Die Sensorgröße ist eines der fundamentalsten Merkmale einer Digitalkamera und hat einen enormen Einfluss auf das endgültige Bild. Doch die Angaben sind oft verwirrend. Wenn von „Zoll“ die Rede ist, entspricht das selten dem tatsächlichen Maßband-Zoll. In diesem Artikel lüften wir das Geheimnis hinter den Größenangaben und erklären, was die Sensorgröße wirklich für Ihre Fotografie bedeutet.

Viele Fotografen und Kaufinteressenten stoßen auf Bezeichnungen wie „1 Zoll“, „APS-C“ oder „Vollformat“ und fragen sich, was diese Zahlen und Namen aussagen und wie sie sich auf die Leistung der Kamera auswirken. Es geht nicht nur um die physische Größe, sondern auch darum, wie viel Licht der Sensor einfangen kann und welche optischen Eigenschaften er mit einem bestimmten Objektiv ergibt.
Die verwirrende Welt der Sensorgrößen: Zoll vs. Millimeter
Die Größenangaben von Bildsensoren werden typischerweise in Zoll angegeben. Dies ist jedoch eine nominelle Größe, die sich nicht direkt auf die physikalische Größe des Sensors bezieht. Es handelt sich um eine historische Konvention, die aus der Zeit der Vakuumröhren stammt.
Bei Bildsensoren entspricht ein „Zoll“ ungefähr 16 Millimetern. Diese Umrechnung geht auf die Röhrentechnologie zurück: Bei einer 1-Zoll-Röhre (Außendurchmesser = 25,4 mm) hatte der lichtempfindliche Bereich eine Diagonale von etwa 16 mm. Die Verwendung dieser nominellen Größe, die sich auf die äußere Diagonale der Röhre statt auf den lichtempfindlichen Bereich bezieht, wurde auch nach der Einführung der Halbleitersensortechnologie beibehalten. Es ist also ein Überbleifer, der für Verwirrung sorgt.
Die tatsächlichen Abmessungen eines Sensors können Sie aus der Auflösung (Breite und Höhe in Pixel) multipliziert mit der Pixelgröße berechnen. Wenn Sie beispielsweise einen Sensor mit einer Auflösung von 1456 x 1088 Pixeln und einer Pixelgröße von 3,45 µm haben, ergibt sich eine optische Fläche von 5,023 mm x 3,754 mm. Die Diagonale dieses Sensors beträgt dann etwa 6,27 mm. Seine nominelle Größe ist 1/3 Zoll.
Diese Berechnung zeigt deutlich, dass die nominelle Sensorgröße (in Zoll) nur eine grobe Schätzung der lichtempfindlichen Diagonale ist. Für präzise Vergleiche oder technische Anwendungen sind die physikalischen Abmessungen in Millimetern entscheidend.
Häufige Sensorformate im Überblick
Es gibt eine Vielzahl von Sensorformaten auf dem Markt, von winzigen Sensoren in Smartphones und Kompaktkameras bis hin zu großen Sensoren in professionellen Spiegelreflex- und spiegellosen Kameras. Hier sind einige der gängigsten nominellen Sensorformate und ihre ungefähren Diagonalen:
Nominelle Sensorgröße (Zoll) | Ungefähre Diagonale (mm) | Anwendungsbeispiele |
---|---|---|
1/4'' | ca. 4,0 mm | Ältere Kompaktkameras, Webcams |
1/3'' | ca. 5,4 mm | Viele Überwachungskameras, ältere Smartphones |
1/2.3'' | ca. 7,7 mm | Typische Kompaktkameras, viele Smartphones |
1/1.8'' | ca. 8,9 mm | Hochwertigere Kompaktkameras |
2/3'' | ca. 11,0 mm | Einige ältere Kompaktkameras, industrielle Anwendungen |
1'' | ca. 15,9 mm | Premium-Kompaktkameras, einige spiegellose Kameras |
4/3'' (Four Thirds) | ca. 21,6 mm | Systemkameras (Olympus, Panasonic) |
APS-C | ca. 27 - 28 mm | Spiegelreflex- und spiegellose Kameras (Canon, Nikon, Sony, Fuji, etc.) |
Vollformat (35mm) | ca. 43,3 mm | Professionelle Spiegelreflex- und spiegellose Kameras |
Mittelformat | > 50 mm | Spezialisierte Kameras für höchste Ansprüche |
Diese Tabelle gibt einen Überblick, wie die nominellen Zollgrößen mit den tatsächlichen Diagonalen zusammenhängen und wo man diese Sensorgrößen typischerweise findet.
Was bedeutet die Sensorgröße für Ihre Fotografie?
