Der Name „Gloria“ ist in Deutschland untrennbar mit Kinos verbunden. Er zählt zu den am häufigsten verwendeten Namen für Lichtspielhäuser und weckt Assoziationen von Glanz und klassischer Filmkultur. Doch woher stammt diese Popularität? Die Geschichte des Namens „Gloria“ im deutschen Kinowesen ist eng verknüpft mit einem legendären Ort in Berlin, der einst die Kinowelt revolutionierte.

„Gloria“ – ein Wort lateinischen Ursprungs, das „Ruhm“ bedeutet. In Deutschland ist es zudem der am häufigsten als Kinoname gewählte weibliche Vorname. Doch die eigentliche Geschichte als Kinoname beginnt nicht mit dem Vornamen, sondern mit einem konkreten Gebäude, einem Vorbild, das in ganz Deutschland Nachahmer finden sollte.
Der legendäre Ursprung: Der Berliner Gloria-Palast
Die Wurzeln der „Gloria“-Kinos reichen zurück in die pulsierende Metropole Berlin der 1920er Jahre. Hier, genauer gesagt im „Romanischen Haus“ am berühmten Kurfürstendamm, wurde am 26. Januar 1926 der erste Gloria-Palast Berlin eröffnet. Die Wahl des Standorts war dabei kein Zufall, sondern tief in der Stadtgeschichte und den architektonischen Vorstellungen der Zeit verankert.
Das „Erste Romanische Haus“, erbaut zwischen 1895 und 1896, war Teil des sogenannten „Romanischen Viertels“ am Auguste-Viktoria-Platz. Dieser Platz lag gegenüber der neoromanischen Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Kaiser Wilhelm II. hatte den ausdrücklichen Wunsch geäußert, dass die Gebäude am Platz im Stil der Kirche erbaut werden sollten, um ein „stilles, vornehmes Wohnviertel“ zu schaffen, das „schon in den wuchtigen Linien seines Stils symbolisch die Ruhe gesicherten Besitzes zeigte“. Ein weiteres bekanntes Gebäude in der Nähe war das „Zweite Romanische Haus“, in dem sich das berühmte „Romanische Café“ befand, ein beliebter Treffpunkt für Künstler.
Ursprünglich beherbergte das „Erste Romanische Haus“ luxuriöse Wohnungen. Im Erdgeschoss befand sich das Restaurant „Regina“. Später nutzte die Firma „J. C. Pfaff A.G. Möbel und Raumkunst“, die gleichzeitig Eigentümerin des Hauses war, das Erdgeschoss als Ausstellungshalle für bürgerliche Wohnungseinrichtungen. Diese Firma war den Plänen, ein Kino in ihr vornehmes Haus zu integrieren, zunächst wenig zugeneigt.
Kommerzienrat Franke, der Vorstand des Aufsichtsrates der Pfaff A.G., äußerte Bedenken, dass ein Kino nicht zum „vornehmen Charakter“ des Hauses passe. Doch Hanns Lippmann, der Initiator des Kinoprojekts und Chef der 1918 gegründeten Gloria-Filmgesellschaft, konterte selbstbewusst: Er versprach, ein Kino zu bauen, das dem Anspruch des Hauses „voll und ganz Rechnung tragen“ werde. Dieses Argument überzeugte, und die Verhandlungen führten zum Abschluss.
Ein Palast des Luxus und der Träume
Nachdem die Hürden überwunden waren, begannen 1925 die Umbauarbeiten zum Lichtspieltheater unter der Leitung von Ernst Lessing und Max Bremer. Was im Januar 1926 seine Pforten öffnete, war nicht einfach nur ein Kino, sondern ein wahrer Palast des Luxus. Entworfen im opulenten neobarock-historistischen Stil, war das Innere eine Inszenierung, die den Besucher auf die Traumwelt des Films einstimmen sollte.
