Der eingebaute Blitz an einer Nikon-Kamera ist weit mehr als nur ein Werkzeug für schlechte Lichtverhältnisse. Er kann gezielt eingesetzt werden, um Schatten aufzuhellen, Gegenlichtsituationen zu meistern oder sogar einen lebendigen Glanz (Catchlight) in den Augen Ihres Motivs zu erzeugen. Das Verständnis der verschiedenen Blitzmodi und ihrer Funktionsweise ist entscheidend, um das volle Potenzial Ihrer Kamera auszuschöpfen.

Nikon-Kameras bieten unterschiedliche Betriebsarten für den integrierten Blitz, die sich je nach gewähltem Aufnahmemodus unterscheiden. Grundsätzlich gibt es Modi, bei denen der Blitz automatisch aufklappt, und solche, bei denen er manuell aktiviert werden muss.
Automatische Blitzmodi (Auto Pop-up Modes)
In bestimmten Aufnahmemodi, wie den Automatikprogrammen (i, k, n, o, S, T, U, ') klappt der integrierte Blitz bei Bedarf automatisch auf und löst aus, wenn die Lichtverhältnisse dies erfordern oder das Motiv im Gegenlicht steht. Dies geschieht, sobald der Auslöser halb durchgedrückt wird. Es ist wichtig zu beachten, dass Sie den Blitz in diesen Modi nicht manuell aufklappen sollten, falls er nicht automatisch herausspringt, da dies zu Beschädigungen führen kann.
Innerhalb dieser automatischen Modi stehen verschiedene Blitzmodi zur Auswahl, die das Verhalten des Blitzes steuern:
- Auto: Dies ist der Standardmodus. Der Blitz klappt bei Bedarf auf und feuert, wenn die Kamera feststellt, dass zusätzliches Licht benötigt wird, sei es aufgrund schwachen Umgebungslichts oder Gegenlichts. Dieser Modus ist in den meisten automatischen Szenenprogrammen verfügbar.
- Auto + Rote-Augen-Reduzierung: Dieser Modus ist besonders nützlich für Porträtaufnahmen, insbesondere in dunkleren Umgebungen. Der Blitz klappt ebenfalls automatisch auf, aber bevor der Hauptblitz ausgelöst wird, leuchtet eine spezielle Lampe oder eine Serie von Vorblitzen auf. Der Zweck dieser Rote-Augen-Reduzierung ist es, die Pupillen des Motivs zu verengen und so den unschönen Rote-Augen-Effekt zu minimieren, der durch die Reflexion des Blitzlichts im Auge entsteht.
- Auto Langzeitsynchronisation + Rote-Augen-Reduzierung: Eine Erweiterung des vorherigen Modus, ebenfalls ideal für Porträts bei Nacht oder schlechten Lichtverhältnissen. Zusätzlich zur Rote-Augen-Reduzierung verwendet die Kamera längere Verschlusszeiten. Dies ermöglicht es, nicht nur das Hauptmotiv (die Person) korrekt zu belichten, sondern auch das Umgebungslicht oder den Hintergrund einzufangen. Ohne die Langzeitsynchronisation würde der Hintergrund oft sehr dunkel oder schwarz erscheinen. Dieser Modus versucht, eine ausgewogenere Belichtung zwischen Vordergrund und Hintergrund zu erreichen.
- Auto Langzeitsynchronisation: Ähnlich wie der vorherige Modus, aber ohne die Rote-Augen-Reduzierung. Auch hier werden lange Verschlusszeiten genutzt, um das Umgebungslicht oder den Hintergrund bei Nacht- oder Schwachlichtaufnahmen einzufangen. Dies ist nützlich, wenn das Hauptmotiv keine Person ist oder wenn der Rote-Augen-Effekt kein Problem darstellt.
- Blitz Aus: In diesem Modus (oft mit einem Symbol wie 'j' gekennzeichnet) wird der integrierte Blitz komplett deaktiviert. Er klappt nicht auf und löst nicht aus, auch wenn die Lichtverhältnisse sehr schlecht sind. Dies ist nützlich, wenn Blitzlicht unerwünscht ist, zum Beispiel in Museen, bei Konzerten oder wenn Sie bewusst mit natürlichem Licht arbeiten möchten.
Die Auswahl des Blitzmodus erfolgt in diesen automatischen Modi in der Regel durch Gedrückt halten der M (Y)-Taste und gleichzeitiges Drehen des Einstellrads, bis der gewünschte Modus auf dem Informationsdisplay angezeigt wird.
Manuelle Blitzmodi (Manual Pop-up Modes)
In den fortgeschritteneren Aufnahmemodi (P, S, A, M) haben Sie mehr Kontrolle über den Blitz. Hier klappt der integrierte Blitz nicht automatisch auf. Sie müssen ihn manuell aktivieren, indem Sie die entsprechende Taste (oft die M (Y)-Taste) drücken. Wenn der Blitz nicht manuell aufgeklappt wird, löst er auch nicht aus.

