Welche Bildgestaltung gibt es?

Bildelemente: Gestaltungskraft in der Fotografie

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In der Welt der Fotografie sind die sogenannten Bildelemente die fundamentalen Bausteine, die darüber entscheiden, wie ein Bild auf den Betrachter wirkt. Es handelt sich dabei nicht nur um die Objekte oder Subjekte, die im Bild zu sehen sind, sondern auch um ihre Anordnung, ihre Größe im Verhältnis zueinander, ihre Position im Bildrahmen und viele weitere Faktoren. Das Verständnis dieser Elemente und ihrer Wechselwirkungen ist entscheidend für jeden Fotografen, der mehr als nur einen Schnappschuss machen möchte. Die bewusste Gestaltung mit Bildelementen ermöglicht es, Emotionen zu wecken, Geschichten zu erzählen und die Aufmerksamkeit des Betrachters gezielt zu lenken.

Was versteht man unter Bildkomposition?
Unter Bildkomposition, Fotokomposition oder auch Bildgestaltung, versteht man die künstlerische Anordnung von Elementen innerhalb eines Bildausschnittes, um bestimmte Wirkungen beim Zuschauer zu erzielen. Der Begriff Bildkomposition stammt ursprünglich aus der Malerei.3. Juni 2023

Die Wirkung von Bildelementen

Die Wahl und insbesondere die Position der Bildelemente bestimmen maßgeblich, wie ein Bild vom Betrachter wahrgenommen wird. Unsere Sehgewohnheiten prägen, wie wir Kompositionen interpretieren. Elemente, die ungewöhnlich platziert sind oder selbst ungewöhnlich erscheinen, wecken oft Neugier und fordern den Betrachter zur Entschlüsselung auf. Dies kann die Verweildauer am Bild erhöhen. Im Gegensatz dazu können sehr vertraute Elemente in erwarteten Positionen schnell langweilig wirken und die Aufmerksamkeit des Betrachters nur kurz fesseln. Der Fotograf hat die Macht und Verantwortung, die Aufmerksamkeit durch die gezielte Platzierung und Gestaltung der Bildelemente zu steuern. Der Betrachter konzentriert sich unbewusst zunächst auf die Elemente, die ihm potenziell am interessantesten erscheinen.

Das Gewicht der Bildelemente

Das „Gewicht“ eines Bildelementes in einer Aufnahme kann man als die Menge an Aufmerksamkeit definieren, die es auf sich zieht. Dieses Gewicht ist, ähnlich wie die Aufmerksamkeit selbst, stark subjektiv und kann von Person zu Person variieren. Die Art und Weise, wie Elemente mit unterschiedlichem Gewicht im Bild verteilt sind, beeinflusst maßgeblich die Gesamtwirkung des Bildes. Eine Komposition, bei der die Bildelemente sehr gleichmäßig in Gewicht und Platzierung verteilt sind, erzeugt in der Regel einen Eindruck von Ruhe und Harmonie. Eine ungleichmäßigere Verteilung kann hingegen Spannung erzeugen und das Auge des Betrachters durch das Bild führen. Die bewusste Steuerung des visuellen Gewichts ist ein wichtiges Werkzeug zur Gestaltung der Komposition.

Positionen und ihre Bedeutung

Die Position eines Bildelementes im Bildrahmen ist von fundamentaler Bedeutung für seine Wirkung. Elemente können im Vordergrund oder im Hintergrund platziert werden, um Tiefenwirkung zu erzeugen. Ihre Platzierung auf der horizontalen und vertikalen Achse hat ebenfalls eine starke Auswirkung:

  • Mitte: Ein Element, das exakt in der Mitte des Bildes positioniert ist, wirkt oft sehr dominant, stabil und zentral. Es kann aber auch als statisch oder gar eintönig empfunden werden, da es keine Spannung erzeugt.
  • Dezentral/Asymmetrisch: Eine Platzierung abseits der Mitte führt zu größerer Spannung und Dynamik.
  • Oben: Elemente, die sich im oberen Bereich des Bildes befinden, können Eindrücke von Wichtigkeit, Erhabenheit, Leichtigkeit oder auch Bedrohlichkeit vermitteln, je nach Kontext.
  • Unten: Elemente im unteren Bereich wirken oft weniger bedeutend, erdverbunden oder sogar fallend.
  • Links/Rechts: Elemente am linken oder rechten Rand können leicht unwichtig oder abgeschnitten wirken und zu einem unausgewogenen Gesamteindruck führen. Dies kann oft durch ein zweites, weniger dominantes Element auf der gegenüberliegenden Seite ausgeglichen werden, um eine visuelle Balance herzustellen.

