Nachdem du stundenlang an der perfekten Bearbeitung deiner Bilder in Adobe Lightroom gearbeitet hast, kommt der entscheidende Schritt: der Export. Dies ist der Moment, in dem du deine Kreationen aus der Lightroom-Umgebung herausbringst, um sie zu drucken, online zu teilen oder in anderen Programmen weiterzubearbeiten. Während JPEG für viele Zwecke, insbesondere online, das Standardformat ist, gibt es Situationen, in denen höchste Qualität und maximale Flexibilität gefragt sind. Genau hier kommt das TIFF-Format ins Spiel. Es gilt als professioneller Standard für Druck und Archivierung und bietet entscheidende Vorteile gegenüber komprimierten Formaten wie JPEG.

Viele Fotografen, die Wert auf jedes Detail legen und sicherstellen wollen, dass ihre Bilder auch nach weiteren Bearbeitungsschritten oder beim Druck in bestmöglicher Qualität vorliegen, entscheiden sich bewusst für den Export als TIFF. Doch wie genau funktioniert das in Lightroom? Und welche Einstellungen sind dabei wichtig, um das Beste aus deinen Bildern herauszuholen?
Der Weg zum Export-Dialog in Lightroom
Bevor du deine Bilder als TIFF speichern kannst, musst du den Export-Dialog in Lightroom öffnen. Lightroom verwendet den Begriff „Exportieren“ synonym mit „Speichern“ im Sinne des Herausschreibens einer Datei aus der Datenbank. Es gibt zwei Hauptwege, diesen Dialog aufzurufen:
Der schnellste Weg ist die Verwendung eines Tastaturkürzels. Wähle das oder die Bilder aus, die du exportieren möchtest, und drücke dann Strg+Umschalt+E
unter Windows oder Befehl+Umschalt+E
auf dem Mac. Dies öffnet sofort das Exportfenster mit allen notwendigen Optionen.

Alternativ kannst du im Modul „Bibliothek“ nach unten scrollen, bis du im linken Bedienfeld den Button „Exportieren...“ siehst. Ein Klick darauf öffnet ebenfalls den Export-Dialog.
Die Einstellungen im Export-Dialog verstehen
Der Export-Dialog in Lightroom ist sehr umfangreich und bietet zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten, um die Ausgabedatei genau an deine Bedürfnisse anzupassen. Gehen wir die wichtigsten Bereiche durch, mit besonderem Fokus auf die Einstellungen für das TIFF-Format.
Exportieren nach: Wohin soll die Reise gehen?
Ganz oben im Dialogfenster findest du das Aufklappmenü „Exportieren nach:“. Hier legst du fest, wohin die exportierte Datei gesendet werden soll. Die gängigste Option ist „Festplatte“, was bedeutet, dass die Datei einfach auf deinem Computer gespeichert wird. Es gibt aber auch Optionen wie E-Mail, CD/DVD brennen oder das direkte Hochladen zu bestimmten Diensten (je nach installierten Plugins).
Für den Export als TIFF ist in den allermeisten Fällen die Auswahl „Festplatte“ die richtige.
Speicherort: Dein Zielordner
Wenn du „Festplatte“ gewählt hast, musst du als Nächstes den Speicherort festlegen. Du kannst die Bilder in denselben Ordner wie die Originale legen, einen Unterordner erstellen, einen spezifischen Ordner auswählen oder Lightroom jedes Mal nachfragen lassen. Es ist ratsam, einen festen Speicherort oder einen Unterordner zu wählen, um deine exportierten Dateien organisiert zu halten.
Dateibenennung: Ordnung muss sein
Dieser Abschnitt erlaubt dir, die Dateinamen der exportierten Bilder zu definieren. Du kannst die Originalnamen beibehalten, benutzerdefinierte Namen vergeben, eine fortlaufende Nummerierung hinzufügen oder sogar Metadaten verwenden, um die Namen zu generieren. Eine sinnvolle Dateibenennung hilft dir später, deine exportierten TIFFs leicht wiederzufinden.
Dateieinstellungen: Das Herzstück für TIFF
Dies ist der entscheidende Abschnitt, in dem du das Ausgabeformat und dessen spezifische Eigenschaften festlegst. Hier wählst du „TIFF“ als Dateiformat aus dem Dropdown-Menü.
