In der digitalen Fotografie ist Rauschen ein Phänomen, das uns alle früher oder später begegnet. Es äußert sich als unerwünschte Störung, die die Bildqualität beeinträchtigt und Details verbergen kann. Besonders bei höheren ISO-Werten oder in dunklen Umgebungen wird Rauschen oft sichtbar. Das Verständnis der verschiedenen Rauscharten und ihrer Ursachen ist entscheidend, um Rauschen effektiv zu minimieren und die bestmöglichen Ergebnisse aus unseren Kameras zu erzielen. Eine dieser Rauscharten, die eng mit der Natur des Lichts verbunden ist, ist das sogenannte Schrotrauschen, auch bekannt als Photonenrauschen.

Die stetige Weiterentwicklung der Kameratechnologie hat die Leistung bei hohen ISO-Werten signifikant verbessert. Moderne Sensoren und Bildprozessoren sind in der Lage, Signale stärker zu verstärken und gleichzeitig weniger elektronisches Rauschen zu erzeugen als frühere Modelle. Dennoch gibt es physikalische Grenzen. Um diese Grenzen und die Ursachen von Rauschen besser zu verstehen, betrachten wir zunächst das grundlegende Konzept von Signal und Rauschen.
Signal, Rauschen und das Signal-Rausch-Verhältnis
In der Fotografie ist das Signal das, was wir aufnehmen möchten: das Licht. Genauer gesagt, ist Licht der Teil des elektromagnetischen Spektrums, der für das menschliche Auge sichtbar ist. Wenn Licht auf den Bildsensor trifft, erzeugt es ein elektrisches Signal. Je intensiver das Licht ist, das heißt, je mehr Photonen auf den Sensor treffen, desto stärker ist das Signal und desto mehr Bildinformationen werden erfasst.
Rauschen hingegen ist jede unerwünschte Störung, die das Signal beeinträchtigt oder überlagert. Es kann sich auf verschiedene Weise manifestieren und führt zu einer Verschlechterung der Bildqualität. Es gibt verschiedene Ursachen für Rauschen in digitalen Bildern. Das Verhältnis zwischen der Stärke des Signals und der Stärke des Rauschens wird als Signal-Rausch-Verhältnis (SNR) bezeichnet. Ein höheres SNR bedeutet, dass das Signal im Vergleich zum Rauschen stärker ist, was zu einem Bild mit weniger sichtbarem Rauschen führt. Der effektivste Weg, das SNR zu erhöhen, ist, mehr Licht einzufangen, also die Belichtung zu erhöhen.
Die Hauptursachen von Rauschen
Digitales Bildrauschen hat im Wesentlichen drei Hauptursachen, die jeweils unterschiedliche Eigenschaften haben:
Schrotrauschen (Photonenrauschen)
Das Schrotrauschen ist eine Form des zufälligen Rauschens, die durch die inhärent ungleichmäßige Emission und Verteilung von Photonen verursacht wird. Licht besteht aus diskreten Energiepaketen, den Photonen. Selbst bei konstanter Lichtquelle treffen Photonen nicht perfekt gleichmäßig auf den Sensor. Diese zufälligen Schwankungen in der Anzahl der Photonen, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums auf einen bestimmten Pixel treffen, führen zu Schwankungen im erzeugten Signal. Dieses Rauschen ist eine grundlegende Eigenschaft des Lichts selbst und kann daher nicht durch Verbesserungen im Kameradesign oder der Elektronik eliminiert werden. Es ist immer vorhanden, wird aber bei schwachem Licht oder sehr kurzen Belichtungszeiten, wenn die Anzahl der erfassten Photonen gering ist, deutlicher sichtbar.
Dunkelrauschen
Dunkelrauschen entsteht auch ohne Lichteinfall. Es wird durch den sogenannten Dunkelstrom verursacht – die spontane Entstehung von freien Elektronen im Halbleitermaterial des Sensors aufgrund von thermischer Energie (Wärme). Die Menge des Dunkelrauschens variiert von Pixel zu Pixel und ist stark temperaturabhängig. Je wärmer der Sensor, desto höher das Dunkelrauschen. In wissenschaftlichen Anwendungen wie der Astrofotografie wird dies durch Kühlung der Sensoren minimiert. In der normalen Fotografie versuchen Hersteller, die Wärmeentwicklung durch energieeffiziente Sensordesigns und passive Kühlung zu reduzieren.
