Oft wird Europa gedanklich in zwei Teile geteilt: in Westeuropa, gerne als Wiege der europäischen Kultur betrachtet, und in das oft weniger beachtete Osteuropa, bewohnt von „anderen Europäern“, den sogenannten Slawen. Klischees besagen, dass dort ein anderes Alphabet genutzt wird – das Kyrillische – und die Sprache völlig anders sei. Auch ein anderer Glaube, meist orthodox, wird stereotypisch zugeschrieben. Diese Vorurteile reichen bei vielen, die sich nicht näher mit Osteuropa beschäftigen, leider nicht weiter, obwohl das Klischee der Trinkfestigkeit zufällig manchmal zutrifft, wie der Autor humorvoll anmerkt. Glücklicherweise gibt es weit mehr über die Slawen zu erfahren und zu entdecken.

Die Slawen sind keine homogene Masse, sondern bestehen aus vielen verschiedenen Nationen und Völkern, darunter Russen, Weißrussen, Polen, Tschechen, Slowaken, Ukrainer sowie die ehemaligen Jugoslawen: Slowenen, Kroaten, Bosnier, Serben, Montenegriner und Nordmazedonier, zusammen mit ihren Nachbarn, den Bulgaren. Betrachtet man sie als eine Einheit mit demselben Ursprung, zählen sie heute etwa 330 Millionen Menschen, knapp die Hälfte der europäischen Bevölkerung.

Dieser Beitrag widmet sich nicht der Widerlegung von Ess- oder Trinkgewohnheiten, sondern viel wichtigeren Themen: dem Ursprungsgebiet dieser Menschen, ihrer Geschichte und Vergangenheit, die wenigen bekannt ist, obwohl sie einen Großteil Europas besiedeln. Ihre Siedlungsgebiete reichten einst sogar bis weit nach Deutschland und Griechenland hinein. Wir werden uns mit der Donauzivilisation, der Vinča-Kultur und der ältesten Schrift der Welt beschäftigen und Einblicke in die slawische Mythologie geben.
Slawen in Deutschland: Eine vergessene Geschichte
Fangen wir mit einem faszinierenden Aspekt an: der Präsenz der Slawen im heutigen Deutschland. Viele deutsche Städte tragen Namen slawischen Ursprungs. Berlin geht auf das alte slawische Wort Brla oder Brlin/Barlin zurück, was auf die sumpfige Umgebung hindeutet. Das Wort „Bara“ bedeutet in einigen slawischen Sprachen bis heute Sumpf. Der Berliner Bär dient nur dazu, einen Bezug zum Namen herzustellen. Weitere Beispiele sind Chemnitz (von Kamenica), Erfurt (von Brod) oder Oldenburg (von Stari Grad, was alte Burg bedeutet). Das heutige Bundesland Brandenburg hieß beispielsweise Branibor.
Bis ins 12. Jahrhundert war der Großteil der Bevölkerung östlich der Elbe slawischen Ursprungs, wovon unzählige Ortsnamen zeugen. Historische Autoren vom 7. bis 12. Jahrhundert berichten ebenfalls über die Slawen in diesem Teil Europas. Eine beeindruckende Hinterlassenschaft ist die Jaromarsburg auf Kap Arkona auf Rügen, eine Kultstätte für den vierköpfigen Gott Svantovit/Svetovit.
Wichtige historische Quellen, die über Slawen im frühen Mittelalter in Deutschland berichten, sind die Fredegar-Chronik (7. Jahrhundert) und der Chronist Einhard (Biograf Karls des Großen). Auch arabische Autoren wie Ibrahim Ibn Yaqub, die slawisch besiedelte Gebiete bereisten, liefern wertvolle Informationen. Im Arabischen wurden Slawen als Saqaliba bezeichnet.
Karten aus dieser Zeit, wie eine Mitteleuropas um 895, zeigen die Grenze an der Elbe, deren Name „Granica“ selbst slawische Wurzeln hat. Die spätere Ostdeutsche Kolonisation im 19. Jahrhundert reichte bis weit ins heutige Polen und erfasste das ehemalige Preußen, das seinen Namen vom westslawischen Volk der Prusen erhielt.

Ein Großteil der slawischen Bevölkerung im heutigen Deutschland wurde bis ins 17. Jahrhundert fast vollständig assimiliert. Viele heutige Deutsche, besonders östlich der Elbe, haben daher slawische Wurzeln. Die einzige autochthone slawische Minderheit sind die Lausitzer Sorben, deren Name eine Ähnlichkeit mit den Serben aufweist – eine Namensähnlichkeit, die nicht zufällig ist.
