Wenn es darum geht, die Struktur und das Layout einer Website oder mobilen Anwendung zu planen, greifen viele Designer intuitiv zu Werkzeugen, die sie bereits kennen und beherrschen. Adobe Photoshop ist ein solches Werkzeug, das in der Design-Community weit verbreitet ist. Es ist ein mächtiges Programm für die Bildbearbeitung und grafische Gestaltung. Doch ist es auch das richtige Werkzeug für die Erstellung von Wireframes? Die kurze Antwort lautet: nicht wirklich. Obwohl es möglich ist, grundlegende statische Wireframes in Photoshop zu erstellen, gibt es viele Gründe, warum es nicht die erste Wahl sein sollte. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, wie Sie dennoch vorgehen können, um einen einfachen Wireframe in Photoshop zu erstellen, beleuchten aber auch die Einschränkungen und stellen Ihnen passendere Alternativen vor.

Was ist ein Wireframe überhaupt?
Bevor wir uns mit den technischen Schritten befassen, ist es wichtig zu verstehen, was ein Wireframe ist und welchem Zweck er dient. Ein Wireframe ist im Wesentlichen ein visueller Bauplan. Er stellt die grundlegende Struktur und das Layout einer Benutzeroberfläche dar, sei es für eine Website, eine App oder ein anderes digitales Produkt. Der Fokus liegt dabei auf der Platzierung von Inhaltselementen, der Navigation und dem allgemeinen Fluss der Information. Design-Elemente wie Farben, Typografie oder Bilder stehen bei einem Wireframe nicht im Vordergrund. Er ist absichtlich reduziert, um sich auf die Funktionalität und Benutzerführung zu konzentrieren. Man könnte es mit dem Grundriss eines Hauses vergleichen – er zeigt die Räume und ihre Anordnung, aber nicht die Inneneinrichtung oder die Wandfarbe.

Warum Photoshop nicht die ideale Wahl für Wireframes ist
Wie bereits erwähnt, ist Photoshop in erster Linie ein Werkzeug für die Bearbeitung von Pixel- und Vektorgrafiken. Es wurde nicht für die Erstellung von interaktiven Benutzeroberflächen-Layouts konzipiert. Dies führt zu mehreren Einschränkungen, wenn man versucht, es für Wireframes zu nutzen:
- Statische Natur: Mit Photoshop erstellte Wireframes sind im Grunde statische Bilder (PSD-Dateien). Sie können keine Interaktionen, Übergänge oder Benutzerflüsse simulieren. Man erhält lediglich eine Sammlung von einzelnen Seiten-Layouts.
- Fehlende Interaktivität: Einer der Hauptvorteile moderner Wireframing-Tools ist die Möglichkeit, klickbare Prototypen zu erstellen. Dies ermöglicht es dem Kunden oder Stakeholdern, den geplanten Workflow selbst zu erleben. Photoshop bietet diese Möglichkeit nativ nicht.
- Schwierige Wiederverwendbarkeit: Obwohl man Elemente kopieren kann, ist die Verwaltung und Wiederverwendung von Komponenten über mehrere Seiten hinweg umständlicher als in dedizierten Tools, die oft über umfangreiche Bibliotheken verfügen.
- Keine Simulation des Nutzerflusses: Ein Wireframe sollte idealerweise zeigen, wie ein Nutzer durch die Anwendung navigiert. In Photoshop muss dieser Fluss mündlich erklärt oder separat dokumentiert werden, da die einzelnen PSDs nicht miteinander verknüpft sind.
- Fokus auf Design statt Struktur: Die Stärken von Photoshop liegen im visuellen Design. Es besteht die Gefahr, dass man sich zu früh in Details verliert, die für einen Wireframe irrelevant sind, anstatt sich auf die Struktur zu konzentrieren.
Grundlagen: So erstellen Sie einen einfachen Wireframe in Photoshop
Trotz der Einschränkungen kann Photoshop für sehr grundlegende, statische Layouts verwendet werden. Hier sind die Schritte, um einen einfachen Website-Wireframe zu erstellen:
- Projekt einrichten: Beginnen Sie mit einem neuen Dokument. Legen Sie die Abmessungen fest, die typisch für eine Webseite sind (z.B. 1024x768 Pixel, obwohl moderne Webseiten oft viel höher sind). Stellen Sie sicher, dass der Hintergrund transparent ist.
