Wichtigste beim Fotografieren von Polarlichtern ist, die Kamera absolut ruhig zu halten. Da Sie mit langen Belichtungszeiten arbeiten werden (mehrere Sekunden), führt selbst das kleinste Zittern zu unscharfen Bildern. Ein Stativ ist daher unerlässlich. Achten Sie auf ein stabiles Modell, das auch bei Wind sicher steht. Wenn Sie kein Stativ haben, versuchen Sie zumindest, die Kamera auf einer festen Unterlage abzulegen oder sich gegen eine Wand zu lehnen – aber ein Stativ liefert die besten Ergebnisse.
Weitere nützliche Ausrüstung
- Ersatzakkus: Kälte entlädt Akkus sehr schnell. Nehmen Sie mehrere Ersatzakkus mit und bewahren Sie diese warm (z.B. in Ihrer Jackentasche) auf, bis Sie sie benötigen.
- Speicherkarten: Ausreichend Speicherkapazität ist wichtig, besonders wenn Sie im RAW-Format fotografieren.
- Fernauslöser oder Selbstauslöser: Um Vibrationen beim Drücken des Auslösers zu vermeiden, nutzen Sie einen Kabel- oder Funkfernauslöser oder die Selbstauslöserfunktion Ihrer Kamera (z.B. 2-Sekunden-Verzögerung).
- Warme Kleidung: Sie werden längere Zeit in der Kälte stehen. Ziehen Sie sich warm an (Schichtenprinzip, dicke Socken, Mütze, Handschuhe). Spezielle Fotohandschuhe, bei denen Sie Daumen und Zeigefinger freilegen können, sind sehr praktisch.
- Stirnlampe: Im Dunkeln benötigen Sie Licht, um Ihre Ausrüstung zu bedienen, ohne die Nachtsicht zu verlieren. Eine Stirnlampe ist ideal, da Sie die Hände freihaben. Verwenden Sie möglichst ein schwaches rotes Licht, um Ihre Augen und die anderer Fotografen nicht zu stören.
- Reinigungstuch: Kondenswasser oder feuchte Luft können die Linse beschlagen lassen.
Kameraeinstellungen für beeindruckende Polarlichtfotos
Die richtigen Einstellungen sind entscheidend. Da Polarlichter sich in Intensität und Bewegung unterscheiden können, sind die hier genannten Werte Richtlinien, die Sie an die jeweilige Situation anpassen müssen. Fotografieren Sie unbedingt im manuellen Modus (M), um die volle Kontrolle zu haben.

Einstellung | Empfehlung | Warum? |
---|---|---|
Kamera-Modus | Manuell (M) | Volle Kontrolle über alle Parameter; Automatik kann im Dunkeln versagen. |
ISO-Wert | 1600 - 6400 (oder höher, je nach Kamera) | Erhöht die Lichtempfindlichkeit, um das schwache Licht einzufangen. So hoch wie nötig, so niedrig wie möglich, um Rauschen zu minimieren. |
Belichtungszeit | 1 - 15 Sekunden | Sammelt genügend Licht für das Bild. Bei schneller Bewegung der Aurora kürzere Zeit (1-5s), bei schwacher, ruhiger Aurora längere Zeit (10-15s). Längere Zeiten führen zu Strichspuren bei Sternen und verwischen die Aurora stärker. |
Blende | f/1.4 - f/4 | So weit geöffnet wie möglich (kleine Blendenzahl), um maximal Licht auf den Sensor zu lassen. f/2.8 ist oft ein guter Kompromiss zwischen Lichtstärke und Schärfe. |
Fokus | Manuell, auf Unendlich gestellt | Autofokus funktioniert im Dunkeln nicht zuverlässig. Stellen Sie den Fokus manuell auf Unendlich (oft ein Unendlich-Symbol am Objektiv; kann etwas davor liegen, testen Sie es tagsüber oder mit einem hellen Stern). |
Weißabgleich | Manuell (z.B. Glühlampe/Kunstlicht, ca. 3500-4500 Kelvin) | Verhindert, dass die Automatik die Farben falsch interpretiert. Manuelle Einstellung hilft, die natürlichen Farben der Aurora (oft Grün) zu erhalten. Experimentieren Sie. |
Bildstabilisator | Aus | Bei Stativnutzung ausschalten, da er sonst fälschlicherweise Bewegungen korrigieren will und Unschärfe verursachen kann. |
Dateiformat | RAW | Bietet mehr Spielraum in der Nachbearbeitung, da mehr Bildinformationen gespeichert werden als bei JPG. |
Machen Sie Testaufnahmen und überprüfen Sie die Bilder auf Ihrem Display (zoomen Sie heran, um die Schärfe zu prüfen) und passen Sie die Einstellungen bei Bedarf an.
