Die Welt der Fotografie hat sich stetig weiterentwickelt, doch nur selten gab es Innovationen, die das grundlegende Prinzip der Bildaufnahme auf den Kopf stellten. Eine solche Innovation war die Lichtfeld-Fotografie, eingeführt von Lytro. Anstatt ein einziges 2D-Bild mit einem festen Fokuspunkt aufzunehmen, erfassen Lichtfeldkameras das gesamte Lichtfeld – die Richtung, Farbe und Intensität der Lichtstrahlen. Dies ermöglicht es dem Fotografen, den Fokuspunkt *nach* der Aufnahme zu wählen und sogar den Blickwinkel leicht zu verschieben. Lytro brachte diese Technologie mit zwei Hauptmodellen auf den Markt: der originalen Lytro Lichtfeld Kamera und der fortschrittlicheren Lytro Illum. Doch worin unterscheiden sich diese beiden Kameras, die beide das Refokussieren ermöglichten?
Was ist Lichtfeld-Fotografie und Megaray?
Bevor wir uns den Kameras widmen, ist es wichtig, das Konzept der Lichtfeld-Fotografie und die von Lytro verwendete Einheit 'Megaray' zu verstehen. Lichtfeld-Kameras erfassen, wie Lichtstrahlen aus verschiedenen Richtungen auf den Sensor treffen. Dies geschieht durch ein Mikrolinsen-Array über dem Hauptsensor. Die so gesammelten Daten sind weitaus umfangreicher als bei einer herkömmlichen Kamera und erlauben die rechnerische Bearbeitung des Fokus, der Tiefenschärfe und sogar der Perspektive nach der Aufnahme. Lytro verwendete die Einheit Megaray, um die Auflösung ihres Sensors *unter* dem Mikrolinsen-Array zu beschreiben. Dies ist kein direkt vergleichbares Mass zu den Megapixeln einer herkömmlichen Kamera, obwohl aus den Lichtfeld-Daten ein 2D-Bild exportiert werden kann, dessen Auflösung in Megapixel angegeben wird.

Die originale Lytro Lichtfeld Kamera: Der Pionier
Die originale Lytro Kamera war ein revolutionäres Gerät, das die Lichtfeld-Fotografie für Verbraucher zugänglich machte. Ihr Design, entworfen von NewDealDesign, war unkonventionell: eine quadratische Röhre, weniger als 13 cm lang. Am einen Ende befand sich das Objektiv, am anderen ein 1.52 Zoll (ca. 38.6 mm) grosser LCD-Touchscreen.
Im Inneren verfügte die Kamera über einen Sensor mit 11 Megaray. Das fest verbaute Objektiv bot einen 8-fachen optischen Zoom und eine konstante Blende von f/2.0 über den gesamten Zoombereich. Die erste Generation war in zwei Speicheroptionen erhältlich: 8 GB (für ca. 350 Bilder) und 16 GB (für ca. 750 Bilder). Der interne Speicher war also fest vorgegeben. Aus den aufgenommenen Lichtfeld-Daten konnte ein herkömmliches 2D-Bild mit einer Auflösung von 1.2 Megapixeln exportiert werden.
Die Lytro Illum: Eine signifikante Weiterentwicklung
Die Lytro Illum stellte eine deutliche Weiterentwicklung dar, sowohl in Bezug auf die Technologie als auch auf das Design. Das Aussehen orientierte sich stärker an klassischen Kameras, mit einem Griff und Objektivringen, was die Handhabung verbesserte. Der Sensor war mit 40 Megaray erheblich höher auflösend als beim Vorgängermodell. Unterstützt wurde dies von einem leistungsfähigeren Snapdragon-Prozessor.
Das Objektiv der Illum war ebenfalls eine Neuentwicklung. Es bot einen 8.3-fachen optischen Zoom mit einem Brennweitenbereich von 30-250mm (Kleinbildäquivalent) und behielt die konstante Blende von f/2.0 bei. Neu hinzu kam die Makro-Fähigkeit mit einem Abbildungsmassstab von 1:3. Das Objektiv war speziell für die Arbeit mit dem Lichtfeld-Sensor konzipiert, um bestimmte Bildkorrekturen rechnerisch statt optisch durchzuführen, was es leichter (ca. 225g) und potenziell erschwinglicher machte. Es war jedoch weiterhin nicht austauschbar.
Der Bildschirm der Illum war mit 4 Zoll (ca. 101.6 mm) deutlich grösser, hatte eine höhere Auflösung (480x800 Pixel, 1.152.000 Pixel) und war artikuliert, was Aufnahmen aus verschiedenen Winkeln erleichterte. Eine nützliche Funktion auf dem Display war eine Überlagerung, die den relativen Fokus aller Objekte im Bild anzeigte und welche Elemente neu fokussierbar waren.