Ausleserauschen
Ausleserauschen entsteht, wenn das elektrische Signal von den Pixeln ausgelesen und verstärkt wird, bevor es digitalisiert wird. Jede elektronische Komponente im Signalpfad kann dabei geringfügige Störungen hinzufügen. Dieses Rauschen ist ein Produkt der Elektronik des Sensors und des Ausleseschaltkreises. Es kann durch präzises Engineering und hochwertige Fertigung der elektronischen Komponenten minimiert werden.
Erscheinungsformen von Rauschen
Abgesehen von den Ursachen können wir Rauschen auch nach seinem visuellen Erscheinungsbild klassifizieren:
Zufälliges Rauschen
Dies ist die häufigste Form und äußert sich als zufällige Variationen in Helligkeit und Farbe von Pixeln, die eigentlich denselben Tonwert haben sollten. Es lässt das Bild „körnig“ oder fleckig erscheinen. Die Muster des zufälligen Rauschens sind von Bild zu Bild unterschiedlich, selbst bei identischen Aufnahmeeinstellungen. Zufälliges Rauschen wird hauptsächlich durch Schrotrauschen und Ausleserauschen verursacht und ist besonders bei hohen ISO-Werten und kurzen Belichtungszeiten dominant.
Festmusterrauschen
Im Gegensatz zum zufälligen Rauschen tritt Festmusterrauschen immer an denselben Stellen im Bild auf, insbesondere unter ähnlichen Aufnahmebedingungen (z.B. lange Belichtungszeit, hohe Temperatur). Ein bekanntes Beispiel für Festmusterrauschen sind „Hot Pixel“ – einzelne Pixel, die deutlich heller erscheinen als ihre Umgebung. Diese Art von Rauschen wird oft durch Variationen im Dunkelstrom oder durch Defekte im Sensor verursacht.
Banding
Banding äußert sich als schwache horizontale oder vertikale Streifen im Bild. Es handelt sich um eine Art halbfestes Musterrauschen, das stark vom spezifischen Sensordesign und dem Datenübertragungsprozess abhängt. Banding ist meist in den Schatten von Bildern mit hoher ISO oder in stark aufgehellten, ursprünglich unterbelichteten Bildern sichtbar.
Luminanzrauschen und Chrominanzrauschen
Zufälliges Rauschen kann weiter in zwei Komponenten unterteilt werden:
- Luminanzrauschen: Dies sind Schwankungen in der Helligkeit der Pixel. Es lässt das Bild grobkörnig erscheinen und wird oft mit dem Korn analoger Filme verglichen. Eine starke Reduzierung des Luminanzrauschens kann dazu führen, dass feine Details und Texturen (wie Haare, Stoffe, Haut) verloren gehen und das Bild „glattgebügelt“ aussieht.
- Chrominanzrauschen (Farbrauschen): Dies sind Schwankungen in der Farbe der Pixel. Es äußert sich als bunte Flecken, insbesondere in dunklen Bereichen. Chrominanzrauschen ist eine Besonderheit der Digitalfotografie und wird von den meisten Fotografen als unerwünschter empfunden als Luminanzrauschen. Es entsteht oft durch Unterschiede in der Lichtdurchlässigkeit der Farbfilter auf dem Sensor. Chrominanzrauschen lässt sich in der Nachbearbeitung meist einfacher und ohne signifikanten Detailverlust reduzieren als Luminanzrauschen, kann aber die feine Farbauflösung beeinträchtigen.
Faktoren, die das Rauschen beeinflussen
Mehrere Aspekte der Aufnahmebedingungen und der Kamera beeinflussen das Ausmaß des sichtbaren Rauschens:
ISO-Empfindlichkeit
Eine höhere ISO-Einstellung bedeutet eine stärkere Verstärkung des vom Sensor erzeugten Signals. Da dabei auch das Rauschen verstärkt wird, wird es bei höheren ISO-Werten deutlich sichtbarer. Dies liegt daran, dass das Signal-Rausch-Verhältnis sinkt.
