Die Augen gelten oft als Spiegel der Seele und sind ein zentrales Element in der Porträtfotografie. Manchmal kann es jedoch vorkommen, dass die Augen auf einem Foto kleiner wirken, als sie tatsächlich sind, oder dass man ihnen einfach mehr Ausdruckskraft verleihen möchte. Hier kommt Photoshop ins Spiel. Mit seinen leistungsstarken Werkzeugen ist es möglich, die Größe der Augen subtil und natürlich anzupassen, ohne dass das Ergebnis unnatürlich oder überbearbeitet aussieht. Aber wie geht man dabei am besten vor? Es gibt verschiedene Ansätze, aber eine Methode sticht besonders hervor: der Verflüssigen-Filter, insbesondere in Kombination mit der intelligenten Gesichtserkennung.

Warum Augen in Porträts bearbeiten?
Es gibt mehrere Gründe, warum ein Fotograf oder Bildbearbeiter die Größe der Augen in einem Porträt anpassen möchte:
- Korrektur von Verzerrungen: Manchmal können Brennweiten oder Perspektiven dazu führen, dass bestimmte Gesichtspartien, einschließlich der Augen, kleiner oder größer erscheinen, als sie in Wirklichkeit sind.
- Betonung des Ausdrucks: Größere Augen können ein Gesicht wacher, ausdrucksstärker und anziehender wirken lassen. Es geht darum, den Blick des Betrachters auf die Augen zu lenken.
- Ästhetische Retusche: Im Rahmen der allgemeinen Porträtretusche kann die Anpassung der Augengröße dazu beitragen, das Gesamtbild harmonischer und ästhetisch ansprechender zu gestalten.
- Anpassung an Make-up oder Styling: Manchmal soll die Bildbearbeitung das Ergebnis von Make-up oder Styling unterstreichen, das darauf abzielt, die Augen zu betonen.
Wichtig ist dabei immer, mit Feingefühl vorzugehen. Eine übertriebene Vergrößerung wirkt schnell unnatürlich und kann das gesamte Bild ruinieren.

Die Hauptmethode: Der Verflüssigen-Filter
Das bei weitem effektivste und präziseste Werkzeug in Photoshop, um die Größe und Form von Gesichtspartien wie den Augen anzupassen, ist der Verflüssigen-Filter (Liquify Filter). Moderne Versionen von Photoshop verfügen über eine integrierte Gesichtserkennung, die diesen Prozess erheblich vereinfacht.
Was ist der Verflüssigen-Filter?
Der Verflüssigen-Filter ermöglicht es, Pixel im Bild zu verschieben, zu verzerren oder zu manipulieren, als wären sie flüssig. Ursprünglich wurde er oft für kreative Effekte oder zur Korrektur von Körperformen verwendet. Mit der Einführung der Gesichtserkennung wurde er jedoch zu einem unverzichtbaren Werkzeug für die Porträtretusche.
Verflüssigen mit Gesichtserkennung
Wenn Photoshop ein oder mehrere Gesichter im Bild erkennt, aktiviert der Verflüssigen-Filter automatisch die Option 'Gesichtserkennung'. Dies bietet spezielle Schieberegler und Werkzeuge, die direkt auf die identifizierten Gesichtsmerkmale wie Augen, Nase, Mund und Gesichtsform angewendet werden können. Für die Augen gibt es spezifische Steuerungen:
- Augen Größe: Vergrößert oder verkleinert beide Augen symmetrisch.
- Augen Höhe: Macht die Augen vertikal höher oder flacher.
- Augen Breite: Macht die Augen horizontal breiter oder schmaler.
- Augen Neigung: Dreht die Augenachse nach oben oder unten.
- Augen Abstand: Ändert den Abstand zwischen den Augen.
Diese präzisen Regler ermöglichen eine sehr gezielte und symmetrische Anpassung, was für ein natürliches Ergebnis entscheidend ist.
Manuelle Werkzeuge im Verflüssigen-Filter
Auch ohne oder zusätzlich zur Gesichtserkennung können manuelle Werkzeuge im Verflüssigen-Filter genutzt werden:
- Werkzeug „Vorwärtsverkrümmen“ (Forward Warp Tool): Schiebt Pixel in die Richtung, in die Sie den Pinsel ziehen. Kann verwendet werden, um Ränder der Augenpartie leicht zu verschieben, erfordert aber viel Gefühl.
- Werkzeug „Aufblasen“ (Bloat Tool): Verschiebt Pixel vom Mittelpunkt des Pinsels weg und vergrößert so Bereiche. Kann zum Vergrößern der Augen verwendet werden, ist aber weniger präzise als die Gesichtserkennung und kann schnell unnatürlich wirken.
- Werkzeug „Masken einfrieren“ (Freeze Mask Tool): Ermöglicht das Maskieren von Bereichen, die nicht vom Verflüssigen-Filter beeinflusst werden sollen. Extrem nützlich, um Haut oder Hintergrund um die Augen herum zu schützen.
- Werkzeug „Masken auftauen“ (Thaw Mask Tool): Entfernt Masken, die mit dem Werkzeug „Masken einfrieren“ erstellt wurden.