Die Größe des Sensors hat weitreichende Konsequenzen für die Eigenschaften Ihrer Kamera und die entstehenden Bilder. Hier sind die wichtigsten Auswirkungen:
Blickfeld (Field of View - FOV)
Bei Verwendung desselben Objektivs verringert sich das Blickfeld (FOV) bei kleineren Sensoren. Das bedeutet, dass ein Objektiv mit einer bestimmten Brennweite auf einem kleineren Sensor einen engeren Bildausschnitt erzeugt als auf einem größeren Sensor. Dies wird oft als „Crop-Faktor“ bezeichnet. Ein Wechsel zu einem Sensor mit anderer Größe erfordert daher auch ein anderes Objektiv (andere Brennweite), wenn das Blickfeld beibehalten werden soll.
Bildqualität und Rauschverhalten
Größere Sensoren haben oft größere Pixel (bei gleicher Auflösung oder weniger Pixel auf größerer Fläche). Größere Pixel können mehr Licht sammeln. Mehr Licht pro Pixel führt zu einem besseren Signal-Rausch-Verhältnis (SNR) und somit zu einer höheren Bildqualität, insbesondere bei schlechten Lichtverhältnissen. Das Rauschen (grain/noise) ist bei höheren ISO-Werten auf größeren Sensoren in der Regel weniger ausgeprägt.
Objektivwahl und Systemgröße
Der Sensor und das Objektiv müssen sowohl in Bezug auf die Größe als auch auf die erreichbare Auflösung aufeinander abgestimmt sein, um eine hohe Bildqualität zu erzielen. Ein Objektiv, das für einen Vollformatsensor entwickelt wurde, mag auf einem APS-C-Sensor funktionieren, aber ein Objektiv, das nur für APS-C gerechnet ist, würde auf einem Vollformatsensor starke Vignettierung (Abdunklung der Bildecken) zeigen oder nicht das gesamte Sensorareal abdecken. Kameras mit größeren Sensoren erfordern in der Regel auch größere und schwerere Objektive, was das gesamte Kamerasystem beeinflusst.
Kosten
Kleinere Sensoren sind in der Regel kostengünstiger in der Herstellung. Dies ist einer der Hauptgründe, warum sie in preiswerteren Kameras und mobilen Geräten zum Einsatz kommen.
Sensorgröße 1 Zoll vs. 1/2.3 Zoll: Ein direkter Vergleich
Die Frage, ob ein 1-Zoll-Sensor (oft in Premium-Kompaktkameras wie der Sony RX100-Serie) grundsätzlich besser ist als ein 1/2.3-Zoll-Sensor (typisch für viele Superzoom-Kompaktkameras und Smartphones), lässt sich nicht pauschal mit Ja oder Nein beantworten. Sie sind nicht dasselbe und dienen unterschiedlichen Zwecken.

Der Hauptunterschied liegt in der Fläche: Ein 1-Zoll-Sensor hat eine deutlich größere Fläche als ein 1/2.3-Zoll-Sensor. Schätzungen zufolge ist die Fläche eines 1/2.3-Zoll-Sensors etwa ein Viertel der Fläche eines 1-Zoll-Sensors.
Was bedeutet das in der Praxis?
Ein 1-Zoll-Sensor kann bei gleicher Pixelanzahl größere Pixel haben oder bei gleicher Pixelgröße eine höhere Auflösung ermöglichen. Kameras mit 1-Zoll-Sensoren sind oft mit lichtstärkeren Objektiven ausgestattet (kleinere Blendenwerte), was in Kombination mit dem größeren Sensor zu einer erheblich besseren Leistung bei wenig Licht führt. Sie können mehr Licht sammeln, was zu weniger Rauschen und besseren Details in dunklen Umgebungen führt.
Kameras mit 1/2.3-Zoll-Sensoren ermöglichen hingegen oft sehr große Zoom-Bereiche in kompakten Gehäusen. Die geringere Sensorgröße erlaubt es den Herstellern, Objektive mit extremen Telebrennweiten zu konstruieren, die physikalisch kleiner sind. Dies ist ein großer Vorteil für Reisefotografen oder diejenigen, die viel Tele benötigen, ohne ein großes System tragen zu wollen. Allerdings sind die Objektive bei langen Brennweiten oft weniger lichtstark (größere Blendenwerte), was die Low-Light-Leistung im Vergleich zu einem 1-Zoll-Sensor mit lichtstarkem Objektiv weiter einschränkt.
