Rankin ist einer der bekanntesten Fotografen unserer Zeit, berühmt für seine unverwechselbaren Porträts von Berühmtheiten bis hin zu alltäglichen Menschen. Doch wie genau entstehen diese fesselnden Bilder? Was steckt hinter seiner Methode und seiner kreativen Vision? Seine Herangehensweise ist weit mehr als nur technische Beherrschung; sie ist tief in seiner Philosophie über Menschen, Verbindung und den Akt des Sehens verwurzelt.

Rankin wuchs in Schottland und England auf und hatte in seiner Kindheit wenig Kontakt zu Kunst und Kultur. Seine früheste Verbindung zu Bildern war durch Filme, die ihn faszinierten. Erst mit 21 Jahren, nach einem kurzen Abstecher ins Rechnungswesen, begann er ernsthaft mit der Fotografie. Seine Zeit an der Universität, wo er auf eine sehr theoretische, semiotisch geprägte Lehre traf, weckte in ihm den Wunsch, etwas Kommerzielleres zu schaffen und ein breiteres Publikum zu erreichen. Diese Rebellion führte zur Gründung von Dazed & Confused, einem Magazin, das zu einer Plattform für seine frühen Arbeiten und Kontakte wurde.
Die Philosophie hinter dem Objektiv
Rankins Arbeit basiert grundlegend auf seinem Interesse an Menschen. Er beschreibt sich selbst als neugierig und zieht Inspiration aus Begegnungen. Diese Neugier, so glaubt er, wurde ihm von seinen Eltern vermittelt, die ihn lehrten, alles und jeden zu hinterfragen. Für ihn ist das Fotografieren von Menschen ein Prozess des Fragens und des Versuchens, Antworten zu finden.
Wenn er ein Porträt macht, geht es ihm nicht nur darum, ein schönes Bild zu schaffen, sondern eine echte Verbindung zu seinem Gegenüber aufzubauen. Er spricht ununterbrochen mit der Person vor der Kamera, um eine Reaktion hervorzurufen und etwas von ihrer Persönlichkeit einzufangen. Jede Person reagiert anders, hat eine andere Perspektive. Für Rankin ist die Porträtfotografie eine Kollaboration, bei der es darum geht, eine Beziehung aufzubauen, die auch der Betrachter spürt. Er versucht, den Prozess unterhaltsam zu gestalten, was sich seiner Meinung nach in den Fotos widerspiegelt. Ein gutes Porträt hängt stark davon ab, wie sich die Menschen fühlen, während sie fotografiert werden. Wenn sie sich großartig fühlen, ist es einfacher, sie auch großartig aussehen zu lassen. Wichtig ist auch, dass sich die Menschen albern fühlen dürfen – manchmal muss man riskieren, uncool auszusehen, um eine emotionale Verbindung zur Kamera herzustellen. Das erfordert Vertrauen in den Fotografen.

Der Rankin-Stil: Kein Stil?
Auf die Frage nach seinem Stil antwortet Rankin oft, dass er keinen hat. Er verwendet nicht immer die gleiche Art von Beleuchtung oder dieselbe Aufnahmemethode. Sein eigentliches Markenzeichen, seine Signatur, ist die Suche nach Ehrlichkeit in jedem Bild. Er versucht, die Persönlichkeit und Authentizität der Person einzufangen, anstatt einen vorgegebenen ästhetischen Stempel aufzudrücken. Dieser Ansatz macht jedes seiner Porträts einzigartig, auch wenn eine bestimmte Intensität und Direktheit oft wiederkehrende Merkmale sind.
Das Handwerk und die Technik
Rankin nutzt eine Vielzahl von Kameras und Beleuchtungssystemen. Zu seiner Ausrüstung gehören Mittelformatkameras wie Phase One DF mit Phase One Backs und Mamiya Rz sowie verschiedene Canon-Kameras (1DS Mark III, 5D, 7D). Für die Beleuchtung setzt er auf Profoto, Broncolor und Briese sowie Dauerlichtquellen wie Tungsten und HMI. Er arbeitet ausschließlich mit Macs für die Nachbearbeitung.
