SD-Karten sind aus unserer digitalen Welt nicht mehr wegzudenken, insbesondere in der Fotografie. Sie speichern unsere wertvollsten Erinnerungen und entscheiden mit über die Leistung unserer Kameras und anderer Geräte. Doch hinter den kleinen Plastikkarten verbirgt sich eine komplexe Entwicklung. Ursprünglich gab es verschiedene physische Größen wie Standard-SD, MiniSD und MicroSD, die sich im Laufe der Zeit etablierten, um den Anforderungen unterschiedlicher Geräte gerecht zu werden.

Die Evolution der SD-Karte: Von SDSC zu SDXC
Die Geschichte der SD-Karte ist eine Geschichte stetiger technologischer Weiterentwicklung, vor allem im Hinblick auf die Speicherkapazität. Die erste Generation, bekannt als SDSC (Standard Capacity), basierte auf der SD-Spezifikation Version 1.0. Diese Karten hatten ursprünglich eine maximale Kapazität von bis zu 1 GB. Durch leichte Anpassungen in Version 1.01 konnten Hersteller auch 2 GB und in seltenen Fällen sogar 4 GB SDSC-Karten realisieren, indem sie größere Blockgrößen nutzten, als ursprünglich in Version 1.00 vorgesehen waren. Diese 4 GB SDSC-Karten waren jedoch nicht immer mit allen älteren Host-Geräten kompatibel, die streng nach der Version 1.00 arbeiteten und nur Blockgrößen von 512 Bytes unterstützten.
Mit der Einführung der SD-Spezifikation Version 2.0 im Juni 2006 wurde der Weg für höhere Kapazitäten geebnet. Diese Spezifikation definierte die Formate SDHC (High Capacity) und später SDXC (Extended Capacity). Die Art und Weise, wie die Kapazität auf der Karte gespeichert und vom Host-Gerät ausgelesen wird (im sogenannten CSD-Register), änderte sich grundlegend zwischen Version 1 und Version 2/3. Bei SDHC- und SDXC-Karten wird die Kapazität anders berechnet, was dazu führt, dass ältere Geräte, die nur den SDSC-Standard kennen, diese neuen Karten nicht korrekt erkennen oder ihre volle Kapazität nutzen können.
SDHC-Karten sind so konzipiert, dass sie Kapazitäten von mehr als 2 GB bis zu maximal 32 GB unterstützen. Diese Karten nutzen ein größeres Feld im CSD-Register, um ihre Kapazität in Vielfachen von 512 KB anzugeben. Dies war ein entscheidender Schritt, um den wachsenden Speicherbedarf für hochauflösende Fotos und Videos zu decken.
SDXC-Karten, definiert in der SD-Spezifikation Version 3.0 und höher, erweiterten die maximale theoretische Kapazität drastisch auf bis zu 2 TB. Sie nutzen das CSD-Feld nochmals anders und oft in Verbindung mit dem exFAT-Dateisystem (während SDSC und SDHC FAT16/FAT32 nutzen). Karten mit 4 GB oder mehr Kapazität müssen mindestens den Standard Version 2.0 erfüllen, um eine breite Kompatibilität mit modernen Geräten zu gewährleisten.
Speicherkapazität verstehen: Wie viel passt wirklich?
Die angegebene Kapazität einer SD-Karte basiert auf den Informationen im Card-Specific Data (CSD)-Register. Dieses Register enthält Details über die Eigenschaften der Karte, einschließlich ihrer Größe. Die Berechnung der nutzbaren Speicherkapazität hat sich über die verschiedenen SD-Spezifikationen hinweg verändert.
Bei älteren SDSC-Karten (Version 1) wurde die Kapazität durch eine Formel bestimmt, die Felder wie C_SIZE, C_SIZE_MULT und READ_BL_LEN (Blocklänge) berücksichtigte. Dies ermöglichte Kapazitäten bis zu den bereits erwähnten 2 GB (oder trickreich 4 GB mit größerer Blocklänge, was aber Kompatibilitätsprobleme verursachte).
Bei SDHC- und SDXC-Karten (Version 2.0 und höher) wurde die Berechnung vereinfacht und basiert hauptsächlich auf dem C_SIZE-Feld, das die Größe in Vielfachen von 512 KB angibt. Dieses Feld ist mit 22 Bit deutlich größer als bei SDSC. Die Kapazität wird einfach als (C_SIZE + 1) * 524288 Bytes berechnet.
- Für SDHC liegt C_SIZE in einem Bereich, der Kapazitäten von ungefähr 2 GB bis 32 GB ergibt.
- Für SDXC liegt C_SIZE in einem Bereich, der Kapazitäten von ungefähr 32 GB bis theoretisch 2 TB ermöglicht.
