In den späten 1970er Jahren, während die Nachwirkungen des Punk noch spürbar waren, begann sich in den Underground-Clubs des Vereinigten Königreichs, insbesondere in London und Birmingham, etwas Neues zu formieren. Eine Bewegung, die bewusst mit den etablierten Normen brach und eine Ära der visuellen Selbstdarstellung und musikalischen Innovation einläutete: die New Romantics.

Diese subkulturelle Strömung entsprang direkt der Clubszene, an Orten wie Billy's und später dem legendären The Blitz in London. Es war eine Reaktion auf die perceived Monotonie und den Anti-Fashion-Ethos des Punk. Stattdessen suchten die New Romantics nach Glamour, Exzentrizität und einem Sinn für Theatralik, inspiriert von Modegeschäften wie Kahn and Bell in Birmingham und PX in London, die avantgardistische und opulente Kleidung anboten.
Ursprünge in den Clubs
Die Wurzeln der New Romantic Bewegung sind untrennbar mit bestimmten Nachtclubs verbunden. In London waren Billy's und The Blitz zentrale Treffpunkte. Veranstalter wie Steve Strange und Rusty Egan schufen in diesen Clubs eine Atmosphäre, in der Individualität und visuelle Kreativität gefeiert wurden. Der Eintritt zum Blitz war notorisch streng und basierte nicht auf Geld oder Status, sondern ausschließlich auf dem Outfit des Gastes. Man musste kreativ und einzigartig gekleidet sein, um eingelassen zu werden. Diese exklusive Türpolitik trug maßgeblich zur Formung der Szene bei und zog eine Gruppe junger, modebewusster Individuen an, die bald von der Presse als „Blitz Kids“ bezeichnet wurden.
Steve Strange fungierte als Türsteher im Blitz, während Rusty Egan als DJ die musikalische Untermalung lieferte. Die Szene im Blitz war so einflussreich, dass sie Ableger in anderen britischen Städten hervorbrachte. Bekannte Persönlichkeiten wie Boy George und Marilyn arbeiteten in den Anfängen im Blitz. Der Auftritt von Steve Strange und anderen Blitz Kids im Musikvideo zu David Bowies Hit „Ashes to Ashes“ (1980) katapultierte die Ästhetik der Bewegung ins Mainstream-Bewusstsein.
Parallel dazu entwickelte sich in Birmingham eine eigene New Romantic Szene, stark beeinflusst von den Modedesignern Kahn and Bell. Ihre aufwendigen, theatralischen Designs, die futuristische Elemente mit Einflüssen aus ägyptischer, afrikanischer und fernöstlicher Kunst mischten, prägten den Look der Bewegung maßgeblich. Eine frühe Szene sammelte sich hier in Pubs wie The Crown und Clubs wie Romulus und Barbarella's.

Auch Leeds hatte eine frühe Szene, aus der das Duo Soft Cell hervorging, dessen Sänger Marc Almond als DJ und Garderobier im Club The Warehouse arbeitete.
Charakteristika und der unverwechselbare Look
Das auffälligste Merkmal der New Romantic Bewegung war zweifellos die Mode. Es ging um Extravaganz, Theatralik und eine bewusste Abkehr von den minimalistischen oder zerrissenen Looks anderer Subkulturen. Die Kleidung war opulent, oft inspiriert von historischen Epochen wie der Romantik, dem Barock oder sogar Piraten- und Husarenuniformen. Rüschenhemden, Brokatjacken, Hüte und auffälliges Make-up, sowohl bei Männern als auch bei Frauen, waren typisch.
Die New Romantics nutzten Kleidung und Make-up als Mittel zur Selbstdarstellung und zur Schaffung einer eigenen Identität. Sie waren die „neuen Dandys“ oder „romantischen Rebellen“, wie sie von der Presse genannt wurden. Der Look war androgyn, farbenfroh und detailreich. Es war ein Spiel mit Rollen und Ästhetiken, das die Grenzen zwischen den Geschlechtern und traditionellen Schönheitsidealen aufweichte.
Der Begriff „New Romantic“ setzte sich schließlich durch, aber in den Anfängen gab es viele Namen für die Bewegung, darunter „new dandies“, „new guys“, „romantic rebels“, „peacock punk“, „the now crowd“, „the futurists“ und „the cult with no name“, bevor die Medien den Namen New Romantics etablierten.
Musikstile der New Romantics
Obwohl viele Bands, die aus der New Romantic Szene hervorgingen oder mit ihr in Verbindung gebracht wurden, Synthesizer einsetzten, ist die Bewegung nicht gleichbedeutend mit Synth-Pop. Synth-Pop hatte Wurzeln, die weiter zurückreichten, in Progressive Rock, elektronischem Art Rock, Disco und Krautrock. Doch nach dem Erfolg von Gary Numan und Tubeway Army im Jahr 1979 begannen viele Künstler, mit synthesizerbasierten Klängen erfolgreich zu werden und prägten die Popmusik der frühen 1980er Jahre.

