Was soll man im Rückspiegel sehen?

Autospiegel: Mehr als nur Blick nach hinten

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Autospiegel sind weit mehr als nur einfache Glasflächen, die uns einen Blick auf den rückwärtigen Verkehr ermöglichen. Sie sind entscheidende Sicherheitskomponenten, die sich im Laufe der Jahre technologisch stark weiterentwickelt haben. Die Fähigkeit, das Geschehen hinter und neben dem eigenen Fahrzeug zu überblicken, ist fundamental, um Gefahren rechtzeitig zu erkennen und Unfälle zu vermeiden. Moderne Spiegelsysteme bieten dabei nicht nur passive Reflexion, sondern integrieren eine Vielzahl intelligenter Funktionen, die den Komfort und vor allem die Sicherheit beim Fahren maßgeblich erhöhen.

Warum sieht man in der Kamera anders aus?
Es ist ganz normal, sich auf Fotos anders wahrzunehmen als im Spiegel. Dieses Phänomen erklärt sich durch die Spiegelung des Bildes im Spiegel und die ungespiegelte Darstellung auf Fotos. Beide Ansichten sind echte Darstellungen deiner selbst, nur aus unterschiedlichen Perspektiven.

Der Innenspiegel: Das Auge im Fahrzeug

Der Innenspiegel ist der zentrale Spiegel im Fahrzeuginneren und befindet sich typischerweise mittig oberhalb des Armaturenbretts, meist an der Windschutzscheibe befestigt. Seine Hauptaufgabe ist es, dem Fahrer eine klare Sicht durch die Heckscheibe auf den direkt hinter dem Fahrzeug liegenden Bereich sowie auf den nachfolgenden Verkehr zu ermöglichen. Er ist dort besonders nützlich und gesetzlich vorgeschrieben, wo eine freie Sicht nach hinten durch das Fahrzeug gegeben ist, was bei den meisten Personenkraftwagen der Fall ist.

Auch in größeren Fahrzeugen wie Bussen findet man Innenspiegel, deren Funktion jedoch oft erweitert ist: Hier dienen sie auch dazu, die Passagiere im Blick zu behalten, was für die Sicherheit und Ordnung im Innenraum wichtig ist. Die Befestigung an der Windschutzscheibe ist heute Standard und erfolgt oft über einen stabilen Klebepunkt. Dank eines integrierten Kugelgelenks kann der Innenspiegel individuell auf die Sitzposition und Körpergröße des Fahrers eingestellt werden, um das optimale Blickfeld zu gewährleisten.

Abblendfunktionen: Klare Sicht bei Nacht

Eines der wichtigsten Features moderner Innenspiegel ist die Abblendfunktion. Scheinwerfer von Fahrzeugen, die bei Dunkelheit von hinten heranfahren, können extrem blenden und die Sicht des Fahrers massiv beeinträchtigen. Um dies zu verhindern, sind Innenspiegel meist abblendbar.

Die traditionelle Methode der manuellen Abblendung nutzt einen Kippmechanismus. Der Spiegelrahmen verfügt über einen kleinen Hebel. Wird dieser umgelegt, kippt die Spiegelfläche leicht nach oben oder unten. Das Besondere dabei ist das Spiegelglas selbst: Es ist keilförmig geschliffen oder geschichtet. In der normalen "Tag-Stellung" (Hebel nicht umgelegt) wird das Licht hauptsächlich von der verspiegelten Rückseite des Glases reflektriert. In der "Nacht-Stellung" (Hebel umgelegt) wird das einfallende Licht des von hinten kommenden Fahrzeugs nicht mehr direkt von der Hauptspiegelfläche reflektiert, sondern nur noch schwach von der Vorderseite des Glases. Dieser geringere Reflexionsgrad reduziert die Blendwirkung erheblich, ohne dass sich das Blickfeld wesentlich verändert. Der Fahrer kann weiterhin erkennen, ob sich ein Fahrzeug nähert, wird aber nicht durch dessen Scheinwerfer geblendet.

Eine deutlich komfortablere und effektivere Lösung bieten automatisch abblendende Innen- und manchmal auch Außenspiegel. Diese Technologie basiert auf Sensoren und Elektrochromie. Im Innenspiegel sind typischerweise zwei Lichtsensoren (LDR-Sensoren) verbaut: Einer misst das Umgebungslicht vor dem Fahrzeug (z.B. über die Windschutzscheibe), der andere das Licht, das von hinten auf den Spiegel fällt. Eine Auswertungselektronik vergleicht die Messwerte beider Sensoren. Wird bei Dunkelheit ein signifikanter Helligkeitsunterschied festgestellt – sprich, die Scheinwerfer des nachfolgenden Verkehrs sind deutlich heller als das Umgebungslicht vorne – aktiviert die Elektronik die Abblendfunktion.

