Die Fotografie in verschneiten Landschaften bietet eine einzigartige und reizvolle Herausforderung. Herrliche Gipfelketten, weite weiße Flächen und das besondere Winterlicht schaffen eine magische Atmosphäre, die es wert ist, festgehalten zu werden. Doch der helle Untergrund und die reflektierende Natur des Schnees können die Belichtungsautomatik moderner Kameras leicht überlisten und zu unterbelichteten oder bläulich wirkenden Bildern führen. Um die winterliche Pracht in all ihren Facetten einzufangen, bedarf es einiger Anpassungen bei den Kameraeinstellungen. Unabhängig davon, ob Sie mit einer Spiegelreflexkamera, einer spiegellosen Systemkamera, einem Smartphone oder sogar einer Actioncam fotografieren, die Beachtung bestimmter Grundprinzipien wird Ihre Schneefotos auf ein neues Niveau heben.

Belichtung im Schnee meistern
Eines der häufigsten Probleme bei der Schneefotografie ist die korrekte Belichtung. Die große Helligkeit des Schnees, insbesondere bei Sonnenschein, führt dazu, dass die Belichtungsmessung der Kamera denkt, es sei heller, als es tatsächlich ist. Die Automatik versucht, den Schnee als mittleres Grau darzustellen, was dazu führt, dass das gesamte Bild zu dunkel wird. Um dem entgegenzuwirken, müssen Sie die Belichtung korrigieren.

Die einfachste Methode in automatischen oder halbautomatischen Modi (wie Zeit- oder Blendenautomatik) ist die Verwendung der Belichtungskorrektur. Stellen Sie die Belichtungskorrektur auf einen positiven Wert ein, typischerweise zwischen +1 und +3 Blendenstufen. Beginnen Sie mit +1 und überprüfen Sie das Ergebnis auf dem Display. Ist der Schnee immer noch grau oder zu dunkel, erhöhen Sie die Korrektur schrittweise. Ziel ist es, dass der Schnee auf dem Bild tatsächlich weiß erscheint, ohne dass helle Bereiche (Lichter) ausbrennen und ihre Zeichnung verlieren.
Wenn Sie im manuellen Modus fotografieren, haben Sie die volle Kontrolle über Blende, Belichtungszeit und ISO. Dies ermöglicht präzise Einstellungen für spezifische Situationen. Beispielsweise kann das Fotografieren gegen die Sonne im Schnee, um dramatische Effekte zu erzielen, besondere manuelle Einstellungen erfordern. Eine empfohlene Einstellung für solche Szenarien kann eine sehr kurze Belichtungszeit von 1/2000 Sekunde, eine Blende von f/8 und ein ISO-Wert von 200 sein, um eine Überbelichtung zu vermeiden, während das Gegenlicht genutzt wird.
Experimentieren Sie mit längeren Belichtungszeiten, wenn Sie im manuellen Modus arbeiten, um die Helligkeit im Bild zu erhöhen, falls die Belichtungsautomatik zu kurz wählen würde. Ein Blick auf das Histogramm Ihrer Kamera hilft Ihnen dabei, die Belichtung zu beurteilen und sicherzustellen, dass die Lichter nicht überstrahlen und die Schatten nicht absaufen.
Der richtige ISO-Wert für Schneelandschaften
Die Wahl des ISO-Werts hängt stark von den Lichtverhältnissen ab. Bei strahlendem Sonnenschein und weiten Schneeflächen, die viel Licht reflektieren, benötigen Sie in der Regel keinen hohen ISO-Wert. Experten empfehlen unter solchen optimalen Winterbedingungen einen niedrigen ISO-Wert, idealerweise ISO 100.
Ein niedriger ISO-Wert minimiert das Bildrauschen und sorgt für die bestmögliche Bildqualität mit feinen Details und klaren Farben. Er ermöglicht es Ihnen auch, längere Belichtungszeiten oder größere Blendenöffnungen zu verwenden, falls dies gestalterisch gewünscht ist (obwohl für scharfe Landschaftsbilder oft eine kleine Blende bevorzugt wird).