Polarlichter mit dem Smartphone fotografieren
Ja, es ist möglich! Moderne Smartphones, insbesondere High-End-Modelle wie neuere iPhones oder Android-Telefone im Pro-Modus, können ebenfalls beeindruckende Polarlichtfotos machen. Oft sehen Sie die Aurora auf dem Handydisplay im „Nachtmodus“ sogar besser als mit bloßem Auge, da der Sensor das Licht verstärkt.
So gelingt es mit dem Smartphone:
- Nachtmodus nutzen: Die meisten neueren Smartphones verfügen über einen speziellen Nachtmodus, der automatisch längere Belichtungszeiten und höhere ISO-Werte wählt. Aktivieren Sie diesen Modus (oft durch ein Mond-Symbol gekennzeichnet).
- Manuelle Einstellungen (falls verfügbar): Viele Android-Telefone bieten einen „Pro-Modus“ oder manuelle Einstellungen (oft unter „Mehr“ oder über drei Punkte im Menü), bei denen Sie Belichtungszeit und ISO selbst einstellen können. Orientieren Sie sich an den oben genannten Werten für Kameras.
- Smartphone-Stativ: Auch für Smartphones ist ein Stativ unerlässlich, um Verwacklungen bei den längeren Belichtungszeiten zu vermeiden. Es gibt viele günstige und kompakte Smartphone-Stative.
- Selbstauslöser nutzen: Vermeiden Sie Erschütterungen durch das Tippen auf den Auslöser, indem Sie den Selbstauslöser verwenden oder die Kamera über eine App fernauslösen.
- Helle Lichter meiden: Richten Sie das Smartphone nicht auf helle Lichtquellen (Straßenlaternen etc.), da diese die Aufnahme überstrahlen können.
Die Ergebnisse mit dem Smartphone sind oft für die Darstellung auf Bildschirmen (Social Media) sehr gut geeignet, können aber bei großformatigen Ausdrucken an ihre Grenzen stoßen. Dennoch: Das beste Foto ist das, das Sie machen können – und das ist oft das mit dem Gerät, das Sie dabei haben.
Bildgestaltung in der Polarlichtfotografie
Ein gutes Polarlichtfoto ist mehr als nur ein bunter Himmel. Die Bildgestaltung ist entscheidend, um dem Bild Tiefe zu verleihen und den Betrachter zu fesseln.
- Vordergrund einbeziehen: Suchen Sie nach interessanten Elementen im Vordergrund, wie Bäume, Felsen, Gebäude oder sogar Personen. Dies gibt dem Bild Maßstab und Tiefe und macht es interessanter als nur den Himmel.
- Horizontlinie: Achten Sie auf eine gerade Horizontlinie, es sei denn, eine Schräglage ist bewusst als Gestaltungselement eingesetzt. Platzieren Sie den Horizont nicht immer mittig – oft ist er im unteren Drittel platziert, um dem Himmel und der Aurora mehr Raum zu geben.