- Grundstruktur planen: Bevor Sie in Photoshop loslegen, sollten Sie eine klare Vorstellung davon haben, welche Elemente auf der Seite benötigt werden, basierend auf den Anforderungen (z.B. Header, Navigation, Sidebar, Inhaltsbereich, Footer).
- Inhaltsblöcke erstellen: Verwenden Sie das Rechteck-Werkzeug, um Platzhalter für die verschiedenen Inhaltsbereiche zu erstellen. Zeichnen Sie Formen für den Header, die Navigation, den Hauptinhalt, die Sidebar usw. Für Elemente wie Bildergalerien oder Video-Player können Sie ebenfalls Rechtecke verwenden.
- Farbe und Opazität anpassen: Geben Sie den Formen eine Füllfarbe, z.B. verschiedene Graustufen. Passen Sie die Deckkraft (Opazität) an, damit die Formen vor dem transparenten Hintergrund sichtbar sind, aber dennoch den Charakter eines Wireframes behalten (reduziert, nicht final). Unterschiedliche Graustufen können helfen, verschiedene Bereiche visuell abzugrenzen, sind aber nicht zwingend notwendig.
- Elemente beschriften: Verwenden Sie das Textwerkzeug, um die einzelnen Blöcke zu beschriften. Geben Sie an, was sich in jedem Bereich befinden soll (z.B. „Logo und Header“, „Hauptnavigation“, „Inhaltsbereich: Artikelüberschrift“, „Sidebar: Neueste Beiträge“, „Footer“). Verwenden Sie einfache, klare Begriffe.
- Vorlage speichern: Wenn Sie Elemente haben, die auf mehreren Seiten wiederkehren sollen (z.B. Header, Navigation, Footer), speichern Sie diese als separate Datei oder verwenden Sie Ebenengruppen. Speichern Sie die grundlegende Struktur als Vorlage.
- Weitere Seiten erstellen: Erstellen Sie neue Wireframes für andere Seiten Ihrer Website, indem Sie Kopien Ihrer Vorlage öffnen und die spezifischen Inhaltsblöcke und Beschriftungen für diese Seiten hinzufügen. Achten Sie auf Konsistenz in der Platzierung wiederkehrender Elemente.
Das Ergebnis ist eine Sammlung von PSD-Dateien, die jeweils eine Seite darstellen. Dies ist ein sehr einfaches Layout, das die grundlegende Anordnung zeigt, aber keinerlei Interaktion oder Benutzerfluss simuliert.
Grenzen und Nachteile der Wireframe-Erstellung in Photoshop
Wie die obigen Schritte zeigen, können Sie zwar ein Layout erstellen, aber Sie stoßen schnell an die Grenzen von Photoshop. Was Sie erhalten, ist eher eine Abfolge von statischen Bildern, die einem grundlegenden Mockup ähneln, als ein echtes Wireframe im Sinne eines interaktiven Prototyps. Die Verbindung zwischen den Seiten fehlt, der Nutzerweg ist nicht nachvollziehbar. Für den Kunden ist es schwierig, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie die Anwendung tatsächlich funktionieren wird. Das ist der Hauptgrund, warum Photoshop für diesen Zweck ungeeignet ist, insbesondere bei komplexeren Projekten.

Bessere Alternativen zu Photoshop
Aufgrund der Einschränkungen von Photoshop für Wireframes haben sich spezielle Werkzeuge entwickelt, die genau für diesen Zweck konzipiert sind. Diese Tools bieten Funktionen, die in Photoshop fehlen, wie z.B. die Erstellung interaktiver Prototypen, umfangreiche Bibliotheken wiederverwendbarer Komponenten und Funktionen zur Kollaboration. Werkzeuge wie Sketch, Figma, Adobe XD oder auch speziellere Wireframing-Tools wie Balsamiq oder das in der Quelle erwähnte Wondershare Mockitt sind für diese Aufgabe weitaus besser geeignet. Sie ermöglichen es, schnell Wireframes zu erstellen, diese klickbar zu machen und den gesamten Nutzerfluss zu simulieren. Dies spart Zeit und verbessert das Verständnis des Projekts bei allen Beteiligten.
