In der Welt der digitalen Fotografie begegnen uns zahlreiche Software-Lösungen, die versprechen, unsere Bilder zu verbessern und zu verwalten. Eine der prominentesten davon ist Adobe Lightroom. Oft hört man den Begriff „LR“ im Zusammenhang mit der Bildbearbeitung, und viele fragen sich, was genau sich dahinter verbirgt und wie es sich in das Ökosystem von Adobe, insbesondere im Vergleich zu Photoshop, einfügt.

Was ist Adobe Photoshop Lightroom?
Adobe Photoshop Lightroom, oder kurz Lightroom, ist eine Anwendung zur Organisation und Bearbeitung von Bildern, die von Adobe entwickelt wurde und Teil der Creative Cloud Suite ist. Sie richtet sich primär an Fotografen und bietet Werkzeuge, um eine große Anzahl digitaler Bilder zu importieren, anzuzeigen, zu organisieren, zu verschlagworten (Tagging), zu bearbeiten und zu exportieren. Im Gegensatz zu Photoshop, das oft für die detaillierte Bearbeitung einzelner Bilder auf Pixelebene verwendet wird, ist Lightroom dafür konzipiert, den gesamten Workflow eines Fotografen zu verwalten – vom Import der Speicherkarten bis zum Export fertiger Bilder für verschiedene Zwecke. Der Name „Lightroom“ ist übrigens ein Wortspiel, das auf die Dunkelkammern (Darkrooms) anspielt, die früher für die Entwicklung von Filmen verwendet wurden.

Lightroom ist auf einer Vielzahl von Plattformen verfügbar, was es zu einem flexiblen Werkzeug für Fotografen macht, die an verschiedenen Geräten arbeiten. Dazu gehören Windows, macOS, iOS (für iPhone), iPadOS (für iPad), Android und sogar tvOS (für Apple TV).
Die Entstehungsgeschichte von Lightroom
Die Wurzeln von Lightroom reichen bis ins Jahr 1999 zurück. Mark Hamburg, ein erfahrener Photoshop-Entwickler, begann damals ein neues Projekt mit dem Codenamen „Shadowland“. Dieser Name war eine Anspielung auf das gleichnamige Musikalbum von k.d. lang aus dem Jahr 1988. Hamburg kontaktierte Andrei Herasimchuk, den früheren Interface-Designer der Adobe Creative Suite, um das Projekt zu starten. Es war von Anfang an als eine bewusste Abkehr von vielen etablierten Konventionen von Adobe gedacht.
Interessanterweise ist ein erheblicher Teil – vierzig Prozent – von Adobe Photoshop Lightroom in der Skriptsprache Lua geschrieben, was für Adobe-Software eher ungewöhnlich war. Im Jahr 2002 verließ Hamburg das Photoshop-Projekt. Im Herbst desselben Jahres schickte er eine experimentelle Softwareprobe namens „PixelToy“ an seinen ehemaligen Teamkollegen Jeff Schewe zur Überprüfung. Im Jahr 2003 präsentierte Hamburg Schewe eine erste Version von Shadowland mit einer sehr frühen Benutzeroberfläche.
Nach weiterer Forschung durch Hamburg, Herasimchuk, Sandy Alves (die frühere Interface-Designerin im Photoshop-Team) und Grace Kim (eine Produktforscherin bei Adobe) beschleunigte sich das Shadowland-Projekt um das Jahr 2004. Herasimchuk verließ Adobe Systems zu dieser Zeit, um ein Designunternehmen im Silicon Valley zu gründen. Hamburg wählte daraufhin Phil Clevenger, einen ehemaligen Kollegen von Kai Krause, um ein neues Erscheinungsbild für die Anwendung zu entwerfen.
Der Großteil der Lightroom-Entwickler arbeitete in Minnesota. Es handelte sich um das Team, das bereits das Programm Adobe ImageReady entwickelt hatte. Troy Gaul, Melissa Gaul und der Rest ihrer Mannschaft, Berichten zufolge bekannt als die „Minnesota Phats“, entwickelten zusammen mit Hamburg die Architektur hinter der Anwendung. George Jardine fungierte als Produktmanager.
