Was sind chromatische Nachbilder?

Chromatische Aberration in der Fotografie

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Wenn Sie schon einmal Fotos betrachtet haben, bei denen an den Kontrastkanten von Objekten – zum Beispiel entlang der Äste eines Baumes vor hellem Himmel oder an metallischen Oberflächen – seltsame farbige Säume oder Ränder zu sehen waren, dann sind Sie höchstwahrscheinlich auf das Phänomen der chromatischen Aberration gestoßen. Dieser häufige Abbildungsfehler kann die Bildqualität erheblich beeinträchtigen und ist für viele Fotografen ein Ärgernis.

Was ist chromatische Aberration in Fotos?
Chromatische Aberration, auch als Farbsäume bekannt, ist eine Farbverzerrung, die an den Kanten von Objekten in einem Foto einen Umriss unerwünschter Farbe erzeugt .

Doch was genau verbirgt sich hinter diesem technischen Begriff, und warum tritt er überhaupt auf? Im Grunde handelt es sich bei der chromatischen Aberration um eine Farbverzerrung, die durch die physikalischen Eigenschaften von Licht und Linsen verursacht wird. Sie führt dazu, dass nicht alle Farben des Lichts am selben Punkt fokussiert werden, was zu den sichtbaren Farbsäumen führt.

Was ist chromatische Aberration?

Der Begriff chromatische Aberration leitet sich aus dem Griechischen (chroma = Farbe) und dem Lateinischen (aberrare = abschweifen) ab und beschreibt treffend das Problem: Die Farben weichen von ihrem eigentlichen Pfad ab. In der Fotografie wird sie oft als Farbquerfehler oder Farblängsfehler bezeichnet und im Englischen als „color fringing“ oder „purple fringing“ (da magenta/lila Säume besonders häufig sind). Sie entsteht, weil das Glas einer Kameralinse Licht unterschiedlicher Wellenlängen – also unterschiedlicher Farben – unterschiedlich stark bricht. Dieses Phänomen ist als Dispersion bekannt und am deutlichsten beim Durchgang von weißem Licht durch ein Prisma zu beobachten, wo es in seine Spektralfarben zerlegt wird.

Eine ideale Linse würde alle Farben des Lichts genau auf denselben Brennpunkt auf der Sensorebene (oder Filmebene) bündeln. Bei einer realen Linse, insbesondere bei einfachen Konstruktionen, werden jedoch kurzwellige Farben (wie Blau oder Violett) stärker gebrochen als langwellige Farben (wie Rot). Dies führt dazu, dass die verschiedenen Farben an leicht unterschiedlichen Punkten fokussiert werden. Die Folge sind die unerwünschten Farbsäume entlang von Kanten, insbesondere dort, wo ein starker Kontrast zwischen hellen und dunklen Bildbereichen besteht.

Die zwei Haupttypen: Längs- und Querfehler

Die chromatische Aberration äußert sich in zwei Hauptformen, die sich in ihrer Erscheinung und Ursache leicht unterscheiden:

1. Der Farblängsfehler (Axiale oder Longitudinale Chromatische Aberration)

Dieser Fehler tritt auf, wenn die verschiedenen Farben des Lichts entlang der optischen Achse an unterschiedlichen Punkten fokussiert werden. Stellen Sie sich vor, Blau wird etwas vor der idealen Fokusebene fokussiert, Grün genau auf der Ebene und Rot etwas dahinter. Dies führt dazu, dass die Farben nicht perfekt übereinander liegen. Der Farblängsfehler zeigt sich oft als farbige Säume sowohl im Fokusbereich als auch in den unscharfen Bereichen (Bokeh) des Bildes und kann sogar im Bildzentrum sichtbar sein.

Typischerweise äußert er sich in magenta- oder grünen Säumen, insbesondere bei Aufnahmen mit offener Blende. Dieser Fehler wird häufig bei Objektiven mit langen Brennweiten oder weitwinkligen Festbrennweiten beobachtet.

Ist chromatische Aberration gut oder schlecht?
Chromatische Aberration ist ein Effekt, der auftritt, wenn ein Objektiv nicht alle Wellenlängen einer Farbe am selben Punkt richtig brechen kann. Dieses Problem ist in der Fotografie weit verbreitet und betrifft fast alle Objektive . Hochwertige Objektive weisen jedoch eine geringere chromatische Aberration auf als minderwertige.

