Der Videorekorder hat die Art und Weise, wie wir Fernsehen konsumieren, grundlegend verändert. Er ermöglichte es erstmals, bewegte Bilder und Töne auf Magnetband aufzuzeichnen und später wieder abzuspielen. Was heute selbstverständlich erscheint, war das Ergebnis jahrelanger Forschung und Entwicklung, die in den frühen 1950er Jahren begann.

Die Anfänge: Von Tonbandgeräten zu Bildaufzeichnung
Die Idee, Fernsehbilder auf Band aufzuzeichnen, kam bereits Anfang der 1950er Jahre auf. Der amerikanische Entertainer Bing Crosby fragte 1951 seinen Chefingenieur John T. Mullin, ob die Aufzeichnung von Fernsehen auf Band möglich sei, ähnlich wie bei Audio. Mullin bejahte dies und Crosby beauftragte die Firma Ampex mit der Entwicklung und richtete ein Labor für Mullin ein.
Die ersten Versuche waren jedoch schwierig. Man glaubte zunächst, dass man das Band mit sehr hoher Geschwindigkeit laufen lassen müsse, um die breitere Bandbreite eines Videosignals (ca. 6 MHz) im Vergleich zu einem Audiosignal (ca. 20 kHz) zu erfassen. Das Problem war jedoch nicht nur die Bandgeschwindigkeit, sondern auch das Design der Magnetköpfe, das Bandbreiten über 1 Megahertz nicht zuließ.
Frühe Versuche mit festen Köpfen, ähnlich wie bei Audiorekordern, waren erfolglos. Eine Demonstration dieser Technik durch Bing Crosby Enterprises (BCE) am 11. November 1951 lieferte nur ein sehr schlechtes Bild. Ein weiteres frühes Projekt war das Vision Electronic Recording Apparatus (VERA) der BBC im Jahr 1952. Diese Maschine nutzte dünnes Stahlband, das mit über 510 cm pro Sekunde lief. Trotz zehn Jahren Forschung war sie aufgrund der enormen Bandlänge pro Minute aufgezeichneten Videos nie weit verbreitet.
Auch BCE wechselte bis 1952 zu Mehrspurmaschinen, stieß aber weiterhin auf Bandbreitenbeschränkungen. Erst 1953 erkannte BCE, dass das Magnetkopfdesign das eigentliche Problem war. Nachdem dieses Problem behoben war, konnten Bandbreiten von über 1 Megahertz aufgezeichnet werden. Da BCE und Ampex zusammenarbeiteten, wurde das neue Kopfdesign geteilt, und Ampex nutzte es in ihrem Rekorder.
Der Durchbruch: Quer- und Schrägspurverfahren
Es wurde klar, dass eine praktikable Videoaufzeichnungstechnologie eine Methode erforderte, um das Signal ohne die extrem hohe Bandgeschwindigkeit linearer Systeme aufzuzeichnen.
Zwei entscheidende Technologien wurden entwickelt:
- Das Schrägspurverfahren (Helical Scan): 1953 von Eduard Schüller bei Telefunken patentiert.
- Das Querspurverfahren (Transverse Scan): Um 1954 von Ampex entwickelt. Dabei sind die Aufzeichnungsköpfe auf einer sich drehenden Trommel montiert und zeichnen Spuren quer über das Band auf.
Das Querspurverfahren von Ampex ermöglichte eine viel höhere Datendichte pro Bandlänge und erlaubte eine geringere Bandgeschwindigkeit von nur 38 cm pro Sekunde (15 Zoll pro Sekunde).
Der erste kommerziell erfolgreiche Videorekorder
Der Ampex VRX-1000, eingeführt 1956, wurde der weltweit erste kommerziell erfolgreiche Videorekorder. Er nutzte das 2-Zoll-Quadruplex-Format. Aufgrund seines Preises von 50.000 US-Dollar (in Deutschland kostete ein Gerät 1958 400.000 D-Mark) konnten sich nur Fernsehsender und die größten Stationen dieses Gerät leisten.

Anfang 1957 war 3M der einzige erfolgreiche Hersteller von geeignetem Magnetband. Die drei großen US-Sender nahmen den Einsatz von Videoband offiziell am 28. April 1957 auf. Zu dieser Zeit gab es wohl nicht mehr als 50 brauchbare Bandrollen insgesamt – die Verfügbarkeit war extrem kritisch.
