Mit der Einführung von iOS 18 hat Apple eine lang erwartete Funktion für iPhone-Fotografen bereitgestellt: die Möglichkeit, die standardmäßig auf dem Sperrbildschirm verfügbare Kamera-App durch eine Drittanbieter-App zu ersetzen. Bisher war man an die vorinstallierte Kamera-App gebunden, wenn man schnell vom Sperrbildschirm aus auf die Kamera zugreifen wollte. Diese Änderung eröffnet neue Wege für Fotografen, die erweiterte Funktionen und manuelle Steuerung bevorzugen, ohne erst das Telefon entsperren und die gewünschte App suchen zu müssen. Es ist ein kleiner, aber bedeutender Schritt, der zeigt, dass Apple auf die Bedürfnisse von Power-Usern hört und die Integration von Drittanbieter-Apps im System verbessert.

Diese Neuerung ist besonders für Nutzer interessant, die alternative Kamera-Apps wie Halide oder Obscura verwenden. Diese Apps sind bekannt für ihre umfassenden manuellen Steuerungsoptionen, die über das hinausgehen, was die Standard-App bietet. Sie ermöglichen beispielsweise die präzise Einstellung von Belichtungszeit, ISO-Wert, Weißabgleich und oft auch die Aufnahme im RAW-Format, was deutlich mehr Spielraum bei der Nachbearbeitung bietet. Die Tatsache, dass Entwickler wie die hinter Halide und Obscura diese neue Funktion bereits kurz nach der Ankündigung von iOS 18 implementiert haben, unterstreicht die Relevanz und Nachfrage nach dieser Möglichkeit im Ökosystem der mobilen Fotografie. Es ist klar, dass viele ambitionierte Smartphone-Fotografen nicht nur die Bequemlichkeit des schnellen Zugriffs wünschen, sondern auch die volle Kontrolle über ihre Bildaufnahme direkt in ihren Händen halten möchten.

So ändern Sie die Kamera-App auf dem Sperrbildschirm
Der Prozess, die Standard-Kamera auf dem Sperrbildschirm durch eine Drittanbieter-App zu ersetzen, ist nicht ganz so intuitiv wie das einfache Drücken eines Schalters, aber er ist machbar und erfolgt über die Anpassungsoptionen des Sperrbildschirms. Hier ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung:
- Sperrbildschirm anpassen: Drücken Sie lange auf Ihren Sperrbildschirm, bis der Anpassungsmodus erscheint. Hier können Sie Ihren aktuellen Sperrbildschirm bearbeiten oder einen neuen erstellen.
- Bearbeitungsmodus auswählen: Tippen Sie auf 'Anpassen' und wählen Sie den Sperrbildschirm aus, den Sie ändern möchten.
- Standard-Kamera entfernen: Tippen Sie auf das Symbol der Standard-Kamera-App (das kleine Kamerasymbol unten rechts). Es erscheint ein kleines Minus-Symbol. Tippen Sie darauf, um das Standard-Kamera-Symbol zu entfernen.
- Widget-Platzhalter hinzufügen: Nachdem das Standard-Symbol entfernt wurde, bleibt an dieser Stelle ein leerer Platz mit einem Plus-Symbol (+) zurück. Dieser Platz ist nun bereit, ein Widget oder eine Verknüpfung aufzunehmen.
- Verknüpfung auswählen: Tippen Sie auf den leeren Platz mit dem Plus-Symbol. Es öffnet sich ein Menü mit einer Liste aller verfügbaren Verknüpfungen und Widgets, die Sie hinzufügen können.
- Drittanbieter-Kamera-App wählen: Wenn Sie eine kompatible Drittanbieter-Kamera-App wie Halide oder Obscura auf Ihrem iPhone installiert haben, sollte diese in der Liste der Verknüpfungen erscheinen. Wählen Sie die Verknüpfung für die gewünschte App aus.
- Speichern: Tippen Sie oben rechts auf 'Fertig', um die Änderungen an Ihrem aktuellen Sperrbildschirm zu speichern. Alternativ können Sie 'Als neues Hintergrundbild-Paar hinzufügen' wählen, um diese Konfiguration als neuen Sperrbildschirm zu speichern.
Nachdem Sie diese Schritte ausgeführt haben, wird das Symbol der von Ihnen ausgewählten Drittanbieter-Kamera-App auf dem Sperrbildschirm anstelle der Standard-Kamera angezeigt. Ein einfacher Druck auf dieses neue Symbol startet nun die ausgewählte App.