Im Gegensatz zum Vorgänger speicherte die Illum die Bilder auf SD/SDHC/SDXC-Karten, was mehr Flexibilität bei der Speicherkapazität bot. Sie verfügte über eine Reihe von Anschlüssen, die bei der originalen Lytro fehlten, darunter USB 3.0, ein Anschluss für einen externen Kabelauslöser, ein Blitzschuh und ein Stativgewinde. Der Akku war austauschbar. Die Illum bot auch erweiterte Kamerafunktionen, wie einen ISO-Bereich von 80-3200, Verschlusszeiten von 32 Sekunden bis 1/4000 Sekunde, verschiedene Belichtungsmodi (Programm, ISO-Priorität, Zeit-Priorität, Manuell) sowie Belichtungskorrektur und Bracketing. Die Serienbildgeschwindigkeit betrug 3 Bilder pro Sekunde.

Die exportierte 2D-Bildauflösung aus den Lichtfeld-Daten der Illum war mit einem Peak von 4 Megapixeln ebenfalls deutlich höher als bei der originalen Lytro.
Direkter Vergleich: Lytro vs. Lytro Illum
Um die Unterschiede deutlicher zu machen, hier eine vergleichende Tabelle der wichtigsten Spezifikationen, basierend auf den verfügbaren Informationen:
| Funktion | Originale Lytro Kamera | Lytro Illum |
|---|---|---|
| Sensor Auflösung (Megaray) | 11 | 40 |
| 2D Export Auflösung (Peak MP) | 1.2 | 4 |
| Sensor Format (ca.) | Nicht spezifiziert | 1/1.2″ (10.82 x 7.52 mm) |
| Optischer Zoom | 8x | 8.3x |
| Brennweite (35mm äquiv.) | Nicht spezifiziert | 30 – 250 mm |
| Blende | f/2.0 (konstant) | f/2.0 (konstant) |
| Makro-Fähigkeit | Nein | Ja (1:3) |
| Bildschirmgrösse | 1.52 Zoll | 4 Zoll |
| Bildschirmtyp | LCD Touchscreen | Artikulierter LCD Touchscreen |
| Interner Speicher | 8 GB / 16 GB | Nein |
| Speichermedium | Intern | SD-Karte |
| Anschlüsse | Minimal (USB?) | USB 3.0, Kabelauslöser, Blitzschuh, Stativ |
| ISO-Bereich | Nicht spezifiziert | 80 – 3200 |
| Schnellste Verschlusszeit | Nicht spezifiziert | 1/4000 Sek. |
| Serienbildrate | Nicht spezifiziert | 3 fps |
| Akku | Intern? | Austauschbar (Li-Ion) |
| Design | Röhrenform | Kameraform mit Griff |
Wichtige Funktionen der Lytro Illum im Detail
Über die Grundspezifikationen hinaus bot die Lytro Illum eine Reihe von Funktionen, die die Benutzerfreundlichkeit und kreativen Möglichkeiten erhöhten. Dazu gehörten:
- Depth Assist: Eine visuelle Anzeige auf dem Bildschirm, die die refokussierbaren Bereiche hervorhebt und dem Fotografen hilft, den optimalen Fokusbereich für das Motiv zu wählen. Ein Tiefenhistogramm war ebenfalls verfügbar.
- Erweiterte Belichtungssteuerung: Neben den Standardmodi gab es nun auch Spot- und Bereichsmessung, Belichtungskorrektur und Bracketing.
- Horizon Level: Eine digitale Wasserwaage zur Ausrichtung der Kamera.
- Custom White Balance: Möglichkeit zur manuellen Einstellung des Weissabgleichs.
- RAW und XRAW Formate: Die Illum konnte Bilder im Lytro RAW Format speichern (ca. 50MB), das alle Lichtfeld-Daten enthielt. Zusätzlich gab es das XRAW Format (ca. 110MB), das spezifische Kalibrierungsdaten der Kamera einschloss. XRAW war nützlich, um Bilder mit der bestmöglichen Qualität auf einem anderen Computer anzuzeigen, benötigte aber mehr Speicherplatz und verlangsamte die Schreibgeschwindigkeit.
- Verbesserte Benutzeroberfläche: Die Illum verfügte über eine neu gestaltete, benutzerfreundlichere Menüführung.
- Zubehöranschlüsse: Blitzschuh und Kabelauslöseranschluss erweiterten die Möglichkeiten für Blitzfotografie und Langzeitbelichtungen.
Bildqualität und die Grenzen des Drucks
Die Lytro Illum verbesserte die Bildqualität im Vergleich zum Original deutlich, insbesondere durch den höher auflösenden Sensor. Dennoch ist es wichtig zu verstehen, dass Lichtfeld-Bilder primär für die interaktive Anzeige auf digitalen Bildschirmen konzipiert sind. Die Fähigkeit, den Fokus und die Perspektive nach der Aufnahme anzupassen, geht beim Drucken verloren.
Wenn ein 2D-Bild aus einem Lytro-Lichtfeld-Bild exportiert wird, liegt die Auflösung bei der originalen Lytro bei 1.2 MP und bei der Lytro Illum bei einem Peak von 4 MP. Lytro selbst gab an, dass mit den 4 MP der Illum professionelle Drucke bis zu einer Grösse von etwa 8x10 Zoll (ca. 20x25 cm) in guter Qualität möglich seien. Grössere Drucke könnten je nach Anforderungen, Drucker und Nachbearbeitung ebenfalls machbar sein, aber die Illum ist kein direkter Ersatz für eine DSLR, wenn es ausschliesslich ums Drucken geht.
