Haben Sie sich jemals gefragt, warum die Propeller eines Flugzeugs auf Fotos verbogen aussehen oder schnelle Bewegungen in Videos seltsame Wellen bilden? Dieses Phänomen, das in der digitalen Fotografie und Videografie weit verbreitet ist, wird als Rolling-Shutter-Effekt bezeichnet. Es ist ein komplexer visueller Effekt, der vielen gar nicht bewusst ist, obwohl sie ihm täglich begegnen – sei es bei Aufnahmen mit dem Smartphone oder einer Videokamera.

Der Rolling Shutter ist nicht einfach nur eine zufällige Störung; er ist eine direkte Folge der Art und Weise, wie bestimmte Kamerasensoren das Licht erfassen. Im Gegensatz zu älteren oder speziellen Kameras, die das gesamte Bild in einem einzigen Augenblick aufnehmen, scannen Kameras mit Rolling Shutter das Bild zeilenweise oder spaltenweise. Das bedeutet, dass verschiedene Teile des Bildes zu leicht unterschiedlichen Zeitpunkten aufgenommen werden. Bei schnellen Bewegungen oder schnellen Kameraschwenks führt diese sequentielle Aufnahme zu den bekannten Verzerrungen.

Was genau ist ein Kamera-Rolling-Shutter?
Um zu verstehen, was der Rolling-Shutter-Effekt ist, muss man zunächst das Rolling-Shutter-Verfahren verstehen. Ein Shutter (Verschluss) ist ein Mechanismus in der Kamera, der steuert, wie viel Licht auf den Sensor gelangt. Bei Kameras mit Rolling Shutter wird der Sensor nicht auf einmal dem Licht ausgesetzt. Stattdessen erfolgt die Belichtung und das Auslesen des Sensors schrittweise – typischerweise von oben nach unten oder von einer Seite zur anderen.
Dieser Scan-Prozess bedeutet, dass der obere Teil des Bildes einen winzigen Moment früher aufgenommen wird als der untere Teil (oder die linke Seite früher als die rechte). Wenn sich das Motiv oder die Kamera während dieses Scan-Vorgangs schnell bewegt, hat sich das Motiv zwischen der Aufnahme der ersten und der letzten Zeile verschoben. Beim späteren Betrachten des Bildes oder Videos, das als Ganzes dargestellt wird, erscheinen die schnell bewegten Objekte verzerrt.
Rolling Shutter findet sich in vielen modernen Digitalkameras, von DSLRs bis hin zu Smartphones. Er ist typischerweise in Kameras mit CMOS-Sensoren zu finden, da diese Technologie oft auf den Rolling-Shutter-Scan-Prozess setzt, um Bilder schnell auszulesen und den Sensor für die nächste Aufnahme vorzubereiten. Sensoren müssen schnell arbeiten, um die erforderlichen Bildraten von 24, 30 oder 60 Bildern pro Sekunde zu erreichen.
Warum tritt der Rolling-Shutter-Effekt auf?
Der Hauptgrund für den Rolling-Shutter-Effekt liegt darin, dass die Kamera das Bild nicht in einem einzigen, synchronen Moment erfasst. Dies steht im Gegensatz zu Kameras, die über einen sogenannten Global Shutter (Globalverschluss) verfügen. Ein Global Shutter belichtet und erfasst den gesamten Sensorinhalt gleichzeitig. Dadurch werden Bewegungsartefakte, wie sie beim Rolling Shutter auftreten, vermieden, da das gesamte Bild zu einem einzigen Zeitpunkt „eingefroren“ wird.

Kameras mit Rolling Shutter enthalten aktive Pixelsensoren (CMOS), die normalerweise Rolling Shutter verwenden, um Bilder zu erfassen. Dieser „rollende“ Aspekt der Belichtung tritt bei der maximalen Bildrate des jeweiligen Sensors auf. Wenn ein Sensor beispielsweise mit 30 Hz oder 30 Bildern pro Sekunde arbeitet, erfolgt der Rolling-Shutter-Scan über die Dauer von 1/30 Sekunde. Auch wenn 1/30 Sekunde sehr kurz erscheint, reicht sie bei sehr schnellen Bewegungen aus, um sichtbare Verzerrungen zu verursachen.
