Was ist die beste Einstellung für die Planetenfotografie?

Beste Brennweite für Planetenfotos?

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Die Planeten unseres Sonnensystems üben seit jeher eine große Faszination aus. Von den Phasen der inneren Planeten Merkur und Venus über die dynamischen Oberflächen von Mars, Jupiter und Saturn bis hin zu den fernen Eisriesen Uranus und Neptun – jeder hat seinen eigenen Reiz für Beobachter und Fotografen. Die Planetenfotografie hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt. Während früher Einzelbilder dominierten, entstehen die beeindruckendsten Aufnahmen heute durch die Kombination Hunderter oder Tausender Einzelbilder, die mit spezialisierten Kameras aufgenommen und digital verarbeitet werden. Diese Technik, bekannt als Stacking, ermöglicht es, die störende Luftunruhe (das sogenannte Seeing) herauszurechnen und gleichzeitig das Bildrauschen der Kamera zu minimieren. So erzielen Hobby-Astronomen heute Ergebnisse, die noch vor wenigen Jahrzehnten undenkbar waren.

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Doch welche Brennweite benötigt man eigentlich, um Planeten erfolgreich abzulichten? Die Antwort ist nicht ganz einfach, da sie stark davon abhängt, welches Ziel Sie verfolgen: Möchten Sie den Planeten als hellen Punkt in einer weiten Landschaft festhalten oder suchen Sie nach hochauflösenden Details auf seiner Oberfläche?

Brennweite für Planeten-Landschaften (Planet-Scapes)

Wenn Ihr Ziel darin besteht, einen Planeten als hellen Stern oder prominenten Lichtpunkt in einer landschaftlichen Aufnahme zu zeigen, dann benötigen Sie paradoxerweise keine lange Brennweite, sondern eher das Gegenteil: ein Weitwinkelobjektiv. Für solche Aufnahmen, die oft den Planeten zusammen mit Bäumen, Gebäuden oder einer interessanten Horizontlinie zeigen, eignen sich Objektive mit Brennweiten zwischen etwa 14 mm und 24 mm an einer Spiegelreflex- oder spiegellosen Kamera. Hier geht es nicht um die Vergrößerung des Planeten selbst, sondern um die Komposition des Himmels mit der irdischen Umgebung. Da der Planet auf solchen Aufnahmen nur ein heller Punkt bleibt, sind lange Belichtungszeiten möglich (etwa 15-20 Sekunden), um genügend Licht einzufangen. Die Kamera wird dabei auf einem Stativ montiert, und man verwendet typische Einstellungen wie ISO 800 und Blenden zwischen f/2.8 und f/4. Solche Aufnahmen gelingen besonders gut in der Dämmerung, wenn Himmel und Landschaft noch hell genug sind, um Details zu zeigen, aber die Planeten bereits sichtbar werden. Auch das Fotografieren von Planetenkonjunktionen, also scheinbaren Begegnungen mehrerer Planeten am Himmel, ist mit Weitwinkelobjektiven hervorragend möglich.

Welche Vergrößerung braucht man, um Planeten zu sehen?
Refraktoren (Linsenteleskope) Wir empfehlen für Mond und Planeten eine Vergrößerung von etwa 150-fach bis 200-fach. Generell lassen sich die Planeten mit sämtlichen Teleskoptypen beobachten, allerdings ist dabei eine hohe Brennweite und ein entsprechendes Öffnungsverhältnis hilfreich.

Brennweite für Detailaufnahmen von Planeten

Wenn Sie jedoch die Wolkenbänder auf Jupiter, die Ringe des Saturn oder die Polkappen des Mars erkennen und fotografieren möchten, dann ist eine sehr hohe Vergrößerung und damit eine sehr lange Brennweite unerlässlich. Hier kommen in der Regel Teleskope zum Einsatz, da klassische Teleobjektive selbst mit extremen Brennweiten (wie 600mm oder 800mm) nicht die notwendige Vergrößerung und Auflösung für die feinen Details auf den Planetenscheiben bieten. Die effektive Brennweite eines Teleskops kann von einigen hundert Millimetern bis zu mehreren Metern reichen. Für Planetenfotografie sind Teleskope mit einer langen Brennweite besonders geeignet. Dies führt zu einem größeren Bildausschnitt des Planeten auf dem Sensor der Kamera. Die benötigte effektive Brennweite hängt dabei auch von der Pixelgröße des verwendeten Kamerasensors ab. Kleinere Pixel erlauben bei gleicher Brennweite eine feinere Auflösung von Details.