Er bevorzugt die digitale Fotografie. Er sieht darin einen großen Vorteil, da sie sehr kollaborativ ist. Jeder am Set – Kreative, Models, Stylisten – kann die Bilder sofort sehen und Feedback geben. Das ermöglicht ihm, effizient zu arbeiten und schon während des Shootings eine Auswahl zu treffen oder Anpassungen vorzunehmen. Obwohl er gelegentlich mit Film und Polaroid experimentiert, ist Digital für ihn das beste Medium, da er die Bilder lieber sofort am Set entwickeln sieht, als auf Abzüge aus der Dunkelkammer zu warten. Er betont, dass die Nachbearbeitung ein wichtiges Werkzeug ist, aber er versucht, die Dinge so real wie möglich zu halten und so viel wie möglich direkt in der Kamera einzufangen. Projekte wie Rankin Live oder Aufnahmen mit Polaroid hatten nur sehr wenig oder keine Nachbearbeitung.
Die Zusammenarbeit im Studio
Ein typisches Shooting bei Rankin ist eine Teamleistung. Es sind oft etwa 10 Personen im Studio anwesend, darunter ein Produzent, Vertreter des Kunden (Agentur, Kreative, Kunde selbst), und mehrere Assistenten. Rankin hat in der Regel mindestens drei Assistenten am Set: einen Digitaltechniker, einen ersten Assistenten für die Kamera und einen zweiten Assistenten für die Beleuchtung. Oft sind es sogar fünf Assistenten. Er sieht sein Studio gerne als eine Art Fabrik, in der Ideen entstehen und umgesetzt werden. Kunst, so Rankin, ist nicht etwas Singuläres, sondern funktioniert am besten in Gruppen und Teams. Er ist von Anfang bis Ende in den Prozess involviert, von der kreativen Besprechung über das Casting, Styling, Hair & Make-up bis hin zur Retusche und dem Druck.

Von Dazed bis heute: Der Weg eines Unternehmers
Rankin sieht sich selbst als Fotografen, der auch als Unternehmer agieren muss. Seine kaufmännische Herkunft (er begann ein Rechnungswesen-Studium) und sein familiärer Hintergrund, der wenig mit Kunst zu tun hatte, prägten sein Bewusstsein für den kommerziellen Aspekt der Fotografie. Er glaubt, dass die meisten Künstler heute Unternehmer sein müssen, um ihre Arbeit sichtbar zu machen. Er unterscheidet nicht zwischen dem Verkauf von Kunst und dem Verkauf von Werbung; beides ist für ihn eine Form des Verkaufs.
Seine Karriere begann mit dem DIY-Geist der frühen 90er Jahre, als er Dazed & Confused mitbegründete, weil sie keine Jobs bekamen. Sie finanzierten sich zunächst durch die Organisation von Clubnächten. Von dort aus nutzten sie Dazed als Plattform, um Künstler zu fotografieren und Aufträge zu erhalten. Er betont, dass es keinen einzigen "großen Durchbruch" gab, sondern harte, konsequente Arbeit und das Anklopfen an Türen, bis sie sich öffneten. Die Idee, Arbeit umsonst zu machen, um mehr Kontrolle und Innovation zu haben, stammt aus dieser Zeit.
Rankin über verschiedene Aspekte seiner Arbeit
Rankin hat eine ambivalente Beziehung zum Thema Prominenz. Er fotografiert viele berühmte Menschen, weil es oft die herausragenden Persönlichkeiten sind, die ihn interessieren. Allerdings findet er viele Prominentenfotos oberflächlich. Sein Buch "Celebritation" war eine Art satirische Auseinandersetzung mit dem Promi-Kult, die Berühmtheiten in ironischen oder unerwarteten Momenten zeigte. Obwohl er das Label "Modefotograf" lange ablehnte, ist er heute entspannter damit, da er viele Modeaufnahmen macht und erkannt hat, dass es nicht auf das Label ankommt, sondern darauf, was man mit seinen Fotos tut.
Neben seiner kommerziellen Arbeit engagiert sich Rankin stark für Wohltätigkeitsorganisationen. Für Oxfam fotografierte er Vertriebene im Kongo und versuchte, sie nicht als Opfer darzustellen, sondern ihre Würde und Menschlichkeit einzufangen, was über eine Million Pfund einbrachte. Für Woman's Aid schuf er eindringliche Porträts von Prominenten, die häusliche Gewalt simulieren, um zu zeigen, dass jeder betroffen sein kann. Sein Kurzfilm "Perfect" thematisierte ebenfalls häusliche Gewalt, aber mit vertauschten Rollen, basierend auf einer eigenen Erfahrung. Er möchte zeigen, dass Gewalt keinen Platz hat und der Kreislauf gestoppt werden muss.