Ein weiteres Thema sind Artefakte. Gelegentlich kann der Sensor bei sehr dünnen Objekten (wie Zäunen) oder visuell sehr einheitlichen Flächen (wie einem blauen Himmel) Schwierigkeiten haben, die Tiefe korrekt zu bestimmen. Dies kann zu Artefakten im Bild führen. Lytro empfahl, mehrere Bilder aus verschiedenen Winkeln und Brennweiten aufzunehmen und näher an dünne Objekte heranzugehen, um dies zu minimieren. Die Software bot auch Werkzeuge zur Entfernung von Tiefenartefakten.
Häufig gestellte Fragen zur Lytro Illum
Was bedeutet Megaray?
Megaray ist eine von Lytro verwendete Einheit, um die Anzahl der lichtempfindlichen Elemente (ähnlich Pixeln) auf dem Sensor unter dem Mikrolinsen-Array zu beschreiben. Es ist kein direkt vergleichbares Mass zu den Megapixeln einer herkömmlichen 2D-Kamera.
Kann ich Bilder von der Lytro Illum drucken?
Ja, Sie können aus einem Lichtfeld-Bild ein 2D-Bild mit einem gewählten Fokuspunkt exportieren. Lytro gab an, dass mit der Peak-Auflösung von 4 MP der Illum hochwertige Drucke bis etwa 8x10 Zoll (ca. 20x25 cm) möglich sind. Die Hauptstärke der Kamera liegt jedoch in der interaktiven digitalen Anzeige.
Wie hoch ist die 2D-Auflösung von Bildern der Lytro Illum?
Wenn Sie ein 2D-Bild aus einem Lichtfeld-Bild der Lytro Illum exportieren, beträgt die Peak-Auflösung 4 Megapixel.

Hat die Lytro Illum eine Bildstabilisierung?
Nein, die Lytro Illum verfügt nicht über eine integrierte Bildstabilisierung. Lytro wies darauf hin, dass das sehr lichtstarke f/2.0 Objektiv oft schnellere Verschlusszeiten ermöglicht, was Kamerabewegungen reduziert.
Unterstützt die Lytro Illum Videoaufnahmen?
Nein, die Lytro Illum unterstützt keine Videoaufnahmen.
Ist die Lytro Illum wetterfest versiegelt?
Nein, die Lytro Illum ist nicht wetterfest versiegelt. Sie ist nominal gegen Staub abgedichtet, bietet aber keinen Schutz vor Wasser. Bei schlechtem Wetter wird die Verwendung einer wetterfesten Tasche empfohlen.
Was ist der Unterschied zwischen RAW und XRAW bei der Lytro Illum?
Lytro RAW (ca. 50MB) enthält alle Lichtfeld-Daten. Lytro XRAW (ca. 110MB) ist identisch, enthält aber zusätzlich spezifische Kalibrierungsdaten der Kamera. XRAW ermöglicht die bestmögliche Bildqualität bei der Anzeige auf einem anderen Computer, ist aber doppelt so gross und verlangsamt die Schreibgeschwindigkeit auf der SD-Karte.
Warum ist nicht alles scharf, wenn ich im Lichtfeld-Bild darauf klicke?
Lichtfeld-Kameras erfassen einen 'refokussierbaren Bereich', nicht unbedingt jedes Objekt von unendlich nah bis unendlich fern in jeder Aufnahme. Die Komposition und die Einstellung des Fokusrings beeinflussen diesen Bereich. Der Depth Assist auf dem Bildschirm der Illum hilft Ihnen, den optimalen Bereich für Ihre Aufnahme zu finden.
Fazit
Die originale Lytro Kamera war ein mutiger erster Schritt in die Welt der Lichtfeld-Fotografie mit ihrem einzigartigen Design und der Kernfunktion des Refokussieren. Die Lytro Illum war eine ausgereiftere Nachfolgerin, die die Technologie mit einem deutlich höher auflösenden Sensor (40 Megaray vs. 11 Megaray), einem verbesserten Objektiv mit Makro-Fähigkeit, einem grösseren und artikulierten Bildschirm, flexiblerem SD-Speicher und einem umfassenderen Satz an Kamerafunktionen in einem traditionelleren Gehäuse weiterentwickelte. Während beide Kameras die faszinierende Möglichkeit boten, den Fokus nach der Aufnahme zu ändern, bot die Illum eine höhere Bildqualität (insbesondere beim 2D-Export) und eine deutlich verbesserte Benutzererfahrung und Kontrolle über den Aufnahmeprozess. Für jeden, der sich ernsthaft mit der Lichtfeld-Fotografie von Lytro beschäftigen wollte, war die Illum die klar überlegene Option, auch wenn die Technologie letztlich primär für die digitale Betrachtung optimiert blieb.
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