Viele langjährige Nutzer von Adobe Photoshop haben es vielleicht schon bemerkt: Die einst verfügbaren 3D-Funktionen sind verschwunden. Was für einige vielleicht nur eine Randfunktion war, war für andere ein wertvolles Werkzeug, um Perspektiven zu erstellen, Text zu extrudieren oder Mockups zu gestalten. Die plötzliche Abwesenheit dieser Features hat bei vielen Fragen aufgeworfen. Warum hat Adobe diesen Schritt unternommen? Was bedeutet das für bestehende Projekte und welche Alternativen gibt es für diejenigen, die weiterhin in die dritte Dimension vordringen möchten? Dieser Artikel beleuchtet die Hintergründe und gibt einen Überblick über die neue Landschaft des 3D-Designs im Adobe-Ökosystem und darüber hinaus.
Warum wurden die 3D-Funktionen in Photoshop eingestellt?
Die Einstellung der 3D-Funktionen in Photoshop kam für viele überraschend, obwohl Adobe die Pläne bereits im August 2021 ankündigte. Mit dem Update auf Version 22.5 im März 2022 begann Adobe dann mit der schrittweisen Entfernung dieser Features. Der Hauptgrund, den Adobe selbst nennt, liegt in technologischen Herausforderungen. Laut Adobe ist die zugrunde liegende 3D-Technologie, die in Photoshop verwendet wurde, veraltet und kann nicht mehr zuverlässig mit modernen Grafikkarten (GPUs), Prozessoren (CPUs) und vor allem den aktuellen Betriebssystemen (Windows und macOS) zusammenarbeiten.
Insbesondere die Abhängigkeit von älterer OpenGL-Technologie scheint ein Knackpunkt zu sein. Moderne Betriebssysteme und Hardware entwickeln sich rasant weiter, und es wurde für Adobe zunehmend schwierig, die Kompatibilität und Leistung der alten 3D-Engine in Photoshop aufrechtzuerhalten. Anstatt immense Ressourcen in die Überarbeitung einer Technologie zu investieren, die nicht mehr dem neuesten Stand entspricht und in einer Raster-basierten Software wie Photoshop nie ihre volle Leistungsfähigkeit entfalten konnte, entschied sich Adobe, die 3D-Funktionen komplett zu entfernen. Dies ermöglicht es dem Unternehmen, sich auf die Kernkompetenzen von Photoshop – die 2D-Bildbearbeitung und -Komposition – zu konzentrieren und gleichzeitig 3D-Workflows in spezialisierten Programmen und anderen Softwareprodukten anzubieten, die besser dafür geeignet sind.
Welche 3D-Funktionen gab es in Photoshop?
Obwohl Photoshop in erster Linie für die Bearbeitung von 2D-Bildern bekannt ist, boten die 3D-Funktionen doch einige nützliche Möglichkeiten, um dreidimensionale Elemente in Projekte zu integrieren oder 2D-Elemente in 3D-Räumen zu manipulieren. Zu den bemerkenswertesten Funktionen gehörten:
- Perspektivwerkzeuge: Diese erlaubten es, 2D-Ebenen oder Objekte in einem 3D-Raum zu positionieren und ihnen eine Perspektive zu geben. Dies war besonders nützlich für die Erstellung von realistischen Mockups, wie z.B. Produktverpackungen oder Buchcover auf einem Tisch.
- 3D-Textextrusion: Mit dieser Funktion konnte einfacher Text schnell in ein dreidimensionales Objekt umgewandelt werden, dem man Tiefe und Volumen geben konnte.
- Erstellung von Panoramen und sphärischen Bildern: Photoshop bot Werkzeuge, um aus Fotos 3D-Panoramen oder interaktive sphärische Bilder zu erstellen.
- Mesh-Werkzeug: Dieses Werkzeug ermöglichte die Arbeit mit 3D-Modellen, das Bearbeiten von Mesh-Strukturen und das Hinzufügen von Texturen und Materialien.
