Die digitale Bildbearbeitung hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt, und Adobe Photoshop steht seit Langem an der Spitze dieser Entwicklung. Fotografen und Kreative fragen sich oft, wie sie dieses mächtige Werkzeug über verschiedene Geräte hinweg nutzen können, insbesondere im Zusammenspiel von Desktop und mobiler Freiheit. Die gute Nachricht ist: Ja, Photoshop ist sowohl auf dem Mac als auch auf dem iPad verfügbar und lässt sich über die Adobe Creative Cloud effektiv verbinden, auch wenn es wichtige Unterschiede in Umfang und Funktionalität gibt.

Das Ziel vieler Fotografen ist ein flexibler Workflow, der es ermöglicht, Ideen festzuhalten und Bearbeitungen zu beginnen, egal ob am Schreibtisch oder unterwegs. Genau hier setzt die Integration von Photoshop auf Mac und iPad an. Während der Mac die volle Leistung und den kompletten Funktionsumfang der Desktop-Version bietet, ermöglicht Photoshop auf dem iPad eine mobile Bearbeitung, die für bestimmte Aufgaben überraschend leistungsfähig ist, aber auch ihre Grenzen hat. Die Adobe Creative Cloud fungiert dabei als zentraler Hub, der deine Projekte und Einstellungen zwischen den Geräten synchronisiert.

Photoshop auf dem Mac: Das Kraftpaket
Die Version von Photoshop für den Mac ist seit Jahrzehnten der Industriestandard für professionelle Bildbearbeitung und kreative Gestaltung. Sie bietet den vollen Umfang an Werkzeugen, Filtern und Funktionen, die für komplexe Montagen, detaillierte Retuschen und umfassende Bildkorrekturen benötigt werden. Hier findest du den mächtigen RAW-Dialog, aufgezeichnete Befehlsfolgen (Aktionen), eine riesige Auswahl an Effektfiltern, das Verflüssigen-Werkzeug und volle Unterstützung für Smart-Objekte und Smart-Filter. Der Mac bietet die Rechenleistung und die Bildschirmgröße, die für anspruchsvolle Arbeiten oft unerlässlich sind.
Die Desktop-Version ist das Herzstück eines professionellen Workflows, wo Präzision und Kontrolle im Vordergrund stehen. Hier können Fotografen und Designer das Maximum aus ihren Bildern herausholen und komplexe Projekte realisieren, die auf einem mobilen Gerät schlichtweg nicht oder nur sehr umständlich möglich wären.
Photoshop auf dem iPad: Kreativität unterwegs
Die Einführung von Photoshop auf dem iPad im Jahr 2019 war ein bedeutender Schritt, auch wenn die erste Version noch erhebliche Lücken aufwies. Adobe hat seitdem intensiv nachgebessert, um die iPad-Version zu einem nützlichen Werkzeug für mobile Kreativität zu machen. Es ist wichtig zu verstehen, dass Photoshop für das iPad keine 1:1-Kopie der Desktop-Version ist, sondern eine auf Touchbedienung und die spezifischen Anforderungen eines Tablets zugeschnittene App.
Die iPad-Version setzt auf Arbeitsteilung, insbesondere mit der Lightroom-App. Dies ist ein entscheidender Punkt: Photoshop auf dem iPad kann keine RAW-Dateien direkt öffnen oder umfassend korrigieren. Dieser Schritt muss in Lightroom erfolgen. Nach der Entwicklung in Lightroom können die Bilder dann an Photoshop für das iPad übergeben werden, typischerweise über die Cloud.
Stärken der iPad-Version
Trotz der Einschränkungen hat Photoshop auf dem iPad seine Stärken, die es zu einer wertvollen Ergänzung machen:
- Auswahlwerkzeuge: Die App bietet leistungsstarke Auswahlwerkzeuge, inklusive der automatischen Hauptmotivauswahl und der professionellen Auswahlverfeinerung, die selbst feine Details wie Haare präzise erfassen kann.
- Ebenentechnik: Die Kernfunktion von Photoshop, die Ebenentechnik, ist voll implementiert. Du kannst mit Ebenenmasken arbeiten, Deckkraft und Mischmethoden anpassen und so komplexe Montagen erstellen.
- Retusche: Obwohl die Retuschewerkzeuge begrenzt sind (Bereichsreparatur-Pinsel und Kopierstempel), ermöglicht die Ebenentechnik eine flexible Retusche, beispielsweise auf einer separaten Ebene, was besonders bei Porträts nützlich ist.