Das Quadruplex-System hatte Einschränkungen, wie das Fehlen einer sauberen Pausen- oder Standbildfunktion. Es konnte nur bei normaler Bandgeschwindigkeit erkennbare Bilder wiedergeben. Trotzdem blieb es bis etwa 1980 der Standard in Fernsehstudios. Das Schrägspurverfahren konnte diese Einschränkung überwinden.
Der Weg ins Wohnzimmer: Die Ära der Heimrekorder
Mit der Weiterentwicklung der Technologie wurden die Geräte kleiner und günstiger.
- 1959 stellte JVC seinen ersten Schrägspur-VTR namens KV-1 vor.
- 1963 führte Philips seinen 1-Zoll-Schrägspurrekorder EL3400 ein, der auf Geschäfts- und Heimanwender abzielte. Sony brachte den 2-Zoll-PV-100 für geschäftliche, medizinische und pädagogische Zwecke auf den Markt.
- Ebenfalls 1963 wurde der Telcan von der Nottingham Electronic Valve Company vorgestellt – der erste Heimvideorekorder. Er konnte als Gerät oder Bausatz für 60 Pfund gekauft werden, war aber teuer, schwierig zusammenzubauen und konnte nur 20 Minuten in Schwarz-Weiß aufzeichnen.
- Das Sony-Modell CV-2000, das 1965 auf den Markt kam, war Sonys erster VTR für den Heimgebrauch und basierte auf 0,5-Zoll-Band.
- Ampex und RCA folgten 1965 mit eigenen Schwarz-Weiß-Offenband-VTRs für den Heimmarkt unter 1.000 US-Dollar.
Voraufgezeichnete Videos für die Wiedergabe zu Hause wurden ab 1967 verfügbar.
Das Zeitalter der Videokassette und der Formatkrieg
Die Entwicklung von Videokassetten folgte dem Trend, Offenbandsysteme durch Kassetten oder Cartridges zu ersetzen, wie es bereits bei Audio (Compact Cassette, 8-Track) und Film (Instamatic, Super 8) geschehen war. Kassetten waren einfacher zu handhaben als offene Spulen.
Eine Einigung japanischer Hersteller auf ein gemeinsames Aufzeichnungsformat ermöglichte einen Konsumermarkt. Der erste Konsumenten-Videokassettenrekorder, der das U-matic-Format nutzte, wurde 1971 von Sony eingeführt. Ein weiteres frühes Kassettenformat war das EIAJ-Format, das verschiedene Hersteller nutzten (EIAJ-1 Offenband, EIAJ-2 Cartridge).
Für die meisten privaten Nutzer, die in den 80er und 90er Jahren filmten, war die VHS-Kassette das dominierende Format. Doch in ihren Anfangstagen hatte sie ernstzunehmende Konkurrenz.

Sony brachte 1975 das Betamax-Format auf den Markt, gefolgt von JVC mit VHS im Jahr 1976 und Grundig/Philips mit Video2000 im Jahr 1979. Diese Formate waren nicht miteinander kompatibel, was zum sogenannten Formatkrieg führte.
Die Kontrahenten im Formatkrieg
| Format | Hersteller | Einführung | Besonderheiten/Vorteile (laut Quelle) | Nachteile (laut Quelle) | Ausgang |
|---|---|---|---|---|---|
| Betamax | Sony | 1975 | Kleiner als VHS/Video2000, bessere Bildqualität (sattere Farben, schärferes Bild) | Sony konnte den Weltmarkt nicht erobern | Verlierer des Formatkriegs |
| VHS (Video Home System) | JVC | 1976 | Vergleichsweise preiswert und leicht zu bedienen, etwas höhere Laufzeit, JVC verkaufte Lizenzen breit, keine Einwände gegen Pornos (führte zu breiterer Content-Verfügbarkeit) | Leicht unterlegen in Bildqualität im direkten Vergleich | Sieger des Formatkriegs |
| Video2000 | Grundig & Philips | 1979 | Doppelte Aufnahmedauer durch Wendekassetten, beste Bildqualität | Teurer als VHS, verschwand Mitte der 80er Jahre vom Markt | Verlierer des Formatkriegs |
Obwohl Betamax und Video2000 technische Vorteile hatten, setzte sich letztlich VHS durch. Dies lag weniger an der Qualität als vielmehr an der geschickten Vermarktung und Lizenzpolitik von JVC. Die Geräte waren preiswerter und einfacher zu bedienen. Zudem sorgte die breite Verfügbarkeit von Inhalten, inklusive der Toleranz gegenüber Filmen für Erwachsene, für eine weite Verbreitung.
