Wie Kameras reale Bilder aufnehmen

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Die Frage, ob eine Kamera ein reales Bild aufnehmen kann, führt uns direkt ins Herz der Fotografie und der Optik, die sie möglich macht. Es ist eine grundlegende Überlegung, die uns verstehen lässt, was genau im Inneren unserer Kameras geschieht, wenn wir den Auslöser drücken und Licht auf den Sensor trifft.

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zunächst klären, was ein "reales Bild" im physikalischen Sinne bedeutet und wie es sich von einem "virtuellen Bild" unterscheidet. Diese Unterscheidung ist entscheidend, um den Prozess der Bildaufnahme in einer Kamera vollständig zu erfassen.

Kann mit einer Kamera ein reales Bild aufgenommen werden?
Jede Kamera, die in der Lage ist, reale Objekte zu fotografieren, ist auch in der Lage, reale und virtuelle Bilder aufzunehmen .

Was ist ein optisches Bild?

Ein optisches Bild entsteht, wenn Lichtstrahlen, die von einem Objekt ausgehen, durch ein optisches System (wie eine Linse oder einen Spiegel) gebrochen oder reflektiert werden und sich danach an einem anderen Punkt wieder treffen oder so aussehen, als würden sie von einem Punkt kommen.

Stellen Sie sich Lichtstrahlen vor, die von jedem Punkt eines Objekts in alle Richtungen strahlen. Wenn diese Strahlen auf eine Linse treffen, werden sie abgelenkt. Die Art und Weise, wie sie abgelenkt werden, bestimmt, ob und wo sich die Strahlen danach wieder sammeln und ein Bild erzeugen.

Reales Bild vs. Virtuelles Bild: Der entscheidende Unterschied

Hier liegt der Kern der Frage. In der Optik unterscheiden wir zwei Hauptarten von Bildern:

Das Reale Bild

Ein reales Bild entsteht dort, wo die Lichtstrahlen, nachdem sie das optische System passiert haben, tatsächlich zusammenlaufen (konvergieren). Weil die Lichtstrahlen dort wirklich zusammentreffen, kann ein reales Bild auf einem Schirm oder einer Fläche abgebildet oder projiziert werden. Denken Sie an das Bild, das ein Projektor auf eine Leinwand wirft, oder das Bild, das eine Lupe von einem weit entfernten Objekt erzeugt, wenn Sie es auf einem Blatt Papier auffangen. Das Bild, das auf dem Sensor (oder früher auf dem Film) einer Kamera entsteht, ist ein reales Bild. Reale Bilder sind typischerweise, aber nicht immer, im Vergleich zum ursprünglichen Objekt invertiert, das heißt, sie stehen auf dem Kopf und sind seitenverkehrt.

Das Virtuelle Bild

Ein virtuelles Bild entsteht dort, wo die Lichtstrahlen *scheinen* zusammenzulaufen, nachdem sie das optische System passiert haben, obwohl sie sich tatsächlich voneinander entfernen (divergieren). Weil die Lichtstrahlen dort nicht wirklich zusammenlaufen, kann ein virtuelles Bild *nicht* auf einem Schirm abgebildet oder projiziert werden. Sie können ein virtuelles Bild nur sehen, indem Sie durch das optische System blicken. Das klassische Beispiel für ein virtuelles Bild ist Ihr Spiegelbild in einem flachen Spiegel oder das vergrößerte Bild, das Sie sehen, wenn Sie eine Lupe dicht vor ein Objekt halten und durch die Lupe blicken. Virtuelle Bilder sind typischerweise, aber nicht immer, im Vergleich zum ursprünglichen Objekt aufrecht.

Wie eine Kamera ein reales Bild aufnimmt

Nun zurück zur Kamera. Eine Kamera, die in der Lage ist, reale Objekte zu fotografieren, nutzt ein optisches System, in der Regel ein System aus Linsen, um Licht von diesen Objekten zu sammeln und zu bündeln. Die Linse oder das Linsensystem einer Kamera ist so konzipiert, dass es als Sammellinse (oder Konvergenzlinse) wirkt.

