Warum war „The Americans“ von Robert Frank so wichtig?

Robert Frank: Amerikas Schattenseiten im Bild

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Robert Frank, ein schweizerisch-amerikanischer Fotograf, der im Alter von 94 Jahren verstarb, hat mit seinem Werk die Dokumentarfotografie nachhaltig geprägt. Sein Name ist untrennbar mit einem Buch verbunden, das zu den einflussreichsten Fotobüchern aller Zeiten zählt: „Die Amerikaner“.

Welches ist das berühmteste Foto von Robert Frank?
Eines der wichtigsten Fotos in „The Americans“, eines der berühmtesten, ist dieses der Straßenbahnen in New Orleans . Frank machte dieses Bild im Herbst 1955, nur wenige Wochen bevor Rosa Parks im nahegelegenen Montgomery, Alabama, sich geweigert hatte, ihren Sitzplatz im Bus aufzugeben.

Frank verbrachte zwei Jahre damit, quer durch die Vereinigten Staaten zu reisen und das Leben in den 1950er Jahren festzuhalten. Doch anstatt das damals vorherrschende Bild des „American Dream“ zu bestätigen, zeigte er eine andere Realität. Seine Fotografien blickten hinter die glänzende Fassade und offenbarten eine Gesellschaft, die von Rassismus, Ungleichheit und sozialen Spannungen geprägt war. Im Jahr 1959 wurden 83 dieser Bilder in den USA veröffentlicht und bildeten die Sammlung, die zu seinem berühmtesten Werk werden sollte.

Robert Frank und „Die Amerikaner“

Seit seiner ersten Veröffentlichung in Frankreich im Jahr 1958 und dann in den USA im Jahr 1959 hat sich Robert Franks „Die Amerikaner“ zu einem der bedeutendsten und langlebigsten Werke der amerikanischen Fotografie entwickelt. Durch 83 Fotografien, die im ganzen Land aufgenommen wurden, enthüllte Frank ein Amerika, das zuvor weitgehend unbeachtet geblieben war. Er konfrontierte die Menschen mit einer Kehrseite der Gesellschaft, die von rassischer Ungleichheit, Korruption, Ungerechtigkeit und der harten Realität des amerikanischen Traums gekennzeichnet war.

Franks Blick – gleichzeitig überraschend und eindringlich – ist durchdrungen von Menschlichkeit und Lyrik. Er schuf ein ergreifendes und unvergleichliches Porträt der Nation an einem historischen Wendepunkt. „Die Amerikaner“ wird heute als eines der wegweisendsten Fotobücher überhaupt gefeiert und bleibt so kraftvoll und provokativ wie bei seiner Veröffentlichung. Es findet bis heute Anklang beim Publikum.

Anlässlich des 100. Geburtstags von Frank hat Aperture „Die Amerikaner“ im Jahr 2024 neu aufgelegt, mehr als ein halbes Jahrhundert nach der Ausgabe von Aperture und dem Museum of Modern Art von 1968. Diese Neuveröffentlichung fällt mit der großen Ausstellung „Life Dances On: Robert Frank in Dialogue“ im Museum of Modern Art, New York, zusammen.

Franks präzise Vision, sein unverwechselbarer Stil und seine poetische Einsicht veränderten den Lauf der Fotografie des 20. Jahrhunderts und beeinflussten Generationen von Fotografen.

Das berühmteste Bild: „Trolley – New Orleans, 1955“

Wenn es ein einziges Bild gibt, das am besten das Amerika jener Zeit widerspiegelt, so ist es laut Sarah Greenough, leitende Kuratorin und Leiterin der Fotoabteilung an der National Gallery of Art in Washington, D.C., wahrscheinlich „Trolley – New Orleans, 1955“. Dieses Foto ist eines der wichtigsten und meist gefeierten Bilder in „Die Amerikaner“.

Frank nahm dieses Bild im Herbst 1955 auf, nur wenige Wochen bevor Rosa Parks in der nahegelegenen Stadt Montgomery, Alabama, sich weigerte, ihren Sitzplatz im Bus aufzugeben. Das Bild zeigt einen Trolley in New Orleans. Im vorderen Teil des Trolleys sitzen zwei ältere weiße Personen. In der Mitte sind zwei Kinder zu sehen. Der Junge blickt mit einem fast fragenden Ausdruck hinaus, als wollte er den Fotografen und uns, die Betrachter, fragen: „Was ist diese Welt? Was geschieht hier?“

Im hinteren Teil des Trolleys sitzt ein afroamerikanischer Mann, der mit einem fast klagenden, fragenden Ausdruck hinaussieht, als würde er hinterfragen, warum die Welt vielleicht so ist, wie sie ist. Man erkennt in diesem Bild eindringlich die strikt segregierte Gesellschaft, die zu dieser Zeit in New Orleans existierte.

