In der Welt der digitalen Bildbearbeitung gilt Adobe Photoshop seit langem als der unangefochtene Standard. Seine leistungsstarken Werkzeuge und professionellen Funktionen machen es zur ersten Wahl für viele Fotografen, Designer und Künstler weltweit. Doch der Zugang zu Photoshop ist mit Kosten verbunden, oft in Form eines Abonnements. Dies führt viele Kreative, Hobbyisten und Gelegenheitsnutzer zu der Frage: Gibt es eine kostenlose Alternative, die ähnliche Ergebnisse liefern kann? Hier kommt GIMP ins Spiel.

GIMP, kurz für GNU Image Manipulation Program, ist eine quelloffene Bildbearbeitungssoftware, die oft als das kostenlose Gegenstück zu Photoshop bezeichnet wird. Sie existiert bereits seit 1998 und wird seither aktiv weiterentwickelt. Auf den ersten Blick bietet GIMP viele der grundlegenden und fortgeschrittenen Funktionen, die man von einem professionellen Bildbearbeitungsprogramm erwartet. Aber kann es wirklich das, was Photoshop kann? Und wo liegen die Unterschiede und potenziellen Vorteile von GIMP?
GIMP: Eine kostenlose und leistungsstarke Alternative
GIMP hat sich im Laufe der Jahre zu einem sehr leistungsfähigen Werkzeug entwickelt. Es ermöglicht eine breite Palette von Bildmanipulationen, von einfachen Anpassungen wie Helligkeit und Kontrast bis hin zu komplexen Retuschierarbeiten, dem Hinzufügen von Effekten und der Erstellung aufwendiger Fotokompositionen. Vieles von dem, was in Photoshop möglich ist, lässt sich auch mit GIMP realisieren.

Allerdings gibt es Unterschiede. Die Benutzeroberfläche von GIMP ist anders aufgebaut als die von Photoshop und wird manchmal als weniger intuitiv oder „professionell“ empfunden. Auch die Tastenkombinationen sind nicht identisch, was Umsteigern eine gewisse Eingewöhnungszeit abverlangt. Zudem fehlen GIMP einige der neuesten und fortschrittlichsten Funktionen, die Photoshop bietet, wie beispielsweise KI-gestützte generative Fülleffekte. Trotzdem ist GIMP keineswegs nutzlos. Es ist ein ernstzunehmender Konkurrent, der in vielen Bereichen mehr als mithalten kann und sogar einige einzigartige Vorteile bietet.
Kosten und Lizenzierung: Der größte Unterschied
Einer der offensichtlichsten und für viele Nutzer wichtigsten Unterschiede ist das Preismodell. GIMP ist nicht nur „kostenlos testbar“ oder „kostenlos für den persönlichen Gebrauch mit Einschränkungen“. GIMP ist komplett und bedingungslos kostenlos. Man zahlt nichts für den Download, die Installation oder die Nutzung.
Darüber hinaus gibt es keine Beschränkungen hinsichtlich der Anzahl der Installationen. Sie können GIMP auf Ihrem Arbeitsrechner, Ihrem Heim-PC, dem Laptop der Kinder und jedem anderen Gerät installieren, das Sie besitzen und auf dem GIMP läuft. Es gibt keine Aktivierungslimits oder Gerätebeschränkungen.
Adobe Photoshop hingegen erfordert ein kostenpflichtiges Abonnement. Der „Individual“-Plan erlaubt in der Regel die Nutzung auf bis zu zwei Geräten gleichzeitig (wobei immer nur eines aktiv sein kann). Möchte man es auf einem dritten Gerät nutzen, muss man zuerst eine der beiden bestehenden Installationen deaktivieren. Abonnements können monatlich oder jährlich abgerechnet werden und verursachen laufende Kosten. Dieser Aspekt macht GIMP für viele Nutzer, insbesondere solche mit begrenztem Budget oder dem Wunsch, Software auf vielen Geräten zu nutzen, äußerst attraktiv.
Umgang mit Ebenen: Ein Blick unter die Haube
Die Arbeit mit Ebenen ist ein zentrales Element der digitalen Bildbearbeitung, sowohl in GIMP als auch in Photoshop. Beide Programme nutzen Ebenen, um verschiedene Elemente eines Bildes oder einer Komposition voneinander zu trennen und unabhängig zu bearbeiten. Allerdings gibt es einen bemerkenswerten Unterschied in der Art und Weise, wie GIMP mit Ebenen umgeht, der GIMP in manchen Situationen vielseitiger macht.
In Photoshop haben alle Ebenen standardmäßig die gleiche Größe wie die gesamte Arbeitsfläche. Wenn Sie eine neue Ebene erstellen, hat diese automatisch die volle Dokumentengröße. In GIMP hingegen können Ebenen unabhängige Größen haben. Sie können eine neue Ebene erstellen, die kleiner ist als die Leinwand, und diese frei auf der Leinwand positionieren.