2. Der Farbquerfehler (Transversale oder Laterale Chromatische Aberration)

Im Gegensatz zum Farblängsfehler tritt der Farbquerfehler auf, wenn die verschiedenen Farben nicht in der richtigen Größe oder am richtigen Ort auf der Bildebene abgebildet werden. Die Vergrößerung ist für unterschiedliche Farben leicht unterschiedlich, was dazu führt, dass die Farben radial – vom Bildzentrum nach außen – verschoben sind.

Dieser Fehler ist im Bildzentrum nicht sichtbar, nimmt aber zum Bildrand hin zu. Er äußert sich als Farbsäume (oft blau-gelb oder rot-grün) entlang von Kontrastkanten, die nicht exakt radial zur Bildmitte verlaufen. Der Farbquerfehler wird nicht durch Abblenden reduziert.

Wie Objektive chromatische Aberration minimieren

Hochwertige Objektive sind so konstruiert, dass die chromatische Aberration so weit wie möglich reduziert wird. Dies geschieht durch die Kombination von Linsen aus verschiedenen Glassorten mit unterschiedlichen Dispersionseigenschaften. Die Idee ist, die Brechungseigenschaften so auszugleichen, dass die Farben so nah wie möglich am selben Punkt fokussiert werden.

  • Achromatische Korrektur: Bei einer achromatischen Linse werden typischerweise zwei verschiedene Wellenlängen (oft Blau und Rot) am selben Punkt fokussiert. Dies reduziert den Fehler erheblich, aber nicht vollständig, da die anderen Farben (wie Grün) immer noch leicht abweichen können.
  • Apochromatische Korrektur: Eine apochromatische Linse (oft mit „Apo“ im Namen gekennzeichnet) geht noch einen Schritt weiter und bringt die Brennpunkte für drei verschiedene Wellenlängen (z.B. Blau, Grün und Rot) zusammen. Solche Objektive sind deutlich komplexer und teurer in der Herstellung, bieten aber eine erheblich bessere Korrektur der chromatischen Aberration, insbesondere des Farbquerfehlers.

Auch die Anzahl der Linsenelemente spielt eine Rolle. Apochromatische Objektive können aus 4 bis 6 oder mehr Einzellinsen bestehen, die präzise aufeinander abgestimmt sind.

Chromatische Aberration erkennen und vermeiden

Das Erkennen von chromatischer Aberration ist meist einfach: Achten Sie auf dünne, farbige Linien (Säume) entlang von Kanten, besonders in Bereichen mit hohem Kontrast oder in unscharfen Bildbereichen. Die häufigsten Farben sind Magenta/Lila und Grün, aber auch Blau, Rot oder Gelb können auftreten.

Was ist chromatische Aberration in Fotos?
Chromatische Aberration, auch als Farbsäume bekannt, ist eine Farbverzerrung, die an den Kanten von Objekten in einem Foto einen Umriss unerwünschter Farbe erzeugt .

Obwohl es schwierig ist, chromatische Aberration vollständig zu vermeiden, da sie eine inhärente Eigenschaft von Linsen ist, gibt es Techniken, um ihren Effekt während der Aufnahme zu minimieren:

  1. Im RAW-Format fotografieren: Dies ist der wichtigste Tipp. RAW-Dateien enthalten mehr Bildinformationen als JPEGs und bieten in der Nachbearbeitung deutlich bessere Möglichkeiten, chromatische Aberration effektiv und verlustfrei zu entfernen.
  2. Hohe Kontraste meiden: Chromatische Aberration ist bei starken Hell-Dunkel-Übergängen am sichtbarsten. Wenn möglich, vermeiden Sie extreme Kontrastsituationen, es sei denn, sie sind für Ihre Bildidee unerlässlich.
  3. Brennweite beachten: Bei Zoomobjektiven tritt chromatische Aberration oft an den Enden des Brennweitenbereichs (weiteste und längste Brennweite) stärker auf. Wenn Sie diese Brennweiten meiden oder eine Festbrennweite nutzen, die in der Regel weniger anfällig ist, können Sie den Effekt reduzieren.
  4. Abblenden (für Farblängsfehler): Das Schließen der Blende (z.B. um ein oder zwei Stufen von der Offenblende) kann den Farblängsfehler deutlich reduzieren. Dies kann allerdings längere Belichtungszeiten oder höhere ISO-Werte erfordern. Der Farbquerfehler wird durch Abblenden nicht beeinflusst.
  5. Subjektposition (für Farbquerfehler): Da der Farbquerfehler am Bildrand am stärksten ist, können Sie Ihr Hauptmotiv in die Bildmitte platzieren, um es von diesem Fehler zu verschonen. Falls Ihre gewünschte Komposition das Motiv am Rand vorsieht, können Sie es für die Aufnahme mittig platzieren und das Bild später zuschneiden.

