Winterthur: Geschichte, Wappen & Versorgung

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Winterthur, eine Stadt von historischer Bedeutung im Kanton Zürich, blickt auf eine lange und bewegte Vergangenheit zurück. Von ihren bescheidenen Anfängen als römische Siedlung bis hin zu ihrer Entwicklung als Industrie- und Handelszentrum hat Winterthur viele Wandlungen durchlaufen. Diese Stadt, deren Wurzeln tief in der Geschichte verankert sind, zeichnet sich heute durch eine moderne Infrastruktur und eine reiche kulturelle Identität aus.

War Winterthur früher eine Industriestadt?
Um 1800 begann die eigentliche Entwicklung der Stadt Winterthur zu einer Industrie- und Handelsstadt. Winterthur entwickelte sich aber auch in den letzten Jahrzehnten ausserhalb der Altstadt zu einer blühenden Industriestadt mit vielen neuzeitlichen Unternehmen im Bereich Maschinenbau und Textilmaschinen.

Ein Blick in die Geschichte Winterthurs

Die menschliche Besiedlung im Gebiet des heutigen Winterthur lässt sich bis etwa 3000 vor Christus zurückverfolgen. Eine bedeutende frühe Epoche begann um die Zeit Christi Geburt, als auf dem späteren Kirchhügel in Oberwinterthur eine römische Siedlung entstand. Diese Siedlung, die im Jahr 294 befestigt wurde, trug den Namen Vitudurum. Interessanterweise verläuft die schnurgerade Marktgasse in der Winterthurer Altstadt vermutlich auf einem kleinen Teilstück der alten römischen Strasse, die einst den Genfersee mit dem Bodensee verband.

Aus dieser frühmittelalterlichen Siedlung entwickelte sich bis zum Ende des 11. Jahrhunderts allmählich eine Stadt. Eine im 7. oder 8. Jahrhundert erbaute Kirche wurde um das Jahr 1000 zur Grablege einer lokalen Adelsfamilie. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts stiegen die Kyburger zur bedeutendsten Familie in der Ostschweiz auf. Unter ihrer Herrschaft wurde Winterthur in dieser Zeit zu einer befestigten Stadt ausgebaut.

Ein entscheidender Moment für die Bürger Winterthurs war das Jahr 1264. Nach dem Tod des kinderlosen Grafen Hartmann IV. von Kyburg trat dessen Neffe Rudolf von Habsburg das Erbe an. Er stellte den Winterthurern eine Stadtrechtsurkunde aus, die ihnen verschiedene wichtige Rechte schriftlich zusicherte. Während die Stadt Zürich 1351 ein eidgenössischer Ort wurde und ihr Territorium kontinuierlich vergrösserte, verblieb Winterthur – abgesehen von einem kurzen Intermezzo als reichsfreie Stadt – bis 1467 unter habsburgischer Herrschaft. In jenem Jahr zwang Geldnot die Habsburger dazu, die Stadt an Zürich zu verpfänden. Innerhalb der zürcherischen Territorialherrschaft nahm Winterthur aufgrund seiner eigenen Rechtspersönlichkeit eine Sonderstellung ein. Die äussere Entwicklung der Stadt, sowohl politisch als auch wirtschaftlich, wurde von Zürich wiederholt behindert, was oft zu Konflikten und Abhängigkeiten führte.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gelang es zahlreichen Winterthurer Firmen, in den Fernhandel mit Kolonialwaren und Baumwolle einzusteigen. Dieser Schritt legte die Grundlage für die zukünftige Entwicklung Winterthurs zu einer Industriestadt.

Das Jahr 1798 markierte den Beginn eines neuen Zeitalters. Die revolutionären Ereignisse in Frankreich und der Einmarsch napoleonischer Truppen führten zum Zusammenbruch der Alten Eidgenossenschaft. Winterthur wurde Teil des neu gebildeten Kantons, in dem die Stadt Zürich weiterhin eine dominante Rolle spielte. Ab den 1830er Jahren etablierte sich Winterthur als Zentrum der Opposition gegen die Kantonshauptstadt und war massgeblich an der sogenannten Demokratischen Bewegung beteiligt. Diese Bewegung hatte grossen Einfluss auf die neue Kantonsverfassung von 1869 und die Revision der Bundesverfassung von 1874. Wirtschaftlich entwickelte sich Winterthur in dieser Periode zu einer Industrie- und Handelsstadt von internationaler Bedeutung.