Die Beta-Phase und die offizielle Veröffentlichung
Am 9. Januar 2006 wurde eine frühe Version von Lightroom als öffentliche Beta-Version veröffentlicht. Zunächst war sie nur für Macintosh-Systeme verfügbar und wurde auf der Adobe Labs-Website bereitgestellt. Dies war das erste Mal, dass Adobe ein Produkt während seiner Entwicklungsphase öffentlich zur Überprüfung und Rückmeldung freigab – eine Methode, die später auch bei der Entwicklung von Adobe Photoshop CS3 angewendet wurde.

Am 26. Juni 2006 gab Adobe bekannt, dass sie die Technologie von Pixmantec übernommen hatten, den Entwicklern der Rawshooter-Bildverarbeitungssoftware. Dies war ein wichtiger Schritt, da Rawshooter eine beliebte Anwendung für die Entwicklung von RAW-Bildern war.
Am 29. Januar 2007 kündigte Adobe an, dass Lightroom am 19. Februar 2007 ausgeliefert werden würde. Der Preis wurde mit 299 US-Dollar bzw. 199 britischen Pfund festgelegt.
Weitere Beta-Versionen folgten in der Zwischenzeit. Bemerkenswerte Veröffentlichungen waren Beta 3 am 18. Juli 2006, die Unterstützung für Microsoft Windows-Systeme hinzufügte, und Beta 4 am 25. September 2006, die Lightroom in die Produktpalette von Photoshop integrierte. Eine kleinere Aktualisierung, Beta 4.1, folgte am 19. Oktober.
Das Creative Cloud Zeitalter und die Unterscheidung der Versionen
Mit dem Aufkommen der Creative Cloud durchlief Lightroom signifikante Veränderungen in Bezug auf Vertriebsmodell und Funktionalität. Am 8. April 2014 veröffentlichte Adobe eine mobile Version von Lightroom für das iPad, die über ein Creative Cloud-Abonnement verfügbar war. Am 15. Januar 2015 folgte eine Android-Version sowie Lightroom Web, das den Zugriff und die Bearbeitung von in der Cloud gespeicherten Fotos über einen Webbrowser ermöglichte. Fotos und Bearbeitungen werden in der Cloud gespeichert und zwischen den Geräten synchronisiert.
Ein entscheidender Moment war der 18. Oktober 2017. Adobe veröffentlichte Lightroom CC als Desktop-Gegenstück zu Lightroom Mobile. Die ältere Version von Lightroom wurde daraufhin in Lightroom Classic CC umbenannt. Lightroom CC war eine separate Anwendung und konnte parallel zu Lightroom Classic CC installiert werden. Lightroom CC war darauf ausgelegt, nahtlos mit Lightroom Mobile zu synchronisieren, sodass Fotos und Bearbeitungen sowohl auf Desktops als auch auf mobilen Geräten verfügbar waren.
Lightroom 6 war die letzte Version von Lightroom, die mit einer unbefristeten Lizenz erworben werden konnte. Sie erhielt ihr letztes Update am 19. Dezember 2017. Alle nachfolgenden Versionen von Lightroom sind ausschließlich über ein laufendes Creative Cloud Abonnement erhältlich. Wenn das Abonnement gekündigt wird, behält Lightroom CC Benutzerdaten für ein Jahr, während Lightroom Classic CC weiterhin unbegrenzt zur Organisation und zum Export verwendet werden kann, jedoch nicht mehr zur Entwicklung (Bearbeitung) von Bildern.
Im Jahr 2019 wurden die Namen erneut angepasst, um Klarheit zu schaffen. Lightroom Classic CC wurde in Lightroom Classic umbenannt, und Lightroom CC wurde einfach zu Lightroom umbenannt.