Rankin hat auch Erfahrung als Filmregisseur gesammelt. Er sieht Fotografie als Poesie und Film als Roman – unterschiedliche Medien, aber natürliche Erweiterungen voneinander. Der Übergang war schwierig und erforderte das Erlernen neuer Techniken, aber er bereicherte seine Fotografie. Er arbeitet derzeit an einem Thriller.
Die Beziehung zur Fotografie hat sich für Rankin im Laufe der Jahre vertieft. Obwohl es Phasen gibt, in denen der Prozess anstrengend ist, hat er nie aufgehört, die Fotografie zu lieben. Er ist technisch besser geworden, aber die grundlegenden Ideen und Konzepte seiner Arbeit sind gleich geblieben. Er ist immer noch hungrig darauf, das nächste beste Foto zu machen.
Häufig gestellte Fragen zu Rankins Arbeit und Karriere
- Woher nimmt Rankin seine Inspiration?
- Rankin zieht seine Hauptinspiration aus Menschen. Er ist neugierig auf sie und findet den Prozess, Fragen über sie zu stellen und zu versuchen, sie zu beantworten, sehr inspirierend.
- Wann wusste Rankin, dass er "DAS" Bild hat?
- Es ist ein reiner Bauchinstinkt. Wenn alles zusammenkommt, spürt er es einfach und weiß, dass er das Bild hat.
- Was ist Rankins Meinung zu digitaler Fotografie im Vergleich zu Film?
- Er zieht digitale Fotografie vor, hauptsächlich wegen ihrer kollaborativen Natur. Sie ermöglicht es jedem am Set, die Bilder sofort zu sehen und Feedback zu geben, was den Prozess effizienter macht. Obwohl er gelegentlich mit Film experimentiert, mag er es, die Bilder sofort am Set zu sehen, anstatt auf Abzüge aus der Dunkelkammer zu warten. Er betrachtet digitale Technologie als Werkzeug, das die Fotografie voranbringt.
- Wie wichtig ist Postproduktion für Rankin?
- Rankin sieht die Postproduktion als wichtiges Werkzeug in der modernen Fotografie. Allerdings versucht er generell, die Dinge so real wie möglich zu halten und so viel wie möglich direkt in der Kamera einzufangen. Er hat Projekte mit sehr wenig Nachbearbeitung realisiert.
- Wie beschreibt Rankin seinen Stil?
- Rankin sagt oft, dass er keinen Stil hat. Sein Markenzeichen ist die Suche nach Ehrlichkeit in seinen Bildern und die Verbindung, die er zu seinen Motiven aufbaut, anstatt einen spezifischen visuellen Look.
- Was macht für Rankin ein gutes Porträt aus?
- Ein gutes Porträt entsteht durch die Verbindung zum Motiv, das Aufbauen einer Beziehung und das Schaffen einer Atmosphäre, in der sich die Person wohlfühlt und authentisch sein kann. Er spricht viel mit den Leuten, um Reaktionen hervorzurufen, und glaubt, dass das Gefühl des Models wichtiger ist als die Technik.
- Wie hat Rankins kaufmännischer Hintergrund seine Karriere beeinflusst?
- Sein Hintergrund im Rechnungswesen und seine kommerzielle Familie prägten sein Bewusstsein für die Notwendigkeit, als Künstler auch Unternehmer zu sein und seine Arbeit zu verkaufen. Er sieht den Verkauf von Kunst und Werbung als ähnliche Prozesse.
- Was rät Rankin jungen Fotografen, die gerade anfangen?
- Ein wichtiger Rat ist, als Assistent für einen guten Fotografen zu arbeiten, um die Branche kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen. Er betont auch die Bedeutung eines qualitativ hochwertigen Portfolios (Qualität über Quantität), das regelmäßige Aktualisierung und das Einbeziehen persönlicher Projekte. Networking und das Veröffentlichen von Arbeiten in hochwertigen Magazinen (auch unbezahlt) sind ebenfalls entscheidend.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Rankins Fotografie ein komplexes Zusammenspiel aus technischem Können, einem tiefen Interesse an der menschlichen Natur und einer unerschütterlichen Arbeitsmoral ist. Sein "Kein-Stil"-Ansatz ermöglicht es ihm, die Authentizität seiner Motive in den Vordergrund zu stellen, während sein kollaborativer Arbeitsstil und seine Offenheit für Technologie seine Position an der Spitze der modernen Fotografie sichern. Mehr als nur Bilder zu machen, geht es Rankin darum, Verbindungen herzustellen, Geschichten zu erzählen und Momente einzufangen, die eine emotionale Wirkung haben – ein Prozess, der ihn nach Jahrzehnten in der Branche immer noch antreibt.
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