Teleskope für Planetenfotografie

Verschiedene Teleskoptypen eignen sich für die Planetenfotografie, wobei Systeme mit langen Brennweiten oder der Möglichkeit, diese zu erreichen, bevorzugt werden:

  • Refraktoren (Linsenteleskope): Besonders langbrennweitige Refraktoren mit einem langsamen Öffnungsverhältnis (Fokuslänge geteilt durch Öffnung, z.B. f/8 bis f/15) liefern kontrastreiche Bilder. Achromatische Refraktoren zeigen oft Farbsäume (chromatische Aberration), während teurere apochromatische Refraktoren (Apos) diesen Fehler nahezu vollständig korrigieren und exzellente Schärfe bieten.
  • Katadioptrische Teleskope (Spiegel-Linsen-Systeme): Typen wie Schmidt-Cassegrain (SC) oder Maksutov-Cassegrain sind aufgrund ihrer kompakten Bauweise bei gleichzeitig sehr langen Brennweiten (oft f/10 oder f/15) hervorragend für die Planetenfotografie geeignet. Sie bieten eine hohe Vergrößerung und sind frei von chromatischen Aberrationen.
  • Reflektoren (Spiegelteleskope): Klassische Newton-Reflektoren, insbesondere solche mit längeren Brennweiten (z.B. 1000 mm oder 1200 mm), können ebenfalls gute Planetenbilder liefern und sind farbfehlerfrei. Größere Öffnungen verbessern das Auflösungsvermögen.

Die tatsächliche Vergrößerung, die Sie erreichen, hängt nicht nur von der Teleskopbrennweite ab, sondern auch von der Art und Weise, wie Sie die Kamera anschließen. Bei der Planetenfotografie wird die Kamera oft direkt am Fokuspunkt des Teleskops befestigt (Prime Focus). Die effektive Brennweite ist dann einfach die Teleskopbrennweite.

Steigerung der Brennweite mit Barlow-Linsen

Um die effektive Brennweite und damit die Vergrößerung weiter zu erhöhen, werden häufig Barlow-Linsen verwendet. Eine Barlow-Linse wird zwischen das Teleskop und die Kamera eingesetzt und verlängert die effektive Brennweite des Teleskops um einen bestimmten Faktor (z.B. 2x, 3x oder 5x). Wenn Sie beispielsweise ein Teleskop mit 1000 mm Brennweite und eine 2x Barlow-Linse verwenden, beträgt die effektive Brennweite 2000 mm. Dies führt zu einer stärkeren Vergrößerung des Planetenbildes auf dem Sensor und ermöglicht die Aufnahme feinerer Details. Die Wahl der richtigen Barlow-Linse hängt von der Teleskopbrennweite und der gewünschten Bildgröße ab.

Kameras für Planetenfotografie

Für detailreiche Planetenaufnahmen werden heutzutage fast ausschließlich spezielle Planetenkameras verwendet. Dies sind in der Regel sehr schnelle CMOS-Kameras mit relativ kleinen Sensoren und kleinen Pixeln. Der entscheidende Faktor ist die hohe Bildrate (Frame Rate), die diese Kameras erreichen können – oft mehrere Dutzend oder sogar Hunderte Bilder pro Sekunde. Warum ist das wichtig? Aufgrund der turbulenten Erdatmosphäre (des Seeings) ist das Bild des Planeten im Teleskop ständig in Bewegung und flimmert. Nur für Bruchteile einer Sekunde ist das Bild scharf. Durch die Aufnahme von Tausenden von Bildern pro Minute kann die Kamera diese kurzen Momente guter Sicht einfangen. Spätere Software wählt dann die schärfsten Bilder aus und kombiniert sie.

Planetenkameras gibt es als Farb- und Monochrom-Modelle. Farbkameras sind einfacher in der Handhabung, da sie direkt Farbbilder liefern. Monochrom-Kameras sind in der Regel etwas empfindlicher und liefern schärfere Schwarz-Weiß-Bilder. Um mit einer Monochrom-Kamera Farbbilder zu erhalten, müssen Aufnahmen durch separate Farbfilter (Rot, Grün, Blau) gemacht und später am Computer kombiniert werden. Dies ist aufwendiger, kann aber potenziell schärfere Ergebnisse liefern.

