Warum war die Kirche früher so mächtig?

Woher der Reichtum der Kirche stammt

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Die Frage, wie die römisch-katholische Kirche zu ihrem beträchtlichen Vermögen gekommen ist, ist komplex und vielschichtig. Es handelt sich nicht um einen zentral verwalteten globalen Reichtum, sondern um ein dezentrales Konstrukt. Das Vermögen verteilt sich auf verschiedene Ebenen: den Heiligen Stuhl im Vatikan, die einzelnen Bistümer und Diözesen weltweit sowie zahlreiche Organisationen und Unternehmen, die mit der Kirche verbunden sind.

Die finanziellen Grundlagen der Kirche speisen sich aus einer Vielzahl von Quellen. Traditionell gehören dazu Einnahmen aus Kirchensteuern oder Kirchenbeiträgen, je nach Landessystem. Aber auch freiwillige Spenden von Gläubigen und Nicht-Gläubigen spielen eine wichtige Rolle. Ein weiterer signifikanter Faktor sind Erträge aus wirtschaftlichen Unternehmungen und Beteiligungen, die im Laufe der Jahrhunderte aufgebaut wurden. Hinzu kommen in vielen Ländern staatliche Unterstützungen und Steuervorteile, deren Ursprünge oft historisch bedingt sind.

Wie kam die Kirche zu ihrem Reichtum?
Maßgebliche Einflussfaktoren der Kirchenfinanzierung sind neben Einnahmen aus Kirchensteuern, Kirchenbeiträgen, Spenden und Erträgen aus wirtschaftlichen Unternehmungen und Beteiligungen auch staatliche Unterstützungen und Steuervorteile.

Es ist wichtig zu betonen, dass die Vermögensverhältnisse innerhalb der Weltkirche stark variieren. Während einige Teile über beträchtlichen Reichtum verfügen, sind andere finanziell deutlich schlechter gestellt.

Das Vermögen im Herzen der Kirche: Heiliger Stuhl und Vatikan

Im Zentrum der römisch-katholischen Kirche, dem Heiligen Stuhl im Vatikan, wird das Vermögen der Kurie – also der zentralen Verwaltung – von speziellen Institutionen verwaltet. Seit 1967 ist die Administratio Patrimonii Sedis Apostolicae (APSA) für die Verwaltung von Immobilien, Kapitalanlagen und Liquidität zuständig. Eine weitere bekannte Institution ist das Istituto per le Opere di Religione (IOR), oft als Vatikanbank bezeichnet, das ebenfalls dem Heiligen Stuhl gehört.

Schätzungen über das Vermögen des Vatikans variieren erheblich. Bereits 1958 wurde der Gesamtbesitz an Aktien und Kapitalbeteiligungen auf rund 50 Milliarden DM geschätzt. Neuere Schätzungen aus dem Jahr 2007 sprachen von einem Vermögen zwischen 1,2 und zwölf Milliarden Euro. Dieses Vermögen soll unter anderem Goldreserven, Immobilien, Schatzbriefe, Aktien und festverzinsliche Wertpapiere umfassen. Allein das Vermögen der Vatikanbank IOR wurde vom Nachrichtenmagazin L’Espresso auf rund sechs Milliarden Euro geschätzt.

Finanzielle Strukturen in Deutschland

Deutschland ist ein Land, in dem die Finanzierung der Kirche oft öffentlich diskutiert wird, nicht zuletzt wegen der Kirchensteuer. Aber die Kirchenfinanzen in Deutschland sind weit komplexer als nur die Kirchensteuer.

Vermögenswerte der Kirche in Deutschland

Der Sozialwissenschaftler Carsten Frerk hat die Vermögensverhältnisse der römisch-katholischen Kirche in Deutschland eingehend untersucht. In einer Studie aus dem Jahr 2001, basierend auf Daten bis Ende 2002, schätzte er das Gesamtvermögen der katholischen Kirche und ihrer zugehörigen Institutionen – bestehend aus Grundbesitz, Immobilien, Geldanlagen und Beteiligungen – auf beeindruckende 270 Milliarden Euro. Frerk kam zudem zu dem Schluss, dass die römisch-katholische Kirche mit 8250 km² Grundeigentum der größte private Grundbesitzer in Deutschland sei.

Wie hat das mit der Kirche angefangen?
Es entwickelte sich aus dem Judentum. Den Anstoß dazu gab Jesus aus Nazareth. Er war Jude und glaubte aus tiefstem Herzen an Gott. Jesus wollte wahrscheinlich gar keine neue Religion gründen, sondern nur seinen eigenen festen Glauben weitergeben.

Neuere Berechnungen von Frerk aus dem Jahr 2013 setzten das Vermögen der katholischen Kirche auf bis zu 200 Milliarden Euro an. Er identifizierte die Haupteinnahmequellen als die Kirchensteuer, Vermögenserträge und die sogenannten Staatsleistungen.

