Hat Christiane Hörbiger Demenz?

Christiane Hörbiger: Ein Leben für die Kunst

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Christiane Hörbiger, eine der unvergesslichsten Persönlichkeiten auf den Bühnen und Bildschirmen des deutschsprachigen Raums, ist am 30. November in Wien verstorben. Ihr Tod markiert das Ende eines Lebens, das ganz im Zeichen der Schauspielkunst stand – einer Kunst, die sie mit einer Intensität und Wahrhaftigkeit ausübte, die ihresgleichen suchte. Für sie war das Leiden vor der Kamera etwas, das „bar bezahlt” werden musste, etwas, über das man nicht „lässig sein und mit einer 08/15-Gestik drübergehen” durfte. Nur so, glaubte sie fest, würden die Zuschauer die Emotionen abkaufen.

Die unbedingte Hingabe zum Beruf

Die Schauspielerei war für Christiane Hörbiger mehr als nur ein Beruf; es war eine alles verzehrende Leidenschaft, die sie selbst als „Der Beruf” bezeichnete und die alles andere in ihrem Leben überschattete. Die Suche nach Authentizität war dabei ihr ständiger Begleiter. Sie erinnerte sich, wie sie für eine Szene in der beliebten ARD- und ORF-Serie „Julia – Eine ungewöhnliche Frau”, in der ihre Figur die Nachricht vom Unfalltod der Tochter erhält, die Gesichter schmerzverzerrter Frauen im Krieg im Fernsehen studierte. Das schlechte Gewissen, eine Art Missbrauch zu betreiben, blendete sie aus, denn es ging ihr um die ungeschminkte Wahrhaftigkeit des Ausdrucks. Wenn der Schmerz des Verlusts ihr über das Gesicht „donnerte”, erinnerte das an Alfred Kerrs Beschreibung ihrer Mutter Paula Wessely: „Heimkehr zum tiefen Abgrund der Alltäglichkeit.”

Die Intensität ihrer Arbeit war so hoch, dass sie sagte: „In der Probenzeit knapp vor einer Premiere hätte neben uns eine Bombe einschlagen können, und wir hätten es nicht einmal gemerkt.” Diese Aussage verdeutlicht die tiefe Konzentration und das völlige Eintauchen in ihre Rollen, das für sie charakteristisch war. Der Beruf forderte alles von ihr.

Hat Christiane Hörbiger Demenz?
Christiane Hörbiger, die offensichtlich schon länger an Demenz litt, starb heute, Mittwoch, dem 30. November, in Wien.

Im Schatten einer Legende: Familie und frühe Kämpfe

Als Tochter von Paula Wessely und Attila Hörbiger, zwei Ikonen der Schauspielerei, stand Christiane von Anfang an im Licht der Öffentlichkeit und unter dem Druck des Vergleichs. Sie sehnte sich nach einer Normalität, die ihr verwehrt blieb, wünschte sich, dass ihre Mutter sie einfach mit einem Jausenbrot vom 38er abholen würde. Doch die Realität war anders.

Ihre Mutter versuchte zunächst, sie von der Schauspielerei fernzuhalten. Als der Vater der 17-Jährigen heimlich eine erste Filmrolle verschaffte, konfrontierte Paula Wessely ihre Tochter mit harschen Worten: „Damit du's gleich weißt, schön bist nicht, du musst doppelt so gut sein." Diese kritische Haltung und der frühe öffentliche Vergleich trafen Christiane tief. Ihr Burgtheaterdebut als Recha in „Nathan der Weise” 1959 wurde vom „Kurier”-Kritiker Blaha mit der entwürdigenden Charakterisierung „Die unbegabte Tochter der Wessely” quittiert.

Um diesen Vergleichen und dem Wiener Umfeld zu entfliehen, floh Christiane Hörbiger in jungen Jahren aus Wien. Sie ging nach Heidelberg, Salzburg und fand schließlich ab 1967 im Schauspielhaus Zürich eine künstlerische Heimat. Ursprünglich hatten ihre Eltern sogar eine Karriere als Zuckerbäckerin für sie vorgesehen, doch das Konkurs der dafür auserwählten Konditorei ebnete zum Glück den Weg für die Schauspielerei.

