Die Fotografie lebt von Momenten – eingefangen in einem Bruchteil einer Sekunde. Doch selbst die schnellste Verschlusszeit kann manchmal nicht die größte Herausforderung überwinden: das Zittern der Hand. Kameraverwacklungen sind ein häufiger Grund für unscharfe Bilder, besonders bei längeren Belichtungszeiten, mit Teleobjektiven oder bei schlechten Lichtverhältnissen. Glücklicherweise hat die Technologie Lösungen entwickelt, um diesem Problem entgegenzuwirken. Eine der effektivsten ist die Bildstabilisierung. Während viele Fotografen mit dem optischen Bildstabilisator im Objektiv vertraut sind, hat sich in den letzten Jahren eine weitere leistungsstarke Form etabliert: die kamerainterne Bildstabilisierung, oft als IBIS (In-Body Image Stabilization) bezeichnet.

IBIS ist ein System, das direkt im Kameragehäuse integriert ist und darauf ausgelegt ist, Bewegungen der Kamera zu erkennen und auszugleichen, indem es den Bildsensor selbst verschiebt. Dies geschieht mit hoher Präzision und Geschwindigkeit. Das Ziel ist, das Bild auf dem Sensor während der Belichtung so ruhig wie möglich zu halten, unabhängig von den kleinen oder größeren Bewegungen, die der Fotograf oder die Fotografin unweigerlich verursacht, wenn er oder sie die Kamera in der Hand hält. Dieses System arbeitet unabhängig vom angesetzten Objektiv, was einen seiner großen Vorteile darstellt.
Das Canon EOS R System und die Koordinierte Bildstabilisierung
Mit dem Aufkommen des Canon EOS R Systems und seines weiten RF Bajonetts hat die Bildstabilisierung eine neue Dimension erreicht. Canon hat eine Technologie entwickelt, die das Beste aus zwei Welten kombiniert: die kamerainterne Stabilisierung (IBIS) und die optische Stabilisierung (IS) im Objektiv. Dies wird durch die Hochgeschwindigkeitskommunikation zwischen Kamera und Objektiv über das RF Bajonett ermöglicht. Kamera und Objektiv tauschen Informationen über Bewegungen und Korrekturen in Echtzeit aus und arbeiten nahtlos zusammen, um die bestmögliche Stabilisierung zu erzielen. Dieses Zusammenspiel wird oft als „Koordinierte Steuerung“ oder „Koordinierte Bildstabilisierung“ bezeichnet und stellt einen signifikanten Fortschritt dar.
Die Vorteile dieser koordinierten Stabilisierung sind beeindruckend. In Kombination mit bestimmten RF-Objektiven, die über einen eigenen optischen Bildstabilisator verfügen, kann die EOS R Kamera eine Stabilisierungsleistung erreichen, die mit herkömmlichen Systemen kaum denkbar war. Beispielsweise kann mit einem Objektiv wie dem RF-S 18-150mm F3.5-6.3 IS STM in Verbindung mit dem IBIS der Kamera ein Schutz vor Verwacklungsunschärfen von bis zu 7 Belichtungsstufen erzielt werden. Dies bedeutet, dass Sie theoretisch mit einer Verschlusszeit fotografieren können, die 128-mal länger ist als die, die Sie ohne jegliche Stabilisierung bräuchten, um ein scharfes Bild zu erhalten.
Die Spitze der möglichen Kompensation liegt sogar bei 8 Belichtungsstufen mit bestimmten Objektiv-Kamera-Kombinationen. Dies wird als die weltweit höchste Kompensation bezeichnet und eröffnet völlig neue Möglichkeiten für das Fotografieren aus der Hand, selbst unter schwierigsten Bedingungen. Acht Belichtungsstufen entsprechen einer Verlängerung der Verschlusszeit um das 256-fache. Stellen Sie sich vor, Sie könnten eine Sekunde lang aus der Hand belichten und dabei die Schärfe beibehalten, wo Sie normalerweise 1/250 Sekunde bräuchten!