Das Vermögen einzelner Bistümer in Deutschland kann ebenfalls sehr hoch sein. Hier einige Beispiele mit den genannten Vermögenswerten:

  • Erzbistum Paderborn (Stand 25. Oktober 2016): 4,16 Milliarden Euro
  • Erzbistum Köln: 3,35 Milliarden Euro
  • Bistum Limburg: 1,001 Milliarden Euro
  • Erzdiözese München und Freising (Stand 31. Dezember 2017): 5,96 Milliarden Euro

Einnahmen, Ausgaben und Staatsleistungen

Neben Kirchensteuern und den Erträgen aus dem Vermögen spielen die Staatsleistungen eine besondere Rolle in Deutschland. Diese Zahlungen des Staates an die Kirchen haben ihren Ursprung in historischen Ereignissen.

Bei Inkrafttreten der Weimarer Verfassung am 14. August 1919 verpflichtete sich der deutsche Staat, jährliche Entschädigungszahlungen an Religionsgesellschaften zu leisten. Der Grund dafür war die Enteignung von Kirchenbesitz im 18. und 19. Jahrhundert im Zuge der Säkularisation. Die Weimarer Verfassung sah bereits vor, dass diese Staatsleistungen durch die Länder abgelöst werden sollten. Diese Vorgabe wurde in das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland von 1949 übernommen.

Artikel 138, Absatz 1 des Grundgesetzes besagt: „Die auf Gesetz, Vertrag oder besonderen Rechtstiteln beruhenden Staatsleistungen an die Religionsgesellschaften werden durch die Landesgesetzgebung abgelöst. Die Grundsätze hierfür stellt das Reich auf.“ Eine vollständige Ablösung dieser historischen Zahlungen durch die Länder ist bisher nur teilweise (Stand 2016) erfolgt. Sie stellen weiterhin eine signifikante Einnahmequelle dar, die nicht mit der Kirchensteuer verwechselt werden darf.

Vermögenswerte in Österreich und der Schweiz

Auch in Österreich und der Schweiz verfügt die katholische Kirche über beträchtliche Vermögenswerte und Einnahmen.

Wie ist es zur Reformation gekommen?
Die "Reformation" (lat.: Erneuerung, Wiederherstellung) war eine kirchliche Erneuerungsbewegung in Europa im 16. Jahrhundert. Auslöser der Reformation war der Anschlag der "95 Thesen" durch den Mönch und Theologieprofessor Martin Luther am 31. Oktober 1517 in Wittenberg.

In Österreich sind vor allem die großen Stifte, wie beispielsweise Stift Admont oder Stift Melk, bekannt. Sie beherbergen nicht nur immense Kulturschätze, sondern werden auch touristisch vermarktet. Viele Stifte verfügen über umfangreichen Forstbesitz, der wirtschaftlich genutzt wird, etwa durch den Betrieb von Biomasseheizkraftwerken. Auch historisches Mensalgut, wie weite Teile des Gurktals in Kärnten, gehört der Kirche und generiert Einnahmen.

In der Schweiz stammen die Einnahmen der katholischen Kirche laut einer Schätzung des Wirtschaftsmagazins ECO des Schweizer Radio und Fernsehens hauptsächlich aus den Kirchensteuern. Die jährlichen Einnahmen wurden auf fast eine Milliarde Franken geschätzt. Das Vermögen der katholischen Kirchgemeinden in der Schweiz wurde im März 2013 auf mehr als 1,5 Milliarden Franken oder 1,37 Milliarden Euro geschätzt.

Die Situation in den Vereinigten Staaten

In den Vereinigten Staaten unterscheidet sich die Finanzierung und Vermögensstruktur der katholischen Kirche von Europa, da es keine Kirchensteuer im europäischen Sinne gibt. Die Einnahmen basieren hier stärker auf Spenden, Kollekten und Erträgen aus Vermögenswerten.

Anfang der 1970er Jahre besaß die römisch-katholische Kirche in den USA über 1.100.000 Hektar Ackerland, was einen erheblichen Vermögenswert darstellt. In jüngerer Zeit waren die Finanzen der Kirche in den USA stark von den Auswirkungen der Missbrauchsskandale betroffen. Mehrere Bistümer, darunter Davenport, Fairbanks, Portland, San Diego, Spokane, Tucson, Wilmington und Milwaukee, meldeten Konkurs an. Dies geschah, um sich vor der Fülle der Schadenersatzforderungen von Klägern zu schützen.

Häufig gestellte Fragen

Die Frage nach dem Reichtum und der Macht der Kirche wirft viele weitere Fragen auf.

Wie kam es zur Trennung der christlichen Kirche?
Die Reformation wurde 1517 durch Martin Luther ausgelöst. Luther war Mönch und Professor der Theologie in Erfurt. Zu dieser Zeit gab es in Westeuropa nur eine christliche Kirche mit dem Papst in Rom an der Spitze. Luther war sehr unzufrieden mit seiner Kirche.

Wie hat das mit der Kirche angefangen?

