Das Fairphone 2 war mehr als nur ein Smartphone. Es war ein Statement. Ein Gerät, das mit dem klaren Ziel entwickelt wurde, die Elektronikindustrie nachhaltiger, fairer und langlebiger zu gestalten. Mit seinem modularen Aufbau und der ungewöhnlich langen Software-Unterstützung hat es viele Nutzer begeistert und Maßstäbe gesetzt. Doch jede Ära geht einmal zu Ende. Für das Fairphone 2 ist dieser Zeitpunkt nun gekommen.

Die Geburt eines nachhaltigen Pioniers
Das Fairphone 2, intern auch als FP2 bezeichnet, wurde im Jahr 2014 von der niederländischen Firma Fairphone B.V. angekündigt. Die Auslieferung der Geräte erfolgte dann zwischen 2015 und 2019. Die Vision hinter diesem Smartphone war revolutionär für die Branche: Es sollte nachhaltig, langlebig und umweltschonend sein, so weit wie möglich aus konfliktfreien Materialien hergestellt werden und sich möglichst einfach erweitern und aufrüsten lassen. Es war der Nachfolger des Fairphone First Edition (FP1 und FP1U), das diese ambitionierten Ziele bereits verfolgte, aber beim FP2 in völlig neuer Form umgesetzt wurden.

Mitte 2019 gab Fairphone B.V. bekannt, dass das Fairphone 2 ausverkauft sei. Ein wichtiger Punkt für die Besitzer war jedoch die Zusage, dass die Ersatzteilversorgung weiterhin gewährleistet bleibe. Dies unterstrich den Anspruch der Langlebigkeit, der über den reinen Verkauf hinausging.
Die Software-Unterstützung, insbesondere in Form von Sicherheitsaktualisierungen, war ein herausragendes Merkmal des Fairphone 2. Diese Updates wurden noch bis in den März 2023 hinein bereitgestellt. Damit erreichte das Fairphone 2 einen beeindruckenden Unterstützungszeitraum von sieben Jahren, eine Zeitspanne, die im Vergleich mit den meisten anderen Smartphone-Herstellern dieser Generation als außergewöhnlich lang gilt.
Das modulare Design: Reparieren statt Wegwerfen
Der wohl revolutionärste Aspekt des Fairphone 2 war sein modularer Aufbau. Dieser wurde entwickelt, um den Benutzern die Reparatur des Geräts so einfach wie möglich zu machen und dadurch die Menge an Elektroschrott drastisch zu reduzieren. Das Telefon wurde in sieben leicht austauschbare Module unterteilt. Das Display beispielsweise konnte ohne den Einsatz von zusätzlichem Werkzeug getauscht werden – eine Seltenheit in der Welt der verklebten und schwer zugänglichen Smartphones.
Die sieben Module, die das Fairphone 2 ausmachten, waren:
- Ein externes Gehäuse, oft in transparentem Design, das Einblick in die inneren Komponenten gewährte.
- Die Batterie, die wie bei vielen älteren Handys einfach entnommen und ersetzt werden konnte.
- Die Kerneinheit, das Herzstück des Telefons, das den Chipset, Speicher, Modem, Antennen sowie die Slots für SIM- und MicroSD-Karten und verschiedene Sensoren enthielt.
- Ein Bildschirm-Modul, das bei Defekten leicht ausgetauscht werden konnte.
- Ein Empfangs-Modul, das den Hörmuschel-Lautsprecher, die Front-Kamera und den Kopfhöreranschluss beherbergte.
- Ein Kamera-Modul für die Hauptkamera und den Blitz. Dieses Modul wurde im August 2017 in einer verbesserten Version angeboten, was eine einfache Aufrüstung der Kamera ermöglichte.
- Ein Lautsprecher-Modul, das den Hauptlautsprecher, den Vibrationsmotor, das Hauptmikrofon und den USB-Anschluss umfasste.
Diese Modularität war nicht nur praktisch für Reparaturen, sondern auch ein starkes Symbol für das Engagement von Fairphone für Langlebigkeit und Ressourcenschonung. Die einfache Austauschbarkeit von Komponenten wie dem Display oder der Kamera hob das Fairphone 2 deutlich von der Konkurrenz ab und ermöglichte es den Nutzern, die Lebensdauer ihres Geräts aktiv zu verlängern.