Die bewusste Entscheidung für eine bestimmte Position adressiert direkt die Wichtigkeit oder die Bedeutung, die der Fotograf einem Element beimessen möchte.

Die Anordnung als Gestaltungselement

Neben der individuellen Position spielt die gesamte Anordnung der Bildelemente eine entscheidende Rolle. Die Art und Weise, wie Elemente zueinander in Beziehung stehen, erzeugt visuelle Linien (horizontal, vertikal, diagonal), Fluchten, die Räumlichkeit suggerieren, Formen und Flächenverteilungen. Diese visuellen Strukturen sind bei der Vermittlung der Bildaussage einer Komposition von großer Bedeutung. Eine diagonale Anordnung kann beispielsweise Dynamik und Bewegung erzeugen, während horizontale Linien Ruhe und Stabilität vermitteln können. Die geschickte Nutzung dieser visuellen Pfade lenkt das Auge des Betrachters durch das Bild.

Die Anzahl der Bildelemente

Die Anzahl der Elemente in einem Bild beeinflusst, wie einfach oder komplex es für den Betrachter zu dekodieren ist. Ein Bild mit nur wenigen, klar definierten Elementen ist oft einfacher zu erfassen und zu verstehen. Es ermöglicht dem Betrachter, sich schnell auf das Wesentliche zu konzentrieren. Sehr viele Bildelemente hingegen können zu einer hohen Komplexität führen. Dies kann zwar interessant sein und zur Entdeckung einladen, birgt aber auch das Risiko einer Überforderung des Betrachters. Eine überladene Komposition kann dazu führen, dass der Betrachter den Blick schnell abwendet, weil er nicht weiß, worauf er sich konzentrieren soll. Die Balance zwischen ausreichender Information und visueller Klarheit ist hier entscheidend.

Ausrichtung und Formatwahl

Die Ausrichtung des Bildformats – quadratisch oder rechteckig (Hoch- oder Querformat) – hat grundlegende Auswirkungen auf die Bildwirkung. Quadratische Formate (z. B. 6x6 cm) wirken oft sehr ruhig und neutral, da sie keine Seite bevorzugen. Sie können dem Fotografen nachträglich viel Freiheit bei der Wahl eines nicht-quadratischen Ausschnitts geben. Viele quadratische Aufnahmen dienen ursprünglich dazu, eine Situation festzuhalten, aus der später das gewünschte Format extrahiert wird. Rechteckige Formate (wie 3:2, 4:3 etc.) entsprechen eher unserer natürlichen Sehweise mit zwei Augen und werden daher oft als „natürlich“ empfunden.

Innerhalb der rechteckigen Formate ist die Wahl zwischen Hoch- und Querformat eine der ersten und wichtigsten Entscheidungen, die der Fotograf treffen muss:

  • Querformat: Entspricht am ehesten unserem horizontalen Blickfeld. Es betont horizontale Linien und lädt dazu ein, mit dem Blick durch das Bild zu „wandern“. Es ist daher ideal für weite Landschaften oder Szenen, die Breite vermitteln sollen. Ein extremes Querformat ist das Panorama, das das „Wandern“ durch das Bild quasi erzwingt.
  • Hochformat: Betont vertikale Linien und Strukturen. Es bietet sich an für Porträts, hohe Gebäude, Bäume oder Szenen, die Höhe oder Tiefe vermitteln sollen.

