Warum Flackern Lampen in der Kamera?

Lampenflackern im Video: Ursachen und Lösungen

Rating: 4.09 (8515 votes)

Jeder, der schon einmal versucht hat, Innenräume oder beleuchtete Szenen mit einer Kamera oder einem Smartphone zu filmen, kennt das Phänomen: Die Beleuchtung flackert scheinbar willkürlich im Video. Was mit bloßem Auge unsichtbar ist, wird durch die Kamera plötzlich sichtbar und kann eine Aufnahme komplett ruinieren. Dieses Flackern ist kein Defekt der Lampe oder der Kamera, sondern ein physikalisches Zusammenspiel zwischen der Art, wie elektrisches Licht funktioniert, und der Art, wie deine Kamera Bilder erfasst.

Um zu verstehen, warum dieses Flackern auftritt, müssen wir uns zwei zentrale Aspekte der Videoaufnahme und eine Eigenschaft des elektrischen Stroms genauer ansehen: die Bildrate (fps), die Verschlusszeit der Kamera und die Frequenz des Wechselstroms, der die Lampen speist.

Warum Flackern Lampen in der Kamera?
Körnige Aufnahmen entstehen, wenn die Kamera versucht, schlechte Lichtverhältnisse auszugleichen. Die Blende ist lichtempfindlich und wandelt das reflektierte Licht, das sie einfängt, in Bilder um. Dies ist auch der Grund für das Auftreten des beschriebenen Phänomens.

Wie Kameras Bilder Aufnehmen: Bildrate und Verschlusszeit

Eine Videokamera nimmt nicht kontinuierlich Licht auf, sondern erfasst eine Serie von Einzelbildern pro Sekunde. Die Geschwindigkeit, mit der diese Bilder aufgenommen werden, wird als Bildrate bezeichnet, gemessen in frames per second (fps). Gängige Bildraten, die du auf deiner Kamera oder deinem Telefon auswählen kannst, sind zum Beispiel 24, 25, 30, 50 oder 60 fps. Man kann sich die Bildrate auch als eine Art Frequenz vorstellen – wie oft pro Sekunde die Kamera ein neues Bild „macht“ oder „schwingt“. Eine höhere Bildrate bedeutet mehr Bilder pro Sekunde und führt oft zu flüssigeren Bewegungen im Video.

Neben der Bildrate gibt es die Verschlusszeit. Die Verschlusszeit bestimmt, wie lange der Sensor der Kamera pro Einzelbild Licht erfasst. Sie wird typischerweise als Bruchteil einer Sekunde angegeben, zum Beispiel 1/25s, 1/30s, 1/50s oder 1/60s. Eine längere Verschlusszeit (z.B. 1/25s) lässt mehr Licht auf den Sensor und kann Bewegungsunschärfe erzeugen. Eine kürzere Verschlusszeit (z.B. 1/1000s) lässt weniger Licht herein, friert aber Bewegungen stärker ein. Die Verschlusszeit gibt der Aufnahme Flexibilität, da sie unabhängig von der Bildrate eingestellt werden kann, obwohl es oft vorteilhaft ist, die beiden Einstellungen in einem bestimmten Verhältnis zueinander zu halten, insbesondere um Probleme wie Bildruckeln bei der Bearbeitung zu vermeiden. Das Beibehalten desselben Formats (z.B. basierend auf 25 fps und einer entsprechenden Verschlusszeit) vom Dreh bis zum Schnitt ist wichtig.

Die Natur des Lichts: Wechselstrom und Frequenz

Die meisten künstlichen Lichtquellen, insbesondere traditionelle Glühlampen, Leuchtstoffröhren oder viele LED-Leuchten, werden mit Wechselstrom (AC) betrieben. Wechselstrom ändert seine Richtung und damit auch seine Spannung periodisch. Dies geschieht mit einer bestimmten Frequenz, gemessen in Hertz (Hz). Diese Frequenz entspricht der Anzahl der Zyklen pro Sekunde.

In Europa und vielen anderen Teilen der Welt beträgt die Netzfrequenz 50 Hz. In Nordamerika (USA, Kanada) und einigen anderen Ländern beträgt sie 60 Hz.

