Beim Erkunden der Bedienelemente klassischer Spiegelreflexkameras stößt man oft auf eine Vielzahl von Einstellungen am Zeitenrad. Neben den üblichen manuellen Werten und einer Automatikfunktion findet sich bei Modellen wie der Nikon FE eine spezielle Markierung: M90. Diese unscheinbare Einstellung hat eine wichtige Funktion, die besonders in der analogen Fotografie von Bedeutung ist.

Das Zeitenrad ist eines der zentralen Bedienelemente einer Kamera, das die Dauer steuert, für die der Verschluss geöffnet bleibt, um Licht auf den Film oder Sensor fallen zu lassen. Kameras wie die Nikon FE bieten hier eine breite Palette an Optionen, von langen Belichtungszeiten von mehreren Sekunden bis hin zu sehr kurzen Zeiten im Bruchteilbereich. Die M90-Einstellung nimmt dabei eine Sonderstellung ein.
Was bedeutet die M90-Einstellung?
Die Bezeichnung M90 steht für eine mechanische Verschlusszeit von 1/90 Sekunde. Im Gegensatz zu vielen anderen Verschlusszeiten bei modernen oder auch einigen älteren Kameras, die elektronisch gesteuert werden und somit auf die Batterieleistung angewiesen sind, funktioniert die M90-Einstellung rein mechanisch. Das bedeutet, dass die Verschlussmechanik der Kamera bei dieser Einstellung ohne elektrische Energie auskommt.
Diese mechanische Natur ist der entscheidende Punkt und macht die M90 zu einer besonders zuverlässigen Option unter bestimmten Umständen. Sie repräsentiert eine feste, unveränderliche Verschlusszeit von genau einer Neunzigstelsekunde, die direkt durch die mechanischen Komponenten der Kamera realisiert wird.
M90: Die mechanische Notlösung
Eine der Hauptfunktionen der M90-Einstellung ist ihre Rolle als Notfalloption. Viele Kamerafunktionen, insbesondere die Belichtungsmessung und die automatische Steuerung der Verschlusszeiten (wie bei der AUTO-Einstellung), benötigen Batteriestrom. Wenn die Batterien einer Kamera erschöpft sind oder keine eingelegt sind, funktionieren diese elektrisch gesteuerten Funktionen nicht mehr.
Hier kommt die M90 ins Spiel. Zusammen mit der Bulb-Einstellung (B) ist M90 oft die einzige Verschlusszeit, die auch bei leerer oder fehlender Batterie noch verfügbar ist. Dies ermöglicht es Fotografen, auch in einer solchen Situation weiter zu fotografieren, wenn auch nur mit dieser festen Belichtungszeit von 1/90 Sekunde. Es ist eine Art mechanische Rückfallebene, die sicherstellt, dass die Kamera nicht komplett unbrauchbar wird.
Die Bulb-Einstellung (B), bei der der Verschluss so lange geöffnet bleibt, wie der Auslöser gedrückt wird, ist ebenfalls mechanisch und batterieunabhängig. Sie dient jedoch hauptsächlich für Langzeitbelichtungen und ist keine feste, definierte Zeit wie M90.

