Der Lichtkreis in der Fotografie erklärt

Rating: 3.96 (4366 votes)

Jedes Objektiv sammelt Licht und projiziert es auf den Sensor oder Film Ihrer Kamera. Dieses Licht formt ein Bild, aber nicht unendlich groß. Es gibt einen klar definierten Bereich, in dem das Bild *schärfe* und Helligkeit aufweist. Dieser Bereich wird als Lichtkreis oder auch Bildkreis bezeichnet, und er ist fundamental für das Verständnis, wie Ihre Kamera ein Bild aufzeichnet.

Was ist der Lichtkreis in der Fotografie?
Der Bildkreis ist der Querschnitt des Lichtkegels, der von einer Linse oder einer Reihe von Linsen auf die Bildebene übertragen wird . Trifft dieses Licht auf ein senkrechtes Ziel wie einen fotografischen Film oder den Sensor einer Digitalkamera, bildet es einen Lichtkreis – den Bildkreis.

Ohne einen ausreichend großen Lichtkreis kann das Objektiv die gesamte Fläche des Sensors nicht beleuchten, was zu unerwünschten Effekten führt. Der Lichtkreis ist somit die unsichtbare Bühne, auf der Ihr Bild entsteht.

Was ist der Lichtkreis und wie entsteht er?

Was genau ist dieser Lichtkreis? Stellen Sie sich das Licht, das durch Ihr Objektiv tritt, als einen Kegel vor. Die breite Basis dieses Kegels liegt am vorderen Element des Objektivs, und die Spitze liegt im Idealfall genau auf der Bildebene – dort, wo sich der Sensor oder Film befindet. Der Querschnitt dieses Lichtkegels auf der Bildebene ist der Lichtkreis. Er ist buchstäblich der Kreis aus Licht, den das Objektiv auf die Aufnahmefläche projiziert.

Die Größe dieses Kreises wird durch das optische Design des Objektivs bestimmt, insbesondere durch die Brennweite und die Konstruktion der Linsenelemente. Ein Objektiv ist so konzipiert, dass es einen Lichtkreis erzeugt, der mindestens groß genug ist, um das Format des Sensors oder Films abzudecken, für den es entwickelt wurde.

Lichtkreis vs. Sensorgröße: Das passende Format

Der Sensor (oder Film) Ihrer Kamera ist rechteckig, nicht rund. Er muss vollständig innerhalb dieses Lichtkreises liegen, damit das gesamte Bildformat belichtet wird. Verschiedene Kamerasensoren haben unterschiedliche Größen (z.B. Vollformat, APS-C, Micro Four Thirds) und Seitenverhältnisse (wie 3:2, 4:3, 16:9). Unabhängig vom Seitenverhältnis muss die längste Diagonale des Sensors in den Lichtkreis passen.

Ein Objektiv für eine Vollformatkamera (entspricht dem Kleinbildfilm 36x24mm) erzeugt einen Lichtkreis, der groß genug ist, um einen Vollformatsensor abzudecken. Ein Objektiv für APS-C erzeugt einen kleineren Lichtkreis, der nur den kleineren APS-C-Sensor abdeckt. Die Welt der Digitalkameras bietet eine Vielzahl von Sensorgrößen. Von den kleinen Sensoren in Kompaktkameras und Smartphones über Micro Four Thirds, APS-C (in verschiedenen Varianten von Canon, Nikon, Sony etc.) bis hin zu Vollformat und sogar Mittelformat. Jede dieser Sensorgrößen benötigt einen Lichtkreis einer bestimmten Mindestgröße.

Ein Objektiv, das für einen kleineren Sensor entwickelt wurde, projiziert einen kleineren Lichtkreis. Wird dieses Objektiv an einer Kamera mit größerem Sensor verwendet, kann es den gesamten Sensor nicht abdecken. Das ist der Grund, warum APS-C-Objektive an Vollformatkameras oft nur einen kleinen Bereich in der Mitte des Bildes belichten, während der Rest schwarz bleibt.

Bildqualität innerhalb des Lichtkreises

Die Qualität des Bildes ist nicht über den gesamten Lichtkreis gleich. Typischerweise ist die Bildqualität, insbesondere die Schärfe und Helligkeit, im Zentrum des Kreises am besten. Zum Rand hin kann die Qualität abnehmen. Dies kann sich in Form von Unschärfe, Farbfehlern (chromatische Aberration) oder Helligkeitsabfall (Vignettierung) äußern.

Neben der reinen Helligkeit (Vignettierung) verschlechtert sich oft auch die optische Qualität zum Rand des Lichtkreises hin. Hier können Aberrationen wie Astigmatismus, Koma und Feldkrümmung stärker ausgeprägt sein, was zu Unschärfe und Verzerrungen führt. Ein gut konstruiertes Objektiv minimiert diese Effekte über den gesamten Bereich des Lichtkreises, der für das vorgesehene Sensorformat benötigt wird. Die Hersteller von Qualitätsoptiken legen großen Wert darauf, dass der Teil des Lichtkreises, der auf den Sensor fällt, eine möglichst gleichbleibend hohe Qualität aufweist.