Slawen: Namensherkunft und Bedeutung
Die Etymologie des Begriffs „Slawen“ ist interessant. In slawischen Sprachen werden die Begriffe Sloven und Slaven verwendet. Sloven (Slowen) ist derjenige, der spricht, mit dem das Wort (Slowo) übermittelt wird. Slaven hingegen ist der, der die Feier (Slava) feiert und ruhmreich (Slavan) ist. Die Slava ist die direkte Verbindung zu den ruhmreichen Vorfahren.
Diejenigen, die nicht dieselbe Sprache sprechen, wurden als Nijemi oder Niemy (stumm) bezeichnet, woraus die Bezeichnung Nijemac oder Nemac für den Deutschen überging. In anderen europäischen Sprachen wie Latein (Sclavus) wurden die Begriffe im 6. und 7. Jahrhundert wahrscheinlich ein Synonym für Sklaven, obwohl die Slawen zu dieser Zeit als einziges Volk galten, das selbst keine Sklaven hielt. Ähnliches wird den Illyrern zugeschrieben, was auf mögliche Parallelen hindeutet. Ein möglicher Grund für die Bezeichnung als Sklaven könnte ihr früher arianischer Glaube oder der Glaube an alte Gottheiten gewesen sein, was von Rom nicht toleriert wurde.
Die Suche nach der slawischen Urheimat: Ein Mythos wird hinterfragt
Woher stammt dieses Volk, das heute vom Adriatischen Meer bis zum Baltikum und von Sibirien bis nach Deutschland lebt? Die Frage nach der slawischen Urheimat hat viele Historiker beschäftigt und zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen geführt. Eine Haupttheorie, die heute stark kritisiert wird, besagt, dass die Slawen ursprünglich ein undefiniertes Gebiet nördlich der Karpaten in der Ukraine besiedelten und sich von dort im 6. und 7. Jahrhundert ausbreiteten, um weite Teile Europas zu besiedeln oder einzunehmen.
Diese Vorstellung einer massiven Völkerwanderung, bei der ein Volk aus einer fruchtbaren Region ohne großen Widerstand halb Europa einnimmt und dabei Spuren anderer Zivilisationen verwischt, klingt für viele „zu fantastisch“. In diesem Zusammenhang steht auch die sogenannte Landnahme am Balkan, die als einer der größten Mythen über die Slawen gilt und zusammen mit der Christianisierung des Balkans durch Kyrill und Method im 9. Jahrhundert besonders stark bezweifelt wird.

Die Möglichkeit eines „Umzugs“ einzelner Stämme oder kleiner Gruppen wird nicht ausgeschlossen, aber eine Völkerwanderung dieses Ausmaßes, wie sie oft noch gelehrt wird, gilt nach heutigem Wissensstand als überholt. Eindrückliche Argumente, historische Quellen, Linguistik und moderne DNA-Analysen, die Historikern früher nicht zur Verfügung standen, deuten auf eine andere Herkunft hin.
Die Donauzivilisation: Alteuropa und die Wiege der Kultur
Wenn wir uns an historischen Quellen, archäologischen Fundstücken und DNA-Analysen orientieren, deutet vieles auf den Donauraum Südosteuropas als Ursprungsgebiet der Slawen hin. Wenn sich alle uns bekannten Hochkulturen entlang großer Flüsse entwickelten (Nil, Euphrat, Tigris etc.), warum dann nicht auch in Europa – an der Donau?
Auf dem Gebiet des heutigen Balkans und an der Westküste des Schwarzen Meeres wurden Spuren einer der frühesten Hochkulturen der Menschheitsgeschichte entdeckt. Die ältesten Siedlungsspuren reichen nach neuestem Wissensstand bis etwa 9.000 Jahre vor Christus und mehr zurück. Diese Kultur, oft als „Alteuropa“ oder Donauzivilisation bezeichnet, wäre somit die älteste bekannte Hochkultur der Welt und deutlich älter als die bisher angenommenen ältesten Kulturen Mesopotamiens, Sumers und des alten Ägypten. Sie wäre auch älter als die bisher ältesten europäischen Kulturen, die Minoer und Mykener.
Die Tatsache, dass dies kaum bekannt ist, liegt laut manchen Forschern daran, dass die traditionelle Sichtweise, die das antike Griechenland in den Mittelpunkt stellt, die Verbindung zwischen den heutigen Bewohnern und den Fundorten wie Lepenski Vir, Vinča, Starčevo und anderen im Balkanraum erschwert. Dabei gibt es zahlreiche Funde, Belege und genetische Vergleiche, die eine Kontinuität nahelegen und viele Parallelen aufweisen.