Es ist wichtig zu verstehen, dass die auf der Karte angegebene Kapazität die Rohkapazität ist. Ein kleiner Teil davon wird vom Dateisystem und internen Verwaltungsdaten belegt, sodass die tatsächlich für den Benutzer verfügbare Kapazität geringfügig kleiner ist.
Geschwindigkeit ist nicht gleich Geschwindigkeit: Von MB/s zu IOPS
Neben der Kapazität ist die Geschwindigkeit ein entscheidendes Kriterium bei der Auswahl einer SD-Karte, insbesondere für Anwendungen wie die Fotografie (Serienaufnahmen, Videoaufzeichnung) oder die Nutzung als erweiterbaren Speicher für Apps auf Smartphones.
Traditionell wurde die Geschwindigkeit von SD-Karten oft in Megabytes pro Sekunde (MB/s) für sequenzielle Lese- und Schreibvorgänge angegeben. Dies ist relevant für das Speichern großer Dateien wie Fotos oder Videos, die in einem durchgehenden Datenstrom geschrieben werden.
Mit der zunehmenden Nutzung von SD-Karten für die Speicherung und Ausführung von Anwendungen (z. B. durch Androids Adoptable Storage-Funktion) wurde jedoch eine andere Art von Leistung wichtiger: die Fähigkeit, viele kleine Datenblöcke schnell an zufälligen Stellen auf der Karte zu lesen und zu schreiben. Hier kommen die Anwendungs-Performance-Klassen (Application Performance Class) ins Spiel.
Diese Klassen, derzeit A1 und A2, wurden entwickelt, um die Leistung bei zufälligen Lese-/Schreibzugriffen zu messen, die in Input/Output Operations Per Second (IOPS) angegeben wird. Sie ergänzen die traditionellen Geschwindigkeitsklassen (wie Class 10, U1, U3, V10, V30, V60, V90), die sich mehr auf die minimale sequentielle Schreibgeschwindigkeit konzentrieren.
Vergleich der Anwendungs-Performance-Klassen
Rating | Minimale zufällige Lese-IOPS | Minimale zufällige Schreib-IOPS | Minimale sequentielle Schreibgeschwindigkeit |
---|---|---|---|
Class 1 (A1) | 1.500 | 500 | 10 MB/s |
Class 2 (A2) | 4.000 | 2.000 | 10 MB/s |
Die A1-Klasse, definiert in SD-Spezifikation 5.1, garantiert mindestens 1.500 Lese-IOPS und 500 Schreib-IOPS bei Verwendung von 4 kB Datenblöcken. Die A2-Klasse, eingeführt in SD-Spezifikation 6.0, erhöht diese Anforderungen auf 4.000 Lese- und 2.000 Schreib-IOPS. Es ist wichtig zu wissen, dass A2-Karten Host-Unterstützung für Funktionen wie Command Queuing und Write Caching benötigen, um ihre volle Leistung zu erreichen. Ohne diese spezielle Host-Unterstützung funktionieren sie mindestens auf dem Niveau einer A1-Karte.
Beide Klassen, A1 und A2, erfordern zusätzlich eine minimale nachhaltige sequentielle Schreibgeschwindigkeit von 10 MB/s, was der Geschwindigkeitsklasse Class 10 entspricht.

Was ist mit den kleineren Formaten? Das Schicksal der Mini-SD
Wie eingangs erwähnt, existierten innerhalb der SD-Familie verschiedene physische Größen: die Standard-SD-Karte, die MiniSD-Karte und die MicroSD-Karte.
Die Standard-SD-Karte war die erste und größte Form. Die MiniSD-Karte war eine kleinere Variante, die entwickelt wurde, um den Bedürfnissen kompakterer Geräte wie älterer Mobiltelefone oder einiger MP3-Player gerecht zu werden. Sie war deutlich kleiner als die Standard-SD, aber immer noch größer als die MicroSD.
Die MicroSD-Karte, das kleinste Format, setzte sich jedoch schnell als Standard für sehr kompakte Geräte durch, insbesondere für Smartphones, Tablets und immer kleinere Digitalkameras. Ihre winzige Größe ermöglichte es Geräteherstellern, noch schlankere Designs zu realisieren oder mehr Platz für andere Komponenten zu schaffen. Da die MicroSD-Karten die gleiche Technologie und die gleichen Kapazitäts- und Geschwindigkeitsstandards (SDHC, SDXC, verschiedene Geschwindigkeitsklassen) wie ihre größeren Geschwister übernahmen, gab es wenig Anreiz, das MiniSD-Format weiterhin zu unterstützen oder zu entwickeln.