Das historische Wappen Winterthurs

Das Wappen und die Fahne Winterthurs haben eine bemerkenswert lange Geschichte. Bereits im Jahr 1252, noch vor dem Aussterben der Grafen von Kyburg, siegelte die Stadt Winterthur mit einem Wappen, das vom Kyburger Wappen abgeleitet war, jedoch den oberen Löwen wegließ. Um 1276 verwendete der Schultheiss Wezel von Winterthur dann das vollständige Wappen der Kyburger, einschliesslich des oberen Löwen. Dies lässt darauf schließen, dass Rudolf von Habsburg, der zu dieser Zeit deutscher König war und 1275 das Erbe der ausgestorbenen Kyburger angetreten hatte, der Stadt erlaubte, das Kyburger Wappen als Stadtwappen zu führen.

Somit ist das Winterthurer Wappen mit Abstand das älteste Gemeindewappen im Kanton Zürich. Das zweitälteste Wappen, jenes von Grüningen, ist erst seit 1370 nachgewiesen. Als frühester Nachweis einer farbigen Darstellung des Kyburger Wappens als Stadtwappen in Winterthur gilt das Schild von 1493 in der Sakristei der Stadtkirche.

Wie hoch ist der Ausländeranteil in Winterthur?
WinterthurFläche:68,07 km²Einwohner:119'315 (31. Dezember 2023)Einwohnerdichte:1753 Einw. pro km²Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht)26,4 % (31. Dezember 2023)

Interessante heraldische Details zeigen sich in historischen Darstellungen. Die Zürcher Kantonskarte von Jos Murer aus dem Jahr 1566 zeigt das Winterthurer Wappen spiegelbildlich zum Kyburger Wappen, also mit zwei nach heraldisch links schreitenden roten Löwen auf silbernem Grund. Dagegen zeigt der Murerplan von 1576 die Kyburger Löwen nach heraldisch links und die Winterthurer Löwen nach heraldisch rechts schreitend. Die Farbgebung mit roten Löwen auf weissem Grund findet sich auch auf der Ämterscheibe von Hans Jakob Nüscheler d. Ä. aus dem Jahr 1616.

Das Stadtwappen wurde auch von lokalen Handwerkern als Marke verwendet. Der Zinngiesser Hans Heinrich Forrer, der 1819 in Winterthur starb und wohl seit seiner Heirat 1775 dort tätig war, benutzte das Stadtwappen, ergänzt um ein «W» für die Stadt und seine Initialen, als seine Marke. Ähnlich verfuhren auch andere Zinngiesser bereits seit dem 17. Jahrhundert.

Tägliche Versorgung und Entsorgung in Winterthur

Die infrastrukturelle Versorgung und Entsorgung der Stadt Winterthur obliegt zum grössten Teil dem Stadtwerk Winterthur. Dieses städtische Unternehmen gewährleistet eine Vielzahl lebenswichtiger Dienstleistungen für die Bevölkerung und die Wirtschaft.

Trinkwasserversorgung

Die Qualität des Trinkwassers in Winterthur ist so hervorragend, dass es nicht aufbereitet werden muss. Täglich gewinnt die Trinkwasserversorgung des Stadtwerks Winterthur beeindruckende 40'000 Kubikmeter Wasser aus dem Grundwasserstrom der Töss, genauer gesagt in den Gebieten Linsental und Zell. Dieses Wasser versorgt nicht nur die Stadt Winterthur selbst, sondern auch elf umliegende Gemeinden. Darüber hinaus werden 130 öffentliche Brunnen und die Hydranten für die Feuerwehr auf Stadtgebiet mit diesem qualitativ hochwertigen Wasser beliefert.

Gasversorgung

Rund 7000 Winterthurer Haushalte nutzen Gas zum Heizen, Kochen oder zur Warmwasseraufbereitung. Das Stadtwerk Winterthur bietet ihnen hierfür eine Auswahl aus vier ökologisch unterschiedlich zusammengesetzten Angeboten an, um den individuellen Bedürfnissen und Umweltpräferenzen gerecht zu werden.