Typische Verzerrungen durch den Rolling Shutter
Der Effekt äußert sich in verschiedenen Arten von Verzerrungen, wenn das Motiv oder die Kamera sich zu schnell für den Sensor bewegt:
- Wellenlinien: Vertikale Linien, die eigentlich gerade sein sollten (z. B. ein Zaun oder ein Gebäude), erscheinen wellenförmig oder gezackt.
- Schrägstellung (Skew): Ein Objekt, das sich schnell horizontal bewegt, kann schräg erscheinen, als ob es nach vorne oder hinten gekippt wäre.
- Verbiegung: Rotierende Objekte wie Propeller oder Räder können seltsam verbogen, verdreht oder gar nicht als vollständige Form dargestellt werden, da verschiedene Teile des Objekts zu unterschiedlichen Zeiten erfasst werden.
- Lichtflimmern (Banding): Bei Aufnahmen unter bestimmten künstlichen Lichtquellen, die mit einer Frequenz (z. B. 50 Hz oder 60 Hz) flackern, kann der Rolling Shutter helle und dunkle Bänder im Bild erzeugen, da der Sensor verschiedene Phasen des Lichtzyklus zu unterschiedlichen Zeiten erfasst.
Das berühmteste Beispiel ist oft die Aufnahme von Propellern eines Flugzeugs oder Hubschraubers. Die Rotorblätter scheinen sich zu verformen oder nach hinten gebogen zu sein, anstatt als klare Scheibe oder einzelne Blätter zu erscheinen.
Wann ist der Rolling-Shutter-Effekt am auffälligsten?
Der Effekt wird besonders deutlich, wenn:
- Sehr schnelle Objekte aufgenommen werden: Wie bereits erwähnt, sind sich drehende Propeller, schnell fahrende Autos oder sich schnell bewegende Menschen ideale Kandidaten für Rolling-Shutter-Verzerrungen.
- Die Kamera schnell bewegt wird: Ein schneller Kameraschwenk, insbesondere ein horizontaler, kann dazu führen, dass gerade vertikale Linien wellenförmig erscheinen. Auch Aufnahmen aus einem fahrenden Auto können Verzerrungen bei stationären Objekten am Straßenrand verursachen.
- Unter flackerndem Licht gefilmt wird: Viele Haushalts- und Bürolichter, die mit Wechselstrom betrieben werden, schalten sich technisch gesehen sehr schnell ein und aus (entsprechend der Netzfrequenz). Für das menschliche Auge ist dies nicht wahrnehmbar, aber ein Rolling Shutter, der das Bild sequentiell erfasst, kann diese Helligkeitsschwankungen als Bänder im Bild festhalten.
Rolling Shutter vs. Global Shutter: Ein Vergleich
Der grundlegende Unterschied zwischen Rolling Shutter und Global Shutter liegt in der Art der Bilderfassung:
| Merkmal | Rolling Shutter | Global Shutter |
|---|---|---|
| Erfassung | Sequenziell (zeilen- oder spaltenweise) | Gleichzeitig (ganzer Sensor auf einmal) |
| Sensor-Typ (historisch) | Oft CMOS | Oft CCD |
| Sensor-Typ (modern) | Überwiegend CMOS im Konsumentenbereich | Moderne High-End-CMOS-Sensoren |
| Verzerrungen bei Bewegung | Ja, deutlich | Kaum bis gar nicht |
| Lichtflimmern (Banding) | Ja, möglich | Kaum bis gar nicht |
| Geschwindigkeit (Auslesen) | Oft sehr schnell möglich | Kann langsamer sein, aber synchron |
| Dynamikumfang | Oft sehr gut | Kann eingeschränkt sein |
| Kosten | Typischerweise günstiger in der Herstellung | Typischerweise teurer |
| Anwendung | Smartphones, DSLRs, spiegellose Kameras (Konsumentenbereich) | High-End-Kameras, Filmkameras, Industriekameras, Verkehrskameras |
Historisch wurden Global Shutter oft mit CCD-Sensoren assoziiert, während Rolling Shutter mit CMOS-Sensoren verbunden waren. Während CCD-Sensoren heute im Massenmarkt weniger verbreitet sind, nutzen moderne Global-Shutter-Kameras für High-End-Anwendungen weiterhin CMOS-Sensoren, die jedoch speziell für die gleichzeitige Erfassung konzipiert sind. Der Hauptgrund, warum Rolling Shutter im Konsumentenbereich so verbreitet ist, liegt oft in den Vorteilen bei Geschwindigkeit, Energieverbrauch und Herstellungskosten.
