Die Bildqualität moderner Kameras ist oft atemberaubend, doch der Ton, der direkt über das interne Mikrofon aufgenommen wird, lässt meist zu wünschen übrig. Dabei ist guter Ton für ein überzeugendes Video genauso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger, als ein scharfes Bild. Viele fragen sich daher: Kann man an einer Kamera überhaupt ein externes Mikrofon anbringen? Die Antwort lautet ganz klar: Ja! Und es ist oft einfacher, als Sie denken.

Ein externes Mikrofon kann die Audioqualität Ihrer Aufnahmen revolutionieren. Es ermöglicht Ihnen, Geräusche gezielt aufzunehmen, Hintergrundlärm zu minimieren und Stimmen klar und deutlich einzufangen. Doch wie verbindet man ein Mikrofon mit der Kamera und welches Zubehör ist wirklich notwendig?
Mikrofone mit der Kamera verbinden: Direkt oder extern?
Kameramikrofone, die oft direkt auf den Blitzschuh der Kamera gesteckt werden, sind in der Regel sehr einfach zu bedienen und können mit fast jeder Kamera genutzt werden, die über einen Mikrofoneingang (oft eine 3,5mm Klinkenbuchse) verfügt. Sie werden einfach angesteckt und das Audiosignal wird direkt in die Kamera eingespeist.
Komplexere Mikrofone, insbesondere hochwertige Richtmikrofone, verfügen häufig über einen XLR-Anschluss. Dieser professionelle Anschluss bietet eine bessere Signalqualität und ermöglicht längere Kabelwege ohne Qualitätsverlust. Die meisten Spiegelreflex- oder spiegellosen Kameras besitzen jedoch keinen XLR-Eingang. Eine Ausnahme bilden teurere Cinema-Kameras, wie beispielsweise die Canon C200, die oft über XLR-Anschlüsse verfügen.
Wenn Ihre Kamera keinen XLR-Eingang hat, bedeutet das nicht, dass Sie kein hochwertiges XLR-Mikrofon verwenden können. In diesem Fall benötigen Sie einen externer Recorder. Dies ist eine gängige Praxis für professionelle Audioaufnahmen. Der Prozess ist eigentlich ganz einfach:
- Sie verbinden Ihr Mikrofon über ein XLR-Kabel mit einem Audio-Recorder (wie dem Zoom H6).
- Sie legen eine SD-Karte in den Recorder ein, um die Tonspur darauf aufzunehmen.
- Sie starten die Aufnahme am Recorder.
Die Audioaufnahme erfolgt nun separat vom Kamerabild auf dem Recorder. Später in der Nachbearbeitung, im Schnittprogramm, synchronisieren Sie einfach das separat aufgenommene Audiosignal mit Ihrem Videomaterial. Moderne Schnittprogramme bieten oft automatische Synchronisierungsfunktionen, die auf dem Kameraton basieren, selbst wenn dieser von schlechterer Qualität ist.
Verschiedene Mikrofontypen für die Videoaufnahme
Für die Videoaufnahme gibt es verschiedene Mikrofontypen, die je nach Situation und Anwendungszweck ihre Stärken haben:
Kameramikrofone (On-Camera Mics)
Diese Mikrofone werden direkt auf der Kamera montiert, meist über den Blitzschuh. Sie sind kompakt, einfach zu bedienen und verbessern den Ton im Vergleich zum internen Mikrofon erheblich. Sie sind oft eine gute Wahl für Vlogs, Reisevideos oder Situationen, in denen schnelle Aufnahmen gefragt sind.
Richtmikrofone (Shotgun Mics)
Ein Richtmikrofon ist darauf ausgelegt, Schall aus einer bestimmten Richtung aufzunehmen und Geräusche von den Seiten und hinten zu minimieren. Das macht sie ideal für Interviews, Dialoge oder das gezielte Einfangen von Soundeffekten. Wie bereits erwähnt, haben sie oft XLR-Anschlüsse und erfordern möglicherweise einen externen Recorder oder eine Kamera mit XLR-Eingang. Viele Richtmikrofone benötigen zudem eine 48V Phantomspeisung, die von den meisten externen Recordern und professionellen Kamera-Eingängen bereitgestellt wird.

