Im Sommer 2018 begann eine Bewegung, die die Welt verändern sollte. Damals, vor dem Parlament in Stockholm, saß eine junge Schwedin allein mit einem handgeschriebenen Schild: "Schulstreik für das Klima". Es war der Beginn des Protests von Greta Thunberg, der schnell eine globale Welle der Aufmerksamkeit für den Klimaschutz auslöste und sie zu einer der bekanntesten Stimmen ihrer Generation machte.

Dieser einsame Schulstreik entwickelte sich rasch zur Geburtsstunde von "Fridays for Future", einer globalen Klimabewegung, die Millionen von Menschen, überwiegend junge, auf die Straße brachte. Ihr Ziel war und ist es, auf die Dringlichkeit der Klimakrise aufmerksam zu machen und politischen Druck für effektivere Maßnahmen zum Klimaschutz aufzubauen. Die Bewegung betonte von Anfang an, dass es darum geht, die Politik zur Einhaltung internationaler Abkommen, wie dem Pariser Klima-Abkommen mit seinem 1,5-Grad-Ziel, zu bewegen. Es ging um Reformen und eine Transformation des Wirtschaftssystems, nicht um Revolution oder Umsturz. Die Kernforderung lautete: "Die Politik muss ihre Hausaufgaben machen".
Der Aufstieg einer globalen Bewegung
Was als Einzelaktion begann, fand schnell Nachahmer. Schülerinnen und Schüler auf der ganzen Welt übernahmen die Protestform des "Klimastreiks". Die Bewegung wuchs rasant und erreichte im September 2019 mit dem dritten globalen Klimastreik einen vorläufigen Höhepunkt, als Millionen Menschen weltweit demonstrierten. Greta Thunberg wurde zum Gesicht dieser Bewegung und zur Ikone des Klimaprotests. Ihre leidenschaftliche "How Dare You"-Rede auf dem UN-Klimagipfel im selben Jahr ging um die Welt und verstärkte ihre Bekanntheit zusätzlich. Ende 2019 kürte das "Time Magazine" die damals knapp 17-jährige Greta Thunberg zur Person des Jahres und würdigte damit ihren immensen Einfluss.
Auch während der Corona-Pandemie blieb die Bewegung aktiv, musste aber ihre Formen anpassen. Massenproteste waren zeitweise nicht möglich, stattdessen wurden kreative digitale und dezentrale Protestformen entwickelt, wie etwa Schilderaktionen, die online geteilt oder ausgelegt wurden.
Ziele, Strategie und Unterstützung
Die Strategie von Fridays for Future unterscheidet sich bewusst von anderen Ansätzen. Sie löst das Thema Nachhaltigkeit von der rein individuellen Ebene und verortet die Verantwortung primär in der politischen Sphäre. Während die Bewegung anerkennt, dass individuelles Verhalten einen Beitrag leisten kann, sieht sie ihre Hauptaufgabe darin, die politischen Rahmenbedingungen zu ändern. Sie fordert, dass die Politik ihre selbst gesteckten Ziele einhält und ambitioniertere Maßnahmen ergreift.
Fridays for Future konnte schnell eine breite Allianz von Unterstützern mobilisieren. Neben Schülerinnen und Schülern schlossen sich Studierende, Umweltverbände, Gewerkschaften und sogar Tausende Wissenschaftler als "Scientists for Future" an. Diese breite Basis trug maßgeblich zur Reichweite und zum politischen Gewicht der Bewegung bei.
Politischer Einfluss und gesellschaftliche Wahrnehmung
Die Proteste von Fridays for Future haben zweifellos eine hohe politische Aufmerksamkeit für den Klimaschutz geschaffen. Themen, die zuvor weniger Priorität hatten, rückten auf die politische Agenda. Politologen schreiben der Bewegung maßgeblich zu, dass Klimaschutz in der politischen Debatte nicht mehr ignoriert werden kann. Entwicklungen wie der "European Green Deal" können laut Experten auch dem Einfluss der Bewegung zugerechnet werden. Die Bewegung hat es geschafft, das Thema über Jahre hinweg auf der Tagesordnung zu halten, was für Protestbewegungen eine beachtliche Leistung ist.
