In der Welt der Fotografie spielen Anschlüsse und Verbindungen eine entscheidende Rolle. Bevor moderne Bajonettanschlüsse den Markt dominierten, waren Gewinde die Standardmethode, um Objektive an Kameragehäuse anzubringen. Diese Schraubverbindungen, oft als Objektivgewinde bezeichnet, waren über Jahrzehnte hinweg das Rückgrat der Wechselobjektivsysteme.

Objektivgewinde sind im Wesentlichen standardisierte Schraubverbindungen, die es Fotografen ermöglichten, verschiedene Objektive an einem einzigen Kameragehäuse zu verwenden. Diese Flexibilität war ein enormer Fortschritt gegenüber Kameras mit fest verbauten Objektiven. Während sie heute seltener bei Neugeräten zu finden sind, haben Gewinde, insbesondere das M42-Gewinde, nach wie vor eine treue Anhängerschaft, nicht zuletzt wegen des Zugangs zu hochwertigen und oft preiswerten Vintage-Objektiven.
Was sind Objektivgewinde?
Objektivgewinde, auch Schraubgewinde genannt, sind die historischen Vorläufer der heute weit verbreiteten Bajonettanschlüsse. Sie waren die Standardmethode zum Befestigen von Wechselobjektiven an Kameragehäusen, insbesondere bei analogen Spiegelreflexkameras, bis etwa in die 1980er Jahre. Im Gegensatz zu einem Bajonett, das durch Drehen und Einrasten verbunden wird, wird ein Schraubgewinde einfach auf das entsprechende Gewinde am Kameragehäuse aufgeschraubt.
Diese Methode war robust und zuverlässig, hatte aber auch Nachteile im Vergleich zu modernen Systemen. Der Objektivwechsel dauerte länger und erforderte mehr Umdrehungen. Zudem fehlten elektrische Kontakte, die heute für die Übertragung von Belichtungsdaten, Autofokussteuerung oder Blendenübertragung unerlässlich sind. Die Kommunikation zwischen Objektiv und Gehäuse war rein mechanisch oder gar nicht vorhanden.
Trotz des Wandels hin zu Bajonetten bleiben viele hochwertige Objektive aus der Ära der Schraubgewinde verfügbar. Dies hat dazu geführt, dass diese Gewinde, oft in Verbindung mit Adaptern, auch heute noch in der analogen Fotografie und sogar an modernen Digitalkameras genutzt werden.
Das legendäre M42-Gewinde
Das M42-Gewinde ist wohl das bekannteste und am weitesten verbreitete Objektivschraubgewinde. Es wurde in den späten 1940er Jahren von der Firma Zeiss Ikon in Dresden (damals in der Sowjetischen Besatzungszone, später DDR) entwickelt und schnell von vielen anderen Herstellern übernommen, insbesondere in Osteuropa, aber auch von einigen westlichen Firmen wie Pentax (unter dem Namen „Pentax Screw Mount“ oder „Praktica Mount“). Die Bezeichnung M42 steht für ein metrisches Gewinde mit einem Durchmesser von 42 mm und einer Steigung von 1 mm.
Die Popularität des M42-Gewindes in seiner Blütezeit (ca. 1950er bis 1970er Jahre) führte zu einer riesigen Auswahl an Objektiven von verschiedenen Herstellern wie Carl Zeiss Jena, Meyer Optik Görlitz, Pentax, Fuji, Yashica und vielen anderen. Diese Objektive sind oft sehr gut verarbeitet, bestehen größtenteils aus Metall und Glas und liefern auch heute noch eine hervorragende Bildqualität. Da viele dieser Objektive in großen Stückzahlen produziert wurden und auf dem Gebrauchtmarkt verfügbar sind, stellen sie oft einen kostengünstigen Zugang zu hochwertiger Optik dar, insbesondere für die analoge Fotografie oder für experimentelle Zwecke an Digitalkameras.