Schritt-für-Schritt-Anleitung: Augen vergrößern mit Verflüssigen
Folgen Sie diesen Schritten, um die Augen in Ihrem Porträtfoto mit dem Verflüssigen-Filter anzupassen:
- Bild in Photoshop öffnen: Laden Sie das Porträtfoto, das Sie bearbeiten möchten.
- Ebene duplizieren: Erstellen Sie eine Kopie Ihrer Hintergrundebene (Strg+J / Cmd+J). Dies ist ein wichtiger Schritt für die nicht-destruktive Bearbeitung. So können Sie die Änderungen jederzeit rückgängig machen oder die Deckkraft anpassen.
- Verflüssigen-Filter öffnen: Wählen Sie im Menü 'Filter' > 'Verflüssigen...' (Filter > Liquify...). Das Verflüssigen-Fenster wird geöffnet.
- Gesichtserkennung aktivieren und anwenden: Stellen Sie sicher, dass im rechten Bedienfeld unter 'Optionen für Verflüssigen mit Gesichtserkennung' das Kästchen 'Gesichtserkennung' aktiviert ist. Photoshop sollte automatisch Gesichter erkennen und auflisten. Wählen Sie das Gesicht aus, das Sie bearbeiten möchten, falls mehrere vorhanden sind.
- Augen anpassen: Klappen Sie im rechten Bedienfeld den Abschnitt 'Augen' auf. Sie sehen nun die Regler für 'Augen Größe', 'Augen Höhe', 'Augen Breite', 'Augen Neigung' und 'Augen Abstand'.
- Größe anpassen: Beginnen Sie mit dem Schieberegler 'Augen Größe'. Ziehen Sie ihn langsam nach rechts, um die Augen symmetrisch zu vergrößern. Beobachten Sie das Vorschaubild sorgfältig.
- Feinanpassungen vornehmen: Nutzen Sie die Regler für 'Augen Höhe' und 'Augen Breite', um das Verhältnis anzupassen, falls die einfache Größenänderung nicht ausreicht oder unnatürlich wirkt. Manchmal ist es besser, Höhe und Breite separat anzupassen, um die natürliche Form des Auges beizubehalten.
- Neigung und Abstand (optional): Passen Sie die 'Augen Neigung' oder den 'Augen Abstand' nur an, wenn dies zur Korrektur von Verzerrungen oder für einen bestimmten ästhetischen Effekt notwendig ist. Seien Sie hier besonders vorsichtig.
- Bereiche schützen (optional): Wenn die Anpassung der Augen die umliegende Haut oder andere Gesichtspartien beeinflusst, wählen Sie das 'Werkzeug „Masken einfrieren“' (F) in der Werkzeugleiste links. Malen Sie über die Bereiche, die Sie schützen möchten (z. B. Augenbrauen, Nasenrücken, Wangen). Diese Bereiche werden rot überlagert dargestellt und bleiben von den Verflüssigen-Anpassungen unberührt.
- Vorschau prüfen: Aktivieren und deaktivieren Sie die Option 'Vorschau' (Preview) im rechten Bedienfeld, um den Effekt mit dem Original zu vergleichen. Dies hilft Ihnen zu beurteilen, ob die Anpassungen natürlich aussehen.
- Bestätigen: Wenn Sie mit dem Ergebnis zufrieden sind, klicken Sie auf 'OK', um den Verflüssigen-Filter anzuwenden.
- Weitere Retusche (optional): Bei Bedarf können Sie eine Ebenenmaske zur Verflüssigen-Ebene hinzufügen, um den Effekt in bestimmten Bereichen weiter zu verfeinern oder abzuschwächen.
Tipps für natürlich wirkende Ergebnisse
Ein gutes Retusche-Ergebnis zeichnet sich durch Natürlichkeit aus. Hier sind einige Tipps, um übermäßige oder unnatürliche Effekte zu vermeiden:
- Seien Sie subtil: Weniger ist oft mehr. Eine leichte Vergrößerung wirkt meist am besten. Übertreiben Sie es nicht, da dies schnell karikaturhaft aussehen kann.
- Arbeiten Sie auf einer separaten Ebene: Wie in Schritt 2 beschrieben, arbeiten Sie immer auf einer Kopie der Ebene oder einem Smart-Objekt. Dies ermöglicht Korrekturen und Vergleiche.
- Verwenden Sie die Vorschau: Vergleichen Sie das Ergebnis regelmäßig mit dem Original, um die Auswirkungen Ihrer Änderungen zu beurteilen.
- Betrachten Sie das Bild in verschiedenen Zoomstufen: Überprüfen Sie das Ergebnis sowohl in der Vergrößerung (um Details zu sehen) als auch in der Normalansicht (um den Gesamteindruck zu beurteilen).
- Achten Sie auf Symmetrie: Die Gesichtserkennung hilft zwar bei symmetrischen Anpassungen, aber überprüfen Sie, ob beide Augen (falls sichtbar) harmonisch zueinander passen.