Das Christentum ist rund 2000 Jahre alt und entwickelte sich aus dem Judentum. Den entscheidenden Anstoß gab Jesus aus Nazareth. Er war Jude und glaubte tief an Gott. Es wird vermutet, dass Jesus ursprünglich keine neue Religion gründen wollte, sondern seinen festen Glauben weitergeben wollte. Er wanderte umher, erzählte den Menschen von Gott und forderte sie auf, nach dessen Willen zu leben. Im Judentum gab es viele komplizierte Gesetze. Theologen vermuten, dass Jesus den Menschen den Glauben und seine Ausübung erleichtern wollte, indem er sich auf das Wesentliche konzentrierte. Seine zentrale Botschaft war die Liebe: „Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst.“

Warum war die Kirche früher so mächtig?

Besonders im Mittelalter war die Kirche neben dem Adel die zweite große Institution mit enormer Macht und großem Reichtum. Dies lag unter anderem daran, dass die Kirche ein bedeutender Grundherr war. Große Teile des Ackerlandes, das von Bauern bewirtschaftet wurde, waren im Besitz der Kirche. Wie im Adel gab es auch in der Kirche eine ausgeprägte Hierarchie, die ihre Machtstruktur festigte.

Wie wird das Vermögen der Kirche verwaltet?

Wie eingangs erwähnt, ist das Vermögen dezentral strukturiert. Auf globaler Ebene verwaltet der Heilige Stuhl einen Teil über Institutionen wie die APSA und das IOR. In den einzelnen Ländern und Regionen sind die Bistümer und Diözesen für die Verwaltung ihrer eigenen Finanzen und Besitztümer zuständig. Hinzu kommen Vermögenswerte von Ordensgemeinschaften, kirchlichen Hilfswerken, Schulen, Krankenhäusern und anderen verbundenen Einrichtungen, die jeweils eigene Verwaltungsstrukturen haben können.

Sind alle Teile der katholischen Kirche reich?

Nein, die Vermögensverhältnisse sind, wie bereits erwähnt, weltweit sehr unterschiedlich. Während die Kirche in wohlhabenden Ländern oder Regionen mit funktionierenden Kirchensteuersystemen oder umfangreichem historischen Besitz über beträchtliche Mittel verfügt, kämpfen andere Diözesen und Gemeinden in ärmeren Regionen der Welt oft mit finanziellen Engpässen.

Quellen des Reichtums im Überblick

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Reichtum der römisch-katholischen Kirche auf einer Kombination verschiedener historischer und gegenwärtiger Einnahmequellen beruht. Die wichtigsten sind:

  • Kirchensteuern / Kirchenbeiträge: In einigen Ländern die Hauptfinanzierungsquelle durch gesetzlich geregelte Abgaben der Gläubigen.
  • Spenden und Kollekten: Freiwillige Beiträge von Einzelpersonen und Organisationen.
  • Vermögenserträge: Einnahmen aus Mieten und Pachten (Immobilienbesitz), Zinsen und Dividenden (Kapitalanlagen, Aktien, Beteiligungen).
  • Wirtschaftliche Unternehmungen: Betriebe wie Wälder, landwirtschaftliche Flächen, Medienhäuser oder Beteiligungen an Unternehmen.
  • Staatsleistungen: Historisch begründete Zahlungen des Staates als Ausgleich für frühere Enteignungen.
  • Steuervorteile: Steuerliche Begünstigungen für kirchliche Einrichtungen aufgrund ihrer gemeinnützigen oder öffentlichen Aufgaben.

Diese vielfältigen Ströme haben über Jahrhunderte hinweg zu dem komplexen und oft beträchtlichen Vermögen geführt, das die römisch-katholische Kirche heute in verschiedenen Teilen der Welt besitzt und verwaltet.

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Andenmatten Soltermann

Hallo! Ich bin Andenmatten Soltermann, ein Schweizer Fotograf, der leidenschaftlich die Essenz der Welt durch seine Linse einfängt. Geboren und aufgewachsen in den majestätischen Schweizer Alpen, haben die deutsche Sprache und atemberaubende Landschaften meine kreative Vision geprägt. Meine Liebe zur Fotografie begann mit einer alten analogen Kamera, und seitdem widme ich mein Leben der Kunst, visuelle Geschichten zu erzählen, die berühren und verbinden.In meinem Blog teile ich praktische Tipps, Techniken und Erfahrungen, um dir zu helfen, deine fotografischen Fähigkeiten zu verbessern – egal, ob du ein neugieriger Anfänger oder ein erfahrener Profi bist. Von der Beherrschung des natürlichen Lichts bis hin zu Ratschlägen für wirkungsvolle Bildkompositionen ist es mein Ziel, dich zu inspirieren, die Welt mit neuen Augen zu sehen. Mein Ansatz verbindet Technik mit Leidenschaft, immer auf der Suche nach dem Funken, der ein Foto unvergesslich macht.Wenn ich nicht hinter der Kamera stehe, findest du mich auf Bergpfaden, auf Reisen nach neuen Perspektiven oder beim Genießen der Schweizer Traditionen, die mir so am Herzen liegen. Begleite mich auf dieser visuellen Reise und entdecke, wie Fotografie die Art und Weise, wie du die Welt siehst, verändern kann.

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