- Spiegelungen nutzen: Seen oder ruhige Wasseroberflächen können die Aurora spiegeln und so einen doppelten Effekt und eine faszinierende Symmetrie erzeugen.
- Tiefe schaffen: Versuchen Sie, Elemente in Vorder-, Mittel- und Hintergrund zu platzieren, um dem zweidimensionalen Bild räumliche Tiefe zu geben.
- Tagsüber erkunden: Suchen Sie sich Ihre Fotospots schon bei Tageslicht aus. So wissen Sie im Dunkeln, wo Sie sich positionieren müssen und welche Gestaltungselemente vorhanden sind.
Wo und wann Polarlichter fotografieren?
Um Polarlichter zu sehen und zu fotografieren, müssen Sie sich in Regionen aufhalten, die nahe den magnetischen Polen liegen. Auf der Nordhalbkugel sind dies die sogenannten Nordlichtregionen.
- Beste Länder/Regionen: Norwegen (besonders der Norden wie Tromsø, Lofoten), Finnland (Lappland), Schweden (Lappland), Island, Kanada (Yukon, Nordwest-Territorien), Alaska, Grönland. Auch in Schottland oder Teilen Russlands können Sie Glück haben.
- Beste Jahreszeit: Die Polarlichtsaison ist in der Regel von September bis März auf der Nordhalbkugel. In dieser Zeit sind die Nächte lang und dunkel genug.
- Beste Tageszeit: Polarlichter sind nur bei Dunkelheit sichtbar, meist zwischen 21 Uhr abends und 3 Uhr morgens. Die höchste Aktivität findet oft um Mitternacht statt.
- Wichtige Bedingungen: Ein klarer Himmel ohne Wolken ist essenziell. Außerdem sollten Sie sich an einem Ort mit möglichst wenig Lichtverschmutzung befinden. Städte und Siedlungen strahlen Licht ab, das die Aurora überstrahlen kann. Suchen Sie dunkle Orte abseits von Ballungszentren auf.
Verfolgen Sie Polarlichtvorhersagen und den Wetterbericht. Der KP-Index gibt Auskunft über die Stärke der geomagnetischen Aktivität (ein höherer Wert bedeutet höhere Wahrscheinlichkeit und Sichtbarkeit). Apps wie „My Aurora“ können ebenfalls hilfreich sein, um die Aktivität und Sichtbarkeit zu verfolgen.

Vorbereitung am Fotospot
Wenn Sie an Ihrem gewählten Ort ankommen, nehmen Sie sich Zeit zur Vorbereitung:
- Akklimatisierung: Lassen Sie Ihre Kamera und Objektive einige Zeit an die Außentemperatur gewöhnen, bevor Sie mit dem Fotografieren beginnen. Dies verhindert Kondenswasserbildung, wenn Sie aus einem warmen Raum kommen.
- Kamera einrichten: Stellen Sie Ihre Kamera auf das Stativ, befestigen Sie den Fernauslöser (falls vorhanden) und nehmen Sie die Grundeinstellungen vor (manueller Modus, RAW, Weißabgleich, Fokus auf Unendlich).
- Testaufnahmen: Machen Sie ein oder zwei Testaufnahmen, um die Schärfe zu prüfen und die Belichtung grob einzustellen. Passen Sie ISO, Belichtungszeit und Blende basierend auf dem Ergebnis an.
Nachbearbeitung der Polarlichtfotos
Selbst die besten Aufnahmen können von einer leichten Nachbearbeitung profitieren. Wenn Sie im RAW-Format fotografiert haben, haben Sie hier die größte Flexibilität.
- Grundlegende Anpassungen: Justieren Sie Helligkeit, Kontrast und Farbsättigung. Heben Sie die Lichter an, um die Aurora hervorzuheben, und dunkeln Sie die Tiefen ab, um den Nachthimmel satter zu gestalten.
