Ein unscharfer Hintergrund, oft als Bokeh bezeichnet, ist ein beliebtes Gestaltungsmittel in der Fotografie. Er hilft dabei, das Hauptmotiv vom Hintergrund abzuheben und dem Bild Tiefe zu verleihen. Während dies oft direkt bei der Aufnahme durch eine geringe Schärfentiefe erreicht wird, kann man diesen Effekt auch nachträglich in der Bildbearbeitung erzeugen. Adobe Photoshop bietet leistungsstarke Werkzeuge, um genau das zu tun. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, wie Sie den Hintergrund Ihrer Bilder in Photoshop effektiv und professionell unscharf machen können, um Ihr Motiv ins Rampenlicht zu stellen.

Das nachträgliche Unscharfmachen des Hintergrunds in Photoshop ist besonders nützlich, wenn das Originalbild eine zu hohe Schärfentiefe aufweist oder wenn Sie den Effekt präziser steuern möchten, als es bei der Aufnahme möglich war. Es gibt verschiedene Ansätze, aber der professionellste und flexibelste Weg beinhaltet die Arbeit mit Ebenen und Masken.

Warum den Hintergrund unscharf machen?
Die Hauptgründe, warum Fotografen und Bildbearbeiter den Hintergrund unscharf gestalten, sind:
- Hervorhebung des Motivs: Ein unscharfer Hintergrund lenkt den Blick des Betrachters direkt auf das scharfe Hauptmotiv.
- Schaffung von Tiefe: Die Unschärfe erzeugt eine räumliche Trennung zwischen Vorder- und Hintergrund.
- Ästhetik: Weiche, unscharfe Bereiche (Bokeh) können sehr ansprechend wirken, besonders wenn Lichtpunkte im Hintergrund vorhanden sind.
- Ablenkungen reduzieren: Ein unruhiger oder störender Hintergrund kann durch Unschärfe beruhigt werden.
Vorbereitung: Die Grundlage für perfekte Unschärfe
Bevor Sie mit dem Unscharfmachen beginnen, ist die richtige Vorbereitung entscheidend. Der wichtigste Schritt ist die Trennung des Hintergrunds vom Hauptmotiv. Nur wenn der Hintergrund unabhängig vom Vordergrund bearbeitet werden kann, bleibt Ihr Motiv gestochen scharf.
Im Idealfall arbeiten Sie mit einer Ebene, die nur das Hauptmotiv enthält, und einer oder mehreren Ebenen, die den Hintergrund darstellen. Oft haben Sie jedoch nur eine einzige Bildebene (die Hintergrundebene im Ebenenfenster). In diesem Fall müssen Sie das Hauptmotiv auswählen und isolieren.
Methode 1: Der professionelle Weg mit Ebenen und Masken (Empfohlen)
Diese Methode ist flexibel, nicht-destruktiv und liefert die besten Ergebnisse, insbesondere bei komplexen Motiven.
Schritt 1: Die Hintergrundebene duplizieren
Beginnen Sie damit, Ihre Hintergrundebene zu duplizieren. Klicken Sie dazu mit der rechten Maustaste auf die Ebene im Ebenenfenster und wählen Sie „Ebene duplizieren“. Sie können der neuen Ebene einen aussagekräftigen Namen geben, z. B. „Hintergrund unscharf“. Stellen Sie sicher, dass diese duplizierte Ebene über der originalen Hintergrundebene liegt und ausgewählt ist.
Das Arbeiten auf einer duplizierten Ebene hat den Vorteil, dass die originale Bildebene unberührt bleibt. So können Sie jederzeit zum Ursprung zurückkehren oder die Stärke des Effekts später anpassen.
Schritt 2: Das Hauptmotiv freistellen
Um nur den Hintergrund unscharf zu machen, müssen Sie Photoshop mitteilen, welcher Bereich scharf bleiben soll (das Hauptmotiv). Dies geschieht am besten mithilfe einer Ebenenmaske auf der duplizierten Ebene.
Wählen Sie das Hauptmotiv sorgfältig aus. Photoshop bietet hierfür zahlreiche Werkzeuge:
- Auswahlwerkzeug (V): Für einfache rechteckige oder elliptische Auswahlen.
- Lasso-Werkzeuge (L): Für freihändige, polygonale oder magnetische Auswahlen.