Beliebte Alternativen: Halide und Obscura
Wie bereits erwähnt, gehören Halide und Obscura zu den ersten Apps, die diese neue Funktion unterstützen. Diese Apps sind nicht einfach nur Ersatz für die Standard-Kamera; sie sind leistungsstarke Werkzeuge für Fotografen, die mehr Kontrolle über den Aufnahmeprozess wünschen. Sie bieten oft Funktionen wie:
- Manuelle Steuerung: Volle Kontrolle über Verschlusszeit, ISO, Fokus (manuell), Weißabgleich.
- RAW-Aufnahme: Speichern von Bildern im unkomprimierten RAW-Format (z.B. DNG), das alle Bildinformationen enthält und maximale Flexibilität bei der Nachbearbeitung ermöglicht.
- Fokus-Peaking: Eine visuelle Hilfe, die anzeigt, welche Bereiche des Bildes scharf sind.
- Histogramm: Zeigt die Verteilung der Helligkeitswerte im Bild an und hilft, Über- oder Unterbelichtung zu vermeiden.
- Raster und Wasserwaage: Hilfen zur Bildkomposition und Ausrichtung.
- Spezielle Modi: Oft bieten diese Apps zusätzliche Modi wie Langzeitbelichtung, Makro-Modi mit erweitertem Funktionsumfang oder spezielle Porträt-Modi.
- Andere Bildverarbeitungsalgorithmen: Die Art und Weise, wie die Apps das Bild nach der Aufnahme verarbeiten (Farben, Schärfe, Rauschunterdrückung), kann sich deutlich von Apples Standard unterscheiden und zu einem anderen, möglicherweise bevorzugten Look führen.
Die Möglichkeit, direkt vom Sperrbildschirm auf diese erweiterten Funktionen zuzugreifen, macht das iPhone zu einem noch ernsteren Werkzeug für die Fotografie. Anstatt die Standard-App zu öffnen und dann umständlich in eine andere App zu wechseln, können Sie nun sofort mit den Werkzeugen arbeiten, die Sie bevorzugen.
Geschwindigkeit und Datenschutzüberlegungen
Es ist wichtig zu beachten, dass das Öffnen einer Drittanbieter-Kamera-App über die Sperrbildschirm-Verknüpfung möglicherweise nicht ganz so schnell ist wie das sofortige Starten der Standard-Apple-Kamera. Erfahrungsberichte deuten darauf hin, dass es eine zusätzliche Sekunde oder zwei dauern kann, bis die Drittanbieter-App vollständig geladen und aufnahmebereit ist. Dies ist ein kleiner Kompromiss für die gewonnene Funktionalität und Kontrolle, den viele Fotografen gerne eingehen werden.
Ein weiterer wichtiger Punkt betrifft den Datenschutz. Genau wie bei der Standard-Kamera-App, wenn sie über den Sperrbildschirm gestartet wird, können Sie aus der über die Verknüpfung gestarteten Drittanbieter-App heraus nicht direkt auf Ihre gesamte Fotobibliothek zugreifen. Dies dient dem Schutz Ihrer Privatsphäre, falls Ihr Telefon in unbefugte Hände gerät. Wenn Sie auf das Symbol tippen, das normalerweise zur Fotobibliothek führt (oft in einer Ecke des Bildschirms), wird stattdessen die vollständige Version der Kamera-App geöffnet, die dann nach erfolgreicher Entsperrung des Telefons Zugriff auf die Kamerarolle gewährt. Diese Implementierung stellt sicher, dass die schnelle Zugriffsfunktion vom Sperrbildschirm ausschließlich dem Zweck des schnellen Aufnehmens von Fotos dient und nicht als Hintertür zum Durchsuchen persönlicher Bilder missbraucht werden kann.
Alternative Zugriffsmöglichkeiten
Auch wenn Sie eine Drittanbieter-App auf den Sperrbildschirm legen, verlieren Sie nicht die Möglichkeit, die Standard-Apple-Kamera schnell zu starten. Sie können die Standard-Kamera-App weiterhin aufrufen, indem Sie auf dem Sperrbildschirm einfach nach rechts wischen. Diese Geste startet unabhängig von der Konfiguration der unteren Verknüpfung immer die vorinstallierte Kamera-App. Dies ist nützlich, wenn Sie schnell zwischen den Apps wechseln möchten oder wenn Sie eine Funktion benötigen, die nur in der Standard-App verfügbar ist (obwohl die fortschrittlichen Apps die meisten Funktionen abdecken).