Vergleich: Photoshop vs. Dedizierte Wireframe-Tools
| Merkmal | Photoshop | Dediziertes Wireframe-Tool |
|---|---|---|
| Zweck | Bildbearbeitung, Grafikdesign | UI/UX Design, Prototyping |
| Interaktivität | Nein (statisch) | Ja (klickbar, Animationen) |
| Seiten-/Flow-Simulation | Schwerfällig (viele statische PSDs) | Intuitiv (Verlinkung, States) |
| Komponenten-Bibliotheken | Manuell erstellbar/Plugins | Umfangreich, wiederverwendbar, oft integriert |
| Kollaboration | Dateibasiert, manueller Austausch | Oft Cloud-basiert, Echtzeit-Kollaboration |
| Fokus | Visuelles Design | Struktur, Layout, Benutzerfluss |
Tipps für effektive Wireframes (auch in Photoshop)
Unabhängig davon, welches Werkzeug Sie verwenden, gibt es einige allgemeine Prinzipien, die Ihnen helfen, effektive Wireframes zu erstellen:
- Halten Sie es einfach: Das Ziel ist Klarheit, nicht Schönheit. Vermeiden Sie unnötige Details, Farben oder Grafiken. Konzentrieren Sie sich auf das Layout und die Funktionalität. Ein Wireframe ist der Bauplan, nicht die fertige Fassade.
- Seien Sie konsistent: Wiederkehrende Elemente (Header, Navigation, Footer) sollten auf allen Seiten an derselben Stelle und im selben Stil erscheinen. Dies schafft Vertrauen und spart Zeit.
- Planen Sie voraus: Überlegen Sie sich im Voraus, wie viele Seiten Sie benötigen und wie der Nutzerfluss aussehen soll. Dies hilft Ihnen, den Umfang der Arbeit abzuschätzen und strukturiert vorzugehen.
- Verwenden Sie Platzhalter: Für Bilder oder komplexere Inhaltsbereiche verwenden Sie einfach Rechtecke mit einer Beschriftung wie „Bild hier“ oder „Video-Player“.
- Beschriften Sie klar: Stellen Sie sicher, dass alle Elemente und deren Zweck eindeutig beschriftet sind. Fügen Sie gegebenenfalls Anmerkungen hinzu, um bestimmte Verhaltensweisen oder Funktionen zu erklären.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Kann ich mit Photoshop professionelle Wireframes erstellen?
Für sehr einfache, statische Layout-Skizzen kann Photoshop verwendet werden. Für professionelle Projekte, die Interaktivität, Benutzerfluss-Simulation und einfache Iteration erfordern, sind dedizierte Wireframing- oder Prototyping-Tools jedoch deutlich besser geeignet und der Industriestandard. Photoshop ist hierfür nicht optimiert.
Ist ein mit Photoshop erstellter Wireframe interaktiv?
Nein, ein standardmäßiger Wireframe aus Photoshop ist eine statische Bilddatei (z.B. PSD, JPG, PNG). Sie können nicht auf Elemente klicken oder den simulierten Benutzerfluss erleben. Interaktivität erfordert spezielle Prototyping-Funktionen, die Photoshop nicht bietet.

Was ist der Hauptunterschied zwischen einem Wireframe und einem Mockup in Photoshop?
Ein Wireframe konzentriert sich rein auf Struktur und Layout, oft in Graustufen gehalten und ohne Design-Elemente. Ein Mockup baut darauf auf und fügt grundlegende visuelle Design-Elemente hinzu, wie Farben, Schriftarten und Platzhalterbilder. In Photoshop kann die Grenze verschwimmen, da Sie leicht visuelle Elemente hinzufügen können, aber die grundlegende Unterscheidung liegt im Detailgrad des visuellen Designs vs. der reinen Struktur.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es zwar technisch möglich ist, sehr einfache, statische Wireframes in Photoshop zu erstellen, dies aber aufgrund der Natur des Werkzeugs mit erheblichen Einschränkungen verbunden ist. Photoshop ist ein mächtiges Tool für Grafikdesign, aber nicht für die Planung interaktiver Benutzeroberflächen. Für ernsthafte Wireframing-Aufgaben und die Erstellung klickbarer Prototypen sollten Sie auf dedizierte Software zurückgreifen, die speziell für diesen Zweck entwickelt wurde. Wenn Sie jedoch nur schnell eine grobe Layout-Idee skizzieren möchten und bereits sehr versiert in Photoshop sind, können die hier beschriebenen grundlegenden Schritte ein Ausgangspunkt sein. Seien Sie sich aber immer bewusst, dass Sie dabei nur einen Bruchteil dessen erreichen, was mit spezialisierten Wireframing-Tools möglich ist.
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