Diese Funktionen waren meist über das "3D"-Menü in der Menüleiste zugänglich und ermöglichten eine einfache Integration von 3D-Elementen in den gewohnten Photoshop-Workflow. Ihre Entfernung hinterlässt definitiv eine Lücke für Nutzer, die sich auf diese Werkzeuge verlassen haben.
Kann ich auf bereits erstellte 3D-Arbeiten in Photoshop noch zugreifen?
Die Frage, was mit bestehenden 3D-Dateien und Projekten passiert, ist für viele Nutzer von großer Bedeutung. Adobe hat den 3D-Arbeitsbereich in Photoshop schrittweise entfernt. Sie können den 3D-Arbeitsbereich manuell verlassen, indem Sie auf "Fenster" > "Arbeitsbereich" > "Standard" (Essentials) klicken. Dies hilft, die Leistung von Photoshop zu verbessern, da keine Ressourcen mehr für die 3D-Engine reserviert werden, aber es stellt die Funktionen nicht wieder her.
Um auf *zuvor erstellte* 3D-Elemente in Photoshop-Dateien zugreifen zu können, gab es eine zeitlich begrenzte Möglichkeit: Man musste bei einer älteren Version von Photoshop bleiben, genauer gesagt bei Version 22.2. Diese Version enthielt noch die 3D-Funktionen. Allerdings war dies nur eine Übergangslösung, die bis etwa August 2023 praktikabel war. Das Beibehalten einer alten Version bringt erhebliche Nachteile mit sich: Sie erhalten keine wichtigen Sicherheitsupdates, keine neuen Funktionen für die 2D-Bildbearbeitung und müssen weiterhin mit den Rendering-Problemen und der Instabilität kämpfen, die letztendlich zur Einstellung der 3D-Funktionen führten.
Die wichtigste Information ist: Auch wenn Sie neuere Photoshop-Versionen verwenden, können Sie die meisten alten 3D-Dateien *öffnen*. Das Problem ist, dass die 3D-Elemente beim Öffnen rasterisiert werden. Das bedeutet, sie werden in eine flache 2D-Bildebene umgewandelt und sind nicht mehr als bearbeitbare 3D-Objekte verfügbar. Sie können zwar andere 2D-Teile des Bildes bearbeiten, aber die ehemaligen 3D-Elemente sind fixiert und können nicht mehr manipuliert, gedreht, texturiert oder in ihrer Form verändert werden. Für komplexe Anpassungen oder die Weiterarbeit an 3D-Projekten ist Photoshop in den aktuellen Versionen somit nicht mehr geeignet.
Wird Photoshop die 3D-Funktionen wieder einführen?
Laut offiziellen Aussagen von Adobe gibt es derzeit keine Pläne, die 3D-Funktionen in Photoshop wieder einzuführen. Die Entscheidung zur Entfernung war endgültig und basiert auf der strategischen Neuausrichtung von Adobe im Bereich 3D.
Ein Hauptgrund dafür ist, dass Adobe bereits über andere Softwareprodukte verfügt, die für 3D-Aufgaben deutlich besser geeignet sind und aktiv weiterentwickelt werden. Anstatt eine veraltete 3D-Engine in einer primär auf Rastergrafiken ausgelegten Software wie Photoshop zu pflegen, investiert Adobe in spezialisierte 3D-Tools. Dies führt uns direkt zu den Alternativen.
Welche Alternativen gibt es für 3D-Design?
Die Einstellung der 3D-Funktionen in Photoshop bedeutet keineswegs das Ende des 3D-Designs im Adobe-Ökosystem oder generell. Im Gegenteil, Adobe bietet und empfiehlt nun die Nutzung anderer Programme, die speziell für 3D-Workflows konzipiert sind:
- Adobe Illustrator: Obwohl traditionell für Vektorgrafiken bekannt, hat Adobe die 3D-Funktionen in Illustrator erheblich ausgebaut. Illustrator ist eine vektorbasierte Software, was für viele 3D-Aufgaben, insbesondere im Bereich Design, Mockups und Typografie, oft sinnvoller ist als die Arbeit mit Pixeln. Die 3D-Tools in Illustrator sind moderner, intuitiver und werden aktiv weiterentwickelt. Sie eignen sich hervorragend für die Erstellung von 3D-Text, extrudierten Objekten und einfachen 3D-Szenen auf Basis von Vektorformen.