Belichtungszeit
Längere Belichtungszeiten geben dem Dunkelstrom mehr Zeit, sich aufzubauen, was zu erhöhtem Dunkelrauschen führt. Dies ist besonders bei Langzeitbelichtungen in der Nachtfotografie oder Astrofotografie relevant.
Sensorgröße und Pixelgröße
Die physikalische Größe des Sensors und damit die Größe der einzelnen Pixel spielen eine wichtige Rolle. Größere Pixel können mehr Photonen sammeln als kleinere Pixel bei gleicher Belichtungszeit. Mehr Photonen bedeuten ein stärkeres Signal und somit ein besseres Signal-Rausch-Verhältnis auf Pixelebene. Kameras mit größeren Sensoren (wie Vollformat im Vergleich zu APS-C oder Micro Four Thirds) haben oft größere Pixel (bei gleicher Auflösung) und zeigen daher tendenziell weniger Rauschen bei höheren ISO-Werten.
Auflösung | Sensorgröße | Pixelgröße (ca.) |
---|---|---|
100 MP | Medium Format | 4,6 Mikrometer |
50 MP | Medium Format | 5,3 Mikrometer |
50 MP | KB (Vollformat) | 4,1 Mikrometer |
36 MP | KB (Vollformat) | 4,9 Mikrometer |
24 MP | APS-C | 3,9 Mikrometer |
20 MP | KB (Vollformat) | 6,56 Mikrometer |
20 MP | APS-C | 4,3 Mikrometer |
20 MP | MFT (Micro Four Thirds) | 3,3 Mikrometer |
16 MP | APS-C | 4,7 Mikrometer |
16 MP | MFT (Micro Four Thirds) | 3,75 Mikrometer |
Wie die Tabelle zeigt, haben Vollformatsensoren bei vergleichbarer Auflösung oft deutlich größere Pixel als kleinere Sensorformate wie MFT.

Temperatur
Eine höhere Sensortemperatur führt zu mehr Dunkelrauschen. Dies kann bei längeren Belichtungen oder in warmen Umgebungen bemerkbar werden.
Belichtungsebene
Rauschen ist oft in den dunkleren Bereichen (Schatten) eines Bildes stärker sichtbar als in den helleren Bereichen (Lichtern). Dies liegt daran, dass die Schatten weniger Licht erhalten und somit ein schwächeres Signal aufweisen. Das Signal-Rausch-Verhältnis ist in den Schatten am niedrigsten. Wenn unterbelichtete Bilder in der Nachbearbeitung aufgehellt werden, wird das in den Schatten vorhandene Rauschen stark verstärkt und sichtbar gemacht.
Methoden zur Rauschreduzierung
Es gibt verschiedene Techniken, um Bildrauschen zu reduzieren, sowohl während der Aufnahme als auch in der Nachbearbeitung:
Kamera-interne Rauschreduzierung
Die meisten Digitalkameras verfügen über integrierte Rauschreduzierungsalgorithmen. Diese können oft in den Kameraeinstellungen angepasst oder deaktiviert werden. Sie wenden die Rauschreduzierung direkt auf das Bild an, bevor es gespeichert wird, und sind meist auf JPEG- und TIFF-Dateien beschränkt. RAW-Dateien enthalten in der Regel nur eine Vorschau, aber die Rauschreduzierung wird nicht auf die Rohdaten angewendet.
Software-Rauschreduzierung
In der Nachbearbeitung, insbesondere mit RAW-Konvertern wie Adobe Lightroom, Capture One oder DxO PhotoLab, haben Sie oft feinere Kontrolle über die Rauschreduzierung. Sie können Luminanz- und Chrominanzrauschen oft separat steuern. Während die Reduzierung von Chrominanzrauschen meist unproblematisch ist, erfordert die Reduzierung von Luminanzrauschen oft einen Kompromiss zwischen Rauschfreiheit und Detailerhalt.
Dunkelbild-Subtraktion (Rauschreduzierung bei Langzeitbelichtung)
Diese Methode wird hauptsächlich bei Langzeitbelichtungen eingesetzt, um Dunkel- und Festmusterrauschen zu entfernen. Nach einer langen Belichtung nimmt die Kamera automatisch ein zweites Bild mit geschlossenem Verschluss auf, das sogenannte Dunkelbild. Dieses Dunkelbild enthält das Rauschmuster (Dunkelrauschen und Hot Pixel), das dann vom eigentlichen Foto subtrahiert wird. Diese Funktion kann in vielen Kameras aktiviert werden.