Die Verwendung von M42-Objektiven an modernen Digitalkameras ist durch die Verfügbarkeit von Adaptern sehr einfach geworden. Adapter gibt es für fast alle gängigen Bajonettsysteme (Canon EF, Nikon F, Sony E, Fujifilm X, Micro Four Thirds etc.). Man muss jedoch beachten, dass bei den meisten M42-Adaptern keine elektronische Kommunikation zwischen Objektiv und Kamera stattfindet. Belichtung und Fokus müssen manuell eingestellt werden, und die Blende wird direkt am Blendenring des Objektivs gewählt. Dies erfordert zwar etwas Übung, kann aber auch eine bewusste und entschleunigte Art des Fotografierens fördern.
Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Verwendung von Adaptern ist das Auflagemaß der Kamera. Dazu später mehr.
Das Auflagemaß erklärt
Das Auflagemaß ist ein entscheidender Parameter bei der Konstruktion von Kameras und Objektiven und spielt eine wichtige Rolle bei der Kompatibilität von Anschlüssen und der Verwendung von Adaptern. Es bezeichnet den genauen Abstand zwischen der Auflagefläche des Objektivs am Kameragehäuse (dem sogenannten Auflageflansch) und der Bildebene, also dem Film bei analogen Kameras oder dem Sensor bei Digitalkameras.
Jedes Kamerasystem – sei es ein Schraubgewinde wie M42 oder ein Bajonett wie Canon EF oder Nikon F – hat ein spezifisches, fest definiertes Auflagemaß. Dieses Maß ist konstruktionsbedingt und entscheidend dafür, dass ein Objektiv den Fokus über seinen gesamten Bereich, einschließlich unendlich, korrekt einstellen kann. Wenn ein Objektiv für ein bestimmtes Auflagemaß (z.B. 45,5 mm für M42) an eine Kamera mit einem anderen Auflagemaß (z.B. 44 mm für Nikon F) adaptiert wird, muss der Adapter die Differenz im Auflagemaß ausgleichen.
Das Auflagemaß des M42-Systems beträgt 45,5 mm. Wenn Sie ein M42-Objektiv an eine Kamera mit einem kürzeren Auflagemaß (z.B. Canon EF mit 44 mm, Sony E mit 18 mm oder Micro Four Thirds mit 20 mm) adaptieren möchten, ist dies in der Regel ohne optische Elemente im Adapter möglich. Der Adapter füllt einfach den fehlenden Abstand. Das Objektiv kann weiterhin auf unendlich fokussieren.
Möchten Sie hingegen ein M42-Objektiv an eine Kamera mit einem längeren Auflagemaß adaptieren (z.B. Nikon F mit 46,5 mm), ist ein einfacher mechanischer Adapter nicht ausreichend. Ein solcher Adapter würde dazu führen, dass das M42-Objektiv nicht mehr auf unendlich fokussieren kann, da der Abstand zwischen Objektiv und Sensor zu groß wäre. Für solche Fälle gibt es Adapter mit einer Korrekturlinse. Diese Linse verändert den Strahlengang des Lichts und ermöglicht das Fokussieren auf unendlich, kann aber potenziell die Bildqualität beeinträchtigen.
Die Hersteller geben für das Auflagemaß ihrer Kameras sehr geringe Toleranzen an, typischerweise im Bereich von nur 0,02 mm. Diese Präzision ist notwendig, um sicherzustellen, dass das Fokussystem der Kamera und die Skalen auf dem Objektiv korrekt funktionieren. Selbst kleine Abweichungen können dazu führen, dass die Schärfeebene nicht dort liegt, wo sie liegen sollte, insbesondere bei weit geöffneter Blende.
Weitere Arten von Fotogewinden
Neben den Objektivgewinden gibt es in der Fotografie noch andere Arten von Gewinden, die für verschiedene Zwecke verwendet werden:
Stativgewinde: Dies sind die wohl am weitesten verbreiteten Gewinde in der Fotografie, die zum Befestigen von Kameras und Zubehör an Stativen, Einbeinstativen oder anderen Halterungen dienen. Es gibt zwei Standardgrößen:
- 1/4 Zoll-20 UNC: Das kleinere Gewinde, Standard für die meisten Kameras, Kugelköpfe, Schnellwechselplatten etc. Der Durchmesser beträgt etwa 6,35 mm.