Die Gäste betraten eine Welt des Überflusses: Sieben separate Treppenhäuser und drei Aufzüge sorgten für bequemen Zugang. Neben dem Kinosaal gab es zahlreiche exquisite Nebenräume: einen verspiegelten Wintergarten, elegante Konversations- und Schreibzimmer, sowie Wandelgänge, die mit Springbrunnen geschmückt waren. Selbst die Garderoben und Buffets waren Teil des prunkvollen Gesamtbildes.
Die Ausstattung war von unvorstellbarem Reichtum für ein Kino der damaligen Zeit. Überall glänzender Stuck, edler Marmor, funkelnde Kristalllüster, exquisite Schleiflackmöbel, weicher Samt und schimmernde Seide schufen eine Atmosphäre von Dekadenz und Eleganz. Es war ein Ort, der die Sinne betörte und den Alltag vergessen ließ.
Der Kinosaal selbst bot Platz für beeindruckende 1200 Zuschauer. Die technische und musikalische Ausstattung war auf dem neuesten Stand. Eine Orgel und ein Orchesterraum für 40 Musiker sorgten für die Begleitung der Stummfilme. Eine Lichtorgel und ein Wolkenapparat mit Rundhorizont trugen zur visuellen Gestaltung bei. Eine ungenannte, aber sicherlich große Anzahl von Angestellten war nötig, um diesen Luxus zu betreiben und den Gästen jeden Wunsch zu erfüllen.

Bedeutung für die Filmwelt und das Tonfilmzeitalter
Der Berliner Gloria-Palast etablierte sich schnell als das Aushängeschild im Ufa-Kinopark. Hier fanden die wichtigsten Premieren statt. Eine Uraufführung im Gloria-Palast zu erleben, war eine besondere Ehre und adelte einen Film sofort zum Spitzenwerk der deutschen Filmindustrie.
Ein historischer Moment von globaler Tragweite ereignete sich am 3. Juni 1929 in diesem Kino. An diesem Tag feierte der amerikanische Film „Der singende Narr“ („The Singing Fool“) seine Deutschlandpremiere im Gloria-Palast Berlin. Mit diesem Ereignis begann offiziell das Tonfilmzeitalter in Deutschland. Plötzlich sprach und sang das Kino! Diese technische Revolution veränderte die Filmindustrie grundlegend, und es war der Gloria-Palast, der die deutsche Öffentlichkeit als Erster mit diesem Wunder bekannt machte. Dies unterstrich einmal mehr seine Rolle als führendes und innovatives Lichtspielhaus.
Woher stammt der Name "Gloria"?
Der Name „Gloria“ stammt, wie bereits erwähnt, aus dem Lateinischen und bedeutet „Ruhm“. Er war zur Entstehungszeit der Gloria-Filmgesellschaft (1918) und des Gloria-Palastes (1926) ein beliebter weiblicher Vorname. Der Name fügte sich gut in die Reihe anderer Allegorien und Namen auf –ria ein, die zur damaligen Zeit populär waren, wie zum Beispiel Bavaria oder Viktoria.
Die Gloria-Filmgesellschaft, die das Projekt initiierte, wurde 1918 von Hanns Lippmann gegründet und 1922 vollständig von der Ufa übernommen. Warum ausgerechnet der Name „Gloria“ für die Filmgesellschaft gewählt wurde, ist aus den vorliegenden Informationen leider nicht ersichtlich, insbesondere da die Zeit des Ersten Weltkriegs und der Nachkriegszeit „wenig glorreich“ war. Möglicherweise sollte der Name einen Kontrast zur Realität bilden oder einen zukünftigen Ruhm versprechen.
Der Name „Gloria“ passte jedoch perfekt in das Umfeld des Romanischen Viertels, dessen Gebäude und Plätze ebenfalls Namen trugen, die an historische Figuren oder Tugenden erinnerten: Kaiser Wilhelm (Gedächtniskirche), Auguste Viktoria (Platz), Regina (Restaurant) und Kaisereck (Geschäftshaus). Das Viertel selbst strebte danach, durch seinen Stil und seine Namen den Glanz der Vergangenheit zu bewahren, und der Name „Gloria“ für den Filmpalast fügte sich nahtlos in dieses Konzept ein.