Die Vinča-Kultur und die Entstehung der Schrift
Ein zentraler Ort der Donauzivilisation ist die Vinča-Kultur, benannt nach einem Dorf nahe Belgrad, wo 1908 eine der größten prähistorischen Siedlungen Europas entdeckt wurde. Hier, am Ufer der Donau, fand man eine der ersten neolithischen Siedlungen der Welt mit Fundstücken von unschätzbarem Wert. Um 6000 v. Chr. begann in dieser Region eine Phase unglaublichen Fortschritts in Bereichen wie Handwerk, Bauwesen, Ackerbau, Metallverarbeitung sowie Sprache und Schrift.
Forscher stellten fest, dass die Vinča-Kultur eine Vorgängerkultur der Minoischen Kultur auf Kreta gewesen sein muss, da bis zu 40-50 % der Vinča-Schrift in die minoische Schrift eingeflossen sind. Die sogenannten Tontafeln von Tărtăria in Rumänien, datiert auf etwa 5500–5300 v. Chr., enthalten Vinča-Symbole.
Der Sprachwissenschaftler Harald Haarmann ist ein großer Verfechter der These, dass die Vinča-Schrift die älteste Schrift der Welt ist. Neben Haarmann gibt es auch Autoren aus Südosteuropa wie Radivoje Pešić, die in ihren Werken Verbindungen zwischen dem Vinča-Alphabet, dem Etruskischen und heutigen Schriftsystemen herstellen.

Die Neolithische Revolution in Alteuropa
Nicht nur im Bereich der Schrift war Alteuropa anderen Kulturen um Jahrtausende voraus. Im südosteuropäischen Raum gab es im Neolithikum (Jungsteinzeit, Übergang von Jäger- und Sammlerkulturen zu Hirten- und Bauernkulturen) eine enorme Entwicklung:
- Es entstanden die ältesten Großsiedlungen von Stadtgröße mit bis zu 10.000 Einwohnern auf etwa 400 Hektar – bedeutend größer als Çatalhöyük oder die ältesten Städte Mesopotamiens.
- Die Schmiede entwickelten Schmelzverfahren für Kupfer und ab 4600 v. Chr. auch für Gold und fertigten die ältesten Goldartefakte der Welt.
- Die Technologie des Metallgusses (Verfahren zum Schmelzen von Kupfer) wurde erstmals im ausgehenden 6. Jahrtausend v. Chr. angewandt und erst Jahrhunderte später in Anatolien.
- Die ersten Brennöfen mit kontrollierbaren Temperaturen zur Herstellung hochwertiger Keramik wurden in Betrieb genommen.
- Jahrtausende vor den Griechen wurde in Alteuropa Wein gekeltert und Olivenöl produziert.
- Lange vor den Griechen aßen die Alteuropäer Kirschen, Erbsen und Petersilie.
Diese herausragenden Leistungen der Donauzivilisation legen nahe, dass unser altes Weltbild, das das antike Griechenland als alleinige Wiege der Zivilisation betrachtet, überdacht werden sollte. Harald Haarmann sieht den Zeitpunkt für eine Revision gekommen, wie der Titel seines Werkes „Wer zivilisierte die alten Griechen?“ zeigt. Es bleibt jedoch fraglich, inwieweit Wissenschaftler und die breite Masse bereit sind, ein altes Glaubenskonstrukt zu ändern, selbst wenn neue archäologische Funde, linguistische Gemeinsamkeiten und genetische Analysen kaum Zweifel zulassen.
Slawische Mythologie: Ein lebendiges Erbe
Die slawische Mythologie ist tief in der Kultur Osteuropas und des Balkans verwurzelt und bis heute lebendig. Geschichten von Feen, mystischen Orten und Fabelwesen werden nicht nur Kindern erzählt, sondern haben einen festen Platz, unabhängig vom Glauben. Dazu gehören auch Berichte über Vampire (wohl das international bekannteste slawische Wort) und den Werwolf (Vukodlak). Vor allem im 18. Jahrhundert gelangten Berichte über Vampirfälle aus Südosteuropa, insbesondere aus Gebieten, die zu Österreich kamen, in den deutschsprachigen Raum und die westliche Welt.
Die slawische Mythologie nahm starken Einfluss auf die griechische und römische Mythologie. Besonders im orthodoxen Glauben haben Heilige oft die Rolle alter Gottheiten übernommen und eine ähnliche Funktion erhalten, was eine faszinierende Kontinuität darstellt. Auch bei katholischen und muslimischen Bevölkerungsgruppen am Balkan hat der neue Glaube dem alteingewurzelten ein zeitgemäßes Gewand gegeben.