Nur bei schlechten Lichtverhältnissen, wie starkem Schneefall, dicht bewölktem Himmel oder in der Dämmerung, kann es notwendig sein, den ISO-Wert zu erhöhen, um eine ausreichend kurze Belichtungszeit für scharfe Aufnahmen aus der Hand zu ermöglichen. Bedenken Sie jedoch, dass höhere ISO-Werte zu mehr Bildrauschen führen können, was besonders in den einheitlichen Flächen des Schnees sichtbar wird. Versuchen Sie, den ISO-Wert so niedrig wie möglich zu halten, solange dies die gewünschte Belichtungszeit und Blende erlaubt.
Weißabgleich und Farbtreue im Schnee
Ein weiteres häufiges Problem bei Schneefotos ist ein unerwünschter Blaustich. Die Kameraautomatik interpretiert das helle Licht und die Reflexionen oft falsch, was zu einer kühleren Farbtemperatur führt, als sie vom Auge wahrgenommen wird. Der Schnee kann dann unnatürlich bläulich erscheinen.
Verlassen Sie sich nicht blind auf den automatischen Weißabgleich Ihrer Kamera. Stellen Sie den Weißabgleich manuell ein. Eine Möglichkeit ist die Einstellung auf 'Tageslicht' oder 'Sonne', da diese oft eine passendere Farbtemperatur für sonnige Wintertage liefern. Bei bewölktem Himmel oder im Schatten kann die Einstellung 'Bewölkt' oder 'Schatten' hilfreich sein.
Für höchste Präzision, insbesondere wenn Sie Wert auf naturgetreue Farben legen, ist die Verwendung einer Graukarte empfehlenswert. Eine Graukarte ist eine spezielle Karte, die ein neutrales 18%iges Grau aufweist. Fotografieren Sie die Graukarte bei den vorherrschenden Lichtverhältnissen an Ihrem Aufnahmeort, sodass sie das Bild vollständig ausfüllt. Später in der Bildbearbeitung können Sie dieses Bild als Referenz nutzen, um den Weißabgleich für alle Aufnahmen unter denselben Lichtbedingungen korrekt einzustellen. Viele Kameras bieten auch die Möglichkeit, einen benutzerdefinierten Weißabgleich direkt anhand eines Fotos der Graukarte vor Ort vorzunehmen.
Einsatz von Filtern in der Schneefotografie
Ein Filter ist für gute Schneefotos nicht zwingend erforderlich, kann aber bestimmte Effekte verstärken und die Bildqualität verbessern. Der nützlichste Filter für die Winterfotografie ist der Polfilter.
Ein Polfilter wird vorne auf das Objektiv geschraubt und hat zwei Hauptwirkungen: Erstens reduziert er Reflexionen auf nichtmetallischen Oberflächen, was bei Schneeflächen oder Eis hilfreich sein kann. Zweitens intensiviert er die Farbe des blauen Himmels und erhöht den Kontrast zwischen Himmel und Wolken oder den Bergen. Dies kann Ihren Schneelandschaften mehr Tiefe und Dramatik verleihen und den oft sehr hellen Himmel dunkler und gesättigter erscheinen lassen.

Neben dem Polfilter kann unter Umständen auch ein Neutraldichtefilter (ND-Filter) nützlich sein, wenn Sie bei sehr hellem Licht mit sehr langen Belichtungszeiten experimentieren möchten, beispielsweise um Bewegung im Wasser oder in fallendem Schnee zu verwischen.
Mit Licht spielen: Gegenlicht und Schatten
Während man in der Fotografie oft meidet, direkt in die Sonne zu fotografieren, kann das Gegenlicht in der Schneefotografie zu besonders reizvollen Ergebnissen führen. Wenn die Sonne tief steht (Morgen oder Abend) und durch den Schnee scheint, kann dies eine wunderbare Hintergrundbeleuchtung erzeugen, die Schneeflocken, Schneestaub oder die Konturen von Motiven hervorhebt.
Das Fotografieren gegen die Sonne kann den Schnee, der beim Skifahren oder Snowboarden aufgewirbelt wird, spektakulär in Szene setzen. Wenn Sie eine Person vor der Sonne positionieren, können Sie beeindruckende Scherenschnitt-Effekte erzielen, bei denen die Person als dunkle Silhouette vor dem hellen Schnee oder Himmel erscheint.