Das Spiegelglas selbst ist bei automatischen Systemen mit einer elektrochromen Schicht aufgebaut. Dabei handelt es sich um ein Material (oft ein Gel oder eine Flüssigkeit zwischen zwei Glasscheiben), dessen Lichtdurchlässigkeit oder Reflexionsgrad sich ändert, wenn eine elektrische Spannung angelegt wird. Die Elektronik legt eine entsprechende Spannung an, wodurch sich das elektrochrome Glas verdunkelt. Dieser Prozess ist stufenlos möglich, sodass die Abblendung präzise an die Stärke der Blendung angepasst werden kann. Sobald die Blendquelle (das Fahrzeug hinter Ihnen) nicht mehr blendet oder das Umgebungslicht wieder heller wird, reduziert die Elektronik die Spannung, und das Spiegelglas hellt sich wieder auf. Dieses System arbeitet vollautomatisch und erfordert kein Eingreifen des Fahrers, was die Sicherheit bei Nachtfahrten erheblich steigert.

Elektronische Rückspiegel: Die digitale Revolution

Eine der jüngsten Entwicklungen in der Spiegltechnologie sind elektronische oder digitale Rückspiegel. Anstatt einer herkömmlichen Spiegelfläche verwenden diese Systeme eine Kamera, die das Geschehen hinter dem Fahrzeug aufnimmt, und übertragen das Bild auf ein Display, das an der Stelle des traditionellen Innenspiegels positioniert ist. Audi war einer der Pioniere dieser Technologie und präsentierte einen elektronischen Rückspiegel erstmals im R8 e-tron. Dieses Modell wurde ab Ende 2012 in Kleinserie produziert und nutzte ein 7,7 Zoll großes AMOLED-Display mit einer horizontalen Auflösung von 1280 Pixeln, das Bilder einer Heckkamera darstellte.

Der Vorteil digitaler Spiegel liegt unter anderem in einem potenziell erweiterten Sichtfeld, da die Kamera oft einen größeren Winkel erfassen kann als ein traditioneller Spiegel. Zudem wird die Sicht nicht durch Mitfahrer auf der Rückbank, Gepäck oder die Struktur des Fahrzeugs selbst (z.B. breite C-Säulen) eingeschränkt. Auch bei schwierigen Lichtverhältnissen, wie starkem Gegenlicht oder Dunkelheit, können Kamerasysteme mit Bildverarbeitung oft ein klareres und kontrastreicheres Bild liefern als herkömmliche Spiegel.

Elektronische Innenspiegel finden zunehmend Eingang in Serienmodelle. Der Audi e-tron bietet diese Option, und in Europa war der Range Rover Evoque im Modelljahr 2020 eines der ersten Fahrzeuge, das mit einem digitalen Innenspiegel erhältlich war. Auch der rein elektrische Polestar 4, vorgestellt im Jahr 2023, nutzt diese Technologie. Es ist jedoch anzumerken, dass die Einführung nicht immer ohne Herausforderungen verlief, wie der Einsatz in der DTM 2019 zeigte, der laut Berichten nicht problemfrei war. Dennoch wird erwartet, dass digitale Spiegelsysteme in Zukunft eine größere Rolle spielen werden, auch wenn sie aktuell oft noch als Option angeboten werden und mit höheren Kosten verbunden sind.

Was ist ein virtueller Außenspiegel?
Es handelt sich vielmehr um eine Kombination aus an der Karosserie angebrachten und nach hinten gerichteten Kameras sowie im Innenraum des Autos platzierten Monitoren. Als Ersatz der Außenspiegel erfassen die Kameras den seitlichen und hinteren Bereich neben dem Fahrzeug.

Zusatzfunktionen im Innenspiegel

Der Innenspiegel ist aufgrund seiner zentralen Position und der Befestigung an der Windschutzscheibe oft ein idealer Ort für die Integration weiterer Sensoren und Displays. Moderne Fahrzeuge bündeln hier oft verschiedene Technologien:

  • Sensorintegration: Verfügt ein Fahrzeug über einen Regensensor für die automatische Scheibenwischersteuerung oder einen Lichtsensor für die automatische Lichtsteuerung, so sind diese Sensoren häufig an der Rückseite des Spiegelfußes oder in dessen Nähe angebracht. Sie reagieren dort optimal auf Regentropfen auf der Windschutzscheibe oder auf die allgemeine Helligkeit der Umgebung.
  • Displaylösungen: Bei modernen Taxis ist es üblich, ein abgesetztes Display mit der Fahrpreisanzeige des Taxameters direkt im Innenspiegel zu integrieren. Dies ermöglicht dem Fahrer, den Fahrpreis jederzeit im Blick zu haben, ohne den Blick weit von der Straße abwenden zu müssen. Auch für den Nachrüstmarkt existieren Lösungen, bei denen Displays für Navigationssysteme oder Rückfahrkameras in die Spiegelfläche des Innenspiegels integriert sind.
  • Elektronischer Kompass: Besonders in Ländern wie den Vereinigten Staaten, wo Adressangaben oft auf die Ausrichtung einer Straße bezogen sind (z.B. "North Main Street"), ist ein in den Innenspiegel integrierter elektronischer Kompass beliebt. Er zeigt dem Fahrer jederzeit die aktuelle Fahrtrichtung an.
  • Memoryfunktion: Bei Fahrzeugen der Oberklasse oder mit erweiterten Ausstattungspaketen können Innenspiegel über Motor- oder Sensorkombinationen verfügen, die die aktuelle Ausrichtung messen. Diese Einstellung kann dann gespeichert und beispielsweise im Zusammenhang mit einer Memoryfunktion für den Fahrersitz oder sogar fahrzeugschlüsselabhängig automatisch wiederhergestellt werden.
  • Babyschalenspiegel: Für Eltern, die Babyschalen rückwärtsgerichtet auf dem Autorücksitz verwenden, kann der Innenspiegel in Kombination mit einem speziellen Babyschalenspiegel, der am Rücksitz befestigt wird, genutzt werden, um das Gesicht des Kindes während der Fahrt zu beobachten.

Die Außenspiegel: Blick zur Seite und nach hinten

Neben dem Innenspiegel sind die Außenspiegel an den Seiten des Fahrzeugs unerlässlich. Sie ermöglichen dem Fahrer die Sicht auf den Verkehr neben dem eigenen Fahrzeug sowie auf den nachfolgenden Verkehr in den angrenzenden Fahrspuren. Gemeinsam mit dem Innenspiegel decken sie einen Großteil des rückwärtigen und seitlichen Bereichs ab und sind entscheidend für sichere Spurwechsel, Überholmanöver und Parkvorgänge. Während der Innenspiegel primär das direkte Geschehen hinter dem Fahrzeug zeigt, ergänzen die Außenspiegel das Sichtfeld um die seitlichen Bereiche, die im Innenspiegel nicht sichtbar sind.

Die richtige Spiegeleinstellung ist entscheidend

Die beste Spiegltechnologie nützt wenig, wenn die Spiegel nicht korrekt eingestellt sind. Eine optimale Einstellung minimiert tote Winkel und maximiert die Sichtbarkeit. Für den Innenspiegel gilt: Er sollte so eingestellt sein, dass er die gesamte Heckscheibe abbildet und der Horizont etwa in der Mitte des Spiegels liegt. So sehen Sie das Geschehen direkt hinter Ihrem Fahrzeug.

Die Außenspiegel sollten so eingestellt werden, dass Sie gerade noch einen kleinen Teil der eigenen Fahrzeugseite am inneren Rand des Spiegels sehen. Dies hilft bei der Orientierung. Der Horizont sollte auch hier etwa in der Mitte des Spiegels liegen. Durch diese Einstellung überlappen sich die Sichtfelder von Innen- und Außenspiegel und reduzieren die Größe der "toten Winkel" – Bereiche, die in keinem der Spiegel sichtbar sind und eine Gefahr darstellen können.

Vergleich: Traditioneller vs. Elektronischer Innenspiegel

MerkmalTraditioneller InnenspiegelElektronischer Innenspiegel
TechnologieGlas (oft keilförmig), manueller oder elektrochromer MechanismusKamera (Heck), Display (oft AMOLED)
SichtfeldBegrenzt durch Heckscheibe und FahrzeugstrukturPotenziell weiter, unabhängig von Ladung/Insassen
AbblendungManuell (Hebel) oder Automatisch (Elektrochromie)Automatisch (Bildverarbeitung/Displayanpassung)
BlendempfindlichkeitKann bei starker Blendung (manuell) oder Systemausfall (automatisch) problematisch seinWeniger empfindlich durch Bildverarbeitung, kann aber bei direkter Sonneneinstrahlung auf Kamera limitert sein
ZusatzfunktionenSensoren, einfache Displays, Kompass, Memory (optional)Kann mehr Funktionen integrieren, z.B. Überlagerung von Informationen
KostenGeringer bis mittelHöher
Zuverlässigkeit/RobustheitSehr robust (Glas)Abhängig von Elektronik und Software, potenziell anfälliger für Störungen

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

Was soll man im Rückspiegel sehen?