Welche Brennweite sollte man für Planetenfotos verwenden?
Bei der Verwendung der bei Planetenfotos üblichen langen Brennweiten von 1.200 bis 4.800 Millimeter Brennweite ist die Verwendung einer leistungsfähigen und mechanisch hochwertigen Montierung unumgänglich, da die Montierung selbst während der Nachführung keine Schwingungen verursachen darf.

Die Bedeutung des Stackings und Seeings

Wie bereits erwähnt, ist die Technik des Stackings (Stapelns) von vielen Einzelbildern das Herzstück der modernen Planetenfotografie. Die turbulenten Luftschichten der Erdatmosphäre, das sogenannte Seeing, verwischen das Bild der Planeten. Je höher die Vergrößerung (und damit die effektive Brennweite), desto stärker macht sich das Seeing bemerkbar. Eine hohe Bildrate der Kamera ermöglicht es, Tausende von Frames in kurzer Zeit aufzunehmen. Spezielle Software (wie z.B. AutoStakkert! oder RegiStax) analysiert diese Frames, wählt die schärfsten aus (z.B. die besten 10% oder 20%) und richtet sie exakt aufeinander aus, um ein gestacktes Summenbild zu erzeugen. Dieses Summenbild ist deutlich schärfer und detailreicher als jedes einzelne Frame. Zusätzlich reduziert das Stacking das Bildrauschen.

Ein weiteres Hilfsmittel, das bei der Planetenfotografie, insbesondere bei Objekten nahe am Horizont, nützlich sein kann, ist der Atmospheric Dispersion Corrector (ADC). Die Erdatmosphäre bricht das Licht je nach Farbe unterschiedlich stark, was zu Farbsäumen (Dispersion) am Planetenrand führen kann, besonders wenn der Planet tief steht. Ein ADC korrigiert diesen Effekt und sorgt für schärfere, farbreinere Bilder.

Planeten in Opposition

Die besten Gelegenheiten für die Planetenfotografie bieten sich, wenn ein äußerer Planet (Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun) in Opposition zur Sonne steht. Bei der Opposition befindet sich die Erde zwischen der Sonne und dem Planeten. Der Planet ist dann die ganze Nacht über sichtbar, erreicht seine höchste Position am Himmel um Mitternacht und erscheint am hellsten und größten des Jahres. Während der Oppositionsphase ist der scheinbare Durchmesser des Planeten maximiert, was die Aufnahme von Details erleichtert. Die Oppositionstage variieren je nach Planet und Jahr.

Einstieg mit dem Smartphone (Okularprojektion)

Für den allerersten Einstieg in die Planetenfotografie benötigen Sie nicht sofort teure Spezialausrüstung. Mit einem Teleskop und einem Smartphone können Sie bereits erste Versuche unternehmen. Bei der Okularprojektion wird das Smartphone mit einer speziellen Halterung so positioniert, dass die Kamera des Handys durch das Okular des Teleskops blickt. Das Okular sorgt für die Vergrößerung des Planetenbildes, das dann vom Smartphone-Sensor aufgenommen wird. Diese Methode ist einfacher und kostengünstiger, erfordert aber etwas Übung, um das Smartphone korrekt auszurichten und Verwacklungen zu vermeiden. Die Ergebnisse sind in der Regel nicht so detailreich wie mit einer speziellen Planetenkamera und der Stacking-Methode, aber sie können durchaus eindrucksvoll sein, insbesondere bei hellen Planeten wie Jupiter und Saturn.

Fragen und Antworten zur Planetenfotografie

Welche Vergrößerung brauche ich, um Planeten zu sehen?

Für die visuelle Beobachtung von Planeten mit einem Teleskop wird oft eine Vergrößerung zwischen 150-fach und 200-fach empfohlen, um Details auf der Planetenscheibe zu erkennen. Die maximal sinnvolle Vergrößerung hängt jedoch stark von der Öffnung des Teleskops und vor allem vom aktuellen Seeing ab. Für die Fotografie ist weniger die "Vergrößerung" im visuellen Sinne entscheidend, sondern die effektive Brennweite, die den Bildmaßstab auf dem Sensor bestimmt.

Welche Brennweite sollte man für Planetenfotos verwenden?
Bei der Verwendung der bei Planetenfotos üblichen langen Brennweiten von 1.200 bis 4.800 Millimeter Brennweite ist die Verwendung einer leistungsfähigen und mechanisch hochwertigen Montierung unumgänglich, da die Montierung selbst während der Nachführung keine Schwingungen verursachen darf.