Chromatische Aberration in der Nachbearbeitung korrigieren

Selbst wenn Sie während der Aufnahme nicht alle chromatischen Aberrationen vermeiden konnten, ist das kein Grund zur Panik. Moderne Bildbearbeitungssoftware bietet exzellente Werkzeuge zur Korrektur.

Besonders Adobe Lightroom oder Adobe Camera Raw sind hier sehr effektiv:

Automatische Korrektur in Lightroom:

Dies ist oft die schnellste und einfachste Methode:

  1. Wechseln Sie im Entwickeln-Modul zum Bereich „Objektivkorrekturen“.
  2. Aktivieren Sie das Kästchen „Chromatische Aberration entfernen“.

Lightroom analysiert das Bild und wendet automatisch eine Korrektur an, die in den meisten Fällen sehr gute Ergebnisse liefert. Die Software ist oft in der Lage, objektivspezifische Profile zu nutzen, um den Fehler präzise zu beheben.

Manuelle Korrektur in Lightroom:

Wenn die automatische Korrektur nicht ausreicht, können Sie manuell eingreifen:

  1. Bleiben Sie im Bereich „Objektivkorrekturen“, wechseln Sie aber zum Reiter „Manuell“.
  2. Im Abschnitt „Farbsäume entfernen“ (Defringe) finden Sie Regler für verschiedene Farben (oft Violett/Magenta und Grün).
  3. Sie können den „Pipetten“-Werkzeug (Fringe Colour Selector) verwenden, um direkt im Bild auf einen Farbsaum zu klicken. Lightroom versucht dann, diesen spezifischen Farbton zu entfernen, indem es die Regler anpasst.
  4. Alternativ können Sie die Regler für die Farbstärke und den Farbton manuell anpassen, bis die Säume verschwunden sind. Dies erfordert etwas Übung, um die richtigen Einstellungen zu finden, kann aber bei hartnäckigen Fällen sehr effektiv sein.

Auch andere Software wie DxO PhotoLab ist für ihre exzellente Korrektur von Objektivfehlern, einschließlich chromatischer Aberration, bekannt.

Testen Sie Ihre Objektive

Wenn Sie wissen möchten, wie anfällig Ihre Objektive für chromatische Aberration sind, können Sie einen einfachen Test durchführen. Suchen Sie online nach „Chromatic Aberration Test Chart“ und laden Sie eine Vorlage herunter. Zeigen Sie diese auf einem Monitor an oder drucken Sie sie aus und fotografieren Sie die Vorlage mit dem zu testenden Objektiv aus verschiedenen Entfernungen und mit unterschiedlichen Blenden- und Brennweiteneinstellungen. Öffnen Sie die Bilder in Ihrer Bearbeitungssoftware und zoomen Sie in die Bereiche mit hohem Kontrast (oft feine Linien oder Gittermuster), um die Stärke der Farbsäume zu beurteilen.

Vergleich der Aberrationstypen

MerkmalFarblängsfehler (Axial/Longitudinal)Farbquerfehler (Transversal/Lateral)
ErscheinungFarbige Säume (oft Magenta/Grün) im Fokusbereich und BokehFarbige Säume (oft Blau/Gelb, Rot/Grün) an Kontrastkanten zum Bildrand hin
SichtbarkeitKann im Zentrum und am Rand auftretenTritt primär am Bildrand auf, nicht im Zentrum
UrsacheFokuspunkt variiert entlang der optischen Achse für verschiedene FarbenVergrößerung variiert für verschiedene Farben, radiale Verschiebung
Beeinflussung durch BlendeWird durch Abblenden reduziertWird durch Abblenden nicht beeinflusst
Korrektur (Aufnahme)AbblendenMotiv zentral platzieren
Korrektur (Post)Effektiv mit Software, oft durch Anpassung von FarbreglernEffektiv mit Software, oft durch Skalierung der Farbkanäle

Häufig gestellte Fragen

Q: Ist chromatische Aberration immer ein Problem?
A: Ja, sie gilt als Abbildungsfehler und beeinträchtigt die Bildschärfe und -qualität, insbesondere an Kontrastkanten. Sie ist in der Regel unerwünscht.