Sobald der Blitz manuell aufgeklappt ist, stehen Ihnen in diesen Modi erweiterte oder leicht abgewandelte Blitzmodi zur Verfügung:
- Aufhellblitz (Fill Flash): In diesem Modus löst der Blitz bei jeder Aufnahme aus, solange er aufgeklappt ist. Dies ist der Standardmodus, wenn Sie den Blitz manuell aktivieren. Er dient dazu, das Motiv aufzuhellen, Schatten zu reduzieren oder bei Gegenlicht für eine korrekte Belichtung des Motivs zu sorgen. Die Kamera verwendet hierbei eine Standard-Blitzsynchronisationszeit, die schnell genug ist, um Bewegungsunschärfe durch das Umgebungslicht zu minimieren.
- Rote-Augen-Reduzierung: Wie im Automatikmodus zielt dieser Modus darauf ab, den Rote-Augen-Effekt bei Porträts zu vermeiden. Der Blitz löst bei jeder Aufnahme aus, aber wie zuvor leuchtet eine Vorlampe oder es erfolgen Vorblitze, um die Pupillen des Motivs zu verengen, bevor der Hauptblitz das Bild belichtet.
- Langzeitsynchronisation + Rote-Augen-Reduzierung: Dieser Modus kombiniert die Rote-Augen-Reduzierung mit der Langzeitsynchronisation. Er ist besonders nützlich für Porträts bei Nacht oder in schlecht beleuchteten Umgebungen, bei denen Sie sowohl das Motiv als auch den Hintergrund korrekt belichten möchten. Die Kamera wählt automatisch eine längere Verschlusszeit, um das Umgebungslicht einzufangen, während der Blitz das Hauptmotiv beleuchtet. Die Rote-Augen-Reduzierung hilft, den störenden Effekt zu vermeiden. Beachten Sie, dass dieser Modus in den Modi S (Zeitautomatik) und M (Manuell) möglicherweise nicht verfügbar ist, da Sie dort die Verschlusszeit selbst steuern.
- Langzeitsynchronisation: Ähnlich wie der Aufhellblitz, aber mit dem Unterschied, dass die Kamera automatisch eine längere Verschlusszeit wählt, um das Umgebungslicht bei Nacht oder schlechten Lichtverhältnissen einzufangen. Der Blitz beleuchtet das Hauptmotiv. Dieser Modus eignet sich hervorragend, um sowohl das Motiv als auch die umgebende Szenerie (z. B. eine beleuchtete Stadtansicht im Hintergrund) korrekt zu belichten. Auch dieser Modus ist in den Modi S und M eventuell nicht verfügbar.
- Langzeitsynchronisation auf den zweiten Verschlussvorhang (Rear Curtain + Slow Sync): Dies ist ein kreativer Blitzmodus. Er kombiniert die Langzeitsynchronisation mit der Synchronisation auf den zweiten Verschlussvorhang. Die Kamera verwendet eine lange Verschlusszeit, um das Umgebungslicht zu erfassen. Der Blitz löst jedoch erst kurz vor dem Schließen des Verschlusses aus. Dies ist besonders effektiv bei der Aufnahme von sich bewegenden Objekten mit Lichtquellen im Hintergrund (z. B. Autos bei Nacht). Die Bewegung des Objekts wird während der langen Belichtungszeit als Lichtspur oder Bewegungsunschärfe aufgezeichnet, und der Blitz friert das Objekt am Ende der Bewegung ein, sodass die Lichtspur hinter dem Objekt erscheint.
- Synchronisation auf den zweiten Verschlussvorhang (Rear-Curtain Sync): Dieser Modus verwendet eine Standard-Blitzsynchronisationszeit (keine Langzeitsynchronisation), aber der Blitz löst ebenfalls erst kurz vor dem Schließen des Verschlusses aus. Auch dieser Modus wird verwendet, um bei bewegten Objekten mit Lichtquellen im Hintergrund Lichtspuren zu erzeugen, wobei die Spur *hinter* dem Objekt liegt (im Gegensatz zur Synchronisation auf den ersten Verschlussvorhang, wo die Spur *vor* dem Objekt liegen würde). Dieser Modus ist in den Modi P (Programmautomatik) und A (Zeitautomatik) möglicherweise nicht verfügbar.
Die Auswahl des Blitzmodus in den manuellen Modi erfolgt ebenfalls durch Gedrückt halten der M (Y)-Taste und gleichzeitiges Drehen des Einstellrads, bis der gewünschte Modus angezeigt wird.