Fernwärme

In verschiedenen Stadt-Arealen Winterthurs haben die Bewohner die Wahl zwischen zwei Fernwärmeangeboten des Stadtwerks. Diese umfassen einen grossen Fernwärmeverbund sowie sechs kleinere Quartierwärmeverbunde, die eine komfortable und oft umweltfreundliche Alternative zu individuellen Heizsystemen darstellen.

Elektrizität

Auch den Strom bietet das Stadtwerk Winterthur in verschiedenen Varianten an. Kunden können aus vier unterschiedlichen Ökologieklassen wählen, je nachdem, welchen Anteil an erneuerbaren Energien sie beziehen möchten.

Wie hoch ist der Ausländeranteil in Winterthur?
WinterthurFläche:68,07 km²Einwohner:119'315 (31. Dezember 2023)Einwohnerdichte:1753 Einw. pro km²Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht)26,4 % (31. Dezember 2023)

Glasfasernetz

Im Bereich der Telekommunikation stellt das Stadtwerk Winterthur ein modernes Glasfasernetz zur Verfügung. Dieses Netz ermöglicht schnelle Kommunikation und vielfältige Unterhaltungsangebote, was für eine moderne Stadtinfrastruktur unerlässlich ist.

Beleuchtung

Wirksame Steuerungssysteme sind für die Beleuchtung der Stadt zuständig. Sie sorgen für nächtliche Sicherheit auf den Strassen und Plätzen und tragen gleichzeitig zur Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit der rund 11'000 Leuchtstellen in Winterthur bei.

Elektro- und Gastankstellen

Das Stadtwerk Winterthur unterstützt auch die Elektromobilität und gasbetriebene Fahrzeuge. Eine Elektro-Schnellladestation sowie zwei Gastankstellen stehen zur Verfügung, um entsprechende Fahrzeuge aufzuladen oder zu betanken.

Energieberatung

Um Kosten bei der Beleuchtung oder Heizung von Liegenschaften zu sparen, bietet das Stadtwerk Winterthur eine Energieberatung an. Dieser Service hilft Bürgern und Unternehmen, ihren Energieverbrauch zu optimieren und effizientere Lösungen zu finden.

Abwasserreinigung

Die Abwasserreinigung ist eine weitere zentrale Aufgabe. Täglich durchlaufen rund 50'000 Kubikmeter Schmutzwasser die vier Stufen der Abwasserreinigungsanlage (ARA) im Wülflinger Hard. In diesem Abwasser sind auch die Abwässer aus vier Nachbargemeinden, einer Thurgauer Gemeinde sowie sechs Gemeinden aus dem Tösstal enthalten. Das gereinigte Wasser, das aus der ARA in die Töss fliesst, weist bessere Werte auf, als es das Gesetz vorschreibt. Aus den jährlich anfallenden 130'000 Kubikmetern Klärschlamm wird zudem Biogas gewonnen, das zur Strom- und Wärmeerzeugung verwertet wird.

Kehrichtverwertung

Seit über 50 Jahren betreibt das Stadtwerk Winterthur die Kehrichtverwertungsanlage (KVA) an der Scheideggstrasse in Oberwinterthur. Durch die Verbrennung von jährlich etwa 200'000 Tonnen Abfall werden nicht nur grosse Mengen Müll entsorgt, sondern auch Energie gewonnen. Die KVA produziert rund einen Fünftel des jährlichen Strombedarfs sowie einen Fünftel des jährlichen Wärmebedarfs von Winterthur.

Das Strasseninspektorat

Neben dem Stadtwerk ist das Strasseninspektorat mit seinem Strassendienst für die verkehrsmässige Stadtversorgung zuständig. Ein positives Erscheinungsbild der Stadt ist das Ziel bei der Reinigung und Instandhaltung der insgesamt 360 Kilometer Strassen, Wege und Plätze. Besonders stark frequentierte Bereiche wie die Altstadt werden auch samstags und sonntags gereinigt. Die etwa 1000 öffentlichen Abfall- und Hundekotbehälter fallen ebenfalls in den Zuständigkeitsbereich der Angestellten des Strasseninspektorats. Weitere wichtige Aufgaben sind der Winterdienst sowie Unterhaltsarbeiten an Strassen, Plätzen und öffentlichen Gewässern.

Wie hieß Winterthur früher?
Sie trug den Namen Vitudurum. Die Marktgasse, die schnurgerade durch die Winterthurer Altstadt führt, liegt vermutlich auf einem kleinen Stück der römischen Strasse zwischen Genfer- und Bodensee. Aus einer frühmittelalterlichen Siedlung entwickelte sich dort bis am Ende des 11. Jahrhunderts allmählich eine Stadt.