Was ist chromatische Aberration?
Die chromatische Aberration (altgriechisch χρῶμα chroma, deutsch ‚Farbe' und lateinisch aberrare ‚abschweifen'; in der Fotografie oft abgekürzt mit CA) ist ein Abbildungsfehler optischer Linsen, der dadurch entsteht, dass Licht unterschiedlicher Wellenlänge oder Farbe verschieden stark gebrochen wird.

Q: Kann jedes Objektiv chromatische Aberration haben?
A: Ja, aufgrund der physikalischen Gesetze der Lichtbrechung ist kein Objektiv vollständig frei von chromatischer Aberration. Hochwertige, aufwendig konstruierte Objektive (achromatisch, apochromatisch) minimieren den Fehler jedoch erheblich.

Q: Ist „Purple Fringing“ dasselbe wie chromatische Aberration?
A: „Purple Fringing“ (Lila-Säume) ist eine häufige Erscheinungsform der chromatischen Aberration, insbesondere des Farblängsfehlers. Es ist also ein spezifischer Fall von chromatische Aberration.

Q: Lässt sich chromatische Aberration immer vollständig entfernen?
A: Mit moderner Software lässt sich chromatische Aberration in den meisten Fällen sehr gut, oft sogar nahezu vollständig, entfernen oder zumindest stark reduzieren. In seltenen, extremen Fällen können leichte Restfehler sichtbar bleiben.

Fazit

Chromatische Aberration ist ein technischer Abbildungsfehler, der durch die unterschiedliche Brechung von Licht verschiedener Farben in einer Linse verursacht wird. Sie führt zu unschönen Farbsäumen an Kontrastkanten in Ihren Fotos.

Auch wenn sie frustrierend sein kann, ist sie kein unlösbares Problem. Durch bewusstes Fotografieren (Wahl der Blende, Brennweite, Komposition) und vor allem durch die Nutzung der leistungsstarken Korrekturwerkzeuge in der digitalen Nachbearbeitung (insbesondere in Programmen wie Lightroom) lässt sich chromatische Aberration in den allermeisten Fällen effektiv bekämpfen und Ihre Bilder von diesen störenden Artefakten befreien. Indem Sie die Ursachen und Korrekturmethoden verstehen, behalten Sie die volle Kontrolle über die Qualität Ihrer Aufnahmen.

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Andenmatten Soltermann

Hallo! Ich bin Andenmatten Soltermann, ein Schweizer Fotograf, der leidenschaftlich die Essenz der Welt durch seine Linse einfängt. Geboren und aufgewachsen in den majestätischen Schweizer Alpen, haben die deutsche Sprache und atemberaubende Landschaften meine kreative Vision geprägt. Meine Liebe zur Fotografie begann mit einer alten analogen Kamera, und seitdem widme ich mein Leben der Kunst, visuelle Geschichten zu erzählen, die berühren und verbinden.In meinem Blog teile ich praktische Tipps, Techniken und Erfahrungen, um dir zu helfen, deine fotografischen Fähigkeiten zu verbessern – egal, ob du ein neugieriger Anfänger oder ein erfahrener Profi bist. Von der Beherrschung des natürlichen Lichts bis hin zu Ratschlägen für wirkungsvolle Bildkompositionen ist es mein Ziel, dich zu inspirieren, die Welt mit neuen Augen zu sehen. Mein Ansatz verbindet Technik mit Leidenschaft, immer auf der Suche nach dem Funken, der ein Foto unvergesslich macht.Wenn ich nicht hinter der Kamera stehe, findest du mich auf Bergpfaden, auf Reisen nach neuen Perspektiven oder beim Genießen der Schweizer Traditionen, die mir so am Herzen liegen. Begleite mich auf dieser visuellen Reise und entdecke, wie Fotografie die Art und Weise, wie du die Welt siehst, verändern kann.

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