Der Name wird zum Vorbild für ganz Deutschland
Der beispiellose Erfolg, der architektonische Glanz und die überregionale Bekanntheit des Berliner Gloria-Palastes machten ihn schnell zu einem Vorbild für Kinobetreiber in ganz Deutschland. Der Name „Gloria“, der so sehr für Glanz, Ruhm und ein besonderes Filmerlebnis stand, wurde zu einem begehrten Label, das ein gehobenes Niveau signalisierte.
Vor seiner Eröffnung am 26. Januar 1926 gab es kein Kino mit diesem Namen in Deutschland. Doch die Wirkung des Berliner Originals war immens. In den folgenden Jahren schossen die „Gloria“-Kinos wie Pilze aus dem Boden. Ob durch aufwendige Neubauten oder die Umbenennung bestehender Lichtspielhäuser, über 200 Kinos in Deutschland folgten dem Beispiel des Berliner Originals und wählten den Namen „Gloria“ oder „Gloria-Palast“. Der Berliner Palast war damit zum Namensgeber für eine ganze Ära von Kinos geworden.
Frühe Gloria Kinos außerhalb Berlins
Die Verbreitung des Namens setzte schnell und landesweit ein. Schon kurz nach der Berliner Eröffnung folgten andere Städte:
Ort | Eröffnung als Gloria | Kapazität |
---|---|---|
Dresden | September 1926 | 900 Plätze |
München | 21. November 1926 | 1020 Plätze |
Frankfurt am Main | 27. September 1927 | 700 Plätze |
Weißenfels | 18. Oktober 1928 | 1200 Plätze |
Hamburg | 25. Dezember 1930 | 1189 Plätze |
Besonders interessant ist das Münchner Gloria-Palast von 1926. Dieses Kino übernahm nicht nur den Namen, sondern orientierte sich auch hinsichtlich der barocken Ausgestaltung stark am Berliner Vorbild. Diese Architektur wurde sogar als „Barock-Kino als nationales Bekenntnis“ interpretiert, was die kulturelle Bedeutung und den symbolischen Gehalt dieser Kinopaläste jener Zeit unterstreicht.
Das Beispiel in Weißenfels von 1928 mit seiner beeindruckenden Kapazität von 1200 Plätzen zeigt, dass der Trend zu großen, prächtigen Gloria-Palästen nicht auf die Metropolen beschränkt war. Auch heute noch ist der Bau in Weißenfels, obwohl leerstehend, ein beeindruckendes Zeugnis dieser Epoche.

Das Schicksal des Berliner Originals
Die glanzvolle Ära des ursprünglichen Berliner Gloria-Palastes fand ein jähes Ende. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude 1943 zerstört. Doch der Name war zu einer Institution geworden.
Auf dem Nachbargrundstück des ursprünglichen Standortes wurde 1953 ein neues Kino mit demselben Namen errichtet, das die Tradition fortsetzte. 1972 wurde dieses Kino durch einen Umbau erweitert und erhielt mit der „Gloriette“ einen zweiten, kleineren Saal. Trotz dieser Bemühungen musste auch dieses zweite Gloria-Kino am Kurfürstendamm im Jahr 1998 schließen. Heute erinnern nur noch das denkmalgeschützte leuchtende Neonschild und das Kassenhäuschen an den einstigen Glanz und die Bedeutung dieses historischen Ortes.
Gloria außerhalb Deutschlands und der Filmverleih
Obwohl der Vorname „Gloria“ weltweit verbreitet ist, ist der Name für Kinos außerhalb Deutschlands eher selten zu finden. Ein bekanntes Beispiel aus der Geschichte war ein deutsches Filmtheater namens Gloria Palast in den 1930er Jahren in Yorkville, einem international geprägten Stadtteil von New York. Dieses Kino war auch für sein gleichnamiges Restaurant bekannt.