- Zauberstab-Werkzeug (W): Wählt Pixel mit ähnlicher Farbe und Tonalität.
- Schnellauswahl-Werkzeug (W): Zieht eine Auswahl basierend auf der Bildstruktur.
- Objektauswahl-Werkzeug: Erkennt und wählt Objekte automatisch.
- Motiv auswählen (Auswahl > Motiv): Eine KI-gestützte Funktion, die oft sehr gut funktioniert.
Nehmen Sie sich Zeit für eine präzise Auswahl. Verfeinern Sie die Auswahl gegebenenfalls über „Auswählen und maskieren“ (in älteren Versionen „Kante verbessern“), um Ränder, Haare oder feine Details besser zu berücksichtigen.
Sobald Ihr Hauptmotiv ausgewählt ist, erstellen Sie eine Ebenenmaske auf der duplizierten Ebene. Klicken Sie dazu auf das Ebenenmasken-Symbol am unteren Rand des Ebenenfensters (ein Rechteck mit einem Kreis darin). Standardmäßig wird die Auswahl in die Maske übernommen, sodass der ausgewählte Bereich sichtbar (weiß in der Maske) und der Rest ausgeblendet (schwarz in der Maske) wird. Da wir aber den *Hintergrund* unscharf machen wollen, müssen wir die Maske umkehren, sodass das Motiv unscharf wird und der Hintergrund scharf bleibt. Das ist nicht das, was wir wollen!
Wir wollen, dass das Motiv scharf bleibt und der Hintergrund unscharf wird. Die Ebenenmaske sollte also genau andersherum funktionieren: Das Hauptmotiv sollte in der Maske schwarz sein (ausgeblendet), sodass der Unschärfe-Filter es nicht beeinflusst, und der Hintergrund sollte weiß sein (sichtbar), sodass der Filter angewendet wird. Erstellen Sie die Maske, während das Motiv ausgewählt ist, aber halten Sie dabei die Alt-Taste (Windows) oder Option-Taste (Mac) gedrückt. Alternativ erstellen Sie die Maske normal und wählen Sie dann die Maske im Ebenenfenster aus und gehen zu Bild > Anpassungen > Umkehren (Strg/Cmd + I).
Überprüfen Sie die Maske, indem Sie Alt/Option + auf die Maskenminiatur klicken. Alles, was schwarz ist, wird vom Filter nicht beeinflusst; alles, was weiß ist, wird beeinflusst. Grautöne bedeuten partielle Beeinflussung.
Schritt 3: Den Gaußschen Weichzeichner anwenden
Stellen Sie sicher, dass nicht die Maske, sondern die Bildebene selbst ausgewählt ist (klicken Sie auf die Miniatur des Bildes links neben der Maskenminiatur im Ebenenfenster). Gehen Sie nun im Menü zu „Filter“ > „Weichzeichnungsfilter“ > „Gaußscher Weichzeichner“.
Es öffnet sich ein Dialogfenster. Sie sehen eine Vorschau des Effekts. Stellen Sie den „Radius“ ein. Ein höherer Radiuswert führt zu stärkerer Unschärfe. Beobachten Sie die Vorschau, um den gewünschten Grad der Unschärfe zu finden. Der passende Wert hängt stark von der Auflösung Ihres Bildes und dem gewünschten Effekt ab.
Bestätigen Sie mit „OK“.
Schritt 4: Die Unschärfe verfeinern und anpassen
Dank der Ebenenmaske wurde der Weichzeichner nur auf die Bereiche der Ebene angewendet, die in der Maske weiß sind (der Hintergrund). Das Hauptmotiv (schwarz in der Maske) ist scharf geblieben.
Wenn die Übergänge zwischen scharf und unscharf zu hart sind oder Bereiche des Motivs versehentlich unscharf wurden, können Sie die Ebenenmaske bearbeiten. Wählen Sie die Maskenminiatur im Ebenenfenster aus. Wählen Sie ein Pinsel-Werkzeug (B). Stellen Sie die Vordergrundfarbe auf Schwarz, um Bereiche der Maske zu malen und die Unschärfe dort auszublenden (das Motiv wird wieder scharf). Stellen Sie die Farbe auf Weiß, um die Unschärfe in Bereichen anzuzeigen (der Hintergrund wird unscharf). Mit Grautönen können Sie den Effekt teilweise anwenden, was für weichere Übergänge nützlich sein kann.