Ein weiterer Vorteil des Rolling Shutter, der in der bereitgestellten Information erwähnt wird, ist sein oft großer Dynamikumfang, der hilft, Überbelichtungen zwischen hellen Bereichen (wie der Sonne) und dunkleren Bereichen (wie Gebäudekanten) zu vermeiden. Zudem kann der Rolling-Shutter-Effekt, obwohl oft unerwünscht, auch für kreative Zwecke und spezielle Effekte genutzt werden.

Was tun gegen Rolling-Shutter-Artefakte?
Obwohl der Rolling Shutter ein Merkmal des Sensors und der Kameratechnologie ist, gibt es Strategien, um seine negativen Auswirkungen zu minimieren:
- Minimierung der Kamerabewegung: Die einfachste Methode ist, die Kamera so ruhig wie möglich zu halten. Investieren Sie in ein gutes Stativ oder, für flüssige Bewegungen, in eine Steadicam oder einen Gimbal. Dies reduziert die relative Bewegung zwischen Kamera und Szene, was die Wahrscheinlichkeit von Verzerrungen verringert, insbesondere bei Schwenks.
- Optimale Beleuchtung: Rolling Shutter wird oft bei sehr kurzen Belichtungszeiten verstärkt, die notwendig sind, um schnelle Bewegungen einzufrieren oder hohe Bildraten zu erzielen. Bei einer sehr kurzen Belichtungszeit (z. B. 1/500 Sekunde) ist der Sensor nur für einen winzigen Bruchteil der Zeit geöffnet, was zu einem dunklen Bild führen kann, es sei denn, es ist ausreichend Licht vorhanden. Zusätzliche Beleuchtung hilft, eine ausreichende Helligkeit zu gewährleisten, auch wenn die Belichtungszeit sehr kurz ist. Dies ist besonders wichtig beim Filmen in Zeitlupe oder mit höheren Bildraten (z. B. 48 bis 240 Bilder pro Sekunde), da hier oft sehr kurze Belichtungszeiten gewählt werden müssen. Wie im Text erwähnt, ist dies der Grund, warum viele Zeitlupenvideos im Freien bei hellem Sonnenlicht aufgenommen werden – die Beleuchtung in Innenräumen reicht oft nicht aus, um die notwendige kurze Belichtungszeit auszugleichen.
- Anpassen von Belichtungszeit und Bildrate: Eine Faustregel besagt, dass die Belichtungszeit etwa das Doppelte des Kehrwerts der Bildrate betragen sollte (z. B. bei 24 fps eine Belichtungszeit von 1/48 Sekunde, was oft auf 1/50 Sekunde eingestellt wird). Wenn Sie jedoch sehr schnelle Bewegungen filmen und kürzere Belichtungszeiten benötigen, um diese scharf abzubilden, müssen Sie sicherstellen, dass genügend Umgebungslicht für den Sensor vorhanden ist. Der Text erwähnt, dass Sie bei höheren Bildraten wie 48 bis 240 fps die Belichtungszeit verdoppeln müssen (bezogen auf den Kehrwert der Bildrate?), was impliziert, dass bei 240 fps eine Belichtungszeit von 1/480 Sekunde (oder kürzer) erforderlich ist, was wiederum viel Licht erfordert. Wenn Sie sich an die empfohlenen Belichtungszeiten halten und für ausreichend Licht sorgen, ist das Filmen von Bewegung mit einer Rolling-Shutter-Kamera normalerweise gut machbar.
- Alternative Aufnahmetechniken: Wenn Probleme mit der Beleuchtung und Rolling-Shutter-Verzerrungen eine bestimmte Aufnahme unmöglich machen, können Sie auch eine andere Aufnahmetechnik oder einen anderen Winkel ausprobieren, der weniger anfällig für den Effekt ist.