Brauche ich ein teures Teleskop für Planetenfotos?

Für hochauflösende Detailaufnahmen sind Teleskope mit ausreichender Öffnung (ab ca. 150mm oder 6 Zoll aufwärts) und der Möglichkeit, lange effektive Brennweiten zu erreichen (entweder durch die Bauweise oder durch Barlow-Linsen), vorteilhaft. Systeme wie Schmidt-Cassegrains oder Maksutovs sind aufgrund ihrer langen Brennweiten sehr beliebt. Aber auch mit guten Refraktoren oder Newton-Teleskopen sind sehr gute Ergebnisse möglich. Der Einstieg mit Okularprojektion und Smartphone ist auch mit kleineren Teleskopen möglich.

Warum muss ich so viele Bilder machen?

Das Aufnehmen Hunderter oder Tausender Einzelbilder (Video) ist notwendig, um die Effekte der atmosphärischen Turbulenzen (Seeing) zu überwinden. Nur wenige Frames sind in einem Moment wirklich scharf. Durch das Stacking dieser schärfsten Frames kann ein deutlich besseres Gesamtbild erstellt werden, als es mit einem einzelnen Foto möglich wäre.

Was ist eine Planetenkamera?

Eine Planetenkamera ist eine spezielle Digitalkamera, die für die Astrofotografie von Planeten, Mond und Sonne optimiert ist. Sie zeichnet sich durch einen kleinen Sensor, kleine Pixel und eine sehr hohe Bildrate aus, um Videos von Planeten aufzunehmen, die später gestackt werden.

Was bedeutet Seeing?

Seeing beschreibt die atmosphärische Unruhe. Warme und kalte Luftschichten mischen sich und brechen das Licht unterschiedlich, was dazu führt, dass astronomische Objekte im Teleskop flimmern und unscharf erscheinen. Gutes Seeing (ruhige Luft) ist entscheidend für scharfe Planetenaufnahmen, besonders bei hoher Vergrößerung.

Zusammenfassend

Die Wahl der Brennweite in der Planetenfotografie hängt stark vom gewünschten Ergebnis ab. Für stimmungsvolle Landschaftsaufnahmen mit Planeten am Himmel sind Weitwinkelobjektive die richtige Wahl. Für detailreiche Nahaufnahmen der Planetenoberflächen sind Teleskope mit langen Brennweiten oder die Verwendung von Barlow-Linsen in Kombination mit spezialisierten Planetenkameras unerlässlich. Die moderne Technik des Stackings von Videoaufnahmen ist dabei der Schlüssel zum Erfolg, um die negativen Auswirkungen des Seeings zu minimieren. Mit der richtigen Ausrüstung und der Beherrschung der Verarbeitungstechniken sind beeindruckende Planetenfotos auch für Hobby-Astronomen heute gut erreichbar.

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Andenmatten Soltermann

Hallo! Ich bin Andenmatten Soltermann, ein Schweizer Fotograf, der leidenschaftlich die Essenz der Welt durch seine Linse einfängt. Geboren und aufgewachsen in den majestätischen Schweizer Alpen, haben die deutsche Sprache und atemberaubende Landschaften meine kreative Vision geprägt. Meine Liebe zur Fotografie begann mit einer alten analogen Kamera, und seitdem widme ich mein Leben der Kunst, visuelle Geschichten zu erzählen, die berühren und verbinden.In meinem Blog teile ich praktische Tipps, Techniken und Erfahrungen, um dir zu helfen, deine fotografischen Fähigkeiten zu verbessern – egal, ob du ein neugieriger Anfänger oder ein erfahrener Profi bist. Von der Beherrschung des natürlichen Lichts bis hin zu Ratschlägen für wirkungsvolle Bildkompositionen ist es mein Ziel, dich zu inspirieren, die Welt mit neuen Augen zu sehen. Mein Ansatz verbindet Technik mit Leidenschaft, immer auf der Suche nach dem Funken, der ein Foto unvergesslich macht.Wenn ich nicht hinter der Kamera stehe, findest du mich auf Bergpfaden, auf Reisen nach neuen Perspektiven oder beim Genießen der Schweizer Traditionen, die mir so am Herzen liegen. Begleite mich auf dieser visuellen Reise und entdecke, wie Fotografie die Art und Weise, wie du die Welt siehst, verändern kann.

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