Wenn Lichtstrahlen von einem Objekt durch die Kameralinse (oder das Linsensystem) fallen, werden sie gebrochen und in Richtung der optischen Achse abgelenkt. Wenn das Objekt weit genug von der Linse entfernt ist (außerhalb der einfachen Brennweite), konvergieren die Lichtstrahlen von jedem Punkt des Objekts nach dem Passieren der Linse wieder an einem entsprechenden Punkt hinter der Linse. Diese Punkte, an denen die Lichtstrahlen konvergieren, bilden zusammen das Bild des Objekts.

Die Fläche, auf der sich all diese Konvergenzpunkte für ein scharf abgebildetes Objekt befinden, wird als Bildebene oder Fokusebene bezeichnet. In einer Kamera ist der Sensor (bei Digitalkameras) oder der Film (bei analogen Kameras) genau in dieser Bildebene positioniert. Wenn Sie die Kamera fokussieren, bewegen Sie die Linse so, dass die Bildebene des Objekts, das Sie scharf haben möchten, genau auf der Ebene des Sensors liegt.

Da die Lichtstrahlen auf der Sensorfläche tatsächlich zusammenlaufen und das Bild dort aufgefangen wird, handelt es sich bei dem auf dem Sensor entstehenden Bild um ein reales Bild. Dieses reale Bild ist, wie bei einfachen Sammellinsen üblich, im Vergleich zum fotografierten Objekt invertiert – es steht auf dem Kopf und ist seitenverkehrt. Die Elektronik der Digitalkamera oder der Prozess der Filmentwicklung und des Drucks/Scans sorgt dann dafür, dass wir das Bild in der richtigen Ausrichtung sehen.

Die Aussage: Reale und virtuelle Bilder aufnehmen?

Die anfänglich bereitgestellte Information besagt: „Jede Kamera, die in der Lage ist, reale Objekte zu fotografieren, ist auch in der Lage, reale und virtuelle Bilder aufzunehmen.“ Diese Aussage bedarf einer Präzisierung im Kontext der Bildaufnahme auf dem Sensor.

Wie erläutert, nimmt die Kamera auf ihrem Sensor immer ein reales Bild des fotografierten Objekts auf. Die Kamera fängt das Licht ein, das vom Objekt kommt, und formt daraus ein reales Bild auf der lichtempfindlichen Fläche.

Kann mit einer Kamera ein reales Bild aufgenommen werden?
Jede Kamera, die in der Lage ist, reale Objekte zu fotografieren, ist auch in der Lage, reale und virtuelle Bilder aufzunehmen .

Die Fähigkeit, auch virtuelle Bilder „aufzunehmen“, bezieht sich wahrscheinlich nicht darauf, dass die Kamera ein virtuelles Bild *auf den Sensor projiziert und speichert* (was physikalisch unmöglich ist, da virtuelle Bilder nicht projizierbar sind). Stattdessen könnte es bedeuten:

  1. Die Kamera kann ein *reales Bild* von einem Objekt aufnehmen, das selbst ein virtuelles Bild erzeugt, z.B. das Fotografieren eines Spiegelbildes. Wenn Sie ein Spiegelbild fotografieren, fotografieren Sie die Lichtstrahlen, die vom ursprünglichen Objekt kommen, vom Spiegel reflektiert werden und dann in Ihre Kamera gelangen. Das optische System Ihrer Kamera formt aus diesen Lichtstrahlen ein reales Bild auf dem Sensor. Sie fotografieren also ein reales Bild einer Szene, die als virtuelles Bild im Spiegel erscheint.
  2. Das optische System der Kamera *kann* unter bestimmten Bedingungen (z.B. wenn ein Objekt sehr nah, innerhalb der Brennweite, platziert wird – was bei der normalen Fotografie realer Objekte nicht der Fall ist) auch ein virtuelles Bild erzeugen. Dieses virtuelle Bild würde sich aber *vor* der Linse befinden und könnte nicht auf dem Sensor aufgefangen werden. Es wäre nur sichtbar, wenn man durch die Linse blickt.
  3. Bei Kameras mit optischem Sucher (wie Spiegelreflexkameras) sieht der Fotograf oft ein virtuelles Bild des Motivs, das durch das Sucherokular betrachtet wird. Dieses virtuelle Bild wird von einer Mattscheibe erzeugt, auf die das reale Bild des Objektivs projiziert wird. Das Suchersystem (mit Pentaprisma/Pentamirror und Okular) formt dann ein aufrechtes, oft vergrößertes virtuelles Bild für das Auge des Fotografen. Aber auch hier gilt: Was der Fotograf im Sucher sieht (ein virtuelles Bild), ist nicht das, was die Kamera auf dem Sensor aufzeichnet (ein reales Bild).