- 3/8 Zoll-16 UNC: Das größere Gewinde, häufig verwendet für schwere Kameras, professionelle Stative, Stativköpfe etc. Der Durchmesser beträgt etwa 9,525 mm. Viele Stativköpfe oder Schnellwechselplatten verfügen über einen Adapterring, um zwischen den beiden Größen zu wechseln.
Filtergewinde: Objektive verfügen an der Vorderseite über ein Gewinde, um Filter (UV-Filter, Polfilter, Graufilter etc.), Gegenlichtblenden oder andere Vorsätze anzubringen. Diese Gewinde sind nicht standardisiert über alle Hersteller und Objektive hinweg, sondern variieren je nach Durchmesser des Objektivs. Gängige Größen reichen von kleinen Durchmessern (z.B. 49mm, 52mm) bis zu sehr großen (z.B. 82mm, 95mm). Die Größe ist meist auf der Vorderseite des Objektivs oder auf dem Objektivdeckel angegeben.
Spezialgewinde: Es gibt auch weniger verbreitete Gewinde für spezielle Anwendungen, wie z.B. das T-Mount (oder T2-Mount), ein Gewinde (M42x0,75), das häufig in der Astrofotografie oder für die Adaption von Mikroskopen und Teleskopen an Kameras verwendet wird. Ein weiteres Beispiel ist das C-Mount (1 Zoll Durchmesser, 32 Gänge pro Zoll), das historisch in der Film- und heute noch in der Überwachungskameratechnik (CCTV) sowie in der Mikroskopie verbreitet ist.
Schraubgewinde vs. Bajonett: Ein Vergleich
Der Übergang von Schraubgewinden zu Bajonettanschlüssen war ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der Fototechnik. Hier ist ein kurzer Vergleich der beiden Systeme:
| Merkmal | Schraubgewinde (z.B. M42) | Bajonett (z.B. Canon EF, Nikon F, Sony E) |
|---|---|---|
| Befestigung | Aufschrauben (mehrere Umdrehungen) | Einsetzen und leicht drehen (ca. eine Vierteldrehung) |
| Geschwindigkeit des Objektivwechsels | Langsam | Schnell |
| Elektronische Kontakte | In der Regel keine (rein mechanisch) | Ja (für Autofokus, Blendensteuerung, EXIF-Daten etc.) |
| Mechanische Stabilität (Verriegelung) | Sehr stabil, wenn festgeschraubt | Sehr stabil, Einrastmechanismus |
| Auflagemaß | Variiert je nach Gewindetyp (M42: 45,5 mm) | Variiert je nach System (Nikon F: 46,5 mm, Canon EF: 44 mm, Sony E: 18 mm) |
| Verbreitung (historisch) | Standard bis ca. 1980er | Standard ab ca. 1970er/1980er |
| Verbreitung (heute) | Nischenmarkt (Vintage, Adapter) | Dominierend |
Die Einführung von Bajonettanschlüssen ermöglichte nicht nur einen schnelleren und einfacheren Objektivwechsel, sondern war auch entscheidend für die Entwicklung von Autofokus-Systemen und der elektronischen Steuerung von Blende und Belichtung, die in der modernen Fotografie unverzichtbar geworden sind.
Die Relevanz von Schraubgewinden heute
Obwohl Schraubgewinde im Neugeschäft kaum noch eine Rolle spielen (abgesehen von Spezialanwendungen oder sehr einfachen Kameras), sind sie in der Fotografie-Community immer noch präsent. Dies liegt hauptsächlich an drei Gründen:
- Zugang zu Vintage-Objektiven: Wie bereits erwähnt, gibt es eine Fülle von M42-Objektiven und Objektiven mit anderen historischen Gewinden, die oft zu attraktiven Preisen erhältlich sind. Viele dieser Objektive haben einen einzigartigen "Look" oder eine besondere Charakteristik, die von modernen, oft sehr perfekten Objektiven nicht erreicht wird. Sie bieten die Möglichkeit, mit geringem Budget mit Festbrennweiten zu experimentieren.