Eine weitere Möglichkeit, schnell auf Drittanbieter-Kamera-Apps zuzugreifen, die nicht auf dem Sperrbildschirm platziert sind, ist die Nutzung des neu gestalteten Kontrollzentrums in iOS 18. Sie können auch hier Verknüpfungen für Ihre bevorzugten Drittanbieter-Kamera-Apps hinzufügen. Das Kontrollzentrum erreichen Sie durch Wischen vom oberen Bildschirmrand nach unten (bei iPhones mit Notch oder Dynamic Island) oder vom unteren Bildschirmrand nach oben (bei älteren Modellen mit Home-Button). Dies bietet zusätzliche Flexibilität, um schnell auf verschiedene Apps und Werkzeuge zuzugreifen, je nachdem, welche Sie für die aktuelle Aufnahmesituation benötigen.
Warum eine alternative Kamera-App nutzen?
Die Standard-Kamera-App von Apple ist ausgezeichnet für Schnappschüsse und den durchschnittlichen Benutzer. Sie ist schnell, zuverlässig und liefert unter den meisten Bedingungen gute Ergebnisse dank intelligenter Automatik und Rechenfotografie. Doch für Fotografen, die mehr Kontrolle über den kreativen Prozess wünschen oder spezifische Techniken anwenden möchten, sind alternative Apps oft unverzichtbar. Die Möglichkeit, manuelle Einstellungen vorzunehmen, erlaubt es, das Bild genau so aufzunehmen, wie man es sich vorstellt, anstatt sich auf die Interpretationen der Automatik zu verlassen. Dies ist besonders wichtig in schwierigen Lichtsituationen, bei denen man gezielt die Belichtung steuern muss, oder wenn man kreative Effekte wie Bewegungsunschärfe durch längere Belichtungszeiten erzielen möchte. Das RAW-Format ist ein weiterer entscheidender Vorteil. Es speichert viel mehr Farbinformationen und Dynamikumfang als komprimierte Formate wie JPEG. Dies gibt bei der Nachbearbeitung in Apps wie Adobe Lightroom Mobile oder Affinity Photo auf dem iPad viel mehr Spielraum, um Schatten aufzuhellen, Lichter wiederherzustellen, den Weißabgleich anzupassen oder Farben zu korrigieren, ohne dass die Bildqualität darunter leidet. Für ernsthafte mobile Fotografen, die ihre Bilder bearbeiten und vielleicht sogar drucken oder online in hoher Qualität veröffentlichen möchten, ist RAW fast unverzichtbar.
Darüber hinaus bieten einige Drittanbieter-Apps einzigartige Funktionen oder Algorithmen, die in der Standard-App nicht zu finden sind. Dies können spezielle Filter sein, verbesserte Rauschunterdrückung, besondere Modi für Schwarz-Weiß-Fotografie oder fortschrittlichere HDR-Implementierungen. Die Wahl der Kamera-App wird so zu einer kreativen Entscheidung, ähnlich der Wahl des Objektivs bei einer traditionellen Kamera. Die Möglichkeit, die bevorzugte App nun direkt vom Sperrbildschirm zu starten, spart Zeit und macht den Workflow für Fotografen, die auf diese erweiterten Funktionen angewiesen sind, deutlich effizienter.
