Aquarellmalerei hat einen einzigartigen Charme, der Bildern eine besondere Tiefe und Zartheit verleiht. Oft denken wir, dass man ein begnadeter Künstler sein muss, um solche Werke zu schaffen. Doch mit der richtigen Technik in Adobe Photoshop können auch Sie beeindruckende Aquarell-Effekte auf Ihre Fotos anwenden. Vergessen Sie Pinsel und Wasserfarben; wir zeigen Ihnen, wie Sie mit Bordmitteln von Photoshop aus einer Fotografie ein digitales Aquarell zaubern. Dieser Artikel führt Sie Schritt für Schritt durch den Prozess, von der Vorbereitung des Bildes bis zum finalen Schliff.
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Vorbereitung: Das Smart Object
Bevor wir mit den Effekten beginnen, ist ein wichtiger erster Schritt, Ihre Bildebene in ein Smart Object umzuwandeln. Warum? Weil Smart Objects nicht-destruktiv arbeiten. Das bedeutet, alle Filter und Anpassungen, die wir darauf anwenden, können jederzeit bearbeitet, geändert oder entfernt werden, ohne die ursprünglichen Pixel Ihres Bildes dauerhaft zu verändern. So bleiben Sie flexibel und können den Effekt später leicht anpassen oder sogar auf ein ganz anderes Bild anwenden. Um Ihre Ebene umzuwandeln, klicken Sie einfach mit der rechten Maustaste auf die Bildebene im Ebenen-Bedienfeld und wählen Sie "In Smart Object konvertieren". Dies ist eine grundlegende Technik für flexible Bildbearbeitung.

Die Basis legen: Filtergalerie
Der Kern des Aquarell-Effekts liegt in der geschickten Kombination verschiedener Filter. Wir starten in der Filtergalerie. Gehen Sie im Menü zu "Filter" > "Filtergalerie...". Innerhalb der Filtergalerie finden Sie verschiedene Kategorien. Navigieren Sie zur Kategorie "Künstlerisch". Wählen Sie dort den Filter "Trockenpinsel". Stellen Sie die Parameter wie folgt ein: Pinselgröße auf 10, Pinseldetails auf 10 und Textur auf 1. Bestätigen Sie mit OK. Um einen weiteren Filter aus der Filtergalerie hinzuzufügen, gehen erneut auf "Filter" > "Filtergalerie...", aber wählen Sie nicht die oberste Option, die den zuletzt angewendeten Filter wiederholt. Wählen Sie diesmal den Filter "Aussparung". Konfigurieren Sie die Einstellungen: Anzahl der Ebenen auf 5, Kantenschlichtheit auf 4 und Kantenakzent auf 1. Nachdem Sie beide Filter angewendet haben, sehen Sie im Ebenen-Bedienfeld unter Ihrer Smart-Object-Ebene die Einträge für die angewendeten Filtergalerien. Doppelklicken Sie auf das kleine Einstellungssymbol neben dem oberen Eintrag (der erste angewendete Filtergalerie). Ändern Sie den Mischmodus (Blending Mode) für diesen ersten Filter auf "Spitzenlicht" (Pin Light). Dies hilft, die Details der darunter liegenden Filter hervorzuheben.
Details und Übergänge: Intelligenter Weichzeichner
Aquarellmalerei zeichnet sich oft durch weiche Übergänge und leicht verschwommene Bereiche aus. Um diesen Effekt zu simulieren, verwenden wir den Smart Blur Filter. Gehen Sie zu "Filter" > "Weichzeichnungsfilter" > "Intelligenter Weichzeichner...". Stellen Sie den Radius auf 5 Pixel, den Schwellenwert auf 100 und die Qualität auf "Hoch" ein. Bestätigen Sie. Auch dieser Filter wird als Smart Filter auf das Smart Object angewendet. Doppelklicken Sie wieder auf das Einstellungssymbol neben dem "Intelligenter Weichzeichner"-Eintrag im Ebenen-Bedienfeld. Ändern Sie den Mischmodus für diesen Filter auf "Negativ multiplizieren" (Screen) und reduzieren Sie die Deckkraft (Opacity) auf 50%. Dies lässt den Weichzeichner subtiler wirken und hilft, die Farben weicher zu verlaufen. Dieser Schritt ist entscheidend für den fließenden Look.
Konturen simulieren: Kanten suchen
Manchmal haben Aquarellzeichnungen auch leichte Konturen, ähnlich einer Bleistiftskizze unter der Farbe. Um dies zu simulieren, verwenden wir den Filter "Kanten suchen". Gehen Sie zu "Filter" > "Stilisierungsfilter" > "Kanten suchen". Dieser Filter erzeugt eine Darstellung der Kanten im Bild. Damit nur die Kanten sichtbar bleiben und der Hintergrund transparent wird, ändern wir den Mischmodus für diesen "Kanten suchen"-Filtereintrag im Ebenen-Bedienfeld. Doppelklicken Sie auf das Einstellungssymbol und ändern Sie den Mischmodus auf "Multiplizieren" (Multiply). Dies blendet alle hellen Bereiche (den weißen Hintergrund des Filters) aus und lässt nur die dunklen Kantenlinien sichtbar.