Als Anerkennung für seinen nachhaltigen Ansatz erhielt das Fairphone 2 im Oktober 2016 das deutsche Nachhaltigkeitssiegel Blauer Engel, ein weiterer Beweis für seine umweltfreundliche Konzeption.
Von der Ankündigung zur Auslieferung: Die frühen Tage
Die Entwicklung und Einführung des Fairphone 2 wurde von großem Interesse begleitet. Bei der Vorstellung erster Bilder im Juni 2015 wurden Vorbestellungen für den Sommer desselben Jahres zum Preis von 525 Euro angekündigt, mit geplanten Auslieferungen im Herbst 2015.
Die Möglichkeit zur Vorbestellung startete Mitte Juli 2015. Das Interesse war groß: Bis Ende September 2015 wurden bereits 17.418 Geräte vorbestellt. Damit wurde das von Fairphone selbst gesteckte Ziel von 15.000 Vorbestellungen für den Produktionsstart übertroffen, was zeigte, dass ein Markt für ein solches nachhaltiges Produkt existierte.
Allerdings kam es zu Verzögerungen. Ende Oktober wurde bekannt gegeben, dass die ersten Geräte nicht wie geplant im November, sondern erst im Dezember ausgeliefert werden würden. Als Grund wurden Produktionsverzögerungen genannt, die auf die kurzfristige Verbesserung einiger Komponenten zurückzuführen waren. Nach weiteren kleineren Verzögerungen begann die Auslieferung schließlich kurz vor Weihnachten 2015. Damit schaffte es das Fairphone 2 als erstes modular aufgebautes Smartphone tatsächlich in den Alltag der Nutzer und überholte in dieser Hinsicht sogar Googles ambitioniertes, aber letztlich eingestelltes Project Ara.
Von 2015 bis 2019 wurden insgesamt über 115.000 Einheiten des Fairphone 2 verkauft, eine beachtliche Zahl für ein Nischenprodukt mit einem so spezifischen Fokus auf Nachhaltigkeit und Reparierbarkeit.
Software-Entwicklung und alternative Betriebssysteme
Bei seiner Markteinführung lief das Fairphone 2 mit einem Betriebssystem, das auf Android 5.1 (Lollipop) basierte. Es enthielt die üblichen Google Mobile Services und Apps, aber auch einige spezielle Anpassungen von Fairphone an der Benutzeroberfläche, wie z.B. Edge Swipe, Recent Contacts und App Life Cycle, sowie vorinstallierte Apps wie Privacy Impact und Peace of Mind.
Neben dem Standard-Android bot Fairphone auch das Fairphone Open OS an. Dies war eine alternative Android-Version ohne die Google Mobile Services und GApps. Sie beinhaltete ein TWRP-Wiederherstellungssystem und ermöglichte die Aktivierung von Root-Rechten auf einfache Weise, ohne den Garantieanspruch zu verlieren. Dies sprach insbesondere Nutzer an, die mehr Kontrolle über ihr Gerät wünschten und Wert auf den Verzicht von Google-Diensten legten.

Im Laufe der Jahre wurde das Fairphone 2 kontinuierlich mit Software-Updates versorgt, was für ein Android-Gerät dieses Alters bemerkenswert ist:
- Im April 2017 wurde offiziell Android 6.0.1 Marshmallow freigegeben.
- Im November 2018 folgte das Update auf Version 7.1.2 Nougat.
- Am 16. Juni 2020 wurde eine Beta-Version für das Update auf Android 9 Pie angekündigt, was zeigte, wie engagiert Fairphone war, die Software auf dem neuesten Stand zu halten.
- Der Rollout des offiziellen Upgrades auf Android 9 für alle Nutzer begann schließlich im März 2021.
Über die offiziellen Android-Versionen hinaus zeigte Fairphone B.V. wiederholt Sympathien für alternative Betriebssysteme. Innerhalb der ersten zwei Jahre nach der Markteinführung wurden von engagierten Nutzern Portierungen von Systemen wie LineageOS, Sailfish OS und Ubuntu Touch bereitgestellt. Diese wurden zwar nicht offiziell von Fairphone unterstützt, aber die Offenheit des Geräts ermöglichte solche Community-Projekte. Es gab sogar funktionierende Beta-Versionen von Firefox OS bis 2016, bevor dessen Entwicklung eingestellt wurde.