Vergleich: Zugriffsarten auf die iPhone-Kamera
Um die verschiedenen Möglichkeiten des Kamera-Zugriffs unter iOS 18 zu veranschaulichen, kann eine kleine Vergleichstabelle hilfreich sein:
Zugriffsart | Methode | App | Geschwindigkeit | Zugriff auf Mediathek vom Startbildschirm | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|---|---|---|---|
Standard (Sperrbildschirm) | Symbol unten rechts antippen | Apple Kamera | Sehr schnell | Nein (öffnet Mediathek nach Entsperrung) | Schnellster Zugriff, einfache Bedienung | Keine manuelle Steuerung, nur Standard-Funktionen |
Drittanbieter (Sperrbildschirm) | Angepasstes Symbol antippen | Halide, Obscura o.ä. | Geringfügig langsamer | Nein (öffnet vollständige App nach Entsperrung) | Schneller Zugriff auf erweiterte manuelle Funktionen & RAW | Geringe Verzögerung, erfordert Einrichtung |
Standard (Wischen) | Auf Sperrbildschirm nach rechts wischen | Apple Kamera | Schnell | Nein (öffnet Mediathek nach Entsperrung) | Immer verfügbar, übergeht Sperrbildschirm-Symbol-Anpassung | Keine manuelle Steuerung, nur Standard-Funktionen |
Beliebige App (Home-Bildschirm) | App-Symbol antippen | Apple Kamera, Halide, Obscura o.ä. | Normal (nach Entsperrung) | Ja (sofern App Zugriff hat) | Volle Funktionalität der gewählten App | Erfordert Entsperrung und Suchen/Organisieren der App |
Beliebige App (Kontrollzentrum) | Verknüpfung im Kontrollzentrum antippen | Halide, Obscura o.ä. | Schnell (nach Wischen) | Nein (öffnet vollständige App nach Entsperrung) | Schneller Zugriff auf gewählte App, auch wenn nicht auf Sperrbildschirm | Erfordert Wischen ins Kontrollzentrum |
Diese Tabelle zeigt, dass die neue Option des Sperrbildschirm-Symbols für Drittanbieter-Apps eine Brücke zwischen dem ultraschnellen, aber funktional eingeschränkten Standardzugriff und dem vollumfänglichen, aber etwas langsameren Zugriff über den Home-Bildschirm schlägt.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
F: Kann ich jede beliebige Kamera-App auf den Sperrbildschirm legen?
A: Nein, die App muss diese Funktion explizit unterstützen. Entwickler müssen ihre Apps aktualisieren, um die entsprechende Verknüpfung für den Sperrbildschirm anzubieten. Apps wie Halide und Obscura haben dies bereits getan.
F: Ersetzt diese Änderung die Standard-Kamera-App überall auf dem iPhone?
A: Nein, die Änderung betrifft nur die Verknüpfung auf dem Sperrbildschirm. Wenn Sie beispielsweise auf ein Kamera-Symbol in einer anderen App tippen, wird in der Regel weiterhin die Standard-Apple-Kamera geöffnet. Die Standard-Kamera-App bleibt auch auf Ihrem Home-Bildschirm und im Kontrollzentrum verfügbar.
F: Kann ich die Standard-Kamera-App immer noch schnell öffnen?
A: Ja. Unabhängig davon, welche App Sie auf dem Sperrbildschirm-Symbol platziert haben, können Sie die Standard-Apple-Kamera-App jederzeit schnell öffnen, indem Sie auf dem Sperrbildschirm nach rechts wischen.
F: Ist der Start einer Drittanbieter-App vom Sperrbildschirm genauso schnell wie der Start der Standard-App?
A: Nach den ersten Erfahrungen kann der Start einer Drittanbieter-App über die Verknüpfung eine Sekunde oder zwei länger dauern als der sofortige Start der Standard-Kamera. Dies kann je nach App und iPhone-Modell variieren.
F: Habe ich aus der über den Sperrbildschirm gestarteten Drittanbieter-App vollen Zugriff auf meine Fotobibliothek?
A: Nein. Aus Datenschutzgründen ist der Zugriff auf die Fotobibliothek aus der über die Sperrbildschirm-Verknüpfung gestarteten App heraus nicht direkt möglich. Wenn Sie versuchen, auf die Mediathek zuzugreifen, wird stattdessen die vollständige Version der App geöffnet, die dann nach Entsperrung des Telefons Zugriff auf Ihre Fotos gewährt.
F: Ist diese Funktion nur unter iOS 18 verfügbar?
A: Ja, diese spezifische Möglichkeit, das Sperrbildschirm-Kamera-Symbol durch eine Drittanbieter-App-Verknüpfung zu ersetzen, ist eine Neuerung von iOS 18.
Fazit
Die Möglichkeit, die Kamera-App auf dem iPhone-Sperrbildschirm unter iOS 18 anzupassen, ist eine willkommene Neuerung, insbesondere für Fotografen, die die erweiterten Funktionen von Drittanbieter-Apps wie Halide und Obscura nutzen möchten. Obwohl die Einrichtung ein paar Schritte erfordert und der Start minimal langsamer sein kann, bietet der schnelle Zugriff auf manuelle Steuerung, RAW-Aufnahme und andere spezialisierte Funktionen einen erheblichen Mehrwert. Zusammen mit der Beibehaltung des schnellen Zugriffs auf die Standard-Kamera per Wischen und der Option, Apps im Kontrollzentrum zu platzieren, bietet iOS 18 nun eine flexiblere und leistungsfähigere Plattform für die mobile Fotografie.
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