Sie können auch die Deckkraft der duplizierten Ebene reduzieren, um die Stärke der Unschärfe insgesamt zu verringern, oder die Maske leicht weichzeichnen (Filter > Weichzeichnungsfilter > Gaußscher Weichzeichner auf die Maske angewendet!), um die Ränder weicher zu gestalten.
Für noch mehr Flexibilität können Sie die duplizierte Ebene vor dem Anwenden des Gaußschen Weichzeichners in ein Smartobjekt konvertieren (Rechtsklick auf die Ebene > In Smartobjekt konvertieren). Der Weichzeichnungsfilter wird dann als Smartfilter angewendet und kann jederzeit durch Doppelklick im Ebenenfenster angepasst werden.
Methode 2: Die schnelle Alternative (Weniger präzise)
Die von Ihnen erwähnte schnelle Methode funktioniert auch, ist aber oft weniger präzise, besonders an den Rändern des Motivs.
Schritt 1: Das Hauptmotiv auswählen
Wählen Sie das Hauptmotiv mit einem der Auswahlwerkzeuge (z. B. Zauberstab, Schnellauswahl, Lasso) aus.
Schritt 2: Die Auswahl umkehren
Gehen Sie zu „Auswahl“ > „Auswahl umkehren“ (oder drücken Sie Strg/Cmd + Shift + I). Nun ist der Hintergrund ausgewählt.
Schritt 3: Weichzeichnungsfilter anwenden
Gehen Sie zu „Filter“ > „Weichzeichnungsfilter“ > „Gaußscher Weichzeichner“ und stellen Sie den Radius ein. Bestätigen Sie mit OK.
Nachteile dieser Methode
Der Nachteil dieser Methode ist, dass der Weichzeichner direkt auf die Pixel der originalen Ebene angewendet wird. Die Unschärfe wird nur innerhalb der aktiven Auswahl berechnet. Dies kann zu harten oder unnatürlichen Übergängen am Rand der Auswahl führen, da der Filter nicht über den Auswahlrand hinaus „greifen“ kann, um weiche Übergänge zu berechnen. Außerdem ist diese Methode destruktiv, wenn Sie nicht vorher die Ebene duplizieren.
Weitere Weichzeichnungsfilter in Photoshop
Neben dem Gaußscher Weichzeichner bietet Photoshop noch weitere Weichzeichnungsfilter, die für unterschiedliche Effekte oder realistischere Unschärfen nützlich sein können:
- Objektivunschärfe (Lens Blur): Dieser Filter versucht, die Unschärfe eines Kameraobjektivs zu simulieren. Er kann Bokeh-Formen (z. B. runde Lichtkreise) erzeugen und Unschärfe basierend auf einer Tiefenmaske anwenden. Er ist komplexer als der Gaußsche Weichzeichner, liefert aber oft realistischere Ergebnisse, insbesondere bei Bildern mit unterschiedlich weit entfernten Hintergründen.
- Feld-Weichzeichner (Field Blur) und Iris-Weichzeichner (Iris Blur): Diese Filter gehören zur Gruppe der „Galerie Weichzeichnungsfilter“. Mit dem Feld-Weichzeichner können Sie mehrere Punkte im Bild definieren, die unterschiedliche Unschärfestärken haben, um graduierte Unschärfen zu erzeugen. Der Iris-Weichzeichner simuliert die Unschärfe eines Objektivs um einen bestimmten Fokuspunkt herum und erzeugt oft einen ovalen oder runden Schärfebereich. Beide sind nützlich für selektive Schärfeeffekte.
- Bewegungsunschärfe (Motion Blur) und Radialer Weichzeichner (Radial Blur): Diese Filter erzeugen spezielle Effekte (Bewegung oder Zoom/Drehung) und sind weniger für das simulieren einer natürlichen Hintergrundunschärfe gedacht.
Für die meisten Anwendungen zur einfachen Hintergrundunschärfe ist der Gaußscher Weichzeichner in Kombination mit einer Ebenenmaske die Methode der Wahl, da sie einfach, schnell und flexibel ist.