Ihr Sohn Sascha Bigler, heute selbst ein erfolgreicher Regisseur, sprach über die Stärke der Frauen in seiner Familie – seiner Mutter, seiner Tante Maresa und seiner Tante Elisabeth Orth. Alle drei hatten ihre Söhne sehr früh allein großgezogen, während sie gleichzeitig ihre Karrieren mit voller Kraft vorantrieben. Er betonte, dass sie ihm vor allem gezeigt hätten, wie ernst man den Beruf nehmen müsse – ein Credo, das tief in der Familie Hörbiger/Wessely/Orth verwurzelt zu sein scheint.

Schicksalsschläge und persönliche Wendepunkte

Das Leben von Christiane Hörbiger war nicht frei von schweren Schicksalsschlägen. Im Jahr 1978 riss der plötzliche Herztod ihres zweiten Mannes, des Schweizer Journalisten Rolf Bigler, sie brutal aus ihrer Zürcher Idylle, die von großen Rollen und einem erfüllten Familienleben geprägt war. In ihrer Einsamkeit nach diesem Verlust probierte sie zunächst, sich mit Whisky zu betäuben. Später fand sie Trost in der Beziehung zu „einem wesentlich jüngeren Mann”, was ihr in der damaligen Gesellschaft „jede Menge pikierte Blicke” einbrachte, da dies „damals noch nicht so modern wie heute” war. Christiane Hörbiger zeigte hier bereits ihre Bereitschaft, gesellschaftliche Konventionen zu durchbrechen.

Ein weiterer mutiger Schritt war ihre Entscheidung, mit 40 Jahren – „wider jegliche Vernunft”, wie sie es rückblickend nannte – die Sicherheit des Zürcher Ensembles zu verlassen, um im deutschen Fernsehmarkt Fuß zu fassen. Dieser Schritt war riskant, erwies sich aber als wegweisend für ihre spätere Karriere.

Die letzten Jahre ihres Lebens waren von einem weiteren tiefen persönlichen Verlust gezeichnet. 2016 verlor sie ganz plötzlich ihren Lebensgefährten Gerhard Tötschinger, mit dem sie über 30 Jahre liiert war. Sie hatte ihn als den Mann beschrieben, der sie „von Kopf bis Fuss wärmt”. Ihre Hochzeit wäre ursprünglich sechs Tage nach seinem Tod geplant gewesen. Dieser Verlust traf sie sehr schwer.

Der TV-Adelsstand und die Lust auf Irritation

Mitte der Achtzigerjahre wurde Christiane Hörbiger mit der Familiensaga „Die Guldenburgs” zu einem Fernsehstar und quasi in den „TV-Adelsstand” erhoben. Mit diesem Erfolg erlebte sie auch die ungewohnte Beklemmung der Massenzuwendung, als Bus-Touristen ihre Nasen durch Zäune zwängten, um „Gräfin zu schauen”.

Nachdem sie durch diese Rolle auf das Image der „Salondame” festgelegt schien, zeigte sie ihren Mut, dieses bewusst zu zertrümmern. Sie hatte eine unbändige Lust auf Irritation und suchte gezielt Rollen, die ihr Publikum herausforderten und ihr Image aufbrachen. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür war ihre Rolle im Fernsehfilm „Alexander”, in dem sie eine lebenshungrige Frau jenseits der Lebensmitte spielte, die sich in Form eines polnischen Strichknaben nimmt, was sie zu brauchen glaubte. Dazu sagte sie: „Ich musste aus der Domäne der Sympathieträgerinnen ausbrechen. Ich habe Lust auf Irritation.” Sie wollte „schauspielerisches Fleisch zwischen den Zähnen” spüren und war bereit, dafür jede weibliche Gefallsucht abzulegen. „Wenn es die Rolle braucht, gehe ich ganz schonungslos mit mir um,” erklärte sie ihre Arbeitsweise.

Eine Sternstunde der Schonungslosigkeit: „Schtonk!”