Was bedeutet das für das Licht? Eine 50-Hz-Wechselstromquelle durchläuft 50 vollständige Zyklen pro Sekunde. Innerhalb jedes Zyklus gibt es typischerweise zwei Spitzen, bei denen die Spannung am höchsten ist (einmal positiv, einmal negativ), und zwei Nulldurchgänge, bei denen die Spannung null ist. Die Helligkeit einer Lampe, die mit Wechselstrom betrieben wird, folgt diesen Spannungsschwankungen. Sie wird bei den Spannungsspitzen am hellsten und dimmt ab, wenn die Spannung null ist. Bei 50 Hz geschieht dies 100 Mal pro Sekunde (zwei Helligkeitsspitzen pro Zyklus). Bei 60 Hz geschieht es 120 Mal pro Sekunde. Diese sehr schnellen Helligkeitsschwankungen sind für das menschliche Auge so schnell, dass wir sie nicht als Flackern wahrnehmen, sondern als konstantes Licht.

Das Kernproblem: Die Frequenz-Diskrepanz

Hier treffen nun die Kameraeinstellungen und die Lichtquelle aufeinander. Wenn die Kamera mit ihrer Bildrate und Verschlusszeit Bilder erfasst, kann es passieren, dass die Erfassungszeitpunkte oder die Belichtungsdauer nicht mit den Helligkeitsschwankungen der Lichtquelle synchronisiert sind. Die Kamera nimmt diskrete Einzelbilder auf, und jedes Bild erfasst das Licht über die Dauer der Verschlusszeit. Wenn die Verschlusszeit so gewählt ist, dass sie nicht ein ganzzahliges Vielfaches oder ein einfacher Bruchteil der Lichtschwankungsperiode ist, oder wenn die Bildrate nicht mit der Lichtfrequenz übereinstimmt, dann werden aufeinanderfolgende Bilder zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Helligkeitszyklus der Lampe aufgenommen. Einige Bilder werden aufgenommen, wenn die Lampe gerade hell ist, andere, wenn sie gerade dunkler ist. Diese Unterschiede in der Helligkeit von Bild zu Bild werden im fertigen Video als Flackern sichtbar.

Stellen wir uns eine 50-Hz-Lichtquelle vor, die 100 Mal pro Sekunde pulsiert. Wenn die Kamera nun mit einer Bildrate von 30 fps filmt und eine Verschlusszeit von 1/60s hat, erfasst sie 30 Bilder pro Sekunde. Jedes Bild wird für 1/60s belichtet. Da 1/60s nicht genau zur 1/100s Pulsation passt, wird jede Belichtung einen unterschiedlichen Teil des Helligkeitszyklus erfassen, was zu Helligkeitsunterschieden zwischen den Bildern führt. Wenn man hingegen eine Verschlusszeit von 1/100s wählt, erfasst jede Belichtung genau einen vollständigen Helligkeitspuls, was zu konsistenter Helligkeit führt.

Die Lösung: Kameraeinstellungen an die Frequenz anpassen

Um Flackern zu vermeiden, musst du sicherstellen, dass die Kameraeinstellungen mit der Frequenz der Lichtquelle synchronisiert sind. Das allgemeine Prinzip, wie im Einführungstext angedeutet, besteht darin, dass entweder die Bildrate (fps) oder die Verschlusszeit einen Wert haben sollte, der der Netzfrequenz (Hz) entspricht oder durch diese teilbar ist (oder durch das Doppelte der Frequenz, da die Lichthelligkeit zweimal pro Zyklus ihren Höhepunkt erreicht).

Die effektivste Methode ist oft die Anpassung der Verschlusszeit. Die ideale Verschlusszeit, um Flackern bei Wechselstrombeleuchtung zu vermeiden, ist in der Regel 1/(2 * Netzfrequenz). Das liegt daran, dass das Licht zweimal pro Netzzyklus die maximale Helligkeit erreicht.

  • In 50-Hz-Regionen (wie Europa): Die Netzfrequenz beträgt 50 Hz. Die Lichtschwankungsfrequenz beträgt 100 Hz. Die ideale Verschlusszeit ist 1/100s. Auch 1/50s (erfasst zwei Helligkeitszyklen) oder 1/125s (oft die nächstgelegene Option) können funktionieren, aber 1/100s ist oft optimal.
  • In 60-Hz-Regionen (wie USA): Die Netzfrequenz beträgt 60 Hz. Die Lichtschwankungsfrequenz beträgt 120 Hz. Die ideale Verschlusszeit ist 1/120s. Auch 1/60s oder 1/250s können in Frage kommen.