Auch die gesellschaftliche Wahrnehmung von Fridays for Future hat sich verändert. Anfangs wurde kontrovers diskutiert, ob Schülerinnen und Schüler für den Protest die Schule schwänzen dürften. Die Legitimität der Aktivisten wurde in Frage gestellt. Doch im Laufe der Zeit wurden die führenden Köpfe der Bewegung, wie Luisa Neubauer in Deutschland, zu etablierten politischen Akteuren, die in Talkshows auftreten und deren Positionen in die politische Debatte einfließen. Dies zeigt einen Wandel von der Empörung über die Protestform hin zur Anerkennung der Bewegung als relevante Stimme in der Klimadebatte.

Greta Thunbergs Wandel und aktuelle Debatten
Greta Thunbergs Rolle hat sich in den letzten Jahren ebenfalls gewandelt. Sie studiert seit 2023 das Bachelor-Programm "Globale Entwicklung" an der Universität Stockholm, ein Studiengang, der sich mit weltweiten Zusammenhängen zwischen Kultur, Politik und Wirtschaft beschäftigt. Damit hat sie sich von ihrer Rolle als ausschließliche Ikone der Klimabewegung etwas entfernt. Auch vor dem schwedischen Parlament ist sie seltener zu sehen.
Stattdessen tritt sie vermehrt bei Pro-Palästina-Demonstrationen auf, was zu neuen Kontroversen geführt hat. Ihre Äußerungen im Kontext dieser Demonstrationen, insbesondere israelkritische Parolen, haben Kritik hervorgerufen. Zuletzt sorgte ein Auftritt in Deutschland Anfang Dezember für Aufsehen, bei dem sie laut Berichten "Fuck Germany, fuck Israel" gesagt haben soll. Vertreter des Zentralrats der Juden äußerten sich besorgt und kritisierten Thunbergs Äußerungen als naiv oder sogar antisemitisch. Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats, sah sich "sehr nahe an diesem Vorwurf". Er bedauerte, dass Thunberg, die viel für die Klimabewegung bewegen konnte, nun offensichtlich ein neues Thema suche und dies mit Klimaaktivisten verbinden wolle, was er als "Mischmasch" verurteilte.
Auch innerhalb der Klimabewegung gibt es Distanzierungen. Luisa Neubauer von Fridays for Future Deutschland betonte, dass Greta Thunberg zwar eine wichtige Person in der Klimafrage sei, aber nicht Fridays for Future repräsentiere, und hob die Bedeutung des Schutzes jüdischen Lebens hervor. International sorgten Posts von Fridays for Future Accounts, die sich kritisch zur Situation in Israel und den palästinensischen Gebieten äußerten, wiederholt für Antisemitismusvorwürfe. Fridays for Future Deutschland distanzierte sich von solchen Beiträgen, was auch zu Spannungen mit einzelnen Ortsgruppen führte, wie der ehemaligen Ortsgruppe Bremen.
Fridays for Future in Schweden und im Vergleich zu anderen Bewegungen
In Schweden selbst hat sich die öffentliche Wahrnehmung von Fridays for Future und Greta Thunberg ebenfalls verändert. Während die anfängliche Begeisterung groß war, gehen die Menschen inzwischen eher auf Distanz. Die Bewegung wird teilweise als zu fanatisch kritisiert, und das öffentliche Interesse ist abgeebbt. Dies geschieht paradoxerweise zu einer Zeit, in der die schwedische Regierung den Umwelt- und Klimaschutzetat gekürzt, Steuern auf Benzin und Diesel gesenkt und die Flugticketsteuer abgeschafft hat, was die Erreichung der Klimaziele für 2030 erschwert. Trotzdem hat sich die Klimadebatte in Schweden verlagert. Bei der Europawahl legten die schwedischen Grünen, die mit einer neuen Führung und breiteren Themen antraten, massiv zu und wurden drittstärkste Kraft, ohne große Unterstützung von Greta Thunberg.
Das Verhältnis von Fridays for Future zu anderen Klimagruppen wie "Extinction Rebellion" oder "Letzte Generation" ist komplex. Es gibt Überschneidungen, da sich Aktivisten teilweise in verschiedenen Gruppen engagieren. Die Gruppen ergänzen sich auch, aber es gibt weder eine klare Abgrenzung noch eine durchgängige Kooperation. Strategisch unterscheiden sie sich vor allem in ihren Protestformen. Fridays for Future setzt überwiegend auf Demonstrationen. Die "Letzte Generation" nutzt dagegen zivilen Ungehorsam und Aktionen wie das Festkleben auf Straßen, um den Alltag zu stören und die Dringlichkeit des Themas zu erhöhen. Extinction Rebellion, die in Deutschland derzeit eine kleinere Rolle spielt, nutzte ebenfalls Straßenblockaden und visuell markante Aktionen. Die "Letzte Generation" löste eine breite Debatte darüber aus, wie weit Protest gehen darf, und sah sich auch mit strafrechtlichen Konsequenzen konfrontiert, während Fridays for Future keine Anzeichen einer Radikalisierung oder Gewaltbereitschaft zeigt.
