Welche Kamera kam 1900 auf den Markt?

Fotografie um 1900: Zugänglich und Künstlerisch

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Das Jahr 1900 markiert einen faszinierenden Wendepunkt in der Geschichte der Fotografie. Es war eine Zeit, in der das Medium sowohl für die breite Masse zugänglich wurde als auch gleichzeitig als ernsthafte Kunstform Anerkennung suchte und neue Wege beschritt. Diese duale Entwicklung prägte die Fotowelt nachhaltig und schuf ein Spannungsfeld zwischen kommerzieller Nutzung und künstlerischem Ausdruck, das bis heute relevant ist.

Welche Kamera kam 1900 auf den Markt?
Im Jahr 1900 brachte Kodak die beliebte Brownie auf den Markt, eine klassische Boxkamera . Ein weiterer Aspekt des gestiegenen Interesses an und der Verwendung von Fotografien war, dass sich nun in Massenproduktion hergestellte Bilder problemlos in Büchern, Druckbänden und Zeitschriften veröffentlichen ließen.

Die Revolution der Volksfotografie: Die Kodak Box Brownie

Eine der bedeutendsten Entwicklungen des Jahres 1900 war die Einführung einer Kamera, die das Fotografieren für jedermann erschwinglich machte: die Kodak Box Brownie. Dieses Modell kam im Jahr 1900 auf den Markt und revolutionierte die Branche durch seine Einfachheit und seinen Preis. Die erste Brownie war eine einfache Pappschachtelkamera mit einem simplen Objektiv, die auf Rollfilm belichtete. Ihre Bedienung war unkompliziert und für Laien sofort verständlich.

Das wirklich Bahnbrechende an der Kodak Box Brownie war ihr Preis. Sie kostete lediglich ein Dollar. Dieser erschwingliche Preis öffnete die Welt der Fotografie für eine riesige Anzahl von Menschen in Amerika, die sich zuvor keine Kamera leisten konnten. Fotografie war nicht länger nur das Hobby wohlhabender Enthusiasten oder das Werkzeug von professionellen Fotografen. Sie wurde zu einem Massenphänomen.

Kodak unterstützte diese Demokratisierung der Fotografie durch eine clevere Marketingstrategie. Während frühere Kameraanzeigen meist nur in Fachzeitschriften für Profis und Hobbyisten erschienen, wurden Anzeigen für die Brownie-Kameras in populären Magazinen geschaltet, die eine breite Leserschaft erreichten. Zusätzlich veranstaltete Kodak jährliche Werbewettbewerbe, die sowohl Amateure als auch Profis zur Teilnahme ermutigten. Kodak ging sogar so weit, Kinder anzusprechen, zum Beispiel durch Werbegeschenke oder die Einführung einer speziellen Brownie-Kameraserie, die auf die Boy Scouts abzielte. Dies stellte sicher, dass junge Menschen zu eifrigen Nutzern der Kamera wurden und eine lebenslange Bindung zur Fotografie und zur Marke Kodak aufbauten.

Der Erfolg war überwältigend. Im ersten Jahr verkaufte Kodak über 150.000 Brownies. In den folgenden Jahrzehnten brachte Kodak weiterhin neue, innovative Versionen der Brownie auf den Markt und festigte so die Position der Kamera als Symbol für zugängliche Fotografie. Als Kodak 1930 sein fünfzigjähriges Bestehen feierte, war die „Liebesbeziehung“ der Amerikaner zur Kamera bereits in vollem Gange. Die Popularität dieser kleinen, unscheinbaren Box, die gewöhnlichen Menschen die Möglichkeit gab, ihr Leben in Bildern festzuhalten, bedeutete, dass Geschichte fortan nicht mehr nur textuell, sondern auch bildlich dokumentiert wurde.