Sobald du TIFF ausgewählt hast, werden dir spezifische Optionen für dieses Format angezeigt:
- Komprimierung: TIFF unterstützt verschiedene Komprimierungsarten: Keine, LZW und ZIP. Das Wichtigste ist: Alle diese Komprimierungsoptionen sind verlustfrei. Das bedeutet, im Gegensatz zu JPEG geht bei der Komprimierung keine Bildinformation verloren. „Keine“ führt zur größten Datei, ist aber am schnellsten zu schreiben und bietet maximale Kompatibilität. LZW und ZIP reduzieren die Dateigröße, können aber den Exportvorgang verlangsamen. Für höchste Qualität und Kompatibilität wird oft „Keine“ gewählt, aber LZW oder ZIP sind ebenfalls exzellente, qualitätserhaltende Optionen, wenn die Dateigröße eine Rolle spielt.
- Farbtiefe: Hier kannst du zwischen 8 Bit/Komponente und 16 Bit/Komponente wählen. Dies ist ein sehr wichtiger Punkt für die Qualität. Ein 8-Bit-Bild kann pro Farbkanal (Rot, Grün, Blau) 256 Helligkeitsstufen speichern (256 x 256 x 256 = ca. 16,7 Millionen Farben insgesamt). Ein 16-Bit-Bild kann pro Farbkanal 65.536 Stufen speichern (65.536 x 65.536 x 65.536 = über 281 Billionen Farbkombinationen). Exportierst du als 16 Bit TIFF, speicherst du deutlich mehr Farbinformationen und Tonwertabstufungen. Das ist besonders wichtig, wenn du das Bild später noch stark bearbeiten möchtest (z. B. Helligkeit, Kontrast, Farben anpassen) oder wenn das Bild feine Farbverläufe enthält (z. B. ein blauer Himmel bei Sonnenuntergang). Bei der Bearbeitung eines 16-Bit-Bildes treten weniger schnell unschöne Banding-Effekte (Streifenbildung in Verläufen) oder Abrisse in den Tonwerten auf als bei einem 8-Bit-Bild. Für professionelle Bearbeitung und Druck ist 16 Bit die klare Empfehlung, auch wenn die Dateigröße dadurch deutlich zunimmt.
- Farbraum: Hier wählst du den Farbraum für die exportierte Datei. Gängige Optionen sind sRGB, Adobe RGB (1998) und ProPhoto RGB.
- sRGB ist der kleinste Farbraum und Standard für die Darstellung auf den meisten Monitoren und im Internet. Wenn dein TIFF nur für die Webnutzung gedacht ist oder an Dienstleister geht, die sRGB erwarten, wähle diesen.
- Adobe RGB (1998) ist ein größerer Farbraum, der mehr Grün- und Cyan-Töne umfasst als sRGB. Er wird oft im professionellen Druck verwendet.
- ProPhoto RGB ist der größte Farbraum und kann nahezu alle von Digitalkameras erfassten Farben darstellen. Er ist ideal für die Bearbeitung, da er den größten Spielraum bietet, sollte aber nur verwendet werden, wenn die nachfolgende Software und der Druckprozess diesen Farbraum vollständig unterstützen.
Für den Export als TIFF zur Weiterbearbeitung oder zum professionellen Druck wählt man oft Adobe RGB oder ProPhoto RGB (in Kombination mit 16 Bit), um den maximalen Farbumfang zu erhalten. Wenn das TIFF später für den Webgebrauch konvertiert wird, sollte man den finalen Export ins sRGB-Format vornehmen, aber das TIFF selbst kann in einem größeren Farbraum für die Archivierung oder weitere Bearbeitung gespeichert werden.
- Auflösung (PPI): Dieser Wert gibt die Pixeldichte an. Für den Druck sind 240 PPI oder 300 PPI gängige Werte. Für die Bildqualität selbst bei gegebener Pixelanzahl ist der Wert weniger entscheidend als für die spätere Interpretation durch Drucksoftware. Für Web oder Bildschirmdarstellung sind 72 PPI oft ausreichend, aber bei TIFF für die Weiterbearbeitung setzt man oft 300 PPI, um alle Möglichkeiten offen zu halten.