Rolling Shutter kreativ nutzen
Obwohl Rolling Shutter oft als Nachteil angesehen wird, kann der Effekt auch bewusst für kreative Zwecke eingesetzt werden. Die surrealen und grafischen Verzerrungen, die er erzeugt, können einem Video einen einzigartigen Look verleihen. Auf Plattformen wie YouTube finden sich Beispiele, wie der Rolling-Shutter-Effekt gezielt eingesetzt wird, um interessante visuelle Tricks zu erzeugen. Es erfordert ein Verständnis dafür, wie der Effekt funktioniert, um ihn kontrolliert einsetzen zu können, aber es ist eine Möglichkeit, aus einer technischen Einschränkung eine kreative Möglichkeit zu machen.
Häufig gestellte Fragen zum Rolling Shutter
F: Was ist der Rolling-Shutter-Effekt?
A: Es ist eine Verzerrung im Bild, die auftritt, weil der Kamerasensor das Bild nicht in einem einzigen Moment, sondern sequenziell (zeilen- oder spaltenweise) erfasst. Bei schnellen Bewegungen oder schnellen Kameraschwenks führt dies zu wellenförmigen, schrägen oder verbogenen Objekten.
F: Warum haben viele Kameras Rolling Shutter?
A: Viele moderne Digitalkameras, insbesondere im Konsumentenbereich (Smartphones, DSLRs, spiegellose Kameras), verwenden CMOS-Sensoren, die oft auf das Rolling-Shutter-Verfahren setzen. Dies bietet Vorteile hinsichtlich Auslesegeschwindigkeit, Energieverbrauch und Herstellungskosten im Vergleich zu Kameras mit Global Shutter.
F: Wann bemerke ich den Rolling-Shutter-Effekt am meisten?
A: Der Effekt ist am auffälligsten bei der Aufnahme von sehr schnellen Bewegungen (z. B. sich drehende Propeller, schnell fahrende Fahrzeuge), bei schnellen Kameraschwenks oder beim Filmen unter flackerndem künstlichem Licht.

F: Wie kann ich Rolling-Shutter-Verzerrungen reduzieren?
A: Sie können die Effekte minimieren, indem Sie die Kamerabewegung reduzieren (z. B. mit einem Stativ), für ausreichend Licht sorgen (insbesondere bei kurzen Belichtungszeiten und hohen Bildraten) und die Belichtungszeit sowie die Bildrate entsprechend anpassen.
F: Was ist der Unterschied zwischen Rolling Shutter und Global Shutter?
A: Ein Rolling Shutter erfasst das Bild sequenziell, während ein Global Shutter das gesamte Bild gleichzeitig erfasst. Kameras mit Global Shutter zeigen bei schnellen Bewegungen kaum oder keine Verzerrungen, sind aber oft teurer.
F: Kann man den Rolling-Shutter-Effekt kreativ nutzen?
A: Ja, obwohl oft unerwünscht, können die einzigartigen Verzerrungen des Rolling Shutter gezielt für spezielle visuelle Effekte in Videos eingesetzt werden.
Fazit
Der Rolling Shutter ist ein inhärentes Merkmal vieler moderner Digitalkameras und kann bei schnellen Bewegungen oder schnellen Kameraschwenks zu sichtbaren Verzerrungen führen. Das Verständnis des Rolling-Shutter-Verfahrens und des Unterschieds zum Global Shutter ist entscheidend für Fotografen und Videografen. Obwohl es keine Möglichkeit gibt, den Rolling Shutter bei einer Kamera, die ihn verwendet, vollständig zu eliminieren, können die negativen Auswirkungen durch Stabilisierung der Kamera, sorgfältige Lichtsetzung und Anpassung der Aufnahmeeinstellungen, insbesondere der Belichtungszeit im Verhältnis zur Bildrate, erheblich reduziert werden. Mit dem richtigen Wissen über Ihre Ausrüstung können Sie nicht nur unerwünschte Artefakte vermeiden, sondern den Effekt sogar bewusst für kreative Zwecke einsetzen und so die Kontrolle über die Bilder und Videos erlangen, die Sie erstellen.
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