IBIS mit Objektiven ohne Optischen Bildstabilisator
Ein weiterer großer Vorteil des IBIS im EOS R System ist seine Wirksamkeit auch dann, wenn Sie ein Objektiv verwenden, das keinen eigenen optischen Bildstabilisator besitzt. Dies ist oft bei lichtstarken Festbrennweiten oder älteren Objektiven der Fall. Dank des weiten RF Bajonetts und des fortschrittlichen IBIS-Systems der Kamera, wie z.B. in der EOS R7, profitieren Sie dennoch von einem hochwirksamen Schutz vor Verwacklungsunschärfen. Der IBIS alleine kann viele Arten von Kamerabewegungen kompensieren und sorgt so für schärfere Ergebnisse, selbst wenn das Objektiv „passiv“ ist.
Dies ist besonders wertvoll für Fotografen, die gerne mit der überragenden Abbildungsqualität von Festbrennweiten arbeiten oder ihr Arsenal an EF-Objektiven über einen Adapter weiterhin nutzen möchten. Sie müssen nicht auf die Vorteile der Bildstabilisierung verzichten, nur weil das Objektiv keine IS-Einheit hat. Der kamerainterne Stabilisator fängt die meisten Bewegungen ab und ermöglicht so schärfere Aufnahmen aus der Hand.
Korrekturachsen und Stabilisierungstypen im Vergleich
Die Bildstabilisierungssysteme, sowohl IBIS als auch OIS, arbeiten, indem sie Kamerabewegungen entlang verschiedener Achsen korrigieren. Die wichtigsten Achsen sind:
- Gier- und Neigerichtung (Pitch & Yaw): Dies sind Drehbewegungen um die horizontale (Nicken) und vertikale (Schwenken) Achse. Sie sind besonders relevant bei längeren Brennweiten.
- Rollen (Roll): Dies ist eine Drehbewegung um die optische Achse des Objektivs. Sie tritt oft bei Freihandaufnahmen auf.
- X/Y-Verschiebung: Dies sind lineare Bewegungen nach oben/unten und links/rechts. Sie sind besonders bei Makroaufnahmen oder Videos wichtig.
Die verschiedenen Stabilisierungssysteme und ihre Kombinationen im Canon EOS R System korrigieren diese Achsen unterschiedlich. Die koordinierte Steuerung ermöglicht eine umfassendere Kompensation über alle Achsen hinweg.
Hier ist eine Zusammenfassung der Korrekturfähigkeiten basierend auf den bereitgestellten Informationen:
| Korrekturachse | Objektiv | Ohne IS | Kamerainterner IS | Optischer Bildstabilisator | Hybrid IS |
|---|---|---|---|---|---|
| Gier- und Neigerichtung (X/Y) | EF | Kamerainterner IS | Kamerainterner IS | Optischer Bildstabilisator | Optischer Bildstabilisator |
| RF | Kamerainterner IS | Kamerainterner IS | Koordinierte Kompensation: Optischer IS + kamerainterner IS | Koordinierte Kompensation: Optischer IS + kamerainterner IS | |
| Rollen | EF | Kamerainterner IS | Kamerainterner IS | Kamerainterner IS | Kamerainterner IS |
| RF | Kamerainterner IS | Kamerainterner IS | Kamerainterner IS | Kamerainterner IS |
Anmerkung zur Tabelle: Die Angaben beziehen sich auf die Kompensation der Achsen durch das jeweilige System oder die Kombination. „Kamerainterner IS“ bedeutet, dass der IBIS diese Achse korrigiert, „Optischer Bildstabilisator“ bedeutet, dass der OIS im Objektiv dies tut. „Koordinierte Kompensation“ zeigt, dass beide Systeme zusammenarbeiten, um die bestmögliche Leistung zu erzielen. Hybrid IS ist eine spezielle Form der Stabilisierung, die sowohl Winkel- als auch Shift-Bewegungen korrigiert, oft für Makro oder Video optimiert.
Für Videoaufnahmen gibt es oft spezielle Modi oder Prioritäten. Basierend auf den Informationen kann die Stabilisierung für Foto und Video unterschiedlich gehandhabt werden, wobei für Video häufig der kamerainterne IS eine primäre Rolle spielt.