- Adobe Substance Suite: Dies ist Adobes Flaggschiff für professionelle 3D-Workflows. Die Suite umfasst Programme wie Substance Painter (für Texturierung), Substance Stager (für Szenenaufbau und Rendering), Substance Sampler (für Materialerstellung) und Substance Designer (für prozedurale Materialerstellung). Diese Programme sind speziell auf die Bedürfnisse von 3D-Künstlern zugeschnitten und bieten einen weitaus größeren Funktionsumfang und eine bessere Leistung für komplexe 3D-Aufgaben als die alten Photoshop-Funktionen je boten. Wenn Sie professionell oder ambitioniert im Bereich 3D arbeiten möchten, ist die Substance Suite eine der führenden Lösungen auf dem Markt.
- Andere 3D-Software von Drittanbietern: Abseits des Adobe-Ökosystems gibt es eine Vielzahl leistungsstarker 3D-Software, sowohl kostenpflichtig (z.B. Cinema 4D, 3ds Max, Maya, Blender) als auch kostenfrei (z.B. Blender, die sich in den letzten Jahren zu einem extrem mächtigen und populären Open-Source-Tool entwickelt hat). Die Wahl der Software hängt stark von Ihren spezifischen Bedürfnissen ab (Modellierung, Animation, Rendering, Texturierung etc.), aber die Optionen sind vielfältig und oft spezialisierter als die integrierten Funktionen in Photoshop es je waren.
Adobe hat die 3D-Funktionen in Photoshop nicht aus Böswilligkeit entfernt, sondern weil die Technologie veraltet war und sie bessere, modernere Alternativen im eigenen Portfolio und auf dem Markt sehen. Für Nutzer bedeutet dies eine Umstellung, aber auch die Möglichkeit, leistungsfähigere und besser geeignete Werkzeuge für ihre 3D-Projekte zu entdecken.
Vergleich: Photoshop 3D (früher) vs. Alternativen
| Merkmal | Photoshop 3D (eingestellt) | Adobe Illustrator (aktuell) | Adobe Substance Suite (aktuell) | Andere 3D-Software (z.B. Blender) |
|---|---|---|---|---|
| Basis | Raster-basiert mit 3D-Engine | Vektor-basiert mit 3D-Effekten | Spezialisierte 3D-Software | Spezialisierte 3D-Software |
| Zweck | Integration einfacher 3D-Elemente in 2D-Bilder | Erstellung von 3D-Elementen aus Vektorformen, Mockups, 3D-Typografie | Professionelle 3D-Erstellung (Modellierung, Texturierung, Rendering) | Umfassende 3D-Workflows (Modellierung, Animation, Simulation, Rendering) |
| Umfang der 3D-Funktionen | Begrenzt (Text, einfache Modelle, Perspektive) | Gut für Text, Extrusion, Rotation; wird weiterentwickelt | Sehr umfangreich, industriestandard für Texturierung und Materialerstellung | Sehr umfangreich, volle Kontrolle über den 3D-Prozess |
| Kompatibilität / Technologie | Veraltet, Probleme mit moderner Hardware/OS | Modern, integriert in Vektor-Workflow | Modern, optimiert für 3D-Hardware | Variiert, viele nutzen moderne Engines |
| Lernkurve | Relativ einfach für grundlegende Aufgaben | Einfach für grundlegende Aufgaben, komplexer für fortgeschrittene 3D | Steiler, da spezialisierte Tools | Kann sehr steil sein, abhängig von der Software |
| Leistung | Oft langsam und instabil | Gut für Vektor-basierte 3D | Sehr gut, optimiert für 3D-Rendering | Variiert, oft sehr leistungsfähig |
| Verfügbarkeit | Eingestellt (nicht mehr in aktuellen Versionen) | Teil des Creative Cloud-Abos | Teil des Creative Cloud-Abos (oft als separate Abostufe oder Add-on) | Kostenpflichtig oder kostenfrei (Open Source) |
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
F: Warum hat Adobe die 3D-Funktionen in Photoshop entfernt?