Nikon's i-TTL Blitzsystem
Das moderne Blitzsystem von Nikon, bekannt als i-TTL (intelligent Through The Lens), ist ein hochentwickeltes Belichtungsmesssystem für Blitze. Es ermöglicht der Kamera, vor dem Auslösen des Hauptblitzes einen Messblitz abzugeben. Basierend auf der Reflexion dieses Messblitzes vom Motiv und der Umgebung berechnet die Kamera die benötigte Blitzleistung für eine korrekte Belichtung. Dieses System arbeitet sehr präzise und berücksichtigt Faktoren wie das gewählte Objektiv, die Fokusentfernung und die Helligkeit des Umgebungslichts. Es ist ein Kernmerkmal, das die Leistungsfähigkeit sowohl des integrierten Blitzes als auch externer Nikon-Blitzgeräte ausmacht.
Wann und warum den integrierten Blitz verwenden?
Der integrierte Blitz ist ein praktisches Werkzeug für viele Situationen:
- Bei schwachem Licht: Offensichtlich, um das Motiv ausreichend zu beleuchten, wenn das Umgebungslicht nicht ausreicht.
- Als Aufhellblitz (Fill Flash): Bei hellem Tageslicht oder Gegenlicht, um Schatten im Gesicht einer Person aufzuhellen oder das Motiv zu belichten, ohne den Hintergrund zu überbelichten.
- Für Porträts: Besonders mit Rote-Augen-Reduzierung, um natürlichere Ergebnisse zu erzielen.
- Kreative Effekte: Mit den Modi Langzeitsynchronisation oder Synchronisation auf den zweiten Verschlussvorhang, um Bewegung und Lichtspuren einzufangen.
- Hervorhebung des Motivs: Um das Hauptmotiv vom Hintergrund abzuheben.
Tipps zur Verwendung des integrierten Blitzes
Obwohl der integrierte Blitz praktisch ist, hat er auch Einschränkungen, insbesondere seine geringe Reichweite und die direkte, harte Lichtcharakteristik. Für optimale Ergebnisse beachten Sie:
- Verwenden Sie die Rote-Augen-Reduzierung bei Porträts in dunklen Räumen.
- Nutzen Sie die Langzeitsynchronisation, um bei Nachtaufnahmen auch den Hintergrund einzufangen und nicht nur das geblitzte Motiv. Achten Sie dabei auf eine ruhige Hand oder verwenden Sie ein Stativ, da die Verschlusszeiten lang sind.
- Vermeiden Sie die Verwendung des Blitzes bei Motiven, die sehr weit entfernt sind, da die Leistung des integrierten Blitzes begrenzt ist.
- Seien Sie sich bewusst, dass der direkte Blitz Schatten hinter dem Motiv erzeugen kann.
- Experimentieren Sie mit den verschiedenen Modi, um zu sehen, welche Effekte sie erzielen.
Häufig gestellte Fragen zum Nikon Blitz
- Was ist der Unterschied zwischen den automatischen und manuellen Blitzmodi?
- In automatischen Aufnahmemodi (i, k, n, o, etc.) klappt der Blitz bei Bedarf automatisch auf. In den Modi P, S, A, M müssen Sie den Blitz manuell aufklappen, damit er funktioniert.
- Was bedeutet Rote-Augen-Reduzierung?
- Dieser Modus verwendet Vorblitze oder ein spezielles Licht, bevor der Hauptblitz auslöst, um die Pupillen des Motivs zu verengen und so den Rote-Augen-Effekt bei Porträts zu minimieren.
- Wozu dient die Langzeitsynchronisation?
- Die Langzeitsynchronisation verwendet längere Verschlusszeiten, um zusätzlich zum geblitzten Motiv auch das Umgebungslicht oder den Hintergrund bei Nacht- oder Schwachlichtaufnahmen einzufangen.
- Was ist der Effekt der Synchronisation auf den zweiten Verschlussvorhang?
- Der Blitz löst kurz vor dem Schließen des Verschlusses aus. Bei bewegten Objekten mit Lichtquellen im Hintergrund erzeugt dies Lichtspuren, die *hinter* dem Objekt liegen, was eine natürlichere Darstellung der Bewegung ermöglicht als bei der Synchronisation auf den ersten Vorhang.
- Kann ich einen externen Blitz zusammen mit dem eingebauten Blitz verwenden?
- Nein, wenn ein optionales externes Blitzgerät an der Kamera angebracht ist, klappt der integrierte Blitz nicht auf und funktioniert nicht. Die Kamera steuert dann den externen Blitz, oft ebenfalls über das i-TTL-System.
- Wie wähle ich den Blitzmodus aus?
- In der Regel halten Sie die M (Y)-Taste gedrückt und drehen gleichzeitig das Einstellrad, um durch die verfügbaren Blitzmodi zu schalten. Der ausgewählte Modus wird im Informationsdisplay angezeigt.
Das Beherrschen des integrierten Blitzes Ihrer Nikon-Kamera eröffnet neue kreative Möglichkeiten und hilft Ihnen, auch unter schwierigen Lichtbedingungen gut belichtete Bilder zu machen. Nehmen Sie sich Zeit, die verschiedenen Modi zu verstehen und zu experimentieren.
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