Ein besonders interessanter Aspekt des Bildes ist, dass diejenigen, die alt genug sind, um sich an segregierte Busse, insbesondere im Süden der USA, zu erinnern, bemerken könnten, dass die Hand des kleinen Mädchens nicht direkt auf der Rückenlehne des Sitzes ruht, sondern etwas höher. Es stellt sich heraus, dass ihre Hand auf einem Stück Holz liegt, das den „farbigen Bereich“ des Busses markierte. Dieses Holzstück konnte hochgenommen und nach hinten verschoben werden, falls es keine Sitzplätze mehr für weiße Personen im Bus gab. Wenn man zu dieser Zeit in den Bus stieg und es keinen Sitzplatz für eine weiße Person gab, konnte man dieses Holz nehmen, es in die nächste Sitzreihe verschieben, und alle Afroamerikaner mussten aufstehen und eine Sitzreihe nach hinten rücken.

Es ist eine wirklich, wie Sarah Greenough es beschreibt, erschreckende Darstellung des Rassismus in diesem Land zu dieser Zeit.

Franks fotografischer Blick und Technik

Eine der wunderbaren Möglichkeiten, Franks Arbeitsweise zu verstehen, bietet die Sammlung der National Gallery of Art, die alle Kontaktbögen besitzt, die Frank nach dem Fotografieren der Negative anfertigte. Er legte jeden Filmstreifen auf ein Stück Fotopapier und erstellte sogenannte Kontakt- oder Proof-Bögen.

Beim sorgfältigen Betrachten des Kontaktbogens, der zum „Trolley“-Foto gehört, kann man sehen, dass Frank in den Straßen von New Orleans unterwegs war und etwas fotografierte, das wie eine Art Demonstration aussah. Viele Menschen drängten sich.

Welches ist das berühmteste Foto von Robert Frank?
Eines der wichtigsten Fotos in „The Americans“, eines der berühmtesten, ist dieses der Straßenbahnen in New Orleans . Frank machte dieses Bild im Herbst 1955, nur wenige Wochen bevor Rosa Parks im nahegelegenen Montgomery, Alabama, sich geweigert hatte, ihren Sitzplatz im Bus aufzugeben.

Wenn man genau hinsieht, erkennt man, dass er ein weiteres Bild machte, das ebenfalls in „Die Amerikaner“ enthalten ist und „Canal Street“ heißt. Es zeigt Menschen, die scheinbar anonym aneinander vorbeigehen, ohne ihre Anwesenheit wahrzunehmen.

Beim Durchsehen aller Kontaktbögen wird deutlich, dass Frank in jeder Stadt oder an jedem Ort, den er in den Vereinigten Staaten besuchte, sehr darauf bedacht war, herauszufinden, was seiner Meinung nach den Geist oder Charakter dieses Ortes ausdrückte. Es gibt Bilder, die er in Miami aufnahm und die Menschen in Hotelaufzügen zeigen, weil Miami zu dieser Zeit einen großen Bauboom erlebte.

Als er nach New Orleans kam und wir uns die Kontaktbögen ansahen, konnten wir erkennen, dass er sofort bemerkte, dass die Trolleys dort so konfiguriert waren, dass jede Sitzreihe ordentlich von den Fenstern selbst eingerahmt wurde, als würden die Fenster einen Bilderrahmen um jede Person legen. In gewissem Maße bereitete er sich, sozusagen, vor, indem er dieses Merkmal von New Orleans bemerkte, das er in den Tagen, die er dort verbracht hatte, gesehen hatte.

Sarah Greenough bemerkte, dass beim Betrachten von Franks Kontaktbögen erkennbar war, dass er das „Trolley“-Bild „fast aus dem Augenwinkel“ und ohne viel Nachdenken aufgenommen hatte. Er fing den Moment durch seine „unmittelbare intuitive Auslösung des Verschlusses“ ein. Dies zeigt Franks Fähigkeit, den entscheidenden Moment instinktiv zu erfassen, ein Kennzeichen seiner Dokumentarfotografie und seiner Intuition.

Die anhaltende Relevanz von „Die Amerikaner“

Das „Trolley“-Foto findet bis heute so großen Anklang, weil es immer noch Themen anspricht, mit denen wir uns in der heutigen Gesellschaft auseinandersetzen müssen, insbesondere den Rassismus, der in Amerika existiert. Zudem ist es ein so ergreifendes und kraftvolles Bild.

Franks gesamtes Werk in „Die Amerikaner“ konfrontiert die Betrachter mit der Realität, die sich hinter den Mythen verbirgt. Bilder wie „Drug store – Detroit“ zeigen verschiedene Arten von Teilung: Rasse, Klasse, aber auch fotografische Komposition, wo jeder Raum besetzt ist und die Augen ständig abgelenkt werden – von der Werbung bis zum Kontrast zwischen Bedienungen und Gästen. Es ist eine vorsichtige Erzählung, die daran erinnert, wie die Spaltungen der Vergangenheit heute noch offensichtlich bestehen.

Ein anderes Beispiel, „Assembly line – Detroit“, zeigt einen Blick auf das Leben, in dem nur die Produktivität eines Arbeiters zählt. Es ist eine Darstellung, die den amerikanischen Traum in einem Bild demontiert und ihn eher als Albtraum erscheinen lässt.