A: Die zugrunde liegende Technologie war veraltet und nicht mehr zuverlässig mit moderner Hardware und Betriebssystemen kompatibel. Adobe konzentriert sich stattdessen auf spezialisierte 3D-Software.
F: Kann ich meine alten Photoshop-Dateien mit 3D-Ebenen noch bearbeiten?
A: Sie können die Dateien öffnen, aber die 3D-Ebenen werden rasterisiert und sind dann nicht mehr als 3D-Objekte bearbeitbar. Sie sind in eine flache Bildebene umgewandelt.
F: Gibt es eine Möglichkeit, die 3D-Funktionen in einer aktuellen Photoshop-Version wiederherzustellen?
A: Nein, Adobe hat die Funktionen aus den aktuellen Versionen entfernt. Es gibt keine offizielle Möglichkeit, sie zurückzubekommen.
F: Welche Programme empfiehlt Adobe stattdessen für 3D-Aufgaben?
A: Adobe empfiehlt in erster Linie Adobe Illustrator für Vektor-basierte 3D-Designs und die Adobe Substance Suite für professionelle 3D-Workflows (Texturierung, Rendering etc.).
F: Lohnt es sich, bei einer alten Photoshop-Version zu bleiben, um die 3D-Funktionen zu nutzen?
A: Das wird nicht empfohlen. Sie erhalten keine Updates, haben weiterhin mit Instabilität zu kämpfen und die Nutzung war ohnehin zeitlich begrenzt möglich (bis ca. August 2023 für Version 22.2). Es ist besser, auf moderne Alternativen umzusteigen.
F: Sind die 3D-Funktionen in Illustrator genauso leistungsfähig wie sie es in Photoshop waren?
A: Die 3D-Funktionen in Illustrator sind anders und auf Vektor-Basis ausgerichtet, aber sie sind moderner und werden aktiv entwickelt. Für viele Aufgaben wie 3D-Text oder Mockups sind sie eine gute, oft sogar bessere Alternative als die alten Photoshop-Tools.
Fazit
Das Ende der 3D-Funktionen in Adobe Photoshop mag für viele Nutzer, die sich an diese Werkzeuge gewöhnt hatten, enttäuschend sein. Es markiert das Ende einer Ära, in der Photoshop versuchte, ein All-in-One-Tool auch für einfache 3D-Aufgaben zu sein. Die Entscheidung von Adobe war jedoch aus technischer Sicht nachvollziehbar, da die zugrunde liegende Technologie veraltet war und nicht mehr effizient gewartet werden konnte.
Die gute Nachricht ist, dass das Feld des 3D-Designs keineswegs verlassen wird. Adobe hat sich entschieden, 3D in spezialisierte und besser geeignete Software wie Adobe Illustrator (für Vektor-basiertes 3D) und die leistungsstarke Adobe Substance Suite (für professionelle 3D-Erstellung) zu verlagern. Auch außerhalb des Adobe-Kosmos gibt es zahlreiche exzellente 3D-Programme. Für Nutzer bedeutet dies vielleicht eine Notwendigkeit zur Umorientierung und zum Erlernen neuer Werkzeuge, aber letztendlich eröffnet es den Zugang zu moderneren, stabileren und leistungsfähigeren Workflows für ihre 3D-Projekte. Geben Sie 3D nicht auf, entdecken Sie einfach die neuen Möglichkeiten, die sich Ihnen jetzt bieten!
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