Minolta war einst ein Name, der in der Welt der Fotografie Gewicht hatte. Gegründet im Jahr 1928 in Osaka, entwickelte sich das Unternehmen zu einem der bedeutendsten Kamerahersteller Japans und rangierte zeitweise weltweit an dritter Stelle, nur übertroffen von Größen wie Canon und Nikon. Doch die Unternehmenslandschaft verändert sich, und auch Minolta blieb von tiefgreifenden Umwälzungen nicht verschont. Was ist also aus diesem traditionsreichen Namen geworden?
Die Ursprünge von Minolta reichen zurück bis zum 11. November 1928, als Kazuo Tashima das „japanisch-deutsche Kamerageschäft“ (Nichi-Doku Shashinki Shōten) ins Leben rief. Diese frühe Verbindung deutet bereits auf den internationalen Anspruch und das Streben nach technischer Exzellenz hin, das Minolta über Jahrzehnte prägen sollte. Der Name selbst durchlief mehrere Wandlungen. Zunächst 1931 in Molta KG umbenannt, wurde der Markenname Minolta registriert, der angeblich für „Mechanismus, Instrumente, Optik und Linsen von Tashima“ stand, obwohl auch die Verbindung zu „Minoru ta“ (reifende Reisfelder) als Ursprung diskutiert wird. Erst 1962 wurde die Bezeichnung Minolta Camera Company auch offiziell zum Firmennamen.

Der Aufstieg und wegweisende Innovationen
In den sechziger und frühen siebziger Jahren erlebte Minolta ein starkes Wachstum im Kamerageschäft. Das Unternehmen war nicht nur im Kamerabau aktiv, sondern diversifizierte früh in andere optische und feinmechanische Bereiche. Bereits 1961 wurde der Nasskopierer Copymaster vorgestellt, und 1977 betrat Minolta mit dem ersten Pulsoxymeter für die Messung am Finger sogar den Medizinmarkt. Doch die Fotografie blieb das Kerngeschäft, und hier setzte Minolta wichtige Akzente.
Ein Meilenstein war die Einführung der SLR-Kameras. 1958 präsentierte Minolta die SR-2, eine der ersten 35mm-SLRs mit Pentaprismensucher, Sofortrückkehrspiegel und Bajonettanschluss – Features, die heute selbstverständlich sind. Das daraus entstandene SR-System war über Jahrzehnte erfolgreich. Die SR-T-Serie, insbesondere die SR-T 101 (ab 1966), wurde zu einem weltweiten Bestseller. Minolta etablierte sich zudem als Hersteller hochwertiger Belichtungsmesser; 1968 nutzten amerikanische Astronauten sogar einen speziellen Minolta Space Meter.
Die wahre Revolution im Kamerabau läutete Minolta jedoch 1985 mit der Einführung des Autofokus ein. Die Minolta 7000 AF war die weltweit erste SLR-Kamera mit integriertem Autofokussystem im Gehäuse. Während andere Hersteller mit selbstfokussierenden Objektiven experimentierten, verlegte Minolta die notwendige Technologie in die Kamera selbst und schuf damit das moderne SLR-Design. Dieses System, bekannt als Alpha in Japan, Maxxum in Amerika und Dynax in Europa/Asien, nutzte das neue A-Mount-Bajonett. Minolta investierte massiv in diese Technologie und war für einige Jahre der größte Anbieter von SLR-Kameras weltweit. Trotz des Erfolgs geriet Minolta in einen Patentstreit mit Honeywell bezüglich der Autofokus-Technologie, der 1991 mit einer hohen Schadensersatzzahlung endete.
Weitere technische Errungenschaften von Minolta umfassen den besonders weich laufenden CLS-Metalllamellenverschluss (entwickelt in Kooperation mit Leitz und Copal), die Acute-Matte Mattscheibentechnik, die das Sucherbild deutlich aufhellte (später auch von Hasselblad übernommen), und bei Digitalkameras das gefaltete Objektivdesign der DiMAGE X-Serie, das kompakte Kameras mit innenliegendem Zoom ermöglichte.
Bedeutende Kooperationen
Minolta war auch für seine strategischen Partnerschaften bekannt, insbesondere mit renommierten europäischen Herstellern:
- Leica: Ab 1972 gab es eine enge Zusammenarbeit mit Leitz. Daraus gingen wegweisende Kameras hervor wie die Leica CL (auch als Leitz-Minolta CL verkauft), eine kleine Messsucherkamera, die Minolta später zur Minolta CLE weiterentwickelte. Auch im SLR-Bereich gab es Austausch; die Leica R3 basierte weitgehend auf der Minolta XE-Serie, und die Leica R4 teilte technische Grundlagen mit der Minolta XD7. Sogar bei Objektiven gab es Kooperationen in beide Richtungen.
- Hasselblad: Minolta entwickelte die Acute-Matte Einstellscheiben für Hasselblad Mittelformatkameras weiter, was deren Sucherbild revolutionierte. Auch ein AF-Kreuzsensor aus der Minolta Dynax 9 fand später Verwendung in der Hasselblad H1.