In Deutschland spielte der Name „Gloria“ nicht nur bei den Kinosälen, sondern auch im Filmverleih eine wichtige Rolle. Die aus Berlin stammende Unternehmerin Ilse Kubaschewski gründete 1949 zusammen mit Luggi Waldleitner die Gloria-Filmverleih GmbH. Dieser Verleih entwickelte sich in den 1950er Jahren zum Marktführer in Westdeutschland, maßgeblich durch den Erfolg der beliebten Heimatfilme.
Ilse Kubaschewski entschied sich 1956, in München einen eigenen Kinopalast zu eröffnen, und wählte ebenfalls den traditionsreichen Namen: den Gloria-Palast in der Münchner Altstadt. Dieses Kino war als nobles, theatermäßig eingerichtetes Haus konzipiert und bot mit etwa 800 Plätzen einen gediegenen Rahmen für die unterhaltsame Ablenkung vom Alltag. Das Münchner Gloria-Palast existiert noch heute und wurde nach einer aufwendigen Sanierung im Jahr 2012 als Luxuskino mit 240 Plätzen wiedereröffnet – eine beeindruckende Auferstehung eines glanzvollen Namens in der modernen Kinolandschaft.
Aktuell bespielte Gloria Kinos in Deutschland
Auch in der heutigen Zeit wird die Tradition des Namens „Gloria“ fortgeführt. Zahlreiche Kinos in Deutschland tragen diesen historischen Namen und bieten Filmfans ein vielfältiges Programm. Hier sind einige der derzeit noch bespielten Gloria Kinos:
- Gloria & Gloriette in Heidelberg (eröffnet 1905, Name Gloria seit 1933)
- Gloria-Kinocenter in Ankum (eröffnet 1933, Name Gloria seit 1956)
- Gloria in Dillenburg (Name seit 1937)
- Gloria in Schwäbisch Hall (Name seit 1953)
- Gloria in Kassel (Name seit 1954)
- Gloria Filmpalast in Erkelenz (Name seit 1954)
- Gloria Palast in München (Name seit 1956)
- Gloria in Stuttgart (Name seit 1956)
- Gloria in Geislingen an der Steige (Name seit 1956)
- Gloria Filmbühne in Schmelz (Name seit 1958)
Diese Liste zeigt, dass der Name über Jahrzehnte hinweg kontinuierlich für neue oder bestehende Kinos gewählt wurde und bis heute Bestand hat.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wie hoch sind die Eintrittspreise im Gloria Heidelberg?
Die Eintrittspreise im Gloria & Gloriette in Heidelberg variieren je nach Wochentag und Programm. Die regulären Preise sind wie folgt:
Programm | Regulär | Ermäßigt |
---|---|---|
Freitag - Sonntag / an und vor Feiertagen | 10,00 EURO | 9,00 EURO |
Montag (KINOTAG) | 6,50 EURO (Einheitspreis) | |
Sonntagsmatinée | 6,50 EURO (Einheitspreis) | |
Kinderkino | Informationen zu spezifischen Preisen für Kinderkino sind in den bereitgestellten Informationen nicht enthalten. |
Wann ist Kinotag in Heidelberg?
Der Kinotag im Gloria & Gloriette in Heidelberg, an dem ein Einheitspreis gilt, ist am Montag.
Von einem luxuriösen Palast am Kurfürstendamm, der das Tonfilmzeitalter einläutete und zum Vorbild für hunderte Kinos wurde, bis hin zu modernen Luxuskinos und traditionsreichen Lichtspielhäusern in ganz Deutschland – der Name „Gloria“ hat eine reiche und bewegte Geschichte. Er steht nach wie vor für ein besonderes Filmerlebnis und erinnert an eine Zeit, in der das Kino mehr als nur ein Ort der Unterhaltung war: ein Palast der Träume und des Ruhms.
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