Fotografie als Kunst: Der Piktorialismus um 1900

Parallel zur Massenverbreitung der Fotografie entwickelte sich um die Jahrhundertwende eine künstlerische Bewegung, die als Piktorialismus bekannt wurde. Die Piktorialisten strebten danach, die Fotografie als eigenständige Kunstform zu etablieren und sich von der rein dokumentarischen oder kommerziellen Fotografie abzugrenzen. Sie sahen die Fotografie nicht nur als mechanische Aufzeichnung der Realität, sondern als Mittel zum künstlerischen Ausdruck, vergleichbar mit Malerei oder Druckgrafik.

Um ihre Vision zu verwirklichen, vermieden die Piktorialisten oft die gängigen fotografischen Materialien und Verfahren. Stattdessen nutzten sie verschiedene handwerkliche Techniken der Bildverarbeitung, die näher an der Druckgrafik und Malerei lagen. Das Handwerk des Fotografierens und insbesondere der Bildentwicklung war für sie von zentraler Bedeutung. Dieses Interesse an traditionellen Techniken stand im Einklang mit einer allgemeinen Tendenz während der Jugendstilzeit, ältere Handwerkstechniken wiederzubeleben, während die Industrialisierung an Fahrt gewann.

Zu den von den Piktorialisten bevorzugten Verfahren gehörten Techniken wie der Gummidruck (Gum Print), der Pigmentdruck (Pigment Print) oder der Öldruck (Oil Print). In älterer Literatur, oft aus dem Deutschen oder Englischen übersetzt, finden sich diese Begriffe häufig. Es ist wichtig zu verstehen, dass es sich dabei technisch gesehen nicht um „Drucken“ im Sinne von Vervielfältigung handelt, sondern um Verfahren, bei denen die Bilder auf lichtempfindlichem Papier entwickelt wurden. Anstatt des damals üblichen Fotopapiers mit einer lichtempfindlichen Beschichtung aus Silbersalzen in Gelatine oder Albumin, arbeiteten die Piktorialisten mit anderen lichtempfindlichen Lösungen.

Die Bilder wurden oft als Kontaktabzug unter einem Negativ erstellt, was bedeutete, dass das resultierende Bild die gleiche Größe wie das Negativ hatte. Visuell zeichnen sich die Werke der Piktorialisten durch einen weichen Fokus (Soft Focus) und oft eine körnige, druckähnliche Textur aus. Die Farbgebung variierte von erdigen Brauntönen bis hin zu kräftigen Rot- und Blautönen, was ihren Bildern eine malerische Qualität verlieh, die sich deutlich von der Schärfe und den Schwarz-Weiß-Tönen der Standardfotografie unterschied.

Professionelle vs. Amateurfotografen: Spannungen und Zusammenarbeit

Die Koexistenz von zugänglicher Schnappschussfotografie und anspruchsvoller Kunstfotografie führte zu Spannungen innerhalb der Fotografengemeinschaft. Professionelle Fotografen, die ihren Lebensunterhalt mit Porträtfotografie und anderen Auftragsarbeiten verdienten, hatten oft andere Prioritäten und Herausforderungen als Amateure oder Künstler, für die Fotografie ein Mittel zum Selbstausdruck war.

Wie viel kostete eine Kamera im Jahr 1900?
Die im Jahr 1900 eingeführte Kodak Box Brownie überzeugte durch einfache Bedienung und einen erschwinglichen Preis. Das erste Modell war eine Kartonkamera mit einem einfachen Objektiv, das auf Rollfilm druckte. Die Kamera kostete nur einen Dollar , was bedeutete, dass viele Amerikaner vom Fotowahn begeistert waren.

Viele der prominenten Piktorialisten hatten neben ihrer künstlerischen Arbeit oft noch andere Berufe, da es schwierig war, allein von der künstlerischen Fotografie zu leben. Die unterschiedlichen Voraussetzungen und Ziele – einerseits das Bestreben, einen Lebensunterhalt zu verdienen, andererseits der Wunsch nach künstlerischem Ausdruck – führten zu Reibereien und Konflikten. Ein Beispiel hierfür sind die Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern der Fotografiska Föreningen (des Fotografenvereins), der zunächst nur Amateure aufnahm, und dem Industrieverband Svenska Fotografers Förbund (Verband professioneller Fotografen).