Bands wie Duran Duran, Visage und Spandau Ballet, die aus der New Romantic Szene stammten, adaptierten den Synth-Pop-Sound. Duran Duran, aus der Birminghamer Szene, integrierten tanzorientierte Rhythmen und schufen einen eingängigeren Sound.
Es gab jedoch auch wichtige Bands, die dem Synth-Pop-Sound nicht folgten. Culture Club, die Band von Boy George, mischte Elemente aus Motown, Philly Soul, Reggae und Lovers’ Rock. Adam and the Ants und Bow Wow Wow nutzten den afrikanisch inspirierten „Burundi Beat“.
Interessanterweise lehnten einige Künstler, die oft dem New Romantic zugerechnet wurden, diese Bezeichnung ab. Andy McCluskey von OMD, Soft Cell, Adam Ant und Japan bestritten Verbindungen zur Szene oder distanzierten sich von ihr, obwohl ihre Ästhetik oder ihr Sound mit ihr in Verbindung gebracht wurden. Adam Ant betonte, dass er nie ein New Romantic war, und Japan verwies darauf, dass ihr androgynes Aussehen mit Make-up bereits vor der New Romantic Bewegung, beeinflusst vom Glam Rock, existierte.
Die Zweite Britische Invasion in den USA
Die New Romantic Bewegung spielte eine wichtige Rolle bei der sogenannten „Zweiten Britischen Invasion“ der US-Musikcharts in den frühen 1980er Jahren. Mit der Einführung des Musiksenders MTV im Jahr 1982 wurden visuell ansprechende New Romantic Acts wie Duran Duran, Spandau Ballet und Culture Club zu Hauptbestandteilen des Programms. Ihre stilvollen Musikvideos symbolisierten die Macht von MTV und trugen dazu bei, britische Musik in den USA populär zu machen.
Bereits im Mai 1981 reiste Spandau Ballet, die Hausband des Blitz Clubs, nach New York, um nicht nur ein Konzert, sondern auch eine Modenschau des Axiom-Kollektivs zu veranstalten. Die New Romantics eroberten die amerikanische Öffentlichkeit. 1983 stammten 30 % der US-Plattenverkäufe von britischen Künstlern. Nachrichtenmagazine wie Newsweek und Rolling Stone widmeten dem Phänomen Titelgeschichten.

Niedergang und späte Wiederbelebungen
Der Höhepunkt der New Romantic Ära wird oft um das Jahr 1985 gesehen, symbolisiert durch Auftritte bei Live Aid. Danach begann der Niedergang der Bewegung. Viele Bands, die aus der Szene hervorgegangen waren, änderten ihren Stil oder verloren an Popularität. Es gab eine Gegenreaktion gegen Synth-Pop, und Bands integrierten wieder mehr traditionelle Instrumente.
Parallel dazu begann in Großbritannien der Aufstieg von Indie-Rock-Bands wie The Smiths, die einen raueren, gitarrenbasierten Sound bevorzugten und als Kontrast zum opulenteren New Romantic-Stil gesehen wurden. Viele Acts wurden von ihren Labels fallen gelassen, und die Solokarrieren verblassten.
In den 1990er Jahren gab es eine gewisse Nostalgie für die New Romantic Ära, die sich in Clubnächten und einer kurzlebigen Szene namens Romo manifestierte. Romo wurde von Musikmagazinen wie Melody Maker als „zukünftige Pop-Explosion“ angepriesen, aber die beteiligten Bands wie Orlando oder Plastic Fantastic erreichten keinen nennenswerten kommerziellen Erfolg und lösten sich bald wieder auf.
Häufig gestellte Fragen zur New Romantic Bewegung
- Was war die New Romantic Bewegung? Eine britische Underground-Subkultur der späten 1970er und frühen 1980er Jahre, bekannt für ihre extravagante Mode und ihre Verbindung zu bestimmten Musikstilen, insbesondere Synth-Pop.
- Woher stammte die Bewegung? Sie entstand in Nachtclubs in London (wie The Blitz) und Birmingham im Vereinigten Königreich.
- Was zeichnete die Mode aus? Flamboyante, exzentrische Kleidung, oft historisch inspiriert (Piraten, Husaren), viel Make-up, Rüschen, Brokat und eine androgynes Erscheinungsbild.
- Welche Musikstile waren typisch? Oft mit Synth-Pop assoziiert, aber auch andere Stile wie der „Burundi Beat“ oder Einflüsse aus Soul und Reggae waren präsent.
- Warum wurden die Anhänger „Blitz Kids“ genannt? Nach dem Club The Blitz in London, der für seine strenge Türpolitik basierend auf dem Outfit bekannt war und viele frühe Anhänger anzog.
- Wann endete die New Romantic Ära? Die ursprüngliche Bewegung verlor Anfang der 1980er Jahre an Schwung, viele der Bands erreichten ihren kommerziellen Höhepunkt Mitte der 80er (z.B. Live Aid 1985), danach folgte ein Niedergang, obwohl die Ästhetik und der Sound weiterhin Einfluss hatten.
Die New Romantic Bewegung war mehr als nur ein flüchtiger Trend; sie war eine kulturelle Explosion, die Mode, Musik und die Art und Weise, wie junge Menschen sich ausdrückten, nachhaltig beeinflusste. Sie feierte Individualität und Theatralik in einer Zeit des Wandels und hinterließ ein farbenfrohes Erbe.
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