Zusammenfassend lässt sich sagen:
Merkmal | 1-Zoll Sensor | 1/2.3-Zoll Sensor |
---|---|---|
Sensorfläche | Deutlich größer | Deutlich kleiner (ca. 1/4 der Fläche) |
Low-Light-Leistung | Typischerweise besser (größere Pixel, oft lichtstärkere Objektive) | Typischerweise schlechter (kleinere Pixel, oft lichtschwächere Objektive) |
Mögliche Zoom-Bereiche | Oft begrenzter (z.B. 24-70mm äquivalent) | Ermöglicht sehr große Zoom-Bereiche in kompakten Kameras |
Kameragröße | Kompakt bis mittelgroß | Sehr kompakt, ermöglicht Superzoom-Kompaktkameras |
Bildrauschen bei hohen ISO | Generell geringer | Generell stärker |
Die Wahl zwischen diesen beiden Sensorgrößen hängt stark von Ihren Prioritäten ab: Bevorzugen Sie bessere Bildqualität und Low-Light-Fähigkeiten (eher 1 Zoll) oder einen großen Zoom-Bereich in einem sehr kompakten Gehäuse (eher 1/2.3 Zoll)?
Die Wahl des richtigen Sensors: Was zählt?
Es gibt keinen „besten“ Sensor für jede Situation. Die ideale Sensorgröße hängt von Ihren fotografischen Bedürfnissen und Vorlieben ab:
- Low Light & Bildqualität: Wenn Sie oft bei schlechten Lichtverhältnissen fotografieren oder die bestmögliche Bildqualität anstreben, sind größere Sensoren (1 Zoll, Four Thirds, APS-C, Vollformat) im Vorteil.
- Portabilität & Zoom: Wenn ein möglichst kompaktes Gehäuse und ein großer Zoom-Bereich Priorität haben, bieten kleinere Sensoren (1/2.3 Zoll) oft die passendsten Kamerasysteme, auch wenn dies zulasten der Low-Light-Leistung gehen kann.
- Budget: Kameras mit kleineren Sensoren sind in der Regel preiswerter.
- Objektivsystem: Bei Systemkameras ist die Sensorgröße eng mit dem verfügbaren Objektivsystem verbunden. Vollformat-Objektive sind größer und teurer als APS-C-Objektive, die wiederum größer sind als Four-Thirds-Objektive.
Es ist wichtig, die Kompromisse zu verstehen, die jede Sensorgröße mit sich bringt, und diese gegen Ihre persönlichen Anforderungen abzuwägen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Ist ein 1-Zoll-Sensor dasselbe wie ein 1/2.3-Zoll-Sensor?
Nein, absolut nicht. Obwohl beide in Zoll angegeben werden, ist ein 1-Zoll-Sensor physikalisch deutlich größer und hat eine viel größere Fläche als ein 1/2.3-Zoll-Sensor. Dies führt zu signifikanten Unterschieden in der Bildqualität, insbesondere bei wenig Licht.
Wie wird die Sensorgröße gemessen?
Die gebräuchlichste Angabe ist eine nominelle Größe in Zoll, die historisch bedingt ist und nicht der tatsächlichen physischen Diagonale entspricht (1 Zoll ≈ 16 mm Diagonale). Die wahre physikalische Größe (Breite x Höhe oder Diagonale in mm) kann aus der Pixelauflösung und der Pixelgröße berechnet werden.
Bedeutet ein kleinerer Sensor weniger Licht?
Ja, im Allgemeinen sammelt ein kleinerer Sensor weniger Licht als ein größerer Sensor gleicher Technologie bei gleicher Belichtungszeit. Dies liegt daran, dass die gesamte lichtempfindliche Fläche kleiner ist. Bei Kameras mit kleineren Sensoren sind die Objektive oft auch weniger lichtstark, was den Nachteil bei wenig Licht verstärkt.
Beeinflusst die Sensorgröße das Blickfeld?
Ja. Bei Verwendung desselben Objektivs führt ein kleinerer Sensor zu einem engeren Blickfeld (einem stärker „gezoomten“ Bildausschnitt) als ein größerer Sensor. Dies wird durch den Crop-Faktor beschrieben.
Sind größere Sensoren immer besser?
Nicht unbedingt für jeden Anwendungsfall. Größere Sensoren bieten oft eine bessere Bildqualität bei wenig Licht und potenziell mehr Detailreichtum. Sie erfordern aber auch größere und teurere Objektive, führen zu größeren und schwereren Kamerasystemen und können bei Kompaktkameras den maximalen Zoom-Bereich einschränken. Die Wahl hängt von den individuellen Bedürfnissen ab.
Fazit
Die Sensorgröße ist ein Schlüsselfaktor, der die Leistung und die Eigenschaften einer Digitalkamera maßgeblich beeinflusst. Auch wenn die nominellen Zollangaben zunächst verwirrend sein mögen, ist das Verständnis der tatsächlichen physikalischen Größe und ihrer Auswirkungen auf Blickfeld, Bildqualität, Rauschverhalten und Systemgröße entscheidend für die Wahl der richtigen Kamera. Ob Sie ultimative Bildqualität bei wenig Licht suchen oder einen maximalen Zoom-Bereich in einem kompakten Gehäuse bevorzugen – die Sensorgröße spielt dabei eine zentrale Rolle.
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