- Basis-Korrekturen: Wichtige Farb- und Kontrastkorrekturen wie Farbbalance, Tonwertkorrektur, Gradationskurven, Helligkeit/Kontrast und Farbton/Sättigung sind verfügbar und können verlustfrei über Einstellungsebenen angewendet werden.
- Transformationen: Bilder und Ebenen können zugeschnitten, skaliert, gedreht und perspektivisch transformiert werden.
- Mobilität: Der offensichtlichste Vorteil ist die Möglichkeit, unterwegs oder an Orten ohne Desktop-Zugang kreative Arbeiten zu beginnen oder fortzusetzen.
- Apple Pencil Unterstützung: Die App ist für die Nutzung mit dem Apple Pencil optimiert. Die Druckempfindlichkeit des Pencils erlaubt präziseres Arbeiten, zum Beispiel beim Retuschieren oder Maskieren.
Einschränkungen der iPad-Version
Die Lücken im Vergleich zur Desktop-Version sind jedoch signifikant und beeinflussen, welche Art von Arbeit auf dem iPad effektiv durchgeführt werden kann:
- Kein RAW-Dialog
- Keine aufgezeichneten Aktionen (Befehlsfolgen)
- Kein Verflüssigen-Werkzeug
- Fast alle Effektfilter fehlen
- Eingeschränkte Retuschewerkzeuge (kein inhaltsbasiertes Füllen)
- Keine Erstellung von Smart-Objekten (vorhandene können bearbeitet werden)
- Keine Raster und Hilfslinien (Stand der Information, Adobe kündigt Nachbesserungen an)
Diese Einschränkungen bedeuten, dass komplexe, zeitaufwendige oder sehr spezifische Bearbeitungsschritte oft immer noch einen Desktop-Computer erfordern.
Das Abo-Modell und die Creative Cloud
Photoshop für das iPad ist kein eigenständiger Kauf, sondern Teil des Adobe Creative Cloud Abonnements. Das gängigste Abo für Fotografen ist das „Creative Cloud Foto-Abo“. Für einen monatlichen Betrag erhältst du nicht nur Photoshop für das iPad, sondern auch Photoshop und Lightroom (Classic und CC) für Windows und Mac sowie die Bildverwaltung Bridge. Zusätzlich sind 20 GB Cloud-Speicher enthalten.
Dieses Abo-Modell ist essenziell für den Workflow zwischen Mac und iPad. Projekte, die in Photoshop auf dem iPad erstellt oder bearbeitet werden, werden standardmäßig in der Adobe Cloud gespeichert (.psdc-Dateien). Diese Dateien stehen dann automatisch auf deinem Mac (und anderen Geräten) in Photoshop zur Verfügung. Ebenso kannst du Photoshop-Dateien von deinem Mac in der Cloud speichern und sie auf dem iPad öffnen und bearbeiten.
Du kannst die Programme auf beliebig vielen Geräten installieren, aber nur auf zwei Geräten gleichzeitig nutzen. Dies ermöglicht es dir, Photoshop auf deinem Mac zu Hause und auf deinem iPad unterwegs zu verwenden, ohne ständig Lizenzen wechseln zu müssen.
Verbinden von Mac und iPad: Mehr als nur Photoshop
Abgesehen vom kreativen Workflow mit Photoshop über die Creative Cloud gibt es natürlich auch andere Möglichkeiten, deinen Mac und dein iPad zu verbinden und Inhalte zu synchronisieren. Der Finder auf dem Mac ist das zentrale Werkzeug dafür.

Du kannst dein iPad per USB- oder USB-C-Kabel mit deinem Mac verbinden, um Inhalte wie Filme, Musik (wenn nicht über Apple Music/iCloud synchronisiert), Bücher oder Dateien zu synchronisieren. Nach dem Anschließen erscheint das Gerätesymbol in der Finder-Seitenleiste. Durch Auswahl des Symbols siehst du die Synchronisierungsoptionen.
Für zusätzliche Bequemlichkeit kannst du die Synchronisierung auch drahtlos über WLAN einrichten, sofern sich beide Geräte im selben Netzwerk befinden. Dies ermöglicht die Aktualisierung von Inhalten, ohne das Kabel anschließen zu müssen.