Mehrfachbelichtung und Stacking
Durch die Aufnahme mehrerer identischer Bilder und deren anschließendes Verrechnen (Stacking) in spezieller Software kann das zufällige Rauschen signifikant reduziert werden. Da das zufällige Rauschen in jedem Bild an anderen Stellen auftritt, mittelt es sich heraus, während das Signal (das in jedem Bild gleich ist) verstärkt wird. Diese Technik wird häufig in der Astrofotografie eingesetzt.
Schärfung und Rauschen
Es ist wichtig zu wissen, dass das Schärfen eines Bildes auch das vorhandene Rauschen verstärkt und sichtbarer macht. Oft ist es ratsam, die Rauschreduzierung vor der Schärfung anzuwenden oder vorsichtig mit der Schärfe in rauschigen Bereichen umzugehen.
KI-gestützte Rauschreduzierung
Moderne Software nutzt künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen, um Rauschen zu reduzieren. Tools wie Adobe Denoise, Topaz DeNoise AI oder DxO PhotoLab's DeepPRIME können Rauschen oft sehr effektiv entfernen, während sie gleichzeitig feine Details bemerkenswert gut erhalten. Diese Algorithmen sind in der Lage, zwischen tatsächlichen Bilddetails und Rauschmustern zu unterscheiden und gezielter vorzugehen als traditionelle Methoden.
Wann ist Rauschen akzeptabel?
Ob und wie viel Rauschen in einem Bild akzeptabel ist, ist letztlich eine subjektive Entscheidung. Manche Fotografen sehen leichtes Luminanzrauschen als ästhetisches Element, ähnlich dem Filmkorn, das dem Bild Charakter verleiht. Andere streben nach absolut rauschfreien Bildern. Die Beurteilung hängt auch davon ab, wie das Bild verwendet wird – Rauschen ist in einem kleinen Webbild oft kaum sichtbar, kann aber bei einem großen Druck störend wirken. Die Balance zwischen Rauschfreiheit und Detailerhalt ist oft ein Kompromiss, den jeder Fotograf für sich finden muss.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
Warum ist Rauschen in dunklen Bildbereichen stärker?
Dunkle Bereiche eines Bildes erhalten weniger Licht, was zu einem schwächeren Signal führt. Das Signal-Rausch-Verhältnis ist in diesen Bereichen niedriger. Wenn das Bild oder speziell die Schatten in der Nachbearbeitung aufgehellt werden, wird das ohnehin schon schlechte Signal-Rausch-Verhältnis weiter verschlechtert und das Rauschen wird sehr deutlich sichtbar.
Verursacht eine hohe ISO-Einstellung Rauschen?
Hohe ISO-Einstellungen verstärken das Signal, aber sie verstärken auch das bereits vorhandene Rauschen (Schrotrauschen, Dunkelrauschen, Ausleserauschen). Die Rauschquellen sind unabhängig von der ISO vorhanden, aber die höhere Verstärkung bei hoher ISO macht sie sichtbarer. Man könnte sagen, hohe ISO macht Rauschen offensichtlicher, verursacht es aber nicht im ursprünglichen Sinne.
Ist Rauschen immer etwas Schlechtes?
Nicht unbedingt. Während exzessives Rauschen die Bildqualität mindert, empfinden manche Fotografen leichtes Luminanzrauschen als ästhetisch ansprechend, ähnlich dem Korn bei Analogfilm. Es kann einem Bild eine bestimmte Textur und Atmosphäre verleihen. Die Entscheidung, Rauschen zu reduzieren oder zu akzeptieren, hängt stark von der kreativen Vision des Fotografen ab.
Das Verständnis von Schrotrauschen und anderen Rauscharten ist ein wichtiger Schritt, um die Herausforderungen der digitalen Fotografie bei schwierigen Lichtverhältnissen zu meistern. Indem Sie die Ursachen kennen und die verschiedenen Reduzierungstechniken beherrschen, können Sie die Kontrolle über Ihre Bilder zurückgewinnen und sicherstellen, dass das Rauschen Ihre kreativen Absichten nicht beeinträchtigt.
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