Wie bereits erwähnt, erfordert das Fotografieren ins Gegenlicht oft manuelle Einstellungen oder eine sorgfältige Belichtungskorrektur, um eine Überbelichtung der hellsten Bildbereiche zu vermeiden. Achten Sie darauf, dass die Sonne nicht zu stark in Ihr Objektiv scheint, um Lens Flares (Lichtreflexe im Bild) zu minimieren, es sei denn, diese sind bewusst als Stilmittel eingesetzt.
Nutzen Sie auch Schatten. Lange Schatten bei tief stehender Sonne können Strukturen im Schnee betonen und der Landschaft Tiefe verleihen.
Komposition und Perspektive
Neben den technischen Einstellungen ist die Komposition entscheidend für ein gelungenes Bild. Bei der Schneefotografie in den Bergen sind die beeindruckenden Gipfel oft das Hauptmotiv. Überlegen Sie, was Ihre Bildaussage sein soll.
Beachten Sie den Bildaufbau. Die Goldener Schnitt-Regel kann Ihnen helfen, Motive harmonisch im Bild zu platzieren. Platzieren Sie wichtige Elemente nicht immer genau in der Mitte, sondern entlang der gedachten Linien oder Schnittpunkte des Goldenen Schnitts. Dies schafft oft eine dynamischere und ansprechendere Komposition.
Experimentieren Sie mit der Perspektive. Fotografieren Sie von unten, um die Imposanz von Bergen oder Objekten zu betonen. Gehen Sie nah heran für Makroaufnahmen von Eiskristallen oder verschneiten Details. Eine niedrige Kameraposition kann die Steilheit einer Piste verdeutlichen. Integrieren Sie Vordergrundelemente wie verschneite Äste, Zäune oder Spuren im Schnee, um dem Betrachter ein Gefühl für Tiefe und Maßstab zu geben.
Schärfentiefe bei Landschafts- und Detailaufnahmen
Bei weiten Schneelandschaften und Bergpanoramen möchten Sie oft, dass das gesamte Bild von vorne bis hinten scharf ist. Dies erreichen Sie durch die Wahl einer kleinen Blendenöffnung (hohe Blendenzahl, z. B. f/8, f/11 oder kleiner) und, idealerweise, der Verwendung eines Weitwinkelobjektivs (Brennweite 15-20mm). Eine kleine Blende erhöht die Schärfentiefe, sodass sowohl nahe als auch weit entfernte Objekte scharf abgebildet werden.
Möchten Sie hingegen ein bestimmtes Detail im Vordergrund hervorheben und den Hintergrund (z. B. die Berge) unscharf erscheinen lassen, wählen Sie eine größere Blendenöffnung (kleine Blendenzahl, z. B. f/2.8 oder f/4). Dies reduziert die Schärfentiefe und lenkt den Blick des Betrachters auf das scharfe Motiv im Vordergrund.
Menschen und Bewegung im Schnee fotografieren
Menschen können einem Schneebild Leben und Maßstab verleihen. Eine einzelne Person oder eine Gruppe vor einem weiten Bergpanorama kann die Szenerie auflockern und dem Betrachter helfen, die Größe der Landschaft einzuschätzen. Achten Sie bei Porträts im Schnee darauf, dass die Person nicht die Augen zusammenkneift. Eine Sonnenbrille kann hier hilfreich sein und verleiht dem Bild zudem eine lässige Urlaubsatmosphäre. Wenn die Sonne blendet, kann ein leichter Aufhellblitz (auch tagsüber im Freien!) helfen, Schatten im Gesicht zu reduzieren.

Das Fotografieren von Wintersportlern in Bewegung stellt besondere Anforderungen. Um schnelle Bewegungen einzufrieren, benötigen Sie eine sehr kurze Belichtungszeit (z. B. 1/500 Sekunde oder kürzer, je nach Geschwindigkeit des Motivs). Ein Sportprogramm oder Serienbildaufnahmen der Kamera können hilfreich sein, aber manuelle Einstellungen oder das Ausschalten des Autofokus für präzise Schärfe sind oft besser.
Für dynamischere Aufnahmen können Sie die Technik des Mitziehens (Panning) verwenden. Dabei folgen Sie dem sich bewegenden Motiv mit der Kamera während der Belichtung. Bei einer etwas längeren Belichtungszeit (z. B. 1/30 bis 1/125 Sekunde) wird das Motiv relativ scharf, während der Hintergrund verwischt und Bewegung suggeriert.