Bildgröße anpassen: Dimensionen festlegen
In diesem Abschnitt kannst du die Abmessungen des exportierten Bildes ändern. Du kannst die Größe anhand von Dimensionen, Kantenlänge oder Megapixeln festlegen. Wenn du die volle Auflösung deines Bildes als TIFF exportieren möchtest (was für Archivierung oder Druck oft der Fall ist), deaktiviere die Option „Größe anpassen“.
Ausgabe schärfen: Der letzte Schliff
Hier kannst du dem Bild eine finale Schärfung für die Ausgabe hinzufügen. Du kannst die Schärfung basierend auf der Ausgabe (Bildschirm, Mattes Papier, Glänzendes Papier) und der Stärke (Niedrig, Standard, Hoch) anwenden. Da TIFF oft für die Weiterbearbeitung exportiert wird, wird diese Schärfung manchmal in Lightroom nicht angewendet, sondern erst im finalen Schritt nach allen Bearbeitungen in einem anderen Programm.
Metadaten: Informationen bewahren oder entfernen
Hier legst du fest, welche Metadaten (wie Urheberrechtsinformationen, Kameraeinstellungen, Standortdaten) in die exportierte Datei aufgenommen werden sollen. Für professionelle TIFFs ist es oft sinnvoll, alle Metadaten oder zumindest die Kontakt- und Urheberrechtsinformationen beizubehalten.
Wasserzeichen: Dein Copyright schützen
Wenn du ein Wasserzeichen hinzufügen möchtest, kannst du das hier tun. Für hochwertige TIFFs zur Weiterbearbeitung oder zum Druck wird dies normalerweise nicht verwendet.
Nachbearbeitung: Was danach passiert
In diesem Abschnitt kannst du festlegen, was Lightroom nach dem Export tun soll, z. B. die Datei in einem Ordner anzeigen oder in einer anderen Anwendung öffnen (z. B. Photoshop zur weiteren Bearbeitung).
Export-Vorgaben nutzen und erstellen
Auf der linken Seite des Export-Dialogs findest du eine Liste von Export-Vorgaben (Presets). Lightroom bringt einige Standard-Vorgaben mit. Diese sind nützliche Startpunkte. Wenn du oft TIFFs mit denselben Einstellungen exportierst (z. B. 16 Bit, Adobe RGB, LZW-Komprimierung, 300 PPI), ist es sehr empfehlenswert, deine eigenen Vorgaben zu erstellen. Nachdem du alle Einstellungen im Export-Dialog vorgenommen hast, klicke auf den Button „Hinzufügen“ unten im Vorgaben-Bereich auf der linken Seite. Du kannst der Vorgabe einen Namen geben und sie in einem Ordner speichern. Beim nächsten Mal wählst du einfach diese Vorgabe aus, und alle Einstellungen werden automatisch geladen.
Der Export-Vorgang starten
Sobald du alle gewünschten Einstellungen vorgenommen hast, klicke unten rechts im Dialog auf den Button „Exportieren“. Lightroom beginnt nun mit dem Export. Du siehst einen Fortschrittsbalken im Aktivitätszentrum (oben links in Lightroom), der dir anzeigt, wie viele Bilder noch exportiert werden und wie lange der Vorgang voraussichtlich dauern wird. Der Export von TIFF-Dateien, insbesondere in 16 Bit Farbtiefe und ohne Komprimierung, kann aufgrund der größeren Dateigröße deutlich länger dauern als der Export von JPEGs.
TIFF vs. JPEG: Wann wähle ich was?
Um die Entscheidung für TIFF zu erleichtern, lohnt sich ein direkter Vergleich mit dem gängigsten Format, JPEG:
Merkmal | TIFF | JPEG |
---|---|---|
Kompression | Verlustfrei (LZW, ZIP, Keine) | Verlustbehaftet |
Dateigröße | Sehr groß | Klein |
Farbtiefe | 8 Bit, 16 Bit | 8 Bit |
Qualität nach Bearbeitung | Bleibt erhalten, ideal für weitere Edits | Nimmt mit jeder Speicherung ab, nicht ideal für wiederholte Bearbeitung |
Tonwertabstufungen | Sehr fein (besonders bei 16 Bit) | Grob (kann zu Banding führen) |
Verwendungszweck | Professioneller Druck, Archivierung, Weiterbearbeitung in Programmen wie Photoshop | Web, E-Mail, schnelle Freigabe, Anzeige auf Monitoren |
Kompatibilität | Sehr hoch in professioneller Software | Extrem hoch (universell einsetzbar) |
Wie die Tabelle zeigt, ist TIFF die bessere Wahl, wenn Qualität, Bearbeitungsspielraum und die Vermeidung von Qualitätsverlust durch Kompression im Vordergrund stehen. JPEG ist besser für die schnelle, platzsparende Verteilung.