Diese Spannung zwischen kommerzieller und künstlerischer Fotografie, zwischen Handwerk und freier Kunst, ist ein Thema, das die Fotografie bis heute begleitet. Dennoch gab es um die Jahrhundertwende auch viele Beispiele für Kontakte und Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Arten von Fotografen, was zeigt, dass die Grenzen nicht immer starr waren und ein Austausch zwischen den unterschiedlichen Lagern stattfand.

Die Handwerkskunst der Fotografie: Prozesse und Techniken im Detail

Die piktorialistischen Verfahren stellten eine bewusste Abkehr von den standardisierten, industriellen Prozessen der Zeit dar. Sie erforderten Geschick, Geduld und ein tiefes Verständnis für die Materialien. Der Begriff „Druck“ in Namen wie Gummidruck oder Öldruck kann irreführend sein, da es sich nicht um das Vervielfältigen einer Vorlage auf einer Druckmaschine handelt. Stattdessen wird bei diesen Prozessen das Bild Schicht für Schicht auf das Papier „aufgebaut“ und entwickelt.

Beim Gummidruck beispielsweise wird ein Gemisch aus Gummi arabicum, Pigment und einem lichtempfindlichen Chromatsalz auf Papier aufgetragen. Nach dem Trocknen wird das Papier unter einem Negativ mit UV-Licht belichtet. An den belichteten Stellen härtet die Gummischicht proportional zur Lichtintensität aus. Das unbelichtete oder weniger belichtete Gummi kann dann mit Wasser ausgewaschen werden, wobei das Pigment erhalten bleibt und das Bild formt. Dieser Prozess kann mehrfach wiederholt werden, um Schichten von verschiedenen Farben oder Dichten aufzubauen.

Der Pigmentdruck (oft eine Variante des Gummidrucks oder ein Kohledruck) und der Öldruck basieren auf ähnlichen Prinzipien, nutzen aber unterschiedliche Bindemittel und Pigmente, um verschiedene Texturen und Effekte zu erzielen. Der Öldruck, zum Beispiel, nutzt die Eigenschaft von Ölfarbe, an unbelichteten Stellen einer gehärteten Gelatineschicht zu haften. Diese Techniken erlaubten den Piktorialisten eine hohe Kontrolle über das endgültige Bild. Sie konnten die Farben frei wählen, die Textur manipulieren und sogar Teile des Bildes mechanisch bearbeiten, um den gewünschten malerischen Effekt zu erzielen. Dies stand im starken Kontrast zur relativ automatisierten Entwicklung von Silbergelatine-Abzügen.

Die Terminologie dieser Prozesse wurde oft aus dem Deutschen und Englischen übernommen und angepasst. Begriffe wie Gummitryck, Pigmenttryck oder Oljetryck im Schwedischen zeugen von diesem internationalen Austausch von Wissen und Techniken. Die Beherrschung dieser Methoden war ein zentraler Aspekt der piktorialistischen Philosophie, die den Wert des Handwerks und die individuelle künstlerische Interpretation betonte, im Gegensatz zur reinen Reproduktion.

Die Verbreitung von Bildern durch Massenproduktion

Ein weiterer wichtiger Aspekt der zunehmenden Bedeutung der Fotografie um 1900 war die verbesserte Möglichkeit, Fotografien in Massen zu reproduzieren und zu veröffentlichen. Dies führte zu einem erhöhten Interesse an und einer breiteren Nutzung von Fotografien in Büchern, Bildbänden und Zeitschriften. Techniken wie die Fotogravüre (Photogravure) ermöglichten es, fotografische Bilder in hoher Qualität zu drucken. Aber auch viele andere Verfahren trugen dazu bei, dass Bilder einfacher und kostengünstiger veröffentlicht werden konnten.