Lichtkreis und Kamera-Bewegungen: Mehr Spielraum

Die Größe des Lichtkreises wird besonders wichtig, wenn Kamerasysteme verwendet werden, die Bewegungen erlauben, wie Fachkameras (View Cameras) oder Objektive mit Neige- und Schwenkfunktion (Tilt-Shift-Objektive). Diese Systeme erlauben es dem Fotografen, das Objektiv relativ zur Bildebene zu verschieben oder zu neigen. Wenn Sie das Objektiv verschieben, bewegen Sie den Bereich des Lichtkreises, der den Sensor abdeckt.

Warum möchte man das Objektiv überhaupt verschieben oder neigen? Bei der Architekturfotografie zum Beispiel erlauben Verschiebungen (Shifts) die Korrektur von stürzenden Linien, ohne die Kamera neigen zu müssen. Bei der Landschafts- oder Produktfotografie ermöglicht das Neigen (Tilt) die Steuerung der Schärfeebene nach der Scheimpflugschen Regel, um Vorder- und Hintergrund gleichzeitig scharf zu stellen. All diese kreativen und technischen Möglichkeiten basieren darauf, dass das Objektiv einen Lichtkreis liefert, der groß genug ist, um das Bild auch dann noch vollständig abzudecken, wenn das Zentrum des Lichtkreises nicht mehr mit dem Zentrum des Sensors übereinstimmt.

Um Vignettierung zu vermeiden – also dunkle Ecken, weil der Sensor teilweise außerhalb des Lichtkreises gerät – muss das Objektiv einen deutlich größeren Lichtkreis erzeugen, als es das reine Sensorformat erfordern würde. Dieser 'Extra'-Bereich des Lichtkreises ermöglicht die Verschiebung des Bildes, ohne dass der Sensor den Rand des Kreises erreicht.

Was macht ein Diffusor Licht?
Optische Diffusoren verteilen das Licht gleichmäßig über eine Oberfläche und minimieren oder entfernen direkte Reflexionen mit hoher Lichtstärke. Optische Diffusoren eignen sich auch ideal als Schirm in Bildverarbeitungsanwendungen.

Konsequenzen eines zu kleinen Lichtkreises: Vignettierung

Was passiert, wenn ein Teil des Sensors außerhalb des Lichtkreises liegt? Dieser Bereich erhält kein oder nur sehr wenig Licht. Das Ergebnis sind dunkle Ecken oder Ränder im Bild – die sogenannte Vignettierung. Bei normalen Objektiven auf Kameras ohne Bewegungen wird der Lichtkreis so dimensioniert, dass er das Sensorformat sicher abdeckt und Vignettierung vermieden wird (obwohl eine leichte Vignettierung am äußersten Rand des Sensors bei manchen Objektiven normal sein kann).

Bei Tilt-Shift-Objektiven ist der größere Lichtkreis explizit dafür da, Vignettierung bei maximalen Verschiebungen zu verhindern. Oft haben diese Objektive mechanische Begrenzungen, um sicherzustellen, dass Sie den Sensor nicht versehentlich komplett aus dem Lichtkreis schieben. Eine leichte Vignettierung kann manchmal auch ein gewünschter kreativer Effekt sein, um den Blick des Betrachters zum Bildzentrum zu lenken, aber eine durch einen zu kleinen Lichtkreis verursachte starke Vignettierung ist in der Regel unerwünscht und ein Zeichen dafür, dass das Objektiv nicht ideal zum Sensorformat passt.

Die Wahl des richtigen Objektivs

Die Größe des Lichtkreises ist ein entscheidendes Kriterium für die Kompatibilität von Objektiven und Kameras. Ein Objektiv, das für ein bestimmtes Sensorformat entwickelt wurde, erzeugt einen Lichtkreis, der für dieses Format optimiert ist. Wenn Sie ein Objektiv für ein größeres Format an einer Kamera mit kleinerem Sensor verwenden, nutzen Sie nur den zentralen, oft qualitativ besten Teil des größeren Lichtkreises. Dies ist in der Regel unproblematisch und kann sogar zu einer besseren Bildqualität am Rand des kleineren Sensors führen.

Verwenden Sie jedoch ein Objektiv, das für ein kleineres Sensorformat entwickelt wurde, an einer Kamera mit größerem Sensor, wird der Lichtkreis nicht ausreichen, um den gesamten größeren Sensor abzudecken. Dies führt zu der bereits erwähnten starken Vignettierung. Achten Sie daher beim Kauf von Objektiven immer darauf, für welches Sensorformat sie konzipiert sind und ob sie zu Ihrer Kamera passen.