Tipps für ein realistisches Ergebnis
- Passende Unschärfeintensität: Übertreiben Sie es nicht mit dem Radius. Eine zu starke Unschärfe kann unnatürlich wirken und wie ein nachträglich aufgeklebtes Motiv aussehen. Die Unschärfe sollte zur Brennweite und Blende passen, die bei der Aufnahme verwendet wurden (oder hätten verwendet werden können).
- Rauschen oder Körnung hinzufügen: Wenn Ihr Originalbild Rauschen oder Körnung aufweist, kann der unscharfe Hintergrund zu glatt aussehen. Fügen Sie dem unscharfen Bereich über „Filter“ > „Rauschfilter“ > „Rauschen hinzufügen“ eine passende Menge Rauschen hinzu, um die Textur anzugleichen.
- Nicht-destruktives Bearbeiten: Nutzen Sie Smartobjekte und Ebenenmasken. So können Sie jederzeit zurückkehren und Anpassungen vornehmen, ohne die ursprünglichen Pixel zu verändern. Das Arbeiten mit Smartobjekten ermöglicht es Ihnen insbesondere, den Weichzeichnungsfilter nachträglich anzupassen.
- Übergänge beachten: Achten Sie auf die Ränder des Motivs. Wenn die Auswahl nicht perfekt war oder die Maske zu harte Kanten hat, kann der Übergang zwischen scharf und unscharf unnatürlich wirken. Bearbeiten Sie die Ebenenmaske mit einem weichen Pinsel oder nutzen Sie die Funktion „Auswählen und maskieren“ zur Verfeinerung der Kante.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Welcher Weichzeichner ist der beste für Hintergrundunschärfe?
Für eine einfache, effektive Unschärfe ist der Gaußsche Weichzeichner in Kombination mit einer Ebenenmaske meist die beste Wahl. Wenn Sie realistische Bokeh-Formen simulieren möchten, ist der Objektivunschärfe-Filter besser geeignet, aber auch komplexer in der Anwendung.
Warum sind die Ränder meines Motivs unscharf geworden?
Das liegt wahrscheinlich an der Ebenenmaske. Überprüfen Sie die Maske: Der Bereich des Motivs sollte in der Maske komplett schwarz sein, damit der Filter ihn nicht beeinflusst. Bearbeiten Sie die Maske mit einem schwarzen Pinsel, um die Unschärfe von Ihrem Motiv zu entfernen.
Wie bekomme ich diese schönen Lichtkreise (Bokeh)?
Diese Lichtkreise werden am besten mit dem Objektivunschärfe-Filter simuliert, nicht mit dem Gaußschen Weichzeichner. Stellen Sie sicher, dass im Hintergrund helle Lichtpunkte vorhanden sind, da diese am stärksten zu Bokeh-Kreisen werden.
Kann ich nur einen Teil des Hintergrunds unscharf machen?
Ja. Verwenden Sie eine Ebenenmaske oder eine Auswahl, um genau festzulegen, welche Bereiche des Hintergrunds unscharf werden sollen. Mit dem Feld- oder Iris-Weichzeichner können Sie auch graduierte oder selektive Unschärfebereiche definieren.
Welchen Radius sollte ich beim Gaußschen Weichzeichner einstellen?
Es gibt keinen festen Wert. Beobachten Sie die Vorschau und wählen Sie einen Radius, der natürlich aussieht und das Motiv ausreichend hervorhebt, ohne unnatürlich stark zu wirken. Der Wert hängt stark von der Bildgröße ab.
Fazit
Das Unscharfmachen des Hintergrunds in Photoshop ist eine effektive Technik, um Ihre Motive hervorzuheben und Ihren Bildern einen professionellen Look zu verleihen. Die Arbeit mit Ebenen und einer Ebenenmaske in Kombination mit dem Gaußscher Weichzeichner (oder dem Objektivunschärfe-Filter für realistischeres Bokeh) ist die flexibelste und qualitativ hochwertigste Methode. Nehmen Sie sich Zeit für die Auswahl und Maskierung des Motivs und experimentieren Sie mit der Stärke der Unschärfe, um das beste Ergebnis für Ihr Bild zu erzielen. Durch die Anwendung Nicht-destruktiver Techniken behalten Sie jederzeit die volle Kontrolle über Ihren Bearbeitungsprozess.
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