Eine ihrer wohl eindrucksvollsten Darstellungen, die ihre Bereitschaft zur Schonungslosigkeit unter Beweis stellte, war in Helmut Dietls galliger Farce „Schtonk!” aus dem Jahr 1993. In der Rolle der Göring-Nichte Freya von Hepp legte sie Jammer und Jämmerlichkeit einer in die Jahre gekommenen Blondine mit erbarmungsloser Offenheit frei.

Ihre Darstellung war derart überzeugend, dass ihr Filmpartner Götz George, der den „Stern”-Reporter spielte, beeindruckt feststellte: „Sie ist das Weib, dem man alles glaubt.” Dieses Lob unterstreicht ihre Fähigkeit, auch in unsympathischen oder tragikomischen Rollen eine menschliche Tiefe und Glaubwürdigkeit zu erreichen, die das Publikum fesselte.

Umgang mit der Vergangenheit und das Vermächtnis

Die NS-Vergangenheit ihrer Mutter Paula Wessely, insbesondere deren Mitwirkung im Propagandafilm „Heimkehr”, war für Christiane Hörbiger kein Tabuthema, sondern etwas, dem sie sich stellen musste. Sie zwang ihre Mutter regelrecht zu einem Gespräch über diesen Film. Mit Ende Siebzig stellte sich die Mutter ihr eine Nacht lang dieser schmerzhaften Auseinandersetzung. Der genaue Verlauf dieses Gesprächs blieb zwischen ihnen, doch es zeigt Christianes Bedürfnis nach Klärung. Die Mutter litt jahrelang schwer an Depressionen, belastet durch diesen „Fehltritt”.

Den Vater, Attila Hörbiger, der während des NS-Regimes eher leichte Unterhaltung bot, sah sie anders. Er sei der gewesen, dem alles leichter fiel und der die Dinge leichter nahm. Sie erzählte auch die ambivalente Anekdote, dass er jüdische Freunde zum Bahnhof brachte und sich lachend das Hakenkreuz ansteckte, damit sie unbehelligt blieben – eine Begebenheit, die zeigt, wie komplex und widersprüchlich die Handlungen in jener Zeit waren.

Trotz der familiären Belastungen und der enormen Leistungsanforderungen des Berufs blieb Christiane Hörbiger ihrer Passion treu. In einem ihrer letzten Gespräche für eine profil-Coverstory über die Schauspielerdynastie im Jahr 2002 sprach sie offen über den Druck: „Man muss wirklich schauen, dass man nicht beim Psychiater landet. Und trotzdem jede Rolle so spielen, als ob sie die letzte wäre.” Dieses Credo fasst ihre unermüdliche Arbeitsethik und ihren Anspruch an sich selbst zusammen. Sie hat sich selbst nie etwas geschenkt, doch dem Publikum unendlich viel gegeben.

Vergleich: Christiane Hörbiger vs. Paula Wessely (Basierend auf Textdetails)

AspektChristiane HörbigerPaula Wessely (laut Text)
Einstellung zur Tochter/KarriereWunsch nach Normalität, wurde anfangs von Mutter von Schauspielerei ferngehaltenSkeptisch, kritisch ("nicht schön, doppelt so gut sein"), wollte ursprünglich Bäckerin-Karriere für Tochter
Umgang mit KritikFrühe Kritik ("Die unbegabte Tochter der Wessely") verletzte sie, zog weg aus Wien(Text erwähnt keine direkte Kritik an Paula Wessely, aber ihren Umgang mit NS-Vergangenheit)
Umgang mit NS-VergangenheitSuchte aktiv das Gespräch mit der Mutter über "Heimkehr"Litt jahrelang schwer an Depressionen, belastet durch "Fehltritt" ("Heimkehr")
Berufsauffassung (indirekt)Absolut kompromisslos, Authentizität um jeden Preis, Lust auf Irritation, Schonungslosigkeit(Weniger direkte Zitate, aber als "Kritikerlegende" beschrieben, Mutter von Christianes Credo: "Ich bin zwar ka Dame, aber ich weiß, wie’s geht")

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Litt Christiane Hörbiger an Demenz?

Ja, der vorliegende Text besagt am Ende, dass Christiane Hörbiger "offensichtlich schon länger an Demenz litt". Diese Information wird im Zusammenhang mit ihrem Tod genannt.

Wie sah Christiane Hörbiger ihre Schauspielerei?