Textur und "Maltechnik": Papier und Pinsel
Um dem Effekt mehr Realismus zu verleihen, fügen wir eine Papiertur und simulieren den Farbauftrag. Suchen Sie sich eine passende kostenlose Papiertur (die Art des Papiers beeinflusst den Look stark). Kopieren Sie die Textur und fügen Sie sie in Ihr Photoshop-Dokument ein. Skalieren Sie sie so, dass sie die gesamte Leinwand bedeckt. Ändern Sie den Mischmodus dieser Textur-Ebene auf "Multiplizieren" (Multiply). Dies lässt die dunkleren Bereiche der Textur (die Fasern und Unebenheiten) durchscheinen. Jetzt kommt der kreative Teil mit den Pinseln. Sie benötigen spezielle Aquarell-Pinsel für Photoshop. Fügen Sie eine Ebenenmaske zur ursprünglichen Bildebene (dem Smart Object) hinzu. Stellen Sie sicher, dass die Maske ausgewählt ist (erkennbar am Rahmen). Drücken Sie ALT + Rücktaste (oder Option + Delete auf Mac), um die Maske mit Schwarz zu füllen. Dies verbirgt das gesamte Bild. Wählen Sie nun das Pinsel-Werkzeug (B). Stellen Sie Ihre Vordergrundfarbe auf Weiß ein. Wählen Sie einen der installierten Aquarell-Pinsel. Die Besonderheit dieser Pinsel ist ihre unregelmäßige Form und Transparenz. Klicken Sie nun auf die Leinwand, um das Bild schrittweise durch die schwarze Maske wieder sichtbar zu machen. Da Sie Weiß auf die Maske malen, werden die entsprechenden Bereiche des Bildes enthüllt. Verwenden Sie verschiedene Aquarell-Pinselgrößen und -formen, um einen realistischen Effekt von verlaufenden Wasserfarben an den Rändern zu erzeugen. Wechseln Sie zwischen verschiedenen Pinseln im Set, um Variation und einen authentischen Look zu erzielen.
Flexibilität dank Smart Objects
Einer der größten Vorteile der Arbeit mit Smart Objects ist die Flexibilität. Da alle Filter und Effekte nicht direkt auf die Pixel der ursprünglichen Ebene angewendet wurden, sondern auf das Smart Object, können Sie das zugrunde liegende Bild jederzeit austauschen. Doppelklicken Sie einfach auf das Miniaturbild des Smart Objects im Ebenen-Bedienfeld. Dies öffnet das Smart Object als separate .PSB-Datei. Fügen Sie hier ein neues Bild ein, das Sie stattdessen verwenden möchten. Speichern und schließen Sie die .PSB-Datei. Wenn Sie zu Ihrem Hauptdokument zurückkehren, sehen Sie, dass alle zuvor angewendeten Aquarell-Filter und -Effekte automatisch auf das neue Bild angewendet wurden. Das spart enorm Zeit, wenn Sie den gleichen Effekt auf mehrere Fotos anwenden möchten.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
Kann ich den Effekt nachträglich anpassen?
Ja, absolut! Da wir Smart Objects und Smart Filter verwendet haben, können Sie jederzeit die Einstellungen jedes einzelnen Filters ändern, indem Sie auf seinen Namen im Ebenen-Bedienfeld doppelklicken. Auch die Mischmodi und Deckkraft der Filter können angepasst werden. Ebenso können Sie die Ebenenmaske bearbeiten oder die Textur-Ebene anpassen.
Der Effekt ist zu stark/zu schwach. Was kann ich tun?
Wenn der Effekt zu intensiv ist, versuchen Sie, die Deckkraft der einzelnen Filter-Einträge (über das Einstellungssymbol) oder der gesamten Smart-Object-Ebene zu reduzieren. Wenn er zu schwach ist, können Sie die Einstellungen der Filter in der Filtergalerie oder des Intelligenten Weichzeichners anpassen. Experimentieren Sie mit den Werten, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.
Wo finde ich Aquarell-Pinsel und Papiertexturen?
Es gibt viele Websites, die kostenlose und kostenpflichtige Ressourcen für Photoshop anbieten. Suchen Sie online nach "free watercolor Photoshop brushes" oder "free paper textures". Achten Sie darauf, Quellen mit einer geeigneten Lizenz für Ihre Nutzung zu wählen.
Funktioniert dieser Effekt mit jedem Foto?
Während der Effekt technisch auf jedes Bild angewendet werden kann, erzielen Sie oft die besten Ergebnisse mit Fotos, die nicht zu überladen sind und klare Formen haben. Porträts, Landschaften oder einzelne Objekte eignen sich oft sehr gut. Bei sehr detailreichen oder unruhigen Bildern kann der Effekt schnell "matschig" wirken.
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