- Agfa: Es gab baugleiche Kameras wie die Agfa Microflex-300 (Minolta Pocket Z-8) und die Agfa ActionCam (Minolta RD-175).
- Polaroid: Die Sofortbildkamera Minolta Instant Pro basierte auf einer Entwicklungslinie der Polaroid Spectra Pro.
- Seagull (China): In den 1960er Jahren produzierte Seagull Gehäuse nach Minolta-Vorbildern. Später lagerte Minolta die Produktion der X-300 Serie nach China aus, was zur Entwicklung eigener Seagull-Derivate führte.
Der Weg ins digitale Zeitalter
Wie viele andere Hersteller musste auch Minolta den Übergang von der analogen zur digitalen Fotografie meistern. Das Unternehmen begann in den späten 1990er Jahren mit der Einführung von Digitalkameras der DiMAGE-Serie. Minolta stellte auch zwei frühe, technisch interessante DSLRs vor: die RD-175 (basierend auf der Agfa ActionCam) für das A-Mount und die Dimâge RD-3000 für das APS-System (V-Mount). Diese Kameras waren zwar innovativ, aber teuer und konnten sich am Markt nicht entscheidend durchsetzen.
Die Fusion mit Konica im Jahr 2003 zur Konica Minolta Holdings, Inc. war ein Versuch, im sich wandelnden Markt besser aufgestellt zu sein. Unter dem Namen Konica Minolta wurden weiterhin Digitalkameras entwickelt, darunter die mit Spannung erwartete Konica Minolta Dynax/Maxxum 7D im Jahr 2004, eine der ersten DSLRs mit integriertem Bildstabilisator, der mit jedem angesetzten Autofokus-Objektiv funktionierte. Auch die spätere 5D nutzte diese Technologie.

Das Ende der Kamera-Ära und das Erbe
Trotz der Fusion und der Einführung neuer Digitalkameras gab Konica Minolta am 19. Januar 2006 bekannt, sich bis zum 31. März 2006 vollständig aus dem Geschäft mit Endkundenkameras zurückzuziehen. Das Foto-Filmgeschäft wurde eingestellt. Dies markierte das Ende von Minolta (und Konica) als Hersteller von Consumer-Kameras.
Doch das Erbe von Minolta lebt weiter. Sony übernahm das Autofokus-Spiegelreflex-System, einschließlich des A-Mount-Bajonetts und der zugehörigen Technologien. Sony führte dieses System unter dem Namen Alpha (α) fort und entwickelte es digital weiter. Die erste Sony Alpha DSLR, die α100 (2006), basierte praktisch komplett auf einem Konica Minolta Design. Auch spätere Modelle zeigten deutliche Einflüsse aus der Minolta-Entwicklung. Viele Objektive aus der Minolta AF-Ära sind daher weiterhin an Sony Alpha DSLRs (mit A-Mount) nutzbar, was für Besitzer der alten Minolta-Ausrüstung ein wichtiger Vorteil war und ist.
Konica Minolta konzentriert sich seither auf andere Marktsegmente, insbesondere auf Business Solutions (Drucksysteme, IT-Services) und industrielle Optik. Sie stellen auch weiterhin optische Baugruppen für andere Hersteller her.
Die Marke „Minolta“ heute
Interessanterweise ist der Name „Minolta“ nicht komplett von der Bildfläche verschwunden. Im Jahr 2017 übertrug Konica Minolta die Rechte an der Marke „Minolta“ an das Unternehmen EBI (Elite Brands Inc.). EBI nutzt den Namen seither für eine Reihe von Produkten, darunter Bridgekameras, Kompaktdigitalkameras und Dashcams, die unter dem Label „Minolta Digital“ vertrieben werden. Die tatsächlichen Hersteller dieser Geräte sind jedoch nicht Konica Minolta, sondern wahrscheinlich verschiedene ODMs (Original Design Manufacturers). Dies bedeutet, dass die Marke Minolta zwar weiter existiert, aber nicht mehr in der Form und mit der Tradition des ursprünglichen japanischen Kameraherstellers.
Was tun mit einer alten Minolta-Kamera?
Für viele Fotografie-Begeisterte, die noch eine alte Minolta-Kamera besitzen, stellt sich die Frage: Was nun? Diese Kameras sind oft mehr als nur alte Technik; sie sind Zeugnisse einer reichen Geschichte und hervorragender Ingenieurskunst. Je nach Modell und Zustand können alte Minolta-Kameras und -Objektive immer noch einen Wert haben, sei es für Sammler, für Fotografen, die den analogen Look schätzen, oder aufgrund der Kompatibilität der AF-Objektive mit älteren Sony Alpha Kameras.