Ein eindrückliches Beispiel ist die Gottheit Perun, der Gott des Donners, der Gewitter und Blitze. Perun war eine der mächtigsten Gottheiten der alten Slawen. Der Glaube an ihn hinterließ Spuren in Namen von Menschen, Orten, Bergen und Pflanzen. Seine Symbole waren Axt, Schwertlilie und Eiche, unter denen Riten abgehalten und Geschenke dargebracht wurden. Im Christentum hat der Heilige Elija (sveti Ilija Gromovnik) die Rolle Peruns übernommen. Diese Übernahme ist besonders sichtbar in den Feierlichkeiten Ilindan (bei Christen) und Aliđun (bei Muslimen) auf dem Balkan, insbesondere in Bosnien und Herzegowina. Ursprünglich feierte man die Ankunft des Regens und den Sommer im Kult um Perun. Im Christentum wurde daraus die Feier des Heiligen Elija, im Volksmund „Donnerer“ genannt. Der Heilige Elija, verehrt in der Orthodoxie als strenger Prediger, hat die ehrfurchtgebietenden Eigenschaften Peruns in den neuen Glauben integriert. Es wird geglaubt, dass er nicht starb, sondern lebendig in einem brennenden Streitwagen in den Himmel fuhr.
Der Spruch „Do podne Ilija, od podne Alija“ („Bis Mittag Ilija, ab Mittag Alija“) in der bosniakisch-muslimischen Tradition, wo der Feiertag Aliđun genannt wird (abgeleitet von Alija, einer Variante von Ilija), zeigt, wie die Erinnerung an die vorislamische Zeit erhalten blieb und alte Bräuche in neuer Form weiterleben. Diese Feiern finden in verschiedenen Orten statt und werden selbst von Katholiken am 20. Juli gefeiert, oft mit dem Heiligen Elija als Schutzpatron.

Südslawen: Einheit oder Teilung?
Besonders die Südslawen, hauptsächlich die Bewohner des ehemaligen Jugoslawiens, haben sich im späten 20. Jahrhundert in viele neue Nationen aufgeteilt. Die Nationenbildung am Balkan scheint noch nicht abgeschlossen, wie die Bestrebungen Montenegros, Nordmazedoniens und der Republika Srpska zeigen.
Die aus dem 10. Jahrhundert stammende Nestor-Chronik, eine der ältesten ostslawischen Schriften, ist eine wichtige Quelle zur Entstehung der Kiewer Rus und der Ostslawen. Laut dieser Chronik liegt die Urheimat der Slawen im unteren und mittleren Donaugebiet, also zum Großteil im Gebiet des heutigen Balkans. Von dort stammen auch die Kiewer Rus, die Vorfahren der heutigen Russen, Ukrainer und Weißrussen. Die Chronik erwähnt auch die Poljani/Poljanen, die das heutige Polen besiedeln und deren Name sich von „Polje“ (Feld) ableitet. Die Nestor-Chronik ist somit ein weiterer Beleg für die Kontinuität des Donauraums als slawische Urheimat, neben den archäologischen Funden.
Basierend auf dieser Chronik und den Funden lässt sich festhalten, dass Ost-, West- und Südslawen denselben Ursprung haben. Dies gilt auch für die heutigen Serben, Kroaten und Bosnier, die bedauerlicherweise oft neue Entstehungsmythen suchen. Historisch gesehen sprachen viele Autoren vor dem Ersten Weltkrieg von einem einzigen Volk, wenn sie Serben, Kroaten und Bosnier meinten, wobei die Namen eher regionale Synonyme darstellten. Die Spaltung erfolgte hauptsächlich entlang der religiösen Linien im 19. und 20. Jahrhundert, beeinflusst vom imperialistischen Österreich-Ungarn, das innere Unruhen ausnutzte, um leichter herrschen zu können und Konflikte zwischen Belgrad und Zagreb schürte, um eine südslawische Vereinigung zu verhindern, die zum Ende des Reiches hätte führen können. Dieses Prinzip der „Balance of Power“ zielte darauf ab, durch viele kleine, schwache Staaten die Herrschaft zu erleichtern.
Haben deutsche Slawische Vorfahren?