Besonders im Hochformat kann die Platzierung von Elementen im Vordergrund und Hintergrund eine starke räumliche Tiefe erzeugen, die die Distanz zwischen den Objekten hervorhebt.

Umgang mit störenden Bildelementen

In der praktischen Fotografie kommt es häufig vor, dass nach der Aufnahme störende Bildelemente im Bild sichtbar werden, die während des Fotografierens übersehen wurden. Dies können unerwünschte Objekte wie Straßenschilder, Mülltonnen, Kabel, unpassende Passanten oder einfach Schmutz auf der Linse sein. Solche Elemente lenken vom eigentlichen Motiv ab und können die gewünschte Bildaussage schwächen oder zerstören.

In der modernen digitalen Bildbearbeitung gibt es leistungsstarke Werkzeuge, um solche Störfaktoren zu entfernen und die Konzentration auf die wesentlichen Elemente zu lenken. Es ist möglich, diese Elemente moderat zu entfernen, um das Bild zu „reinigen“. Allerdings ist hier Vorsicht geboten: Eine zu aggressive Entfernung kann dazu führen, dass das Bild unnatürlich oder zu „sauber“ wirkt und an Authentizität verliert. Die Kunst liegt darin, eine Balance zu finden, die das Bild verbessert, ohne seine Glaubwürdigkeit zu untergraben.

Die Bedeutung der Bildelemente für die Bildaussage

Die sorgfältige Wahl, Anordnung und Gewichtung der Bildelemente, einschließlich ihrer möglichen Symbolik, sind für jede Bildaussage und jedes fotografische Genre von Bedeutung. Dies gilt jedoch in der Produkt- und Werbefotografie in besonderem Maße. In diesen Bereichen ist das Ziel eines Bildes oft nicht primär künstlerisch oder realistisch, sondern es soll eine klare, überzeugende Botschaft vermitteln. Hierbei wird stark auf Elemente gesetzt, die einen starken symbolischen Charakter haben und bestimmte Assoziationen beim Betrachter hervorrufen sollen.

Die angestrebte psychologische Wirkung der Symbolik auf den Betrachter ist in der Werbung oft die nahezu einzige Aufgabe der Bildaussage. Es werden sogar wissenschaftliche Methoden wie die Blickbewegungsanalyse eingesetzt, um zu verstehen, wie Betrachter ein Bild scannen. Dabei werden Fixationen (Verweildauer auf bestimmten Elementen) und Sakkaden (schnelle Augenbewegungen zwischen Elementen) analysiert. Basierend auf diesen Erkenntnissen wird die konzeptionelle Anordnung der Bildelemente so gestaltet, dass sie eine „gesteuerte“ Blickbewegung erzeugt. Diese Steuerung beeinflusst nicht nur die Dauer der Betrachtung, sondern auch die Qualität und Tiefe der Informationsverarbeitung durch den Betrachter. Ein tiefes Verständnis der Bildelemente ist somit unerlässlich, um Bilder zu schaffen, die nicht nur ästhetisch ansprechend sind, sondern auch ihre beabsichtigte Botschaft effektiv kommunizieren.

Vergleich der Formate und ihrer Wirkungen

FormatEigenschaftenTypische WirkungGeeignet für
QuadratischGleiche Seitenlängen, keine Betonung einer RichtungRuhe, Neutralität, Stabilität; kann statisch wirkenSituationen festhalten, spätere Ausschnitte, ruhige Motive
Rechteckig (Querformat)Breiter als hoch, entspricht horizontalem BlickfeldFluss, Bewegung, Weite; lädt zum „Wandern“ einLandschaften, Panoramen, Gruppen, horizontale Linien
Rechteckig (Hochformat)Höher als breit, betont vertikale RichtungHöhe, Tiefe, Erhabenheit, Intimität; Fokus auf vertikale LinienPorträts, hohe Strukturen (Gebäude, Bäume), Tiefenwirkung

Häufig gestellte Fragen zu Bildelementen

Was genau sind Bildelemente in der Fotografie?