Im Innenspiegel sollten Sie primär den Bereich direkt hinter Ihrem Fahrzeug durch die Heckscheibe sehen, zentriert auf die Mitte der Scheibe, sodass Sie den nachfolgenden Verkehr und die Straße hinter Ihnen überblicken können. Die Außenspiegel sollten so eingestellt sein, dass sie Ihnen die angrenzenden Fahrspuren und den Verkehr seitlich und schräg hinter Ihrem Fahrzeug zeigen, wobei ein kleiner Teil der eigenen Fahrzeugseite noch sichtbar sein sollte.

Was bedeutet der Knopf im Rückspiegel eines VW Polo?

Bei vielen Fahrzeugen, einschließlich verschiedener VW Polo Modelle, ist ein Knopf oder Schalter am Innenspiegel oft für die Steuerung der automatischen Abblendfunktion zuständig. Er kann dazu dienen, die automatische Abblendung zu aktivieren oder zu deaktivieren. In manchen Fällen kann dieser Knopf auch andere integrierte Funktionen steuern, wie beispielsweise eine Garagentoröffner-Funktion (Homelink), falls das Fahrzeug damit ausgestattet ist. Die genaue Funktion hängt vom Baujahr und der Ausstattungsvariante des Fahrzeugs ab.

Wie funktioniert die automatische Abblendung im Rückspiegel?

Automatisch abblendende Spiegel nutzen Lichtsensoren, um den Helligkeitsunterschied zwischen der Umgebung vor dem Auto und dem Licht, das von hinten auf den Spiegel fällt, zu messen. Wenn die Sensoren feststellen, dass es draußen dunkel ist und von hinten helles Licht (z.B. Scheinwerfer) einfällt, sendet die Elektronik eine elektrische Spannung an eine spezielle Schicht im Spiegelglas (elektrochromes Glas). Diese Schicht verdunkelt sich daraufhin, wodurch die Blendwirkung reduziert wird, ohne das Sichtfeld zu beeinträchtigen. Sobald das helle Licht von hinten wegfällt, hellt sich der Spiegel wieder auf.

Sind elektronische Rückspiegel besser als traditionelle?

Elektronische Rückspiegel bieten potenziell Vorteile wie ein breiteres Sichtfeld, eine unbeeinträchtigte Sicht bei voller Beladung oder vielen Insassen und oft eine bessere Leistung bei schwierigen Lichtverhältnissen. Sie können auch zusätzliche Informationen anzeigen. Allerdings sind sie technisch komplexer, teurer und ihre Zuverlässigkeit hängt von der Elektronik ab. Traditionelle Spiegel sind robuster und in den meisten Fahrsituationen absolut ausreichend. Die Wahl hängt oft von persönlichen Vorlieben, Budget und der spezifischen Implementierung im Fahrzeug ab.

Fazit

Rückspiegel sind unverzichtbare Werkzeuge für sicheres Fahren. Von der einfachen manuellen Abblendung bis hin zu komplexen elektronischen Systemen und integrierten Zusatzfunktionen hat sich die Technologie stetig weiterentwickelt, um dem Fahrer die bestmögliche Sicht auf sein Umfeld zu ermöglichen. Das Verständnis ihrer Funktion und die richtige Einstellung sind grundlegend, um das volle Potenzial dieser wichtigen Sicherheitskomponenten auszuschöpfen und stets den Überblick im Straßenverkehr zu behalten.

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Andenmatten Soltermann

Hallo! Ich bin Andenmatten Soltermann, ein Schweizer Fotograf, der leidenschaftlich die Essenz der Welt durch seine Linse einfängt. Geboren und aufgewachsen in den majestätischen Schweizer Alpen, haben die deutsche Sprache und atemberaubende Landschaften meine kreative Vision geprägt. Meine Liebe zur Fotografie begann mit einer alten analogen Kamera, und seitdem widme ich mein Leben der Kunst, visuelle Geschichten zu erzählen, die berühren und verbinden.In meinem Blog teile ich praktische Tipps, Techniken und Erfahrungen, um dir zu helfen, deine fotografischen Fähigkeiten zu verbessern – egal, ob du ein neugieriger Anfänger oder ein erfahrener Profi bist. Von der Beherrschung des natürlichen Lichts bis hin zu Ratschlägen für wirkungsvolle Bildkompositionen ist es mein Ziel, dich zu inspirieren, die Welt mit neuen Augen zu sehen. Mein Ansatz verbindet Technik mit Leidenschaft, immer auf der Suche nach dem Funken, der ein Foto unvergesslich macht.Wenn ich nicht hinter der Kamera stehe, findest du mich auf Bergpfaden, auf Reisen nach neuen Perspektiven oder beim Genießen der Schweizer Traditionen, die mir so am Herzen liegen. Begleite mich auf dieser visuellen Reise und entdecke, wie Fotografie die Art und Weise, wie du die Welt siehst, verändern kann.

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