Die Bildrate spielt ebenfalls eine Rolle. Das Filmen mit einer Bildrate, die der Netzfrequenz entspricht (z. B. 50 fps in einer 50-Hz-Region oder 60 fps in einer 60-Hz-Region), kann helfen, da die Abtastrate der Kamera besser mit dem Lichtzyklus harmoniert. Wenn du jedoch mit einer anderen Bildrate filmen möchtest (z. B. 24 fps für einen filmischen Look), ist die richtige Wahl der Verschlusszeit umso wichtiger, um das Flackern zu eliminieren.

Viele moderne Kameras verfügen über eine sogenannte „Anti-Flicker“-Funktion oder eine „Frequenz-Erkennung“. Diese Modi analysieren die Lichtquelle und passen die Belichtungszeitpunkte oder die Verschlusszeit automatisch an, um das Flackern zu minimieren. Dies ist besonders nützlich, wenn man nicht genau weiß, welche Frequenz die Beleuchtung hat oder wenn man verschiedene Lichtquellen mischt.

Regionale Unterschiede: 50 Hz vs. 60 Hz

Die Kenntnis der lokalen Netzfrequenz ist entscheidend, wenn du in verschiedenen Regionen filmst. Ein Video, das in Europa mit 30 fps und einer Verschlusszeit von 1/60s aufgenommen wurde, kann unter 50-Hz-Beleuchtung stark flackern, während dieselben Einstellungen in den USA unter 60-Hz-Beleuchtung möglicherweise kein Flackern zeigen. Umgekehrt kann eine Aufnahme mit 25 fps und 1/50s, die in Europa perfekt war, unter 60-Hz-Licht in den USA flackern.

Hier ist eine kleine Übersicht:

Region/FrequenzNetzfrequenzLichtschwankungen pro SekundeEmpfohlene Verschlusszeit(en) (oft)Empfohlene Bildrate(n) (oft)
Europa & viele andere50 Hz1001/100s, 1/50s25 fps, 50 fps
USA & Nordamerika60 Hz1201/120s, 1/60s30 fps, 60 fps

Beachte, dass 1/120s oder 1/100s möglicherweise nicht direkt als Option auf jeder Kamera verfügbar sind. Wähle in diesem Fall die nächstgelegene Verschlusszeit, die ein Teiler oder Vielfaches der Lichtschwankungsfrequenz ist (z.B. 1/125s statt 1/120s oder 1/100s).

Praktische Tipps zur Vermeidung von Flackern

  • Identifiziere die Netzfrequenz: Finde heraus, ob du in einer 50-Hz- oder 60-Hz-Region filmst.
  • Stelle die Verschlusszeit ein: Die sicherste Methode ist oft, die Verschlusszeit manuell auf 1/(2 * Netzfrequenz) oder einen nahen Wert einzustellen. Für 50 Hz wähle 1/100s (oder 1/50s), für 60 Hz wähle 1/120s (oder 1/60s).
  • Wähle die passende Bildrate: Wenn möglich, filme mit einer Bildrate, die der Netzfrequenz entspricht (25 oder 50 fps für 50 Hz, 30 oder 60 fps für 60 Hz). Dies ist besonders hilfreich, wenn du keine genaue Verschlusszeit wie 1/100s oder 1/120s wählen kannst.
  • Nutze Anti-Flicker-Modi: Viele moderne Kameras haben automatische Anti-Flicker-Funktionen. Aktiviere diese, wenn verfügbar. Sie können oft subtiles Flackern automatisch erkennen und korrigieren.
  • Vorsicht bei dimmbaren LEDs: Einige dimmbare LED-Lampen oder spezielle Beleuchtungssysteme können komplexere Flackermuster aufweisen, die schwieriger zu eliminieren sind. Testaufnahmen sind hier unerlässlich.
  • Testaufnahmen machen: Bevor du mit der eigentlichen Aufnahme beginnst, mache immer eine kurze Testaufnahme unter den gegebenen Lichtbedingungen und überprüfe das Ergebnis auf Flackern, besonders auf einem größeren Monitor.

Häufig gestellte Fragen zum Lampenflackern

Was genau ist Flackern im Video?

Flackern im Video bezieht sich auf schnelle, sichtbare Helligkeitsänderungen der Beleuchtung innerhalb der Aufnahme. Es sieht so aus, als würde die Lampe schnell an- und ausgehen oder heller und dunkler werden.

Warum sehe ich das Flackern mit bloßem Auge nicht?