Die Feuerwehr

Der Schutz von Mensch, Tier und Objekten in Winterthur wird durch die städtische Berufsfeuerwehr «Schutz und Intervention Winterthur» gewährleistet. Diese beschäftigt 50 Männer und Frauen und verfügt über 26 Fahrzeuge, die für eine Vielzahl von Einsätzen ausgerüstet sind, darunter technische Hilfeleistungen, Gas- und Chemieeinsätze, Bergungen, Rettungen und Personentransporte.

Ergänzend zur Berufsfeuerwehr leistet die Freiwillige Feuerwehr wichtige Unterstützung bei Einsätzen und übernimmt Pikettdienst während grossen oder langwierigen Einsätzen der Berufsfeuerwehr.

Die Jugendfeuerwehr bietet zudem für 14- bis 17-Jährige eine Ausbildung an. In einer jährlichen Ausbildungswoche und 8 bis 10 Übungen pro Jahr werden die Jugendlichen auf den späteren Eintritt in die Freiwillige Feuerwehr vorbereitet.

Häufig gestellte Fragen

Im Zusammenhang mit Winterthur tauchen immer wieder bestimmte Fragen auf. Hier finden Sie Antworten auf einige davon, basierend auf den verfügbaren historischen Informationen.

Wie hieß Winterthur früher?

In der römischen Zeit, als auf dem Kirchhügel in Oberwinterthur eine Siedlung entstand und im Jahr 294 befestigt wurde, trug die Siedlung den Namen Vitudurum. Dieser Name ist somit die historisch früheste bekannte Bezeichnung für den Ort, der sich später zu Winterthur entwickelte.

War Winterthur früher eine Industriestadt?

Ja, Winterthur entwickelte sich insbesondere ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und im 19. Jahrhundert zu einer bedeutenden Industrie- und Handelsstadt. Der Einstieg Winterthurer Firmen in den Fernhandel, insbesondere mit Kolonialwaren und Baumwolle, legte die wirtschaftliche Grundlage für diese Entwicklung. Im 19. Jahrhundert wurde Winterthur schliesslich zu einer Industrie- und Handelsstadt von internationaler Bedeutung.

Die Geschichte Winterthurs ist geprägt von Veränderungen, von der kleinen römischen Siedlung über die mittelalterliche Stadt unter Kyburger und Habsburger Herrschaft bis hin zur modernen Stadt mit ihren vielfältigen kommunalen Dienstleistungen. Das historische Erbe, symbolisiert durch das alte Wappen, und die moderne Infrastruktur des Stadtwerks prägen das heutige Bild dieser bedeutenden Stadt.

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Andenmatten Soltermann

Hallo! Ich bin Andenmatten Soltermann, ein Schweizer Fotograf, der leidenschaftlich die Essenz der Welt durch seine Linse einfängt. Geboren und aufgewachsen in den majestätischen Schweizer Alpen, haben die deutsche Sprache und atemberaubende Landschaften meine kreative Vision geprägt. Meine Liebe zur Fotografie begann mit einer alten analogen Kamera, und seitdem widme ich mein Leben der Kunst, visuelle Geschichten zu erzählen, die berühren und verbinden.In meinem Blog teile ich praktische Tipps, Techniken und Erfahrungen, um dir zu helfen, deine fotografischen Fähigkeiten zu verbessern – egal, ob du ein neugieriger Anfänger oder ein erfahrener Profi bist. Von der Beherrschung des natürlichen Lichts bis hin zu Ratschlägen für wirkungsvolle Bildkompositionen ist es mein Ziel, dich zu inspirieren, die Welt mit neuen Augen zu sehen. Mein Ansatz verbindet Technik mit Leidenschaft, immer auf der Suche nach dem Funken, der ein Foto unvergesslich macht.Wenn ich nicht hinter der Kamera stehe, findest du mich auf Bergpfaden, auf Reisen nach neuen Perspektiven oder beim Genießen der Schweizer Traditionen, die mir so am Herzen liegen. Begleite mich auf dieser visuellen Reise und entdecke, wie Fotografie die Art und Weise, wie du die Welt siehst, verändern kann.

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