Die Positionierung eines Richtmikrofons ist entscheidend. Da es nicht direkt an der Kamera befestigt sein muss, können Sie es näher an die Schallquelle bringen. Dies geschieht oft mit einer Tonangel, die von einer zweiten Person gehalten wird, oder indem das Mikrofon auf einem Stativ montiert wird. Achten Sie darauf, so nah wie möglich an die sprechende Person zu kommen, ohne dass das Mikrofon im Bild zu sehen ist. Ein wichtiger Tipp: Richten Sie das Mikrofon nicht direkt auf den Mund, um Atem- und Schmatzgeräusche zu vermeiden. Zielen Sie stattdessen auf das Kinn oder die Brust der Person, um einen natürlicheren und störungsfreieren Klang zu erzielen.
Lavaliermikrofone (Lavalier Mics / Ansteckmikrofone)
Lavaliermikrofone sind kleine, unauffällige Mikrofone, die direkt an der Kleidung der sprechenden Person befestigt werden, meist am Kragen. Sie sind optimal für maximale Flexibilität, da sie der Schallquelle sehr nahe sind, egal wie sich die Person bewegt. Sie eignen sich hervorragend für Interviews, Präsentationen oder Hochzeiten.
Es gibt kabelgebundene und drahtlose Lavaliersysteme. Drahtlose Systeme bestehen aus einem Sender, der an der Person befestigt wird (oft mit dem Mikrofon verbunden und unter der Kleidung versteckt), und einem Empfänger, der an der Kamera oder am externen Recorder angeschlossen wird. Beliebte Beispiele sind das Sennheiser G4 System oder das RODE Filmmaker Kit. Diese Systeme bieten oft sowohl Klinken- als auch XLR-Ausgänge am Empfänger, was eine direkte Einspeisung in die Kamera oder eine Aufnahme auf einem externen Recorder ermöglicht.
Bei der Platzierung eines Lavaliermikrofons am Kragen sollten Sie das Kabel unter der Kleidung verstecken. Wenn das Mikrofon selbst unsichtbar sein soll, kann es unter dem T-Shirt befestigt werden, allerdings kann dies zu Reibegeräuschen führen, wenn sich die Kleidung am Mikrofon bewegt. Achten Sie darauf, dass Sender und Empfänger bei drahtlosen Systemen auf der gleichen Frequenz eingestellt sind und der Output-Pegel des Empfängers (z.B. auf 0 dB) für die beste Qualität optimiert ist.
Unverzichtbares Zubehör für Mikrofonaufnahmen
Neben dem Mikrofon selbst benötigen Sie weiteres Zubehör, um professionelle Audioaufnahmen zu machen:
- Mikrofonkabel: Für die meisten professionellen Mikrofone benötigen Sie XLR-Kabel. Achten Sie auf gute Qualität und die richtige Länge, um Kabelsalat zu vermeiden und Signalverluste gering zu halten. Sechs Meter sind oft eine gute Standardlänge.
- Mikrofonstativ: Ein Stativ ist unerlässlich, um das Mikrofon stabil zu positionieren, sei es ein gerades Stativ oder ein Galgenstativ für mehr Flexibilität. Stabilität ist wichtig, um unerwünschte Vibrationen zu vermeiden, die sich auf das Mikrofon übertragen könnten.
- Kopfhörer: Geschlossene, ohrumschließende Kopfhörer sind absolut notwendig, um den aufgenommenen Ton während der Aufnahme abzuhören (Monitoring). So können Sie Störgeräusche, Übersteuerungen oder andere Probleme sofort erkennen und die Aufnahme gegebenenfalls wiederholen. Außerdem verhindern geschlossene Kopfhörer, dass das Playback oder die eigene Stimme vom Mikrofon aufgenommen wird (Spill/Bleeding).
- Audio-Interface oder externer Recorder: Wie bereits erwähnt, benötigen Sie dies, um das Mikrofonsignal in den Computer (für Studioaufnahmen) oder auf ein Speichermedium (für Videoaufnahmen mit separater Audioaufnahme) zu bekommen. Audio-Interfaces verfügen in der Regel über Mikrofonvorverstärker und oft auch über Phantomspeisung für Kondensatormikrofone. Ein externer Recorder ist ideal für mobile Videoaufnahmen und bietet oft mehrere Eingänge für die Aufnahme mehrerer Mikrofone gleichzeitig.
Sinnvolles, aber nicht immer zwingendes Zubehör
Darüber hinaus gibt es Zubehör, das je nach Situation sehr hilfreich sein kann:
- Spinne (elastische Halterung): Eine Spinne entkoppelt das Mikrofon vom Stativ und reduziert die Übertragung von Körperschall und Trittschall (z.B. durch Schritte oder Vibrationen vom Boden).
- Poppschutz (Pop Filter): Dieser wird vor dem Mikrofon platziert und verhindert 'Plosive' – die störenden Luftstöße, die bei der Aussprache von 'P' und 'B' entstehen.