Bildelemente sind alle visuellen Bestandteile, aus denen ein Foto zusammengesetzt ist. Dazu gehören nicht nur die dargestellten Objekte oder Personen, sondern auch Linien, Formen, Farben, Texturen, Licht, Schatten, der Raum zwischen den Objekten und deren Anordnung sowie Position innerhalb des Bildrahmens.

Wie beeinflusst die Position eines Bildelements die Bildwirkung?

Die Position hat einen erheblichen Einfluss. Zentrale Platzierung wirkt dominant und stabil, kann aber auch langweilig sein. Dezentrale Platzierung erzeugt Spannung. Eine Platzierung im oberen Bereich kann Wichtigkeit oder Bedrohung suggerieren, während Elemente unten oft weniger bedeutend erscheinen. Elemente am Rand können Unausgewogenheit erzeugen.

Was bedeutet „Gewichtung“ bei Bildelementen?

Das visuelle Gewicht eines Bildelements beschreibt, wie stark es die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich zieht. Größere, hellere, kontrastreichere oder schärfere Elemente haben oft ein höheres Gewicht. Die Verteilung dieser Gewichte im Bild beeinflusst, ob das Bild ruhig oder spannend wirkt.

Welchen Unterschied machen Hoch- und Querformat bei der Bildwirkung?

Das Querformat (breiter als hoch) entspricht unserem natürlichen horizontalen Blickfeld und betont horizontale Linien, was oft Ruhe oder Weite vermittelt und zum "Wandern" durch das Bild einlädt. Das Hochformat (höher als breit) betont vertikale Linien und eignet sich besser für Motive, die Höhe oder Tiefe haben, wie Porträts oder hohe Gebäude, und kann Intimität oder Erhabenheit vermitteln.

Kann ich störende Bildelemente aus meinen Fotos entfernen?

Ja, in der digitalen Bildbearbeitung ist es möglich, unerwünschte Elemente wie Kabel, Schmutz oder störende Personen zu entfernen. Dabei ist es wichtig, die Bearbeitung nicht zu übertreiben, damit das Bild weiterhin realistisch und nicht künstlich aussieht.

Warum sind Bildelemente in der Werbefotografie besonders wichtig?

In der Werbefotografie dienen Bildelemente und ihre Anordnung oft dazu, eine sehr spezifische Botschaft zu kommunizieren und die Aufmerksamkeit des Betrachters gezielt zu lenken. Elemente mit starker Symbolik werden bewusst eingesetzt, und oft werden Methoden wie die Blickbewegungsanalyse genutzt, um sicherzustellen, dass die Komposition die gewünschte Wirkung erzielt und die Information effektiv vermittelt wird.

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Andenmatten Soltermann

Hallo! Ich bin Andenmatten Soltermann, ein Schweizer Fotograf, der leidenschaftlich die Essenz der Welt durch seine Linse einfängt. Geboren und aufgewachsen in den majestätischen Schweizer Alpen, haben die deutsche Sprache und atemberaubende Landschaften meine kreative Vision geprägt. Meine Liebe zur Fotografie begann mit einer alten analogen Kamera, und seitdem widme ich mein Leben der Kunst, visuelle Geschichten zu erzählen, die berühren und verbinden.In meinem Blog teile ich praktische Tipps, Techniken und Erfahrungen, um dir zu helfen, deine fotografischen Fähigkeiten zu verbessern – egal, ob du ein neugieriger Anfänger oder ein erfahrener Profi bist. Von der Beherrschung des natürlichen Lichts bis hin zu Ratschlägen für wirkungsvolle Bildkompositionen ist es mein Ziel, dich zu inspirieren, die Welt mit neuen Augen zu sehen. Mein Ansatz verbindet Technik mit Leidenschaft, immer auf der Suche nach dem Funken, der ein Foto unvergesslich macht.Wenn ich nicht hinter der Kamera stehe, findest du mich auf Bergpfaden, auf Reisen nach neuen Perspektiven oder beim Genießen der Schweizer Traditionen, die mir so am Herzen liegen. Begleite mich auf dieser visuellen Reise und entdecke, wie Fotografie die Art und Weise, wie du die Welt siehst, verändern kann.

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