Kreative Möglichkeiten durch Hochentwickelte Stabilisierung
Dieser koordinierte Ansatz zur Bildstabilisierung eröffnet eine Welt neuer kreativer Möglichkeiten, die früher nur mit einem Stativ realisierbar waren. Eine der aufregendsten Anwendungen ist das Fotografieren aus der freien Hand mit Belichtungszeiten von mehreren Sekunden. Dies ermöglicht es Ihnen, sich bewegende Motive – wie fließendes Wasser, vorbeifahrende Autos oder tanzende Menschen – mit gezielter Bewegungsunschärfe abzubilden, während der Rest des Bildes, der Hintergrund, gestochen scharf bleibt. Dieses Stilmittel, bekannt als Mitziehen oder das Einfangen von Bewegungsunschärfe, erforderte traditionell ein schweres Stativ, um den Hintergrund ruhig zu halten. Mit 8 Stufen Stabilisierung können Sie dies nun spontan und flexibel aus der Hand gestalten.
Auch für Wildlife- und Sportfotografen, die häufig mit langen Telebrennweiten arbeiten, ist die verbesserte Stabilisierung ein Game Changer. Teleobjektive verstärken nicht nur weit entfernte Motive, sondern auch jede noch so kleine Handbewegung. Das Fotografieren mit langen Telebrennweiten, insbesondere bei wenig Licht, wo längere Verschlusszeiten nötig sind, ist ohne effektive Stabilisierung extrem schwierig. Die koordinierte Bildstabilisierung der EOS R Kameras ermöglicht es diesen Fotografen, auch unter herausfordernden Lichtbedingungen aus der freien Hand zu fotografieren und sich auf scharfe Ergebnisse verlassen zu können. Dies erhöht die Flexibilität und die Trefferquote bei dynamischen Szenen erheblich.
Die Fähigkeit, mit längeren Verschlusszeiten aus der Hand zu arbeiten, hat auch praktische Vorteile. Sie können oft mit niedrigeren ISO-Werten fotografieren, was zu weniger Bildrauschen und einer besseren Bildqualität führt. Anstatt die ISO hochzuschrauben, um eine kurze Verschlusszeit zu erreichen, können Sie die Verschlusszeit verlängern und sich auf die Stabilisierung verlassen.
Die verbesserte Stabilisierung ist nicht nur für Fotos von Vorteil. Auch Filmemacher profitieren enorm vom IBIS und der koordinierten Steuerung. Sie ermöglicht ruhigere, flüssigere Aufnahmen aus der Hand oder bei Bewegungen wie Schwenks und Neigungen, ohne unbedingt auf ein Gimbal oder Stativ zurückgreifen zu müssen. Dies verleiht der Videoproduktion mehr Freiheit und Spontaneität.

Welche Canon Kameras verfügen über IBIS?
Die kamerainterne Bildstabilisierung (IBIS) ist ein Merkmal, das in bestimmten Modellen des Canon EOS R Systems zu finden ist. Die uns vorliegenden Informationen heben die Vorteile des IBIS im Kontext der EOS R Plattform hervor und nennen explizit die EOS R7 als ein Modell, das vom IBIS profitiert, insbesondere in Kombination mit dem RF-S 18-150mm Objektiv oder mit Objektiven ohne eigenen IS. Zudem wird die EOS R5 im Zusammenhang mit einer 8K-Aufnahme erwähnt, was impliziert, dass auch dieses High-End-Modell über IBIS verfügt, um von den dort genannten Vorteilen wie der Möglichkeit, aus dem 8K-Master zu croppen und Kamerabewegungen in der Nachbearbeitung hinzuzufügen, zu profitieren (was wiederum von einer stabilen Ausgangsaufnahme profitiert).
Es ist wichtig zu verstehen, dass die Integration von IBIS in ein Kameragehäuse eine komplexe technische Leistung ist und nicht alle Modelle einer Produktlinie darüber verfügen müssen. Die bereitgestellten Informationen konzentrieren sich auf die Funktionsweise und die Vorteile des IBIS im EOS R System, insbesondere im Zusammenspiel mit RF-Objektiven und heben die EOS R7 und R5 als Beispiele hervor. Eine vollständige, abschließende Liste aller Canon Kameras mit IBIS kann basierend auf den hier vorliegenden Texten nicht gegeben werden, aber die Technologie ist ein zentrales Verkaufsargument für leistungsstärkere Modelle im spiegellosen EOS R Lineup.
Häufig Gestellte Fragen zu IBIS in Canon Kameras
Hier beantworten wir einige gängige Fragen rund um die kamerainterne Bildstabilisierung im Canon EOS R System, basierend auf den uns vorliegenden Informationen:
F: Was ist der Unterschied zwischen IBIS und dem optischen Bildstabilisator (OIS)?