Lightroom Classic vs. Lightroom (Cloud-basiert)
Die Namensänderungen im Jahr 2019 spiegelten die unterschiedliche Ausrichtung der beiden Hauptversionen wider:
- Lightroom Classic: Diese Version ist primär für den Desktop optimiert und speichert die Originalbilder lokal auf der Festplatte des Benutzers. Sie ist bekannt für ihre robuste Bibliothek für die Verwaltung großer Kataloge und bietet Funktionen, die in der Cloud-basierten Version nicht vorhanden sind. Dazu gehören virtuelle Kopien (Virtual Copies), die Erstellung von Fotobüchern (Books) und Diashows (Slideshows), das Proofing von Fotos für den Druck (Proofing), die Erstellung von HTML5-Webgalerien und das Tethered Shooting (Aufnahme direkt in den Computer).
- Lightroom (Cloud-basiert): Diese Version ist darauf ausgelegt, nahtlos über Geräte hinweg zu funktionieren und speichert die Originalbilder in voller Auflösung in der Adobe Creative Cloud. Sie bietet eine einfachere Benutzeroberfläche und ist ideal für Fotografen, die viel unterwegs sind oder ihre Bilder auf verschiedenen Geräten bearbeiten möchten. Während beide Versionen eine grundlegende Videobearbeitung (Trimmen) unterstützen, ermöglicht die Cloud-basierte Version von Lightroom zusätzliche Bearbeitungen an Videos wie Belichtungsanpassungen, Weißabgleich, Farbkorrektur (Color Grading), Tonwertkurve und Vignettierung.
Beide Versionen bieten leistungsstarke Werkzeuge zur Bildbearbeitung, aber ihre Stärken liegen in unterschiedlichen Bereichen – Classic in der lokalen Verwaltung und spezifischen Desktop-Workflows, die Cloud-basierte Version in der geräteübergreifenden Synchronisation und Cloud-Speicherung.
Integration mit Adobe Photoshop
Obwohl Lightroom ein eigenständiges Programm ist, das sich auf den Workflow von Fotografen konzentriert, arbeitet es nahtlos mit Adobe Photoshop zusammen. Diese Integration ist für viele Fotografen von entscheidender Bedeutung, da sie die Stärken beider Programme nutzen können. Lightroom ist hervorragend geeignet, um grundlegende und globale Anpassungen an Bildern vorzunehmen, wie z. B. Belichtung, Kontrast, Farben und Schärfe. Es ermöglicht auch die Stapelverarbeitung, d. h. die Anwendung derselben Bearbeitungen auf eine große Anzahl von Bildern gleichzeitig.
Wenn jedoch komplexere Bearbeitungen erforderlich sind, die über die in Lightroom verfügbaren Werkzeuge hinausgehen – wie z. B. das Entfernen oder Hinzufügen von Objekten, die Arbeit mit Ebenen, Compositing oder fortgeschrittene Retusche auf Pixelebene – kann ein Bild einfach von Lightroom an Photoshop übergeben werden. In den Modulen Bibliothek oder Entwickeln von Lightroom Classic können Sie ein oder mehrere Fotos auswählen und dann einfach über das Menü gehen: Foto > Bearbeiten in > Bearbeiten in Adobe Photoshop [Versionsnummer]. Alternativ können Sie auch mit der rechten Maustaste auf das Foto klicken und „Bearbeiten in“ auswählen. Nach der Bearbeitung in Photoshop kann das Ergebnis als neue Datei (z. B. als TIFF oder PSD) gespeichert und automatisch zurück in den Lightroom-Katalog importiert werden, sodass der gesamte Workflow übersichtlich bleibt.
Verfügbarkeit und Preismodelle
Wie bereits erwähnt, sind die aktuellen Versionen von Lightroom ausschließlich über ein Creative Cloud Abonnement erhältlich. Adobe bietet verschiedene Abonnement-Pläne an, die Lightroom enthalten, oft zusammen mit Photoshop im sogenannten „Fotografie-Plan“. Dieses Abonnementmodell stellt sicher, dass Benutzer immer Zugriff auf die neuesten Funktionen und Updates haben.
Für Interessenten, die Lightroom ausprobieren möchten, bietet Adobe eine 7-tägige kostenlose Testversion an. Dies gibt potenziellen Nutzern die Möglichkeit, die Funktionen der Software kennenzulernen. Sollte die Testphase nicht ausreichen oder man sich nach dem Kauf doch gegen das Abonnement entscheiden, gibt es in der Regel eine zusätzliche Frist (oft 14 Tage) nach Beginn des kostenpflichtigen Abonnements, innerhalb derer man stornieren und eine vollständige Rückerstattung erhalten kann.