- Bildrauschen reduzieren: Hohe ISO-Werte können zu Bildrauschen führen. Die meisten Bildbearbeitungsprogramme bieten Funktionen zur Rauschreduzierung. Seien Sie hier vorsichtig, um nicht zu viele Details zu verlieren.
- Farben anpassen: Verfeinern Sie den Weißabgleich, um die Farben der Aurora natürlich oder nach Ihren Vorstellungen darzustellen.
Beliebte Programme für die Nachbearbeitung sind Adobe Lightroom, Photoshop oder kostenlose Alternativen wie Darktable oder GIMP. Auch auf dem Smartphone gibt es leistungsfähige Apps wie Snapseed.
Übung macht den Meister
Warten Sie nicht, bis Sie in Norwegen oder Island sind, um das Fotografieren im Dunkeln zu üben. Versuchen Sie sich zu Hause an der Astrofotografie (Sterne, Milchstraße) oder fotografieren Sie Stadtlichter bei Nacht. So lernen Sie, Ihre Kamera im Dunkeln zu bedienen und bekommen ein Gefühl für die richtigen Einstellungen. In Deutschland gibt es sogar sogenannte Sternenparks, die sich hervorragend zum Üben eignen.
Das Wichtigste zum Schluss: Genießen Sie den Moment
Bei allem technischen Aufwand sollten Sie nicht vergessen, das Naturschauspiel der Polarlichter auch einfach nur zu genießen. Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit, um die tanzenden Lichter ohne Kamera zu beobachten und den Moment auf sich wirken zu lassen. Es ist ein unvergessliches Erlebnis.
Häufig gestellte Fragen zur Polarlichtfotografie
Kann man Polarlichter mit einem Smartphone fotografieren?
Ja, moderne Smartphones mit gutem Nachtmodus und manuellen Einstellungsmöglichkeiten können beeindruckende Polarlichtfotos machen, besonders in Kombination mit einem Stativ.

Welche Kameraeinstellungen sind am besten?
Es gibt keine festen Werte, da die Aurora variiert. Als Startpunkt: Manueller Modus, ISO 1600-6400, Belichtungszeit 1-15 Sekunden, Blende f/1.4-f/4, Fokus manuell auf Unendlich, Weißabgleich manuell (ca. 3500-4500 K). Machen Sie Testfotos und passen Sie die Werte an.
Brauche ich unbedingt ein Stativ?
Ja, für scharfe Fotos mit den notwendigen langen Belichtungszeiten ist ein Stativ unerlässlich, sowohl für Kameras als auch für Smartphones.
Welches Objektiv ist geeignet?
Ein lichtstarkes Weitwinkelobjektiv (kleine Brennweite, kleine Blendenzahl wie f/2.8 oder kleiner) ist ideal, um viel vom Himmel einzufangen und genügend Licht zu sammeln.
Wann und wo sieht man Polarlichter am besten?
In den Polarlichtregionen (z.B. Nord-Norwegen, Finnland, Island) während der dunklen Monate (September-März), nachts (zwischen 21 und 3 Uhr) bei klarem Himmel und möglichst wenig Lichtverschmutzung.
Wie vermeide ich Bildrauschen?
Nutzen Sie den niedrigstmöglichen ISO-Wert, der Ihnen noch ausreichende Belichtung ermöglicht. Eine Kamera mit größerem Sensor (Vollformat) rauscht bei hohen ISO-Werten weniger. Rauschreduzierung in der Nachbearbeitung kann ebenfalls helfen.
Die Fotografie von Polarlichtern ist eine spannende Herausforderung, die mit etwas Vorbereitung und Experimentierfreude zu wunderschönen Ergebnissen führt. Viel Erfolg bei Ihrer Jagd nach dem Nordlicht!
Hat dich der Artikel Polarlichter fotografieren: Der ultimative Guide interessiert? Schau auch in die Kategorie Fotografie rein – dort findest du mehr ähnliche Inhalte!