Wichtig zu wissen: Medien wie Fotos und Musik werden, wenn du iCloud-Fotos und Apple Music nutzt, automatisch über die Cloud synchronisiert und erscheinen daher nicht mehr direkt als Synchronisierungsoptionen im Finder unter „Fotos“ oder „Musik“. Der Finder wird primär für andere Inhaltstypen oder für die erstmalige Einrichtung genutzt.
Die Synchronisierungsfunktion im Finder gibt dir die Kontrolle darüber, welche Inhaltstypen synchronisiert werden sollen. Du kannst entweder alle Objekte eines Typs oder nur ausgewählte Elemente synchronisieren. Beachte, dass das Löschen eines synchronisierten Objekts auf dem Mac dazu führt, dass es beim nächsten Synchronisierungsvorgang auch von deinem iPad entfernt wird.
Der Workflow in der Praxis
Wie sieht ein typischer Workflow aus, der Mac und iPad kombiniert? Ein häufiges Szenario für Fotografen könnte so aussehen:
- Import & Grundbearbeitung (Lightroom): Importiere deine RAW-Dateien auf den Mac oder das iPad (je nach Präferenz und Datenmenge) in Lightroom. Führe die grundlegende Entwicklung und Sortierung durch.
- Vorbereitung für Photoshop (Lightroom/Cloud): Wenn du ein Bild für komplexere Bearbeitung in Photoshop vorbereiten möchtest, sende es von Lightroom an Photoshop. Mit dem Creative Cloud Abo wird dies oft über die Cloud gelöst.
- Mobile Bearbeitung (Photoshop iPad): Unterwegs oder auf der Couch öffnest du die Datei in Photoshop auf deinem iPad. Hier kannst du schnelle Auswahlen treffen, Ebenen für eine Montage vorbereiten oder grundlegende Retuschen durchführen. Die Bearbeitung wird automatisch in der Cloud gespeichert.
- Fertigstellung (Photoshop Mac): Zurück an deinem Mac öffnest du die .psdc-Datei aus der Creative Cloud. Nun kannst du die volle Power der Desktop-Version nutzen, um fehlende Retuschen (z.B. inhaltsbasiertes Füllen), komplexe Filter oder Aktionen anzuwenden und das Bild final zu bearbeiten und zu speichern.
Dieser Workflow nutzt die Stärken beider Plattformen: die Portabilität und Touch-Optimierung des iPads für erste Schritte und die volle Leistung des Mac für die finalen, anspruchsvollen Bearbeitungsschritte.
Speicherverwaltung und Cloud-Integration
Die Cloud-Speicherung in Photoshop für das iPad ist praktisch, um Projekte zwischen Geräten zu synchronisieren. Allerdings gibt es einen wichtigen Punkt zu beachten: Auch wenn die Dateien in der Cloud liegen, benötigt Photoshop auf dem iPad erheblichen lokalen Speicherplatz, um die Projekte während der Bearbeitung zu verarbeiten. Adobe selbst weist darauf hin, dass für komplexe Montagen oft mehr als drei Gigabyte lokaler Speicher auf dem iPad erforderlich sein können.
Es ist ratsam, regelmäßig den Speicherplatz auf deinem iPad zu überprüfen und gegebenenfalls freizugeben. Tipps hierfür umfassen das Löschen nicht benötigter Apps, das Optimieren des iPad-Speichers in den Einstellungen für die Fotos-App (wodurch Bilder online gesichert werden) und das Leeren des Caches in den Adobe-Apps wie Lightroom.
Die Cloud-Synchronisierung kann auch zu Herausforderungen führen. Bearbeite eine Cloud-Datei immer nur auf einem Gerät gleichzeitig, um Versionskonflikte zu vermeiden. Wenn du eine Datei auf beiden Geräten gleichzeitig öffnest und bearbeitest, können unterschiedliche Versionen entstehen, was zu Verwirrung führen kann.
Alternativen auf dem iPad
Auch wenn Photoshop Teil des Adobe-Ökosystems ist, gibt es auf dem iPad auch andere leistungsfähige Bildbearbeitungs-Apps. Eine bemerkenswerte Alternative ist Affinity Photo für iPad. Diese App bietet einen Funktionsumfang, der dem der Desktop-Versionen sehr nahekommt und viele der fortgeschrittenen Werkzeuge beinhaltet, die in Photoshop für das iPad fehlen. Der Vorteil von Affinity Photo ist, dass es als einmaliger Kauf erhältlich ist (ohne Abo) und oft als sehr gute Alternative für Nutzer angesehen wird, die nicht im Adobe-Ökosystem gebunden sein möchten oder einen größeren Funktionsumfang auf dem Tablet wünschen.