Das menschliche Auge kann Lichtschwankungen oberhalb einer bestimmten Frequenz (typischerweise 50-60 Hz) nicht mehr als einzelne Ereignisse wahrnehmen, sondern integriert sie zu einem konstanten Eindruck. Kameras nehmen jedoch diskrete Bilder auf, die diese schnellen Helligkeitsänderungen erfassen können.

Passiert das bei jeder Art von Lampe?

Flackern tritt hauptsächlich bei Lampen auf, die mit Wechselstrom betrieben werden und deren Helligkeit direkt der Spannung folgt. Glühlampen tun dies, Leuchtstoffröhren ebenfalls, und viele LED-Lampen, insbesondere günstigere oder dimmbare Modelle, zeigen auch dieses Verhalten. Ältere Blitzlichtsysteme oder hochwertige Studio-LEDs mit speziellen Treibern sind oft flackerfrei konzipiert.

Kann ich Flackern in der Nachbearbeitung entfernen?

Es gibt Software-Tools, die versuchen können, Flackern zu reduzieren oder zu entfernen. Dies ist jedoch oft schwierig, zeitaufwendig und nicht immer perfekt erfolgreich, besonders bei starkem Flackern. Es ist immer besser, das Problem direkt bei der Aufnahme zu vermeiden.

Welche Kameraeinstellungen sind am wichtigsten, um Flackern zu verhindern?

Die Verschlusszeit ist oft der wichtigste Faktor, um Flackern zu vermeiden. Stelle sie so ein, dass sie mit der Frequenz der Lichtschwankungen synchronisiert ist (typischerweise 1/(2 * Netzfrequenz)). Die Bildrate (fps) sollte idealerweise auch zur Netzfrequenz passen, kann aber manchmal weniger kritisch sein als die Verschlusszeit.

Warum ist die Netzfrequenz (Hz) relevant?

Die Netzfrequenz (50 Hz oder 60 Hz) bestimmt, wie oft pro Sekunde der Wechselstrom seine Richtung ändert. Dies wiederum bestimmt, wie oft pro Sekunde die Helligkeit einer daran angeschlossenen Lampe schwankt (typischerweise doppelt so oft wie die Netzfrequenz).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Flackern von Lampen in Videoaufnahmen ein direktes Ergebnis der Interaktion zwischen der Taktung deiner Kamera (Bildrate und Verschlusszeit) und den schnellen Helligkeitsschwankungen von Wechselstrom-betriebenen Lichtquellen ist. Durch das Verständnis dieser Zusammenhänge und die bewusste Anpassung deiner Kameraeinstellungen an die lokale Netzfrequenz kannst du dieses verbreitete Problem effektiv lösen und professionell aussehende, flackerfreie Videos erstellen. Ein kurzer Test vor der Aufnahme ist dabei immer dein bester Freund.

Hat dich der Artikel Lampenflackern im Video: Ursachen und Lösungen interessiert? Schau auch in die Kategorie Video rein – dort findest du mehr ähnliche Inhalte!

Avatar photo

Andenmatten Soltermann

Hallo! Ich bin Andenmatten Soltermann, ein Schweizer Fotograf, der leidenschaftlich die Essenz der Welt durch seine Linse einfängt. Geboren und aufgewachsen in den majestätischen Schweizer Alpen, haben die deutsche Sprache und atemberaubende Landschaften meine kreative Vision geprägt. Meine Liebe zur Fotografie begann mit einer alten analogen Kamera, und seitdem widme ich mein Leben der Kunst, visuelle Geschichten zu erzählen, die berühren und verbinden.In meinem Blog teile ich praktische Tipps, Techniken und Erfahrungen, um dir zu helfen, deine fotografischen Fähigkeiten zu verbessern – egal, ob du ein neugieriger Anfänger oder ein erfahrener Profi bist. Von der Beherrschung des natürlichen Lichts bis hin zu Ratschlägen für wirkungsvolle Bildkompositionen ist es mein Ziel, dich zu inspirieren, die Welt mit neuen Augen zu sehen. Mein Ansatz verbindet Technik mit Leidenschaft, immer auf der Suche nach dem Funken, der ein Foto unvergesslich macht.Wenn ich nicht hinter der Kamera stehe, findest du mich auf Bergpfaden, auf Reisen nach neuen Perspektiven oder beim Genießen der Schweizer Traditionen, die mir so am Herzen liegen. Begleite mich auf dieser visuellen Reise und entdecke, wie Fotografie die Art und Weise, wie du die Welt siehst, verändern kann.

Go up