A: Der Hauptunterschied liegt im Ort der Stabilisierung. IBIS (In-Body Image Stabilization) ist im Kameragehäuse integriert und verschiebt den Bildsensor, um Bewegungen auszugleichen. Der optische Bildstabilisator (OIS oder IS) ist im Objektiv eingebaut und verschiebt Linsenelemente im Inneren des Objektivs.
F: Wie funktioniert die „Koordinierte Bildstabilisierung“ bei Canon?
A: Die koordinierte Bildstabilisierung ist ein System im Canon EOS R System, bei dem der kamerainterne IBIS und der optische Bildstabilisator im RF-Objektiv über die Hochgeschwindigkeitskommunikation des RF Bajonetts zusammenarbeiten. Sie tauschen Informationen aus und synchronisieren ihre Bewegungen, um eine maximale Stabilisierungsleistung über mehr Achsen hinweg zu erreichen, oft mit höherer Effektivität als jedes System alleine.
F: Wie viele Belichtungsstufen Stabilisierung kann ich mit IBIS erwarten?
A: Die effektive Stabilisierung hängt von der spezifischen Kamera-Objektiv-Kombination ab. Mit der koordinierten Bildstabilisierung im Canon EOS R System können Sie bis zu 7 Belichtungsstufen Schutz vor Verwacklungen erreichen (z.B. mit dem RF-S 18-150mm IS STM und einer kompatiblen Kamera wie der EOS R7). Mit bestimmten Kombinationen wird sogar eine weltweit höchste Kompensation von 8 Belichtungsstufen genannt.
F: Funktioniert IBIS auch mit Objektiven ohne optischen Bildstabilisator?
A: Ja, definitiv. Der kamerainterne Bildstabilisator (IBIS) in Kameras wie der EOS R7 bietet auch dann einen hochwirksamen Schutz vor Verwacklungsunschärfen, wenn Sie ein Objektiv ohne eigenen optischen IS verwenden. Dies ist ein großer Vorteil für Festbrennweiten oder adaptierte Objektive.
F: Welche Vorteile bietet IBIS für die Fotografie aus der Hand?
A: IBIS und die koordinierte Stabilisierung ermöglichen das Fotografieren mit deutlich längeren Verschlusszeiten aus der Hand. Dies ist ideal für Aufnahmen bei wenig Licht, um das ISO niedrig zu halten, für Teleaufnahmen, bei denen selbst kleine Bewegungen verstärkt werden, und für kreative Effekte wie das Einfangen von Bewegungsunschärfe im Motiv bei gleichzeitig scharfem Hintergrund, was früher meist ein Stativ erforderte.
F: Ist IBIS auch für Videoaufnahmen nützlich?
A: Ja, IBIS ist auch für Videoaufnahmen sehr vorteilhaft, da es hilft, die Aufnahmen aus der Hand zu glätten und unerwünschte Ruckler und Vibrationen zu reduzieren. Basierend auf der bereitgestellten Tabelle kann der kamerainterne IS für Videoaufnahmen eine wichtige Rolle spielen.
Fazit
Die kamerainterne Bildstabilisierung (IBIS) ist eine transformative Technologie in der modernen Fotografie und Videografie. Im Canon EOS R System wird ihre Wirkung durch die intelligente Koordination mit dem optischen Bildstabilisator in RF-Objektiven auf ein neues Niveau gehoben. Diese „Koordinierte Bildstabilisierung“ bietet eine beispiellose Stabilität von bis zu 8 Belichtungsstufen, die es Fotografen ermöglicht, unter Bedingungen aus der Hand zu fotografieren, die früher undenkbar waren.
Ob Sie bei schlechtem Licht gestochen scharfe Bilder erzielen, mit langen Brennweiten sicher arbeiten oder kreative Effekte mit langen Belichtungszeiten umsetzen möchten – IBIS, insbesondere im Zusammenspiel mit dem Optischer Bildstabilisator im RF System, erweitert Ihre kreativen Grenzen erheblich. Es ist eine Technologie, die nicht nur die Bildqualität verbessert, sondern auch die Art und Weise verändert, wie und wo Sie fotografieren können.
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