- Windschutz: Unverzichtbar bei Außenaufnahmen, um Windgeräusche zu minimieren, selbst bei leichtem Wind.
- Mic-Screen (Reflection Filter): Eine Art Abschirmung, die hinter dem Mikrofon platziert wird, um Reflexionen von der Rückseite des Raumes zu reduzieren, besonders nützlich in akustisch unbehandelten Räumen.
- Transport- und Aufbewahrungszubehör: Koffer oder Beutel schützen Ihre Mikrofone vor Staub, Feuchtigkeit und Beschädigung beim Transport.
- Externer Mikrofonvorverstärker: Kann die Klangqualität verbessern, besonders bei dynamischen Mikrofonen, die oft eine höhere Verstärkung benötigen. Externe Preamps können auch einen bestimmten Klangcharakter hinzufügen.
Die richtige Einstellung des Audiopegels
Einer der wichtigsten Aspekte für guten Ton ist die korrekte Einstellung des Audiopegels. Der Pegel gibt die Lautstärke oder Intensität des Audiosignals an. Ihr Ziel ist es, den Pegel so hoch wie möglich einzustellen, ohne dass das Signal übersteuert oder verzerrt (Clipping).
Clipping tritt auf, wenn das Audiosignal den maximalen Pegel überschreitet, den Ihre Kamera oder Ihr Recorder verarbeiten kann. Das Ergebnis ist ein harscher, unschöner Klang, der in der Nachbearbeitung kaum zu retten ist.

Um den Audiopegel einzustellen, verwenden Sie die Pegelanzeige (Audio Meter) Ihrer Kamera oder Ihres Recorders. Diese Anzeige zeigt den Pegel in Dezibel (dB) an. Die Skala ist meist negativ, wobei 0 dB die Obergrenze darstellt (der Punkt, an dem Clipping beginnt).
Die Faustregel lautet: Der Pegel sollte niemals 0 dB erreichen. Ein guter Zielbereich liegt oft zwischen -12 dB und -6 dB bei den lautesten Spitzen. -12 dB wird oft als sicherer und optimaler Pegel betrachtet, da er genügend 'Headroom' lässt – also Spielraum für unerwartet laute Geräusche.
Stellen Sie den Pegel mit dem Gain- oder Lautstärkeregler an Ihrer Kamera oder Ihrem Mikrofon/Recorder ein. Wenn Sie einen externen Recorder verwenden, stellen Sie den Gain dort ein. Wenn Sie direkt in die Kamera aufnehmen, nutzen Sie die Audioeinstellungen der Kamera. Schalten Sie möglichst auf manuelle Pegelsteuerung um, um automatische Anpassungen der Kamera zu vermeiden, die oft ungleichmäßige Ergebnisse liefern.
Vermeiden Sie es auch, den Pegel zu niedrig einzustellen. Wenn das Signal zu leise ist und Sie es in der Nachbearbeitung stark anheben müssen, kann dies Rauschen und andere Artefakte verstärken. Finden Sie den lautesten Moment in Ihrer Aufnahme (z.B. lautes Lachen, lautes Sprechen) und stellen Sie den Pegel so ein, dass dieser Peak im 'gelben Bereich' der Pegelanzeige liegt, aber niemals den 'roten Bereich' (0 dB) erreicht.
Top-Tipps für exzellenten Sound
Unabhängig von Mikrofon und Aufnahmegerät gibt es einige grundlegende Prinzipien für guten Sound:
- Immer Kopfhörer benutzen: Hören Sie während der gesamten Aufnahme aktiv mit Kopfhörern zu. Nur so erkennen Sie Probleme wie Rauschen, Übersteuerung oder Störgeräusche sofort.
- Die richtige Location wählen: Achten Sie auf die Umgebung. Hintergrundlärm, Brummen oder starker Hall sind schwer oder gar nicht zu entfernen. Suchen Sie möglichst ruhige Orte. Bei Außenaufnahmen schützen Sie das Mikrofon mit einem Windschutz. In halligen Räumen können Akustikelemente (Vorhänge, Absorber) helfen.
- Nähe zur Schallquelle: Bringen Sie das Mikrofon so nah wie möglich an die Person oder das Geräusch, das Sie aufnehmen möchten. Dies maximiert das gewünschte Signal und minimiert Hintergrundgeräusche.
- Eine zusätzliche Person für den Ton: Wenn möglich, arbeiten Sie zu zweit. Eine Person konzentriert sich auf das Bild, die andere auf den Ton (Monitoring, Mikrofonpositionierung). Das führt oft zu den besten Ergebnissen.