Es ist jedoch wichtig zu erwähnen, dass das Fairphone 2 auf einem standardmäßigen System-on-a-Chip (SoC) von Qualcomm basiert. Dies bedeutet, dass für den Betrieb der Hardware proprietäre Binärblobs (geschlossene Treiber) benötigt werden. Aus diesem Grund war und ist es auf absehbare Zeit nicht möglich, ein vollständig freies Betriebssystem wie Replicant auf dem Fairphone 2 zu betreiben.
Das Ende der offiziellen Unterstützung: März 2023
Wie eingangs erwähnt, endete die Ära der offiziellen Software-Unterstützung für das Fairphone 2 im März 2023. Mit dem letzten Software-Update wurden keine weiteren Sicherheitsaktualisierungen mehr veröffentlicht. Dies ist ein kritischer Punkt für die weitere Nutzung des Geräts.
Fairphone hat klar kommuniziert, dass nach Ablauf der Frist für Sicherheitsupdates (etwa im Mai 2023) einige Apps möglicherweise nicht mehr einwandfrei funktionieren werden. Der Grund dafür ist, dass viele moderne Apps, insbesondere Banking-Apps oder Apps, die mit sensiblen Daten umgehen, auf aktuelle Sicherheitsstandards und APIs angewiesen sind, die ohne Updates nicht mehr gewährleistet sind.
Die offizielle Empfehlung von Fairphone lautet daher: Das Telefon sollte nicht mehr mit dem Internet verbunden werden. Dieser Rat mag drastisch klingen, ist aber eine direkte Konsequenz aus dem Ende der Sicherheitsupdates. Ein Gerät ohne aktuelle Sicherheits-Patches ist anfälliger für Malware, Viren und andere Cyberbedrohungen, die persönliche Daten gefährden könnten.
Trotz des Endes der Updates muss die Tatsache gewürdigt werden, dass Fairphone das FP2 ganze sieben Jahre lang mit Software versorgt hat. Dies ist eine Leistung, die in der Smartphone-Welt ihresgleichen sucht und das Versprechen von Langlebigkeit und Nachhaltigkeit eindrucksvoll untermauert hat.
Was bedeutet das Ende der Unterstützung für Nutzer?
Für Besitzer eines Fairphone 2 wirft das Ende der offiziellen Unterstützung wichtige Fragen auf. Die größte Sorge gilt der Sicherheit. Ohne regelmäßige Sicherheitsupdates können neu entdeckte Schwachstellen im Betriebssystem oder in vorinstallierten Diensten von Angreifern ausgenutzt werden.
Neben den Sicherheitsrisiken kann auch die Funktionalität im Alltag eingeschränkt werden. Wie von Fairphone angemerkt, könnten bestimmte Apps ihren Dienst einstellen oder nicht mehr korrekt funktionieren, da sie aktuelle Software-Versionen oder Sicherheitszertifikate voraussetzen, die das FP2 nicht mehr erhält. Dies betrifft besonders Apps, die regelmäßig aktualisiert werden und hohe Anforderungen an die Sicherheit stellen.
Die Empfehlung, das Telefon nicht mehr mit dem Internet zu verbinden, bedeutet im Grunde, dass das Fairphone 2 nicht mehr als primäres Smartphone für Online-Aktivitäten wie Surfen, E-Mail, soziale Medien oder Online-Banking genutzt werden sollte. Das Risiko ist schlichtweg zu hoch.
Was bleibt also? Das Fairphone 2 kann weiterhin offline genutzt werden. Es eignet sich noch hervorragend als Musikplayer, E-Reader, Offline-Navigationsgerät (mit heruntergeladenen Karten), Fotoalbum oder für Spiele, die keine Internetverbindung benötigen. Es kann auch weiterhin für Telefonate und SMS verwendet werden, solange das Mobilfunknetz dies zulässt, wobei hier ebenfalls Vorsicht geboten ist, da auch Sicherheitslücken über das Mobilfunknetz ausgenutzt werden könnten, auch wenn das Risiko geringer ist als bei permanenter Internetverbindung.
Für technisch versierte Nutzer besteht eventuell die Möglichkeit, auf inoffizielle Community-basierte Software-Projekte wie LineageOS zu wechseln, die unter Umständen noch Sicherheitsupdates für ältere Geräte bereitstellen. Allerdings sind solche Projekte oft mit Installationsaufwand verbunden und bieten keine Garantie für Stabilität oder vollständige Funktionalität. Dies ist eine Option für Nutzer, die bereit sind, Risiken einzugehen und sich selbst um die Wartung kümmern.