Vergleich: Lichtkreisbedarf

Kamera/Objektiv-TypSensorgrößeSeitenverhältnisBenötigter LichtkreisBemerkung
Standardobjektiv auf APS-C KameraAPS-Cz.B. 3:2Gerade groß genug für APS-CSensor nutzt den zentralen Teil des Lichtkreises
Standardobjektiv auf Vollformat KameraVollformatz.B. 3:2Gerade groß genug für VollformatSensor nutzt den Großteil des Lichtkreises
Vollformat Objektiv auf APS-C KameraAPS-Cz.B. 3:2Vollformat-GrößeKleiner Sensor nutzt den zentralen, besten Teil
APS-C Objektiv auf Vollformat KameraVollformatz.B. 3:2APS-C-GrößeLichtkreis zu klein, starke Vignettierung am Vollformatsensor
Tilt-Shift ObjektivAbhängig vom Format (oft Vollformat)z.B. 3:2Deutlich größer als das SensorformatErmöglicht Verschiebungen ohne Vignettierung
Fachkamera ObjektivGroßformat (z.B. 4x5 Zoll)VariabelSehr groß, passend zum Großformat & BewegungenErmöglicht umfangreiche Bewegungen

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

Was passiert, wenn der Lichtkreis zu klein für meinen Sensor ist?

Das Ergebnis ist starke Vignettierung, d.h., die Ränder und Ecken Ihres Bildes bleiben unbeleuchtet oder sehr dunkel. Das Bild kann sogar fast kreisförmig erscheinen, wobei nur der zentrale Bereich des Sensors belichtet wird.

Hat jedes Objektiv einen Lichtkreis?

Ja, jedes Objektiv, das ein Bild projiziert, erzeugt einen Lichtkreis auf der Bildebene. Seine Größe und die Qualität innerhalb des Kreises sind jedoch spezifisch für das Design des Objektivs und das Format, für das es entwickelt wurde.

Kann ich den Lichtkreis sehen?

Nicht direkt bei einer modernen Digitalkamera. Bei einer Fachkamera mit Mattscheibe können Sie den Lichtkreis sehen, da er auf die Mattscheibe projiziert wird, bevor der Film eingelegt wird. Dies hilft dem Fotografen, die Komposition und den Effekt von Bewegungen zu beurteilen.

Beeinflusst die Blende die Größe des Lichtkreises?

Nein, die physikalische Größe des Lichtkreises, den ein Objektiv projizieren kann, ist eine Eigenschaft des optischen Designs und ändert sich nicht mit der Blende. Allerdings kann die Vignettierung, die durch den Abfall der Helligkeit am Rand des Kreises entsteht, bei offenerer Blende sichtbarer sein.

Ist der Lichtkreis dasselbe wie der Bildwinkel?

Nein, der Bildwinkel bezieht sich darauf, wie viel von der Szene vor der Kamera das Objektiv erfassen kann und auf den Sensor projiziert wird. Der Lichtkreis ist der physikalische Bereich auf der Bildebene, auf den das Licht projiziert wird. Sie hängen zusammen, da ein größerer Lichtkreis in der Regel einen größeren Bildwinkel ermöglicht, aber es sind unterschiedliche Konzepte.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Lichtkreis ein unsichtbarer, aber entscheidender Faktor in der Fotografie ist. Er bestimmt, welcher Bereich des Sensors belichtet wird und beeinflusst maßgeblich die Bildqualität, insbesondere an den Rändern. Das Verständnis des Lichtkreises hilft Ihnen bei der Auswahl des richtigen Objektivs für Ihre Kamera und ist unerlässlich, wenn Sie mit erweiterten Techniken wie Kamera-Bewegungen arbeiten möchten. Achten Sie immer darauf, dass der Lichtkreis Ihres Objektivs groß genug für Ihr Sensorformat und Ihre fotografischen Absichten ist, um optimale Ergebnisse zu erzielen.

Hat dich der Artikel Der Lichtkreis in der Fotografie erklärt interessiert? Schau auch in die Kategorie Fotografie rein – dort findest du mehr ähnliche Inhalte!

Avatar photo

Andenmatten Soltermann

Hallo! Ich bin Andenmatten Soltermann, ein Schweizer Fotograf, der leidenschaftlich die Essenz der Welt durch seine Linse einfängt. Geboren und aufgewachsen in den majestätischen Schweizer Alpen, haben die deutsche Sprache und atemberaubende Landschaften meine kreative Vision geprägt. Meine Liebe zur Fotografie begann mit einer alten analogen Kamera, und seitdem widme ich mein Leben der Kunst, visuelle Geschichten zu erzählen, die berühren und verbinden.In meinem Blog teile ich praktische Tipps, Techniken und Erfahrungen, um dir zu helfen, deine fotografischen Fähigkeiten zu verbessern – egal, ob du ein neugieriger Anfänger oder ein erfahrener Profi bist. Von der Beherrschung des natürlichen Lichts bis hin zu Ratschlägen für wirkungsvolle Bildkompositionen ist es mein Ziel, dich zu inspirieren, die Welt mit neuen Augen zu sehen. Mein Ansatz verbindet Technik mit Leidenschaft, immer auf der Suche nach dem Funken, der ein Foto unvergesslich macht.Wenn ich nicht hinter der Kamera stehe, findest du mich auf Bergpfaden, auf Reisen nach neuen Perspektiven oder beim Genießen der Schweizer Traditionen, die mir so am Herzen liegen. Begleite mich auf dieser visuellen Reise und entdecke, wie Fotografie die Art und Weise, wie du die Welt siehst, verändern kann.

Go up