Der Höhepunkt und der Niedergang
In den 1980er Jahren war VHS der technische Standard im Heimvideo-Bereich. 1987 wurde das verbesserte Format S-VHS (Super Video Home System) eingeführt, das eine bessere Bildauflösung und Farbqualität bot.
Dank der Heimvideorekorder boomten ab Mitte der achtziger Jahre auch die Videotheken.
Das Ende des Videorekorders begann Ende der neunziger Jahre mit der Erfindung der DVD. Viele Nutzer wechselten zu digitalen Medien, die eine einfachere Bearbeitung und Archivierung am Computer ermöglichten. Obwohl noch einige Jahre VHS-Kassetten verkauft wurden, wurde ihre Herstellung schließlich im Jahr 2008 eingestellt.
Die Digitalisierung alter VHS-Kassetten ist heute wichtig, da die magnetischen Bänder durch äußere Einflüsse wie Licht, Wärme, Feuchtigkeit und sogar Erdmagnetismus bedroht sind und mit der Zeit an Qualität verlieren oder unleserlich werden können. Die DVD und spätere digitale Formate sind so in gewisser Weise die Zukunft der alten Aufnahmen, indem sie deren Rettung und Archivierung ermöglichen.
Häufig gestellte Fragen zum Videorekorder
Hier beantworten wir einige gängige Fragen zur Geschichte des Videorekorders:
Wann wurde der erste Videorekorder verwendet?
Der erste kommerziell erfolgreiche Videorekorder, der Ampex VRX-1000, wurde 1956 eingeführt und erstmals von Fernsehsendern verwendet. Die US-Sender nahmen den Betrieb offiziell im April 1957 auf.

Wann wurde der Videorecorder erfunden?
Die Forschung begann Anfang der 1950er Jahre. Wichtige technologische Durchbrüche wie das Schrägspurverfahren (1953 patentiert) und das Querspurverfahren (um 1954 entwickelt) ebneten den Weg. Der erste kommerziell erfolgreiche Rekorder kam 1956 auf den Markt.
Wann kam die erste VHS-Kassette raus?
Die VHS-Kassette wurde erstmals 1976 zum Kauf angeboten.
Was hat der erste Videorecorder gekostet?
Der Ampex VRX-1000 kostete bei seiner Einführung 1956 50.000 US-Dollar. In Deutschland kostete ein Gerät 1958 400.000 D-Mark. Die ersten Heimrekorder, die 1966 in Deutschland vorgestellt wurden, kosteten noch etwa 7.000 Euro.
Was war der Formatkrieg?
Der Formatkrieg war ein Wettbewerb zwischen verschiedenen, inkompatiblen Videoformaten für den Heimgebrauch in den 1970er und 80er Jahren, hauptsächlich zwischen VHS (JVC), Betamax (Sony) und Video2000 (Grundig/Philips). Da Kassetten eines Systems nicht auf Geräten eines anderen Systems abgespielt werden konnten, mussten sich die Verbraucher für ein System entscheiden. VHS setzte sich letztlich durch.
Warum hat sich VHS durchgesetzt, obwohl Betamax und Video2000 teilweise bessere Qualität boten?
VHS-Geräte waren vergleichsweise preiswerter und einfacher zu bedienen. JVC verfolgte eine breite Lizenzierungspolitik, sodass viele Hersteller VHS-Geräte anboten. Zudem war die Verfügbarkeit von Filmen auf VHS, inklusive populärer Genres, oft breiter, was zur Massenakzeptanz beitrug.
Der Videorekorder, insbesondere in Form des VHS-Systems, war ein Meilenstein in der Geschichte der Unterhaltungselektronik und prägte über Jahrzehnte die private Mediennutzung, bevor er von digitalen Formaten abgelöst wurde.
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