Diese Entwicklung der Bildreproduktion spielte eine wichtige Rolle bei der Verbreitung visueller Informationen und Unterhaltung. Zeitschriften konnten aktuelle Ereignisse oder Modeerscheinungen bebildern, Bücher konnten Illustrationen enthalten, die auf Fotografien basierten, und Bildbände präsentierten künstlerische oder dokumentarische Fotografien einem breiteren Publikum. Diese Massenproduktion von Bildern war sowohl ein Ergebnis des gestiegenen Interesses an der Fotografie als auch ein Katalysator für dessen weiteres Wachstum.

Häufig gestellte Fragen

  • Welche Kamera kam 1900 auf den Markt?
    Im Jahr 1900 kam die revolutionäre Kodak Box Brownie auf den Markt, die für ihre Einfachheit und ihren erschwinglichen Preis bekannt war.
  • Wie viel kostete eine Kamera im Jahr 1900?
    Die Kodak Box Brownie, eine der bekanntesten Kameras, die 1900 eingeführt wurde, kostete nur einen Dollar, was sie für viele Menschen zugänglich machte.
  • Was war der Piktorialismus?
    Der Piktorialismus war eine künstlerische Bewegung um 1900, die die Fotografie als Kunstform etablieren wollte. Piktorialisten nutzten spezielle handwerkliche Techniken und strebten nach einem malerischen, weichen Bildstil.
  • Welche Techniken nutzten Piktorialisten?
    Piktorialisten vermieden oft Standardverfahren und nutzten alternative handwerkliche Techniken wie Gummidruck, Pigmentdruck oder Öldruck, um ihren Bildern eine künstlerische Textur und Farbe zu verleihen.
  • Warum war die Kodak Brownie so populär?
    Die Brownie war populär wegen ihres sehr niedrigen Preises (ein Dollar), ihrer einfachen Bedienung, der Verwendung von Rollfilm und einer breiten Marketingstrategie, die sich an die allgemeine Öffentlichkeit richtete.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Jahr 1900 eine Ära des Wandels in der Fotografie markierte. Einerseits ermöglichte die Innovation der Kodak Box Brownie eine beispiellose Zugänglichkeit und demokratisierte das Medium, was zur Entstehung einer bildlichen Dokumentation des Alltagslebens führte. Andererseits strebten die Piktorialisten danach, die Fotografie als Kunstform zu etablieren, indem sie traditionelle Handwerkstechniken wiederbelebten und einen unverwechselbaren künstlerischen Stil entwickelten. Diese gleichzeitigen Entwicklungen legten den Grundstein für die vielfältige Rolle, die die Fotografie in der modernen Gesellschaft spielen sollte – als Werkzeug der Dokumentation, als Mittel des persönlichen Ausdrucks und als anerkannte Kunstform.

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Andenmatten Soltermann

Hallo! Ich bin Andenmatten Soltermann, ein Schweizer Fotograf, der leidenschaftlich die Essenz der Welt durch seine Linse einfängt. Geboren und aufgewachsen in den majestätischen Schweizer Alpen, haben die deutsche Sprache und atemberaubende Landschaften meine kreative Vision geprägt. Meine Liebe zur Fotografie begann mit einer alten analogen Kamera, und seitdem widme ich mein Leben der Kunst, visuelle Geschichten zu erzählen, die berühren und verbinden.In meinem Blog teile ich praktische Tipps, Techniken und Erfahrungen, um dir zu helfen, deine fotografischen Fähigkeiten zu verbessern – egal, ob du ein neugieriger Anfänger oder ein erfahrener Profi bist. Von der Beherrschung des natürlichen Lichts bis hin zu Ratschlägen für wirkungsvolle Bildkompositionen ist es mein Ziel, dich zu inspirieren, die Welt mit neuen Augen zu sehen. Mein Ansatz verbindet Technik mit Leidenschaft, immer auf der Suche nach dem Funken, der ein Foto unvergesslich macht.Wenn ich nicht hinter der Kamera stehe, findest du mich auf Bergpfaden, auf Reisen nach neuen Perspektiven oder beim Genießen der Schweizer Traditionen, die mir so am Herzen liegen. Begleite mich auf dieser visuellen Reise und entdecke, wie Fotografie die Art und Weise, wie du die Welt siehst, verändern kann.

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