Häufig gestellte Fragen (FAQs) zum TIFF-Export
Warum sind TIFF-Dateien so groß?
TIFF-Dateien sind deutlich größer als JPEGs, weil sie standardmäßig verlustfrei sind und mehr Bildinformationen speichern können. Insbesondere die 16-Bit-Farbtiefe speichert ein Vielfaches an Tonwertinformationen im Vergleich zu 8 Bit. Selbst mit verlustfreier Komprimierung wie LZW oder ZIP enthalten sie alle ursprünglichen Pixeldaten, während JPEG durch das aggressive Weglassen von Bildinformationen die Dateigröße drastisch reduziert.
Kann ich mehrere Bilder gleichzeitig als TIFF exportieren?
Ja, absolut. Wähle einfach alle Bilder im Modul „Bibliothek“ aus (klicke das erste an, halte die Umschalttaste gedrückt und klicke das letzte an oder verwende Strg/Befehl+A, um alle auszuwählen), bevor du den Export-Dialog öffnest. Alle ausgewählten Bilder werden dann mit denselben Einstellungen exportiert.
Soll ich 8 Bit oder 16 Bit TIFF wählen?
Für die meisten professionellen Anwendungsfälle wie Druck oder Weiterbearbeitung in Photoshop ist der Export als 16-Bit-TIFF empfehlenswert. Die höhere Farbtiefe bietet viel mehr Spielraum für Anpassungen, ohne dass die Qualität leidet oder Banding auftritt. Wenn die Dateigröße ein sehr kritisches Problem ist und du sicher bist, dass keine umfangreiche Nachbearbeitung mehr nötig ist, kann ein 8-Bit-TIFF ausreichend sein. Aber um auf Nummer sicher zu gehen und die maximale Qualität zu bewahren, ist 16 Bit der Standard.
Welche TIFF-Komprimierung ist die beste?
Alle Komprimierungsoptionen (Keine, LZW, ZIP) in Lightroom für TIFF sind verlustfrei. „Keine“ führt zur größten Datei, ist aber universell kompatibel und am schnellsten beim Exportieren. LZW und ZIP können die Dateigröße reduzieren, ohne Qualität zu verlieren, aber einige ältere oder spezielle Programme könnten Schwierigkeiten beim Öffnen komprimierter TIFFs haben. Für maximale Kompatibilität und Geschwindigkeit wähle „Keine“. Wenn die Dateigröße wichtig ist und Kompatibilität kein Problem darstellt, sind LZW oder ZIP gute Optionen.
Kann ich ein TIFF-Bild später wieder in Lightroom importieren?
Ja, exportierte TIFF-Dateien können jederzeit wieder in Lightroom importiert werden. Lightroom behandelt sie dann wie jede andere Rastergrafikdatei.
Fazit
Der Export als TIFF in Lightroom ist ein einfacher Prozess, der dir jedoch mächtige Kontrolle über die Qualität deiner Ausgabedateien gibt. Indem du das TIFF-Format wählst, insbesondere in Kombination mit 16 Bit Farbtiefe und einem geeigneten Farbraum, stellst du sicher, dass deine Bilder für anspruchsvolle Aufgaben wie professionellen Druck oder umfangreiche Weiterbearbeitung optimal vorbereitet sind. Nutze die verschiedenen Einstellungen im Export-Dialog, um die Ausgabe genau an deine Bedürfnisse anzupassen, und zögere nicht, eigene Export-Vorgaben zu erstellen, um deinen Workflow zu beschleunigen. Obwohl TIFF-Dateien größer sind, ist die bewahrte Qualität oft den zusätzlichen Speicherplatz wert, besonders wenn es um die Archivierung oder die Vorbereitung für höchste Ansprüche geht. Meistere den TIFF-Export in Lightroom, um das volle Potenzial deiner fotografischen Arbeit auszuschöpfen.
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