Selbst ikonische Figuren des amerikanischen Mythos werden in „Die Amerikaner“ hinterfragt. Fotos wie „Rodeo – New York City“ zeigen Cowboys, die aus ihrem gewohnten Kontext gerissen sind. Ein Cowboy, der sich gegen einen Mülleimer lehnt, wirkt fehl am Platz, seine Kleidung als Symbol des wilden Westens kontrastiert mit der urbanen Umgebung. Frank zeigt, wie die Mythen des 20. Jahrhunderts – der Cowboy, das Auto, das Drive-In – sich auflösen oder dekonstruiert werden, sei es durch Kontextverschiebungen oder weil die Mythen schon immer fragil waren.

Franks Werk war nicht nur eine Kritik, sondern auch eine poetische Erkundung. Bilder wie „Beaufort, South Carolina“, das eine schwarze Frau in einem Feld bei Sonnenuntergang zeigt, fangen Momente der Entspannung und inneren Leichtigkeit ein, die trotz der umgebenden Spannungen existieren. Frank konnte diese Symbole und Realitäten erkennen, selbst als sie sich noch formten.

Auch persönlichere Bilder wie „View from hotel window – Butte, Montana“ resonieren, weil sie das Gefühl des Reisenden vermitteln. Franks Fähigkeit, nicht nur das Gesehene, sondern auch die Stimmung und die Präsenz des Autors im Bild spürbar zu machen, ist ein Teil seines Genies.

Häufig gestellte Fragen zu Robert Frank und „Die Amerikaner“

  • Was ist Robert Franks berühmtestes Foto?
    Das berühmteste Foto von Robert Frank aus „Die Amerikaner“ ist weithin anerkannt als „Trolley – New Orleans, 1955“.
  • Worum geht es in Robert Franks Buch „Die Amerikaner“?
    Das Buch zeigt ein Porträt der Vereinigten Staaten in den 1950er Jahren, das sich vom idealisierten „American Dream“ unterscheidet. Es beleuchtet Aspekte wie Rassismus, Ungleichheit und soziale Spannungen durch 83 eindringliche Bilder.
  • Warum ist das Foto „Trolley – New Orleans, 1955“ so bedeutsam?
    Es ist bedeutsam, weil es die strikte Segregation in den USA der 1950er Jahre auf eindringliche Weise darstellt und Fragen über die damalige Gesellschaft aufwirft.
  • Wie wurde das „Trolley“-Foto aufgenommen?
    Laut Berichten und der Analyse von Kontaktbögen nahm Frank das Bild schnell und intuitiv auf, möglicherweise „aus dem Augenwinkel“, indem er den Moment der unmittelbaren Auslösung des Verschlusses nutzte.
  • Wie hat „Die Amerikaner“ die Fotografie beeinflusst?
    „Die Amerikaner“ gilt als wegweisendes Werk der Dokumentarfotografie. Franks direkter Stil und seine kritische Perspektive veränderten die Art und Weise, wie Fotografen die Gesellschaft darstellten, und beeinflussten nachfolgende Generationen.

Robert Franks „Die Amerikaner“ bleibt ein Eckpfeiler der Fotogeschichte, dessen Bilder und Themen nichts von ihrer Relevanz verloren haben. Sie fordern uns weiterhin heraus, die Welt um uns herum kritisch zu betrachten und die Komplexität und Widersprüche der Gesellschaft zu erkennen, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart.

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Andenmatten Soltermann

Hallo! Ich bin Andenmatten Soltermann, ein Schweizer Fotograf, der leidenschaftlich die Essenz der Welt durch seine Linse einfängt. Geboren und aufgewachsen in den majestätischen Schweizer Alpen, haben die deutsche Sprache und atemberaubende Landschaften meine kreative Vision geprägt. Meine Liebe zur Fotografie begann mit einer alten analogen Kamera, und seitdem widme ich mein Leben der Kunst, visuelle Geschichten zu erzählen, die berühren und verbinden.In meinem Blog teile ich praktische Tipps, Techniken und Erfahrungen, um dir zu helfen, deine fotografischen Fähigkeiten zu verbessern – egal, ob du ein neugieriger Anfänger oder ein erfahrener Profi bist. Von der Beherrschung des natürlichen Lichts bis hin zu Ratschlägen für wirkungsvolle Bildkompositionen ist es mein Ziel, dich zu inspirieren, die Welt mit neuen Augen zu sehen. Mein Ansatz verbindet Technik mit Leidenschaft, immer auf der Suche nach dem Funken, der ein Foto unvergesslich macht.Wenn ich nicht hinter der Kamera stehe, findest du mich auf Bergpfaden, auf Reisen nach neuen Perspektiven oder beim Genießen der Schweizer Traditionen, die mir so am Herzen liegen. Begleite mich auf dieser visuellen Reise und entdecke, wie Fotografie die Art und Weise, wie du die Welt siehst, verändern kann.

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