Die Zukunft von Fridays for Future
Die Zukunft von Fridays for Future ist schwer vorherzusagen. Das Fortbestehen der Bewegung hängt stark von der Interaktion mit der Politik und dem globalen Geschehen ab. Da der Klimawandel voranschreitet und wichtige politische Entscheidungen anstehen, wird das Thema relevant bleiben. Die etablierten Akteure der Bewegung werden wohl weiterhin eine Rolle spielen. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass die Phase der massiven wöchentlichen Straßenproteste, wie sie 2019 zu sehen war, abebbt und die Bewegung eher auf punktuelle Großveranstaltungen setzt. Kontinuierlicher Protest auf so hohem Niveau ist auf Dauer schwer aufrechtzuerhalten. Solange jedoch die Klimaziele nicht erreicht sind und die Politik sich nicht ausreichend bewegt, ist davon auszugehen, dass die Proteste – in welcher Form auch immer – anhalten werden.
Häufig gestellte Fragen
F: Wie wurde Greta Thunberg bekannt?
A: Greta Thunberg wurde bekannt durch ihren einsamen Schulstreik für das Klima im Sommer 2018 vor dem schwedischen Parlament. Diese Aktion löste die globale Bewegung "Fridays for Future" aus und machte sie zu einer führenden Figur im Klimaprotest.

F: Was ist "Fridays for Future"?
A: "Fridays for Future" ist eine globale Klimabewegung, die im August 2018 von Greta Thunberg in Schweden initiiert wurde. Die Bewegung setzt sich für effektiven Klimaschutz ein und fordert von der Politik die Einhaltung und Umsetzung internationaler Klimaziele, insbesondere des Pariser Abkommens.
F: Was sind die Hauptziele von Fridays for Future?
A: Das zentrale Ziel ist, politischen Druck aufzubauen, damit die Politik ihre Verantwortung im Klimaschutz wahrnimmt und international vereinbarte Ziele, wie das 1,5-Grad-Ziel, erreicht werden. Die Bewegung fordert Reformen und eine Transformation des Wirtschaftssystems, nicht primär individuelle Verhaltensänderungen oder einen Systemumsturz.
F: Hat sich die Bewegung Fridays for Future seit ihren Anfängen verändert?
A: Ja, die Bewegung hat sich entwickelt. Sie begann als Einzelaktion, wuchs zu einer Massenbewegung mit einem Höhepunkt 2019 und musste sich während der Corona-Pandemie anpassen, indem sie kreative Protestformen nutzte. Ihre führenden Köpfe sind zu etablierten Stimmen in der politischen Debatte geworden.
F: In welchem Verhältnis steht Greta Thunberg heute zu Fridays for Future?
A: Greta Thunberg war das Gesicht der Bewegung, hat sich aber in den letzten Jahren etwas von dieser Rolle entfernt, auch durch ihr Studium. Während sie weiterhin eine wichtige Figur in der Klimafrage ist, betonen einige innerhalb der Bewegung, dass sie nicht mehr repräsentativ für Fridays for Future als Ganzes spricht, insbesondere angesichts ihrer neueren politischen Schwerpunkte.
F: Gab es Kritik an Greta Thunberg?
A: Ja, insbesondere ihre jüngsten Auftritte bei Pro-Palästina-Demonstrationen und Äußerungen im Kontext des Nahostkonflikts haben Kritik hervorgerufen, unter anderem von Vertretern der jüdischen Gemeinschaft, die sie als naiv oder antisemitisch einstuften. Auch innerhalb von Fridays for Future gab es Distanzierungen von bestimmten Aussagen und internationalen Posts.
F: Ist Fridays for Future erfolgreich?
A: Aus Sicht der Protestforschung gilt die Bewegung als erfolgreich, da sie das Thema Klimaschutz über lange Zeit auf der politischen und gesellschaftlichen Agenda halten konnte und maßgeblich zum Agenda-Setting beigetragen hat. Sie hat die Klima- und Umweltbewegung erneuert und breiter aufgestellt, auch wenn die politischen Ziele noch nicht vollständig erreicht sind und das Thema weiterhin polarisiert.
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