Vergleichstabelle: Photoshop Mac vs. iPad (Auswahl)
Funktion | Photoshop auf Mac | Photoshop auf iPad |
---|---|---|
RAW-Dialog | Ja (umfassend) | Nein (nur via Lightroom) |
Ebenen | Ja (vollständig) | Ja (vollständig) |
Auswahlwerkzeuge | Ja (umfassend) | Ja (gut, inkl. KI-Auswahl) |
Retuschewerkzeuge | Ja (umfassend, inkl. inhaltsbasiert) | Ja (eingeschränkt, Bereichsreparatur, Kopierstempel) |
Smart-Objekte | Ja (Erstellung & Bearbeitung) | Nur Bearbeitung vorhandener |
Filter | Ja (umfassende Bibliothek) | Nein (fast alle fehlen) |
Aktionen/Befehlsfolgen | Ja | Nein |
Verflüssigen | Ja | Nein |
Cloud-Speicherung | Optional (.psd) | Standard (.psdc) |
Bedienung | Maus/Tastatur/Grafiktablett | Touch/Apple Pencil |
Lizenzmodell | Abo (Creative Cloud) | Abo (Creative Cloud) |
Häufig gestellte Fragen
Kann ich meine Photoshop-Dateien vom Mac direkt auf dem iPad öffnen?
Ja, wenn du deine .psd-Dateien auf dem Mac in der Creative Cloud speicherst, kannst du sie in Photoshop auf dem iPad öffnen. Sie erhalten dann die Endung .psdc.
Benötige ich ein separates Abo für Photoshop auf dem iPad?
Nein, Photoshop für das iPad ist Teil der Creative Cloud Abonnements, wie dem „Creative Cloud Foto-Abo“, das auch die Desktop-Versionen beinhaltet.
Laufen Photoshop Mix, Fix oder Express auf dem iPad?
Ja, diese kostenlosen Apps laufen auf verschiedenen Mobilgeräten, bieten aber einen deutlich geringeren Funktionsumfang als Photoshop für das iPad oder die Desktop-Version.
Ist der Apple Pencil für Photoshop auf dem iPad notwendig?
Obwohl die App mit dem Finger bedienbar ist, wird der Apple Pencil dringend empfohlen, um die volle Präzision und Druckempfindlichkeit der Werkzeuge nutzen zu können. Günstigere Stifte werden nicht unterstützt.
Kann ich RAW-Dateien direkt in Photoshop auf dem iPad bearbeiten?
Nein. RAW-Dateien müssen zuerst in Lightroom entwickelt werden, bevor sie zur Bearbeitung an Photoshop auf dem iPad übergeben werden können.
Wie kann ich Speicherplatz auf meinem iPad für Photoshop freigeben?
Du kannst Apps löschen, den iPad-Speicher für Fotos optimieren, überflüssige Bilder in Adobe-Apps löschen und den Cache in Lightroom leeren.
Kann ich Photoshop auf meinem iPhone oder Android-Gerät nutzen?
Die vollwertige Photoshop-App (analog zur iPad-Version) ist derzeit nicht für iPhones oder Android-Smartphones/Tablets verfügbar. Nur die einfacheren „Photoshop“-Apps wie Mix oder Express laufen auf diesen Geräten.
Fazit
Die Kombination aus Photoshop auf dem Mac und auf dem iPad bietet einen leistungsstarken und flexiblen Workflow für Fotografen und Kreative im Adobe-Ökosystem. Der Mac bleibt die Plattform für anspruchsvolle und komplexe Bearbeitungen mit dem vollen Funktionsumfang. Das iPad erweitert diesen Workflow durch die Möglichkeit, unterwegs wichtige Bearbeitungsschritte durchzuführen, insbesondere bei Auswahl, Ebenenarbeit und grundlegender Retusche. Die Creative Cloud ist dabei der Schlüssel zur nahtlosen Integration und Synchronisierung deiner Projekte.
Auch wenn die iPad-Version noch nicht den gesamten Funktionsumfang der Desktop-Version bietet, hat sie sich zu einem ernstzunehmenden Werkzeug für die mobile Bildbearbeitung entwickelt. Mit einem passenden Creative Cloud Abo erhältst du Zugriff auf beide Welten und kannst je nach Aufgabe und Standort das passende Werkzeug wählen, um deine kreativen Visionen umzusetzen.
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