- Berücksichtigen Sie den Kontext: Passt die Augengröße zum Rest des Gesichts und zum Gesamtbild? Manchmal kann die Anpassung der Augen auch eine leichte Anpassung anderer Merkmale erfordern.
Vergleich verschiedener Methoden
Während der Verflüssigen-Filter mit Gesichtserkennung die bevorzugte Methode ist, gibt es theoretisch auch andere Wege, die jedoch Nachteile haben:
Methode | Vorteile | Nachteile | Geeignet für |
---|---|---|---|
Verflüssigen (mit Gesichtserkennung) | Präzise, symmetrische Kontrolle über Größe/Form, schnell, einfach zu bedienen für Augen | Erfordert neuere Photoshop-Versionen, erkennt nicht immer Gesichter zuverlässig | Porträts mit klarem Blick ins Gesicht |
Verflüssigen (manuell) | Volle Kontrolle über Verzerrungen, funktioniert auch ohne Gesichtserkennung | Kann schwierig sein, Symmetrie zu erreichen, erfordert Übung, Gefahr unnatürlicher Ergebnisse | Komplexe Formen, stilistische Effekte, ältere Photoshop-Versionen |
Frei transformieren (Auswahl) | Einfaches Konzept, direkte Größenänderung | Verzerrt die Augenform, beeinflusst oft umliegende Pixel unschön, sehr schwierig, natürlich aussehen zu lassen | Sehr grobe Anpassungen, nicht empfohlen für realistische Retusche |
Puppet-Warp | Ermöglicht komplexe Verformungen durch 'Nadeln' | Komplex für Augen, erfordert präzise Platzierung der Nadeln, kann Ränder verzerren | Verbiegen von Objekten, nicht primär für feine Gesichtsretusche gedacht |
Wie die Tabelle zeigt, ist die Methode mit dem Verflüssigen-Filter und Gesichtserkennung die überlegene Wahl für die meisten Anwendungsfälle in der Porträtretusche, wenn es darum geht, die Augengröße natürlich anzupassen.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
F: Kann ich mit dieser Methode auch Augen kleiner machen?
Ja, die Schieberegler im Verflüssigen-Filter funktionieren in beide Richtungen. Sie können den Schieberegler 'Augen Größe' auch nach links ziehen, um die Augen zu verkleinern.
F: Was tun, wenn Photoshop mein Gesicht nicht erkennt?
Stellen Sie sicher, dass das Gesicht im Bild klar sichtbar und ausreichend groß ist. Brillen, ungewöhnliche Winkel oder starke Schatten können die Erkennung erschweren. Wenn die automatische Gesichtserkennung fehlschlägt, müssen Sie auf die manuellen Werkzeuge im Verflüssigen-Filter zurückgreifen (z. B. das Werkzeug 'Aufblasen' oder 'Vorwärtsverkrümmen') oder ältere, weniger präzise Methoden verwenden. Das manuelle Verflüssigen erfordert jedoch deutlich mehr Übung für natürliche Ergebnisse.
F: Wirkt sich die Anpassung der Augen auf andere Gesichtspartien aus?
Die Gesichtserkennung in Verflüssigen ist darauf ausgelegt, primär die ausgewählten Merkmale zu beeinflussen. Leichte Auswirkungen auf die unmittelbare Umgebung können aber vorkommen. Nutzen Sie das 'Werkzeug „Masken einfrieren“', um Bereiche zu schützen, die nicht verändert werden sollen.
F: Ist es ethisch vertretbar, Augen in Fotos zu vergrößern?
Die Ethik der Retusche ist ein komplexes Thema. Für künstlerische Porträts oder Fashion-Fotografie sind solche Anpassungen weit verbreitet. Bei dokumentarischen oder journalistischen Fotos sollten solche Eingriffe vermieden oder klar gekennzeichnet werden. Bei privaten Porträts liegt die Entscheidung beim Fotografen und der porträtierten Person. Wichtig ist Transparenz und ein verantwortungsvoller Umgang mit Bildbearbeitung.
F: Funktioniert diese Methode auch bei Augen, die nicht direkt in die Kamera schauen?
Die Gesichtserkennung funktioniert am besten bei frontal oder leicht schräg aufgenommenen Gesichtern. Bei starken Profilaufnahmen oder wenn die Augen stark abgewendet sind, kann die Erkennung fehlschlagen, oder die Anpassung wirkt weniger natürlich. In solchen Fällen sind manuelle Verflüssigen-Werkzeuge möglicherweise die einzige Option, erfordern aber viel Geschick.
Fazit
Das Anpassen der Augengröße in Photoshop ist dank des leistungsstarken Verflüssigen-Filters mit Gesichtserkennung relativ einfach und ermöglicht sehr natürliche Ergebnisse. Der Schlüssel liegt darin, die Werkzeuge mit Bedacht und subtil einzusetzen. Arbeiten Sie immer auf einer separaten Ebene duplizieren, um Ihr Originalbild zu schützen und flexibel zu bleiben. Mit etwas Übung werden Sie in der Lage sein, den Ausdruck in Ihren Porträts auf beeindruckende Weise zu verbessern, ohne dass die Retusche offensichtlich wird.
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