Direkte Aufnahme in die Kamera vs. externer Recorder
Beide Methoden haben Vor- und Nachteile:
| Merkmal | Direkte Aufnahme in die Kamera | Aufnahme mit externem Recorder |
|---|---|---|
| Einrichtung | Schnell und einfach | Etwas komplexer (zusätzliches Gerät, Kabel) |
| Flexibilität Mikrofonwahl | Limitiert (oft nur Klinke, selten XLR) | Hoch (XLR ist Standard, oft Phantomspeisung) |
| Audioqualität | Abhängig von Kamera-Preamps (oft einfacher) | Potenziell höher (bessere Preamps in Recordern) |
| Pegelkontrolle | Über Kamera-Menüs (oft weniger präzise) | Dedizierte Regler, präzisere Meter (z.B. -16 bis -6 dB Ziel) |
| Synchronisation | Automatisch (Ton ist direkt im Video) | Manuell oder automatisch im Schnittprogramm nötig |
| Mehrere Mikrofone | Meist nur ein Eingang, schwierig | Mehrere Eingänge (z.B. 4 bei Zoom H6) |
| Mobilität/Komplexität | Sehr mobil, wenig zusätzliches Gear | Zusätzliches Gear, mehr Kabelaufwand |
| Monitoring | Über Kamera-Kopfhörerausgang | Über Recorder-Kopfhörerausgang (oft mehrere) |
Für maximale Qualität und Flexibilität, besonders bei Interviews mit mehreren Personen oder der Verwendung von hochwertigen XLR-Mikrofonen, ist die Aufnahme mit einem externer Recorder oft die bessere Wahl, auch wenn die Synchronisation im Schnitt einen zusätzlichen Schritt bedeutet.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Kamera-Audio
Hier beantworten wir einige häufige Fragen:
Was sind die optimalen Audiopegel für Videoaufnahmen?
Ein guter Zielbereich für die lautesten Spitzen liegt zwischen -12 dB und -6 dB auf der Pegelanzeige. Vermeiden Sie unbedingt 0 dB, um Clipping zu verhindern. -12 dB bietet mehr Headroom.

Warum sollte ich einen externen Recorder verwenden?
Externe Recorder bieten oft bessere Mikrofonvorverstärker, mehr Eingänge (für mehrere Mikrofone) und präzisere Pegelkontrollen. Sie sind auch notwendig, wenn Ihr Mikrofon einen XLR-Anschluss hat, den Ihre Kamera nicht unterstützt.
Wie synchronisiere ich externes Audio mit dem Kamerabild?
Die meisten modernen Schnittprogramme können Audio und Video automatisch synchronisieren, indem sie den Ton der Kamera (auch wenn er nur als Referenz dient) mit dem hochwertigen Ton des externen Recorders abgleichen. Alternativ können Sie eine Klappe verwenden, um einen visuellen und akustischen Marker für die manuelle Synchronisation zu setzen.
Was ist Phantomspeisung und brauche ich sie?
Phantomspeisung (meist 48V) ist eine elektrische Spannung, die über das Mikrofonkabel gesendet wird, um Kondensatormikrofone und manche aktive Bändchenmikrofone mit Strom zu versorgen. Wenn Sie ein solches Mikrofon verwenden, benötigen Ihre Kamera, Ihr Recorder oder Ihr Audio-Interface einen Ausgang, der Phantomspeisung liefern kann.
Wie vermeide ich Plosive bei Sprachaufnahmen?
Verwenden Sie einen Poppschutz, halten Sie einen gewissen Abstand zum Mikrofon, oder positionieren Sie das Mikrofon leicht seitlich am Mund vorbei.
Wie nehme ich mehrere Personen gleichzeitig auf?
Die beste Methode ist die Verwendung mehrerer Mikrofone (z.B. mehrere Lavaliers oder Richtmikrofone), die jeweils einer Person zugewiesen werden. Diese Mikrofone werden dann mit einem externen Recorder mit mehreren Eingängen aufgenommen, sodass jede Stimme auf einer separaten Spur liegt.
Fazit
Die Verbesserung der Audioqualität Ihrer Videos ist eine der wirkungsvollsten Maßnahmen, um Ihre Produktionen auf ein professionelleres Level zu heben. Ob Sie sich für ein einfaches Kameramikrofon, ein vielseitiges Lavaliersystem oder ein gezieltes Richtmikrofon entscheiden – investieren Sie in das passende Zubehör und lernen Sie, den Audiopegel korrekt einzustellen und Ihre Aufnahmen mit Kopfhörern zu überwachen. Guter Ton macht den Unterschied!
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