Sie sah sie als einen Beruf, der unbedingte Hingabe und Authentizität erforderte. Sie glaubte, dass Emotionen "bar bezahlt" werden müssen und dass man jede Rolle so spielen sollte, als ob sie die letzte wäre, um nicht "beim Psychiater zu landen".

Wie war ihr Verhältnis zu ihrer Mutter Paula Wessely?

Es war komplex. Einerseits sehnte sie sich nach normaler mütterlicher Zuwendung, andererseits musste sie sich mit dem ständigen Vergleich und der anfänglichen Skepsis ihrer Mutter auseinandersetzen. Sie stellte sich auch aktiv der NS-Vergangenheit der Mutter.

Welche Rolle spielte Authentizität für sie?

Authentizität war zentral für ihre Schauspielkunst. Sie studierte sogar echte Schmerzgesichter, um Rollen glaubhaft zu gestalten, und war bereit, jede weibliche Gefallsucht abzulegen, um einer Rolle gerecht zu werden. Es ging ihr um "schauspielerisches Fleisch".

Wie ging sie mit Schicksalsschlägen um?

Nach dem plötzlichen Tod ihres zweiten Mannes griff sie zunächst zu Whisky, suchte dann aber neue Beziehungen. Sie traf auch mutige Karriereentscheidungen, wie den Wechsel zum Fernsehen mit 40, trotz persönlicher Schwierigkeiten. Der Verlust ihres langjährigen Lebensgefährten traf sie schwer.

Was meinte Christiane Hörbiger mit "Lust auf Irritation"?

Nachdem sie durch Rollen wie in "Die Guldenburgs" auf ein bestimmtes Image festgelegt war, suchte sie bewusst Rollen, die dieses Klischee brachen und das Publikum herausforderten oder gar verstörten, wie ihre Rolle in "Alexander". Sie wollte "aus der Domäne der Sympathieträgerinnen ausbrechen".

Die letzten Jahre und der Abschied

Die Belastungen des Lebens und des anspruchsvollen Berufs forderten ihren Tribut. Die letzten Jahre von Christiane Hörbigers Leben waren, wie der Text nahelegt, von einer Krankheit überschattet. Christiane Hörbiger, die offensichtlich schon länger an Demenz litt, verstarb am Mittwoch, dem 30. November, in Wien. Ihr Tod beendet ein außergewöhnliches Leben, das ganz der Kunst gewidmet war. Sie hat sich selbst nie geschont, um ihrem Publikum unvergessliche Momente der Wahrhaftigkeit und Intensität zu schenken. Ihr Vermächtnis als eine der bedeutendsten Schauspielerinnen im deutschsprachigen Raum wird bleiben.

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Andenmatten Soltermann

Hallo! Ich bin Andenmatten Soltermann, ein Schweizer Fotograf, der leidenschaftlich die Essenz der Welt durch seine Linse einfängt. Geboren und aufgewachsen in den majestätischen Schweizer Alpen, haben die deutsche Sprache und atemberaubende Landschaften meine kreative Vision geprägt. Meine Liebe zur Fotografie begann mit einer alten analogen Kamera, und seitdem widme ich mein Leben der Kunst, visuelle Geschichten zu erzählen, die berühren und verbinden.In meinem Blog teile ich praktische Tipps, Techniken und Erfahrungen, um dir zu helfen, deine fotografischen Fähigkeiten zu verbessern – egal, ob du ein neugieriger Anfänger oder ein erfahrener Profi bist. Von der Beherrschung des natürlichen Lichts bis hin zu Ratschlägen für wirkungsvolle Bildkompositionen ist es mein Ziel, dich zu inspirieren, die Welt mit neuen Augen zu sehen. Mein Ansatz verbindet Technik mit Leidenschaft, immer auf der Suche nach dem Funken, der ein Foto unvergesslich macht.Wenn ich nicht hinter der Kamera stehe, findest du mich auf Bergpfaden, auf Reisen nach neuen Perspektiven oder beim Genießen der Schweizer Traditionen, die mir so am Herzen liegen. Begleite mich auf dieser visuellen Reise und entdecke, wie Fotografie die Art und Weise, wie du die Welt siehst, verändern kann.

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