Anstatt sie einfach zu entsorgen, gibt es verschiedene Optionen. Man kann sie verkaufen, zum Beispiel über Online-Plattformen oder spezialisierte Händler. Einige Unternehmen bieten auch den Ankauf alter Kameras per Post an. Der Wert hängt stark vom Modell, dem Zustand und der Nachfrage ab. Beliebte Modelle wie die Klassiker der SR-T-Serie, die innovativen Dynax/Maxxum-Kameras oder die CLE Messsucherkamera erzielen oft noch gute Preise. Selbst funktionsunfähige Kameras können als Ersatzteilspender einen Wert haben.

Zusammenfassung der Minolta-Geschichte
Hier ist eine kurze Übersicht der wichtigsten Stationen:
| Jahr | Ereignis |
|---|---|
| 1928 | Gründung als Nichi-Doku Shashinki Shōten |
| 1931 | Umbenennung in Molta KG, Registrierung der Marke Minolta |
| 1958 | Einführung der ersten SLR (SR-2) |
| 1962 | Umbenennung in Minolta Camera Company |
| 1972 | Beginn der Kooperation mit Leitz |
| 1981 | Einführung der Minolta CLE und X-700 (mit TTL-Blitz) |
| 1985 | Vorstellung der Minolta 7000 AF (erste SLR mit Gehäuse-Autofokus, A-Mount) |
| 1991 | Verurteilung zur Zahlung an Honeywell im AF-Patentstreit |
| 2000 | Übernahme des Druckerherstellers QMS (Entstehung von Minolta-QMS) |
| 2003 | Fusion mit Konica zur Konica Minolta Holdings |
| 2004 | Vorstellung der ersten Konica Minolta DSLR (Dynax/Maxxum 7D) |
| 2006 | Rückzug aus dem Endkunden-Kamerageschäft, Verkauf des A-Mount-Systems an Sony |
| Seit 2006 | Konica Minolta fokussiert sich auf Business Solutions; Sony führt das A-Mount digital weiter |
| 2017 | Markenrechte an "Minolta" werden an EBI übertragen |
Häufig gestellte Fragen
Stellt Minolta noch Kameras her?
Nein, das Unternehmen Minolta Camera Company existiert in seiner ursprünglichen Form nicht mehr und hat das Geschäft mit Endkundenkameras 2006 eingestellt. Die heutige Konica Minolta konzentriert sich auf andere Geschäftsbereiche. Die Marke „Minolta“ wird jedoch von einem anderen Unternehmen (EBI) für neue Digitalkameras genutzt, die aber nicht vom ehemaligen Minolta-Konzern stammen.
Was ist aus Minolta geworden?
Minolta fusionierte 2003 mit Konica zu Konica Minolta. Dieses fusionierte Unternehmen zog sich 2006 aus dem Consumer-Kamerageschäft zurück. Das SLR-System (A-Mount) wurde an Sony verkauft, die es unter der Marke Alpha digital weiterführten. Konica Minolta ist heute ein global agierendes Technologieunternehmen, das sich auf Business Solutions, industrielle und medizinische Bildgebung sowie optische Komponenten konzentriert.
Wer hat Minoltas Kamerageschäft übernommen?
Sony hat das Autofokus-Spiegelreflex-System von Minolta (das A-Mount und zugehörige Technologien) übernommen und entwickelt es seitdem digital unter seiner Alpha-Marke weiter. Das Filmkamerageschäft von Konica Minolta wurde eingestellt.
Was bedeutet A-Mount und warum ist es mit Minolta verbunden?
Das A-Mount ist das Bajonett für Wechselobjektive, das Minolta 1985 mit seinen ersten Autofokus-SLRs (Alpha/Dynax/Maxxum) eingeführt hat. Es war das erste weit verbreitete Autofokus-Bajonett im SLR-Bereich. Nach dem Rückzug von Konica Minolta übernahm Sony dieses Bajonett und nutzt es bis heute für seine Alpha-Serie von DSLRs und SLTs. Daher können viele alte Minolta AF-Objektive direkt oder mit Einschränkungen an Sony Alpha Kameras mit A-Mount verwendet werden.
Kann ich alte Minolta Objektive an neuen Digitalkameras verwenden?
Ja, viele Minolta AF-Objektive (mit A-Mount) sind direkt an Sony Alpha Kameras mit A-Mount verwendbar. Für Sony E-Mount Kameras ( spiegellose Kameras) gibt es Adapter, die jedoch je nach Adapter und Objektiv Einschränkungen bei Funktionen wie Autofokus oder Blendensteuerung haben können. Minolta Objektive für das ältere manuelle SR-System benötigen ebenfalls spezielle Adapter, die aber oft keine Automatikfunktionen unterstützen und die Bildqualität beeinträchtigen können.
Die Geschichte von Minolta ist ein Beispiel für den rasanten Wandel in der Technologiebranche. Vom innovativen Kamerahersteller, der den Autofokus für SLRs populär machte und berühmte Kooperationen pflegte, bis zur Fusion und dem Rückzug aus dem Kerngeschäft. Das Erbe lebt jedoch im A-Mount-System von Sony weiter, und die Marke Minolta findet, wenn auch in anderer Form, weiterhin Verwendung auf dem Markt.
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