M90 und Blitzfotografie
Neben ihrer Funktion als Notfallzeit ist die M90-Einstellung auch relevant für die Blitzfotografie. Viele Kameras haben eine sogenannte Blitzsynchronzeit, die schnellste Verschlusszeit, bei der der Blitz vollständig mit dem geöffneten Verschluss synchronisiert ist. Bei der Nikon FE ist die schnellste Synchronzeit tatsächlich 1/125 Sekunde (oft rot auf dem Zeitenrad markiert), was bedeutet, dass bei dieser oder langsameren Zeiten der gesamte Bildbereich vom Blitzlicht erhellt wird.
Die M90-Einstellung (1/90 Sekunde) liegt unterhalb dieser schnellsten Synchronzeit von 1/125 Sekunde und ist somit ebenfalls für die Verwendung mit elektronischem Blitz geeignet. Obwohl 1/125s die schnellste Option für volle Synchronisation ist, bietet M90 eine weitere zuverlässige, mechanisch garantierte Zeit, die für Blitzaufnahmen genutzt werden kann. Ihre mechanische Natur sorgt für eine konsistente Belichtungszeit, was bei der Arbeit mit Blitz wichtig ist.
Das Zeitenrad der Nikon FE und ähnlicher Modelle
Um die M90-Einstellung im Kontext zu verstehen, betrachten wir das gesamte Zeitenrad einer Kamera wie der Nikon FE. Es bietet in der Regel folgende Einstellungen:
- AUTO (A): Blendenautomatik (Zeitautomatik). Die Kamera wählt basierend auf der Belichtungsmessung automatisch die passende Verschlusszeit. Diese Einstellung ist batterieabhängig. Ein Sicherheitsmechanismus (oft ein Knopf in der Mitte des Rads) muss gedrückt gehalten werden, um das Rad von AUTO wegzudrehen.
- Manuelle Zeiten (z.B. 8, 4, 2, 1, 1/2, ..., 1/1000): Feste Verschlusszeiten, die vom Fotografen manuell gewählt werden. Bei Kameras mit Belichtungsmesser (wie der FE) wird die Belichtung oft im Sucher angezeigt (Match-Needle), wofür Batteriestrom benötigt wird. Die Zeiten von 8 Sekunden bis 1 Sekunde sind auf der FE oft orange markiert, Zeiten von 1/2 Sekunde bis 1/1000 Sekunde weiß.
- B (Bulb): Der Verschluss bleibt geöffnet, solange der Auslöser gedrückt wird. Mechanisch gesteuert und batterieunabhängig, ideal für sehr lange Belichtungszeiten (Nachtaufnahmen, Feuerwerk).
- M90: Feste mechanische Verschlusszeit von 1/90 Sekunde. Batterieunabhängig, nutzbar für Blitz und als Notfallzeit.
Bei Nachfolgemodellen wie der Nikon FE2 ist eine ähnliche Einstellung vorhanden, oft jedoch mit einer schnelleren mechanischen Zeit, z.B. M250 (1/250 Sekunde), was auch der schnelleren Blitzsynchronzeit dieser Modelle entspricht.
Die Rolle der Batterie
Die Belichtungsmessung in Kameras wie der Nikon FE, die für die AUTO-Funktion und die manuelle Belichtungssteuerung (Match-Needle-System) unerlässlich ist, benötigt elektrische Energie von der Batterie. Wenn die Batterie schwach wird oder ausfällt, funktioniert die Belichtungsmessung nicht mehr korrekt oder gar nicht. Dies führt dazu, dass die Kamera im AUTO-Modus falsche Belichtungszeiten wählt oder im manuellen Modus keine korrekte Anzeige mehr liefert.
In solchen Situationen sind die mechanischen Einstellungen M90 und B die einzigen verbleibenden Optionen. Sie bieten eine garantierte Funktion des Verschlusses unabhängig vom Zustand der Batterie. Dies unterstreicht den Wert der M90 als zuverlässige Notlösung.
Vergleich der wichtigsten Verschluss-Einstellungen (Nikon FE Beispiel)
| Einstellung | Funktion | Batterie benötigt? | Anwendung |
|---|---|---|---|
| AUTO (A) | Automatische Verschlusszeit (Zeitautomatik) | Ja | Schnelles und einfaches Fotografieren mit Blendenpriorität |
| Manuell (z.B. 1/125s, 1/60s etc.) | Manuell gewählte Verschlusszeit | Ja (für Belichtungsmessung) | Volle Kontrolle über die Belichtung, kreative Effekte |
| M90 | Feste mechanische 1/90 Sekunde | Nein | Notfall bei Batterieversagen, Blitzfotografie |
| B (Bulb) | Verschluss bleibt offen, solange Auslöser gedrückt | Nein | Langzeitbelichtungen |
Häufig gestellte Fragen zur M90-Einstellung
Warum gibt es eine M90-Einstellung?
Die M90-Einstellung dient als mechanische Notfall-Verschlusszeit von 1/90 Sekunde, die auch ohne Batteriestrom funktioniert. Sie ermöglicht das Weiterfotografieren, wenn die elektrisch gesteuerten Funktionen (wie AUTO oder Belichtungsmessung) aufgrund leerer Batterien ausfallen. Zudem ist sie für die Blitzsynchronisation geeignet.

Ist M90 die schnellste Verschlusszeit für Blitzlicht?
Nicht unbedingt die schnellste. Bei der Nikon FE ist die schnellste Blitzsynchronzeit 1/125 Sekunde. M90 (1/90 Sekunde) ist jedoch ebenfalls eine nutzbare und zuverlässige Zeit für Blitzaufnahmen, da sie unterhalb der maximalen Synchronzeit liegt und mechanisch funktioniert.
Was passiert, wenn die Batterie leer ist?
Wenn die Batterie leer ist, funktionieren die AUTO-Einstellung und die Belichtungsmessung im manuellen Modus nicht mehr. Die Kamera kann dann nur noch mit den mechanischen Verschlusszeiten M90 und B betrieben werden.
Kann ich M90 für normale Aufnahmen ohne Blitz verwenden?
Ja, M90 ist eine feste Verschlusszeit von 1/90 Sekunde und kann für jede Aufnahme verwendet werden. Allerdings müssen Sie die Blende manuell einstellen, um die Belichtung zu steuern, da die Belichtungsmessung bei leerer Batterie nicht funktioniert. Sie müssen dann auf Ihre Erfahrung oder externe Belichtungsmesser zurückgreifen.
Gibt es M90 bei allen Kameras?
Nein, die spezifische M90-Einstellung ist typisch für bestimmte Kameramodelle, insbesondere ältere Spiegelreflexkameras wie die Nikon FE und ähnliche Modelle. Andere Kameras haben möglicherweise keine mechanische Notfallzeit oder eine andere Zeit (wie M250 bei der FE2).
Fazit
Die M90-Einstellung auf dem Zeitenrad einer Kamera wie der Nikon FE mag auf den ersten Blick unscheinbar wirken, ist aber eine wichtige Funktion, die die Zuverlässigkeit und Vielseitigkeit der Kamera unterstreicht. Als mechanische Verschlusszeit von 1/90 Sekunde, die unabhängig von der Batterieleistung funktioniert, dient sie als unverzichtbare Notfalloption und als verlässliche Einstellung für die Blitzfotografie. Das Verständnis dieser Funktion ist besonders für Nutzer klassischer Kameras wertvoll und zeigt die durchdachte Konstruktion dieser Geräte, die auch in kritischen Situationen noch einsatzbereit bleiben.
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