Erweiterungen und Integrationen
Lightroom ist nicht nur auf den klassischen Desktop-Workflow beschränkt. Neben den mobilen Versionen für iOS und Android gab es auch eine Integration auf anderen Plattformen.

Am 26. Juli 2016 brachte Adobe Lightroom auf Apple TV heraus. Dies ermöglichte es Nutzern, ihre Fotos auf einem großen Bildschirm über das Apple TV-Gerät zu präsentieren – eine praktische Funktion für Fotografen, die ihre Arbeiten Kunden oder Freunden zeigen möchten.
Eine neuere Integration im Jahr 2023 erfolgte mit Samsung. Adobe kündigte an, dass die Expert RAW-App auf den Samsung Galaxy S23-Serien Adobe Lightroom integrieren würde. Dies ermöglichte fortschrittlichere RAW-Bearbeitungsfunktionen direkt über die Kamera-App in Verbindung mit Lightroom.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Hier beantworten wir einige häufig gestellte Fragen zu Adobe Lightroom:
Ist Adobe Photoshop Lightroom kostenlos?
Nein, Adobe Photoshop Lightroom ist in der Regel nicht kostenlos. Es ist Teil der kostenpflichtigen Adobe Creative Cloud. Adobe bietet jedoch eine 7-tägige kostenlose Testversion an, mit der Sie die Software vor dem Kauf ausprobieren können. Nach Beginn eines kostenpflichtigen Abonnements gibt es oft eine Rückerstattungsfrist von 14 Tagen.
Kann ich mit Lightroom „photoshoppen“?
Lightroom und Photoshop haben unterschiedliche Schwerpunkte. Lightroom ist für den Workflow von Fotografen optimiert, einschließlich Organisation, Katalogisierung und globaler Bildanpassungen (Belichtung, Farbe, Kontrast etc.) sowie grundlegender Retusche (Flecken entfernen). „Photoshoppen“ bezieht sich typischerweise auf fortgeschrittene Bildmanipulationen, die oft Ebenen, komplexe Auswahlen oder das Hinzufügen/Entfernen von Objekten umfassen. Solche Bearbeitungen werden in der Regel in Photoshop durchgeführt. Sie können jedoch problemlos ein Bild aus Lightroom an Photoshop zur Bearbeitung senden und das Ergebnis wieder in Lightroom importieren.
Was ist Adobe LRC?
Adobe LRC ist einfach eine Abkürzung für Adobe Lightroom Classic. Es ist die Desktop-optimierte Version von Lightroom, die sich auf die lokale Speicherung von Originalbildern, die Verwaltung großer Kataloge und spezifische Desktop-Funktionen wie virtuelle Kopien, Bücher, Diashows und Tethered Shooting konzentriert. Es ist das „klassische“ Lightroom, das viele professionelle Fotografen für ihren Haupt-Workflow nutzen.
Zusammenfassung
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Adobe Lightroom ein mächtiges und vielseitiges Werkzeug für digitale Fotografen ist. Es ist weit mehr als nur ein Bearbeitungsprogramm; es ist eine umfassende Lösung für den gesamten Workflow – von der Organisation bis zum finalen Export. Mit seiner Geschichte, die bis ins Jahr 1999 zurückreicht, und seiner kontinuierlichen Weiterentwicklung, einschließlich der Aufteilung in die Cloud-basierte Version (Lightroom) und die Desktop-zentrierte Version (Lightroom Classic), bietet Adobe eine flexible Plattform, die sich an die Bedürfnisse verschiedener Fotografen anpasst. Die nahtlose Integration mit Photoshop erweitert die Möglichkeiten der Bildbearbeitung noch weiter, während die Verfügbarkeit auf verschiedenen Geräten und Plattformen den modernen, mobilen Workflow unterstützt. Für jeden ernsthaften digitalen Fotografen ist das Verständnis und die Nutzung von Lightroom ein entscheidender Schritt zur Optimierung seines kreativen Prozesses.
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