Das Erbe des Fairphone 2
Auch wenn die offizielle Unterstützung endet, lebt das Erbe des Fairphone 2 weiter. Es hat gezeigt, dass ein anderes Smartphone-Modell möglich ist – eines, das auf Langlebigkeit, Reparierbarkeit und faire Produktion setzt. Dieses Konzept wurde in den Nachfolgemodellen, dem Fairphone 3, Fairphone 4 und dem neuesten Fairphone 5, konsequent fortgeführt und verbessert.

Die Verfügbarkeit von Ersatzteilen stellt sicher, dass bestehende Fairphone 2 Geräte, auch wenn sie nicht mehr online genutzt werden sollten, repariert und weiterverwendet werden können, zum Beispiel für die oben genannten Offline-Zwecke. Dies steht im krassen Gegensatz zur Obsoleszenz-Kultur vieler anderer Hersteller, bei denen Ersatzteile oft schnell nicht mehr verfügbar sind.
Ein interessantes Beispiel für die Langlebigkeit der Hardware ist der NeoCircuit Prototyp, der 2025 von der Deutschen Telekom vorgestellt wurde. Dieser DSL-Router setzt sich unter anderem aus der Hauptplatine eines Fairphone 2 zusammen. Durch die Verwendung von 70 Prozent wiederverwendeten Komponenten soll die CO2-Bilanz dieses Routers deutlich geringer ausfallen als bei vergleichbaren Neugeräten. Dies zeigt, dass selbst nach dem Ende der Nutzung als Smartphone die hochwertigen Komponenten des Fairphone 2 ein zweites Leben finden können.
Häufig gestellte Fragen zum Fairphone 2
Wird das Fairphone 2 noch offiziell unterstützt?
Nein, die offizielle Software-Unterstützung, einschließlich Sicherheitsupdates, endete im März 2023.
Wann wurde das Fairphone 2 veröffentlicht?
Es wurde 2014 angekündigt und zwischen 2015 und 2019 ausgeliefert, wobei die ersten Geräte Ende 2015 bei den Kunden ankamen.
Wie lange erhielt das Fairphone 2 Software-Updates?
Das Fairphone 2 erhielt insgesamt sieben Jahre lang Software- und Sicherheitsupdates, bis März 2023.
Ist es noch sicher, das Fairphone 2 online zu nutzen?
Fairphone rät aufgrund des Endes der Sicherheitsupdates davon ab, das Telefon mit dem Internet zu verbinden.
Kann ich noch Ersatzteile für das Fairphone 2 kaufen?
Ja, Fairphone hat zugesichert, dass die Versorgung mit Ersatzteilen für das Fairphone 2 weiterhin gesichert ist.
Konnten Module des Fairphone 2 aufgerüstet werden?
Ja, das modulare Design ermöglichte den Austausch einzelner Komponenten, wie z.B. des Kamera-Moduls durch eine verbesserte Version.
Was ist der Unterschied zwischen Fairphone OS und Fairphone Open OS?
Fairphone OS ist die Standardversion mit Google Mobile Services. Fairphone Open OS ist eine alternative Version ohne Google-Dienste, die mehr Kontrolle und einfache Root-Rechte bietet.
Was ist der Nachfolger des Fairphone 2?
Der direkte Nachfolger war das Fairphone 3, gefolgt vom Fairphone 4 und Fairphone 5.
Fazit
Das Fairphone 2 war ein Meilenstein in der Entwicklung nachhaltiger Elektronik. Sein modulares Design und die beispiellose siebenjährige Software-Unterstützung setzten neue Standards und zeigten, dass Langlebigkeit und Reparierbarkeit in der Smartphone-Welt möglich sind. Auch wenn die offizielle Support-Ära nun beendet ist und die Online-Nutzung aus Sicherheitsgründen nicht mehr empfohlen wird, bleibt das Fairphone 2 ein Symbol für faire Produktion und Umweltschutz. Seine Hardware kann weiterhin offline nützliche Dienste leisten oder sogar in anderen Projekten wie dem Telekom NeoCircuit ein zweites Leben finden. Das Fairphone 2 mag das Ende seiner aktiven Online-Nutzungszeit erreicht haben, aber sein Einfluss auf die Branche und sein Erbe als Pionier der Nachhaltigkeit bleiben bestehen.
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