Im Ergebnis wurde die MiniSD-Karte im Markt weitgehend von der MicroSD-Karte verdrängt. Heute sind die dominierenden Formate für mobile und kompakte Geräte MicroSD, während Standard-SD-Karten weiterhin in größeren Geräten wie DSLRs, Videokameras und Laptops verwendet werden.
Datenrettung: Wenn die Karte streikt
Es kann vorkommen, dass eine SD-Karte plötzlich nicht mehr funktioniert oder Daten verloren gehen. In vielen Fällen ist eine Datenrettung möglich, solange der eigentliche Flash-Speicherchip auf der Karte nicht physisch beschädigt ist. Spezialisierte Datenrettungsunternehmen verfügen über Ausrüstung, die es ihnen ermöglicht, den Controller der Karte zu umgehen und direkt auf die Speicherchips zuzugreifen.
Diese Methode kann jedoch bei sogenannten monolithischen Karten schwieriger oder sogar unmöglich sein. Bei monolithischen Karten sind der Controller, der Speicher und andere Komponenten in einem einzigen physischen Chip integriert. Dies erschwert das Umgehen des Controllers erheblich.
Es ist ratsam, regelmäßig Backups wichtiger Daten zu erstellen und bei Problemen mit einer SD-Karte professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, anstatt selbst Rettungsversuche mit potenziell schädlicher Software zu unternehmen.
Häufig gestellte Fragen zu SD-Karten
Kann ich eine SDHC-Karte in meiner alten Kamera verwenden, die nur SD unterstützt?
Nein. Ältere Geräte, die nur den SDSC-Standard (basierend auf Spezifikation Version 1.0) unterstützen, können SDHC- oder SDXC-Karten (basierend auf Version 2.0 und höher) aufgrund der fundamental unterschiedlichen Art der Kapazitätsverwaltung nicht korrekt erkennen oder verwenden. Die Kamera wird die Karte entweder gar nicht erkennen oder eine falsche Kapazität anzeigen.
Was bedeuten die Anwendungs-Performance-Klassen A1 und A2?
A1 und A2 sind spezielle Klassen, die die Leistung einer Karte bei zufälligen Lese-/Schreibzugriffen (IOPS) messen. Diese sind besonders wichtig, wenn Sie die SD-Karte für die Speicherung und Ausführung von Apps auf einem mobilen Gerät nutzen möchten. A2 bietet dabei höhere Mindest-IOPS-Werte als A1, benötigt aber auch spezifische Host-Unterstützung.
Warum gibt es so viele verschiedene physische Größen von SD-Karten?
Die verschiedenen Größen (Standard-SD, MiniSD, MicroSD) wurden entwickelt, um den Anforderungen unterschiedlich großer Geräte gerecht zu werden. Während Standard-SD für größere Geräte wie Kameras oder Laptops gedacht war, wurden MiniSD und später MicroSD für immer kleinere mobile Geräte wie Handys und Tablets benötigt. MicroSD hat sich dabei als das kleinste und am weitesten verbreitete Format für kompakte Elektronik durchgesetzt.
Muss ich auf die Geschwindigkeitsklasse achten, wenn ich nur Fotos speichere?
Ja, die Geschwindigkeitsklasse ist auch für Fotografen wichtig. Eine höhere sequentielle Schreibgeschwindigkeit (z. B. durch V-Klassen wie V30, V60 oder V90) ermöglicht schnellere Serienaufnahmen, da die Kamera die Bilder schneller auf die Karte schreiben kann. Für die Aufzeichnung von hochauflösendem Video (z. B. 4K) ist eine Karte mit einer ausreichend hohen garantierten minimalen sequentiellen Schreibgeschwindigkeit unerlässlich, um Datenverluste zu vermeiden.
Fazit
Die Welt der SD-Karten hat sich seit ihren Anfängen stark weiterentwickelt. Von den begrenzten Kapazitäten der ersten SDSC-Karten sind wir zu riesigen Speichermengen mit SDXC vorgestoßen. Gleichzeitig sind neben der reinen sequenziellen Geschwindigkeit neue Leistungskriterien wie die IOPS für App-Anwendungen hinzugekommen. Während die Standard-SD-Karte ihren Platz in größeren Geräten behauptet, hat das winzige MicroSD-Format die MiniSD-Karte weitgehend abgelöst und ist zum Standard für mobile Geräte geworden.
Die richtige Wahl der SD-Karte hängt stark vom Verwendungszweck ab. Achten Sie auf die Kompatibilität mit Ihrem Gerät (SDSC, SDHC, SDXC), die benötigte Kapazität und die passende Geschwindigkeitsklasse für Ihre spezifischen Anforderungen, sei es für schnelle Fotoserien, hochauflösende Videos oder die Nutzung als App-Speicher.
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