Ab dem 7. Jahrhundert wurde etwa ein Drittel des heutigen Deutschlands slawisch besiedelt. Deutliche Hinweise sind slawische Ortsnamen wie Berlin, Chemnitz oder Güstrow sowie Personennamen wie Noack oder Krahl. Auch slawische Wörter wie „Grenze“ oder „Gurke“ haben sich in der deutschen Sprache erhalten. Die slawischen Einwohner wurden früher Wenden genannt; das Gebiet zwischen Elbe/Saale und Oder/Neiße wird als Germania Slavica bezeichnet. Die einzigen überlebenden autochthonen Slawen in Deutschland sind die Sorben in der Lausitz. Bauliche Zeugen sind slawische Wallanlagen und die Rundlingsdörfer im Wendland. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es durch Immigration, insbesondere von Aussiedlern und Spätaussiedlern aus Osteuropa und der ehemaligen Sowjetunion, erneut einen großen Bevölkerungsanteil slawischer Herkunft, der heute mehrere Millionen umfasst. Auch aktuelle Zuwanderung, z.B. aus der Ukraine, trägt dazu bei.
Wer sind die Nachfahren der Slawen?
Die Slawen sind eine Gruppe von Völkern, die sich am einfachsten anhand ihrer Sprachen erkennen lassen, da die slawischen Sprachen einander recht ähnlich sind. Ob sie ursprünglich ein einziges Volk waren oder aus einer bestimmten Gegend stammen, wird wissenschaftlich diskutiert. Als „Sklavinen“ tauchen sie erstmals um 550 n. Chr. in Handschriften auf und besiedelten Gebiete, die von Germanen verlassen wurden, fielen aber auch ins Byzantinische Reich ein. Seit dem 14. Jahrhundert spricht man von Slawen. Heute unterscheidet man Westslawen (oft katholisch, z.B. Polen, Tschechen, Slowaken, Sorben), Ostslawen (oft orthodox, z.B. Russen, Ukrainer, Weißrussen) und Südslawen (z.B. Serben, Kroaten, Slowenen, Bulgaren, Bosnier, Montenegriner, Nordmazedonier). Die meisten slawischen Sprachen werden mit dem kyrillischen Alphabet geschrieben.

Wer ist der Vater der Slawen?
Als „Väter der slawischen Kultur“ gelten die Brüder Kyrill und Methodius aus Thessaloniki (Griechenland) im 9. Jahrhundert n. Chr. Sie gaben den Slawen, insbesondere in Großmähren (heute Tschechien und Slowakei), nicht eine Sprache, sondern ein Alphabet, um ihre Sprache niederzuschreiben. Kyrill wird die Schaffung des Alphabets zugeschrieben, das später seinen Namen trug (ursprünglich Glagolitisch). Basierend auf dem griechischen Alphabet und unter Einbeziehung von Lauten, die im Griechischen nicht existierten (möglicherweise entlehnt aus dem Hebräischen oder anderen Schriften), schufen sie ein System, das es ermöglichte, die slawische Sprache schriftlich festzuhalten. Sie übersetzten die Bibel und die Liturgie in die slawische Sprache. Obwohl sie Griechen waren, wird ihre Arbeit als grundlegend für die schriftliche slawische Kultur und Identität betrachtet.
Die Frage nach der Verwandtschaft zwischen Kelten und Slawen wird im vorliegenden Text nicht direkt beantwortet. Der Text konzentriert sich stattdessen auf die Balten und ihre Interaktionen mit den Slawen. Es wird beschrieben, wie die Slawen in ehemals baltische Gebiete expandierten und die dort ansässigen Balten nach einer Zeit des Zusammenlebens assimilierten. Über eine direkte Verwandtschaft von Kelten und Slawen liefert der Text keine Informationen.
Ob Russen Slawen oder Wikinger sind, kann anhand des vorliegenden Textes nicht beantwortet werden, da die entsprechende Information fehlt.
Fazit
Das Thema der slawischen Ursprünge vor dem 6. Jahrhundert ist komplex und Gegenstand intensiver Debatten. Die Vorstellung, dass sie zufällig auftauchten, um dann halb Europa zu besiedeln, erscheint unwahrscheinlich. Die Hinweise, insbesondere die archäologischen Funde und historischen Quellen zur Donauzivilisation und Vinča-Kultur sowie die Nestor-Chronik, deuten stark auf einen Ursprung im Donauraum Südosteuropas hin. Diese Perspektive fordert unser traditionelles Geschichtsbild heraus.
Die Betrachtung der gemeinsamen Wurzeln der Slawen, trotz ihrer heutigen nationalen und religiösen Vielfalt, verdeutlicht die Sinnlosigkeit von Konflikten, die auf vermeintlichen tiefen Unterschieden basieren. Hinter der Fassade der modernen Nationen offenbaren sich gemeinsame Ursprünge und ein reiches kulturelles Erbe, das von der ältesten Hochkultur Europas bis zur lebendigen Mythologie reicht. Dies wirft auch weitere spannende Fragen auf, die bis heute diskutiert werden, wie etwa die wahre Herkunft von Alexander dem Großen.
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