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Kamera *zeichnet* auf ihrem Sensor oder Film immer ein reales Bild der Szene auf. Die Aussage könnte sich auf die Fähigkeit beziehen, reale Bilder von Objekten aufzunehmen, die selbst virtuelle Bilder erzeugen (wie Spiegel) oder auf die Tatsache, dass das optische System komplexer ist und in anderen Teilen des Systems (wie dem optischen Sucher) virtuelle Bilder eine Rolle spielen können.

Die Rolle des Fokus

Der Fokus ist eng mit der Entstehung des realen Bildes verbunden. Wenn wir "fokussieren", passen wir den Abstand zwischen der Linse und dem Sensor an. Wir tun dies, um sicherzustellen, dass die Lichtstrahlen von unserem Motiv (dem fokussierten Objekt) genau auf der Ebene des Sensors zusammenlaufen. Wenn die Strahlen *vor* oder *hinter* dem Sensor zusammenlaufen würden, wäre das Bild auf dem Sensor unscharf, da die Lichtbündel dort noch nicht zu einem Punkt konvergiert wären oder sich bereits wieder aufweiten würden. Ein scharfes Bild auf dem Sensor ist ein scharfes reales Bild.

Reales vs. Virtuelles Bild: Ein Vergleich

MerkmalReales BildVirtuelles Bild
EntstehungLichtstrahlen konvergieren (treffen sich tatsächlich)Lichtstrahlen divergieren (scheinen von einem Punkt zu kommen)
Abbildbar auf SchirmJa (Sensor, Leinwand, Mattscheibe)Nein
Orientierung (im Vergleich zum Objekt)Typischerweise invertiert (auf dem Kopf, seitenverkehrt)Typischerweise aufrecht
BetrachtungKann auf einem Schirm betrachtet werdenMuss durch das optische System betrachtet werden
BeispieleBild auf Kamera-Sensor, Bild auf Kinoleinwand, Bild in einer LochkameraSpiegelbild, Bild durch eine Lupe (bei Nahbetrachtung), Bild im optischen Sucher

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

Ist das Bild, das ich durch den optischen Sucher einer Spiegelreflexkamera sehe, real oder virtuell?

Das Bild, das Sie durch das Okular eines optischen Suchers sehen, ist ein virtuelles Bild. Das Objektiv erzeugt ein reales, invertiertes Bild auf einer Mattscheibe. Ein Pentaprisma oder Pentamirror kehrt dieses Bild optisch um, sodass es aufrecht erscheint, und das Okular wirkt als Lupe, die ein vergrößertes, aufrechtes virtuelles Bild für Ihr Auge erzeugt. Was der Sensor aufnimmt, ist jedoch das ursprüngliche reale, invertierte Bild auf seiner Ebene.

Was ist mit digitalen Suchern (EVF) oder dem Display auf der Rückseite einer Kamera? Zeigen diese reale oder virtuelle Bilder?

Digitale Sucher und Displays zeigen keine optischen realen oder virtuellen Bilder im klassischen Sinne. Sie sind Bildschirme (wie kleine Monitore), die eine *digitale Darstellung* des Bildes anzeigen, das vom Sensor erfasst wird. Der Sensor nimmt ein reales Bild auf, dieses wird digitalisiert und dann auf dem Bildschirm als elektronisches Bild ausgegeben. Man spricht hier eher von einer digitalen Repräsentation.

Warum ist das Bild auf dem Kamerasensor auf dem Kopf?