- Analoge Fotografie: Für Liebhaber der analogen Fotografie sind Kameras mit M42-Anschluss (z.B. Praktica-Modelle, Zenit) immer noch sehr beliebt und bieten eine große Auswahl an erschwinglichen Objektiven.
- Experimentelle digitale Fotografie: Mit Adaptern können Vintage-Objektive an fast allen modernen Digitalkameras verwendet werden. Dies ermöglicht es Fotografen, mit manueller Fokussierung und Belichtung zu arbeiten und den besonderen Charme alter Objektive zu entdecken. Es ist eine großartige Möglichkeit, kreativ zu werden und die Grundlagen der Fotografie ohne den "Komfort" moderner Automatikfunktionen zu vertiefen.
Die Verwendung von Vintage-Objektiven erfordert oft etwas Geduld und Übung, insbesondere bei der manuellen Fokussierung, aber die Ergebnisse können sehr lohnend sein und den eigenen fotografischen Horizont erweitern.
Häufig gestellte Fragen zu Fotogewinden
Was ist der Unterschied zwischen einem Objektivgewinde und einem Bajonett?
Ein Objektivgewinde ist eine Schraubverbindung, bei der das Objektiv auf das Kameragehäuse aufgeschraubt wird. Ein Bajonett ist ein Steck- und Drehverschluss, der einen schnelleren Objektivwechsel ermöglicht und oft elektronische Kontakte für die Kommunikation zwischen Kamera und Objektiv besitzt.
Was bedeutet M42 bei Objektiven?
M42 ist die Bezeichnung für ein weit verbreitetes Objektivschraubgewinde. Es steht für ein metrisches Gewinde mit 42 mm Durchmesser und 1 mm Steigung.
Kann ich ein M42-Objektiv an meiner Digitalkamera verwenden?
Ja, in den meisten Fällen ist das mit einem passenden Adapter möglich. Der Adapter muss vom M42-Gewinde auf das Bajonett Ihrer Digitalkamera passen (z.B. M42 auf Canon EF, M42 auf Sony E). Bei Kameras mit längerem Auflagemaß als M42 (wie Nikon F) benötigen Sie einen Adapter mit Korrekturlinse, um auf unendlich fokussieren zu können.
Was ist das Auflagemaß und warum ist es wichtig?
Das Auflagemaß ist der Abstand zwischen der Objektivauflage am Gehäuse und dem Sensor/Film. Es ist wichtig, weil es bestimmt, ob ein Objektiv korrekt fokussieren kann, insbesondere auf unendlich. Beim Adaptieren von Objektiven mit unterschiedlichen Anschlüssen muss die Differenz im Auflagemaß durch den Adapter ausgeglichen werden.
Sind Schraubgewinde noch relevant in der modernen Fotografie?
Im Neugeschäft kaum, aber auf dem Gebrauchtmarkt bieten Kameras und Objektive mit Schraubgewinden (insbesondere M42) einen kostengünstigen Zugang zu hochwertiger Vintage-Optik. Mit Adaptern sind diese Objektive auch an modernen Digitalkameras nutzbar und erfreuen sich bei vielen Fotografen großer Beliebtheit.
Welche anderen Gewinde gibt es in der Fotografie?
Neben Objektivgewinden gibt es Stativgewinde (1/4 Zoll und 3/8 Zoll) zum Befestigen von Kameras und Zubehör an Stativen sowie Filtergewinde an der Vorderseite von Objektiven zur Anbringung von Filtern und Gegenlichtblenden. Auch Spezialgewinde wie T-Mount oder C-Mount kommen in bestimmten Bereichen vor.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Fotogewinde, insbesondere historische Objektivgewinde wie das M42, nach wie vor einen faszinierenden Aspekt der Fototechnik darstellen. Sie bieten Einblicke in die Entwicklung der Kameraanschlüsse und eröffnen über Adapter die Möglichkeit, den Charme und die optische Qualität von Vintage-Objektiven an modernen Kameras zu erleben. Das Verständnis des Auflagemaßes ist dabei entscheidend für die erfolgreiche Adaption. Auch wenn Bajonette heute dominieren, haben Schraubgewinde ihren Platz in der Geschichte und Gegenwart der Fotografie.
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