Eine weitere kreative Technik ist der Zoom-Effekt. Stellen Sie das Motiv in die Bildmitte, wählen Sie eine etwas längere Belichtungszeit und zoomen Sie während der Belichtung (nachdem Sie den Auslöser gedrückt haben) das Motiv heran. Dies erzeugt eine Unschärfe, die vom Rand zur Mitte hin zunimmt und dem Bild eine starke Dynamik verleiht.
Akkus bei Kälte schützen
Die Kälte ist ein Feind der Kameraakkus. Bei niedrigen Temperaturen entladen sie sich deutlich schneller. Um zu vermeiden, dass Ihnen mitten beim Fotografieren der Saft ausgeht, sollten Sie einige Vorsichtsmaßnahmen treffen. Bewahren Sie Ersatzakkus warm, beispielsweise in einer Innentasche Ihrer Jacke, auf. Wenn ein Akku in der Kamera schwächelt, nehmen Sie ihn heraus und wärmen Sie ihn kurz in Ihren Händen, bevor Sie ihn wieder einsetzen – das kann ihm oft noch etwas Restenergie entlocken.
Tragen Sie die Kamera, wenn möglich, nah am Körper unter Ihrer Kleidung, um sie vor extremer Kälte zu schützen. Legen Sie die Kamera oder Akkus niemals direkt in den Schnee. Nach dem Fotografieren in der Kälte ist es ratsam, den Akku aus der Kamera zu nehmen und das Akkufach eine Weile offen zu lassen, damit sich kein Kondenswasser im Inneren bildet, wenn die Kamera in wärmere Räume gebracht wird.
FAQ zur Schneefotografie
Wie wird Schnee richtig fotografiert?
Um Schnee korrekt zu fotografieren, müssen Sie die Belichtung anpassen, da die Kameraautomatik den hellen Schnee oft unterbelichtet. Verwenden Sie die Belichtungskorrektur (+1 bis +3 EV), stellen Sie die Belichtung manuell ein oder nutzen Sie einen speziellen Schneemodus, falls Ihre Kamera diesen bietet. Achten Sie zudem auf den Weißabgleich, um einen Blaustich zu vermeiden; ein manueller Weißabgleich oder die Verwendung einer Graukarte hilft, die Farbtöne perfekt zu treffen. Ein Polfilter kann Kontraste und Himmelsfarben verbessern.
Auf welchen ISO-Wert sollte die Kamera im Schnee eingestellt werden?
Bei guten Lichtverhältnissen und strahlendem Sonnenschein auf weiten Schneeflächen wird ein niedriger ISO-Wert von ISO 100 empfohlen. Dies minimiert das Bildrauschen und sorgt für höchste Bildqualität. Erhöhen Sie den ISO-Wert nur, wenn es die Lichtverhältnisse erfordern, um eine ausreichende Belichtungszeit zu erzielen, z. B. bei Schneefall oder Dämmerung.
Braucht man einen Filter für Fotos im Schnee?
Ein Filter ist nicht zwingend notwendig, aber ein Polfilter kann sehr nützlich sein. Er reduziert Reflexionen im Schnee und intensiviert die Farbe des blauen Himmels, was zu kontrastreicheren und farbintensiveren Aufnahmen führen kann. Hobbyfotografen und Profis nutzen ihn gerne.
Welchen Weißabgleich braucht man beim Fotografieren im Schnee?
Verlassen Sie sich im Schnee nicht auf den automatischen Weißabgleich, da dieser oft zu einem Blaustich führt. Stellen Sie den Weißabgleich manuell ein (z. B. auf 'Tageslicht' oder 'Sonne'). Für präzisere Ergebnisse verwenden Sie eine Graukarte und nehmen Sie entweder einen benutzerdefinierten Weißabgleich in der Kamera vor oder korrigieren Sie den Weißabgleich später in der Bildbearbeitung anhand des Graukartenfotos.
Welche Brennweite braucht man für Fotos in den Bergen?
Für weite Bergpanoramen und Landschaftsaufnahmen im Schnee ist ein Weitwinkelobjektiv mit einer kurzen Brennweite von 15 bis 20 mm ideal. Dies ermöglicht es Ihnen, viel von der Szenerie einzufangen und die räumliche Wirkung der Landschaft zu betonen. Für Details oder Porträts können natürlich auch andere Brennweiten genutzt werden.
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