Die Art und Weise, wie eine einfache Sammellinse (oder ein System, das als solches wirkt) Lichtstrahlen von einem Objekt bündelt, führt dazu, dass die Strahlen von der Oberseite des Objekts unten auf der Bildebene konvergieren und umgekehrt. Dies ist ein grundlegendes Prinzip der Optik, das zur Inversion des realen Bildes führt.

Kann eine Lochkamera reale Bilder aufnehmen?

Ja, absolut. Eine Lochkamera (Camera Obscura) nutzt anstelle einer Linse nur ein kleines Loch, um Licht zu bündeln. Lichtstrahlen von jedem Punkt des Objekts, die durch das Loch fallen, bilden auf der gegenüberliegenden Fläche (wo der Sensor oder Film wäre) ein reales, ebenfalls invertiertes Bild. Das Prinzip der Erzeugung eines realen, projizierbaren Bildes ist dasselbe.

Beeinflusst die Qualität der Linse, ob das Bild real oder virtuell ist?

Nein, die Qualität der Linse beeinflusst nicht, ob ein Bild real oder virtuell ist. Sie beeinflusst die *Qualität* des Bildes – wie scharf, klar und farbgetreu das reale Bild auf dem Sensor ist. Eine minderwertige Linse kann zu einem unscharfen, verzerrten oder farbstichigen realen Bild führen, aber es bleibt ein reales Bild, solange die Strahlen auf dem Sensor konvergieren.

Schlussfolgerung

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine moderne Kamera, die dafür gebaut ist, die Welt um uns herum abzulichten, in erster Linie darauf ausgelegt ist, reale Bilder auf ihrem Sensor oder Film einzufangen. Das optische System, insbesondere die Linse, spielt dabei die entscheidende Rolle, indem es die Lichtstrahlen so bündelt, dass sie auf der lichtempfindlichen Fläche konvergieren und ein projizierbares, reales Bild erzeugen. Der Sensor zeichnet genau dieses reale, invertierte Bild auf.

Während virtuelle Bilder in anderen Teilen des fotografischen Systems (wie dem optischen Sucher) oder in den Motiven selbst (wie Spiegelbildern) eine Rolle spielen mögen, ist der Kern des fotografischen Aufnahmeprozesses auf dem Sensor immer die Erfassung eines realen Bildes. Jedes Foto, das Sie machen, ist das Ergebnis Ihrer Kamera, die erfolgreich ein reales Bild der Welt auf ihrer Aufnahmefläche eingefangen hat. Dieses grundlegende Verständnis der Optik bereichert das Hobby der Fotografie ungemein.

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Andenmatten Soltermann

Hallo! Ich bin Andenmatten Soltermann, ein Schweizer Fotograf, der leidenschaftlich die Essenz der Welt durch seine Linse einfängt. Geboren und aufgewachsen in den majestätischen Schweizer Alpen, haben die deutsche Sprache und atemberaubende Landschaften meine kreative Vision geprägt. Meine Liebe zur Fotografie begann mit einer alten analogen Kamera, und seitdem widme ich mein Leben der Kunst, visuelle Geschichten zu erzählen, die berühren und verbinden.In meinem Blog teile ich praktische Tipps, Techniken und Erfahrungen, um dir zu helfen, deine fotografischen Fähigkeiten zu verbessern – egal, ob du ein neugieriger Anfänger oder ein erfahrener Profi bist. Von der Beherrschung des natürlichen Lichts bis hin zu Ratschlägen für wirkungsvolle Bildkompositionen ist es mein Ziel, dich zu inspirieren, die Welt mit neuen Augen zu sehen. Mein Ansatz verbindet Technik mit Leidenschaft, immer auf der Suche nach dem Funken, der ein Foto unvergesslich macht.Wenn ich nicht hinter der Kamera stehe, findest du mich auf Bergpfaden, auf Reisen nach neuen Perspektiven oder beim Genießen der Schweizer Traditionen, die mir so am Herzen liegen. Begleite mich auf dieser visuellen Reise und entdecke, wie Fotografie die Art und Weise, wie du die Welt siehst, verändern kann.

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