Zusätzlich bietet GIMP bei der Erstellung einer neuen Ebene eine breitere Palette von Einstellungsmöglichkeiten direkt im Dialogfeld. Sie können nicht nur den Namen, den Modus und die Deckkraft festlegen, sondern auch den Kompositionsraum, die Breite und Höhe der Ebene sowie den Mischmodus und weitere Optionen.
Ein weiterer praktischer Vorteil in GIMP ist die Möglichkeit, ein Bild direkt als neue Ebene zu öffnen. Dies kann den Prozess des Hinzufügens externer Bilder zu Ihrer Komposition vereinfachen und beschleunigen, verglichen mit dem Vorgehen in Photoshop.
Skripting und Automatisierung: Mehr Flexibilität
Für fortgeschrittene Anwender, die ihren Arbeitsablauf optimieren und wiederkehrende Aufgaben automatisieren möchten, bieten sowohl GIMP als auch Photoshop Skripting-Funktionen. Skripte ermöglichen es, eine Abfolge von Befehlen auszuführen, die über die standardmäßigen Aktionen hinausgehen. Auch hier zeigt GIMP eine Stärke, indem es eine größere Vielfalt an Skriptsprachen unterstützt.
Photoshop unterstützt Skripting in AppleScript, VBScript und JavaScript. GIMP hingegen unterstützt standardmäßig Script-Fu (eine Scheme-Variante) und bietet über Plugins Unterstützung für eine Vielzahl weiterer Sprachen, darunter Python, Perl, TCL, C und C++. Diese breitere Unterstützung macht GIMP flexibler, wenn es darum geht, externe Skripte und Plugins verschiedenster Art zu integrieren und zu nutzen. Die Skripting-Möglichkeiten in GIMP sind dadurch sehr umfangreich und können weit über die Standardfunktionen hinaus erweitert werden.
Leistung und Hardware-Anforderungen: Wer braucht weniger?
Moderne Bildbearbeitungsprogramme können sehr ressourcenhungrig sein, insbesondere bei der Bearbeitung hochauflösender Bilder oder komplexer Projekte. Photoshop, als professionelles Werkzeug, stellt relativ hohe Anforderungen an die Hardware. Adobe empfiehlt mindestens 8 GB RAM, eine 64-Bit-CPU mit 2 GHz oder schneller, eine DirectX 12-kompatible Grafikkarte und benötigt mindestens 20 GB freien Speicherplatz für die Installation. Zudem wird mindestens Windows 10 oder macOS 11 (Big Sur) vorausgesetzt.
GIMP ist hier deutlich bescheidener. Die Installation benötigt nur etwa 200 MB Speicherplatz. Die minimalen Hardware-Anforderungen liegen bei nur 4 GB RAM, einer 1 GHz CPU und einer Grafikkarte, die OpenGL 3.3 unterstützt. GIMP kann auch auf älteren Betriebssystemversionen wie Windows 10 oder sogar macOS 10.3 (High Sierra) ausgeführt werden. Diese geringeren Anforderungen bedeuten, dass GIMP auf einer viel breiteren Palette von Geräten flüssig läuft, einschließlich älterer Laptops oder Desktops, die mit Photoshop möglicherweise Schwierigkeiten hätten. Das macht GIMP zu einer ausgezeichneten Wahl für Nutzer, die nicht über die neueste und leistungsfähigste Hardware verfügen, aber dennoch anspruchsvolle Bildbearbeitung betreiben möchten.
Offline-Nutzung und Portabilität: Immer und überall einsatzbereit
Ein weiterer wichtiger Unterschied betrifft die Art der Nutzung. Photoshop erfordert nicht nur ein aktives Abonnement für die Adobe Creative Cloud, sondern benötigt auch eine regelmäßige Internetverbindung. Obwohl Photoshop im Offline-Modus verwendet werden kann, muss die Software alle 30 Tage eine Verbindung zu Adobes Servern herstellen, um das Abonnement zu überprüfen. Erfolgt diese Überprüfung nicht rechtzeitig, funktioniert die Anwendung nicht mehr.
GIMP hat keine solchen Einschränkungen. Nach dem Download und der Installation benötigt GIMP keinerlei Internetverbindung mehr. Es gibt keine Anmeldeaufforderungen, keine Abonnementprüfungen und keine obligatorischen Online-Verbindungen. Sie können GIMP offline nutzen, wo immer Sie sind, unbegrenzt lange.
Noch beeindruckender ist die Portabilität von GIMP. Es gibt eine portable Version, die auf einem USB-Stick gespeichert werden kann. Sie können diesen Stick einfach mitnehmen und GIMP auf jedem kompatiblen Computer direkt vom Stick aus starten, ohne dass eine Installation auf dem jeweiligen Rechner notwendig ist. Dies bietet ein Höchstmaß an Flexibilität für Nutzer, die häufig an verschiedenen Orten arbeiten oder nicht die Berechtigung haben, Software auf fremden Computern zu installieren.
Vergleichstabelle: GIMP vs. Photoshop
Hier ist eine Zusammenfassung der wichtigsten Vergleichspunkte:
Merkmal | GIMP | Adobe Photoshop |
---|---|---|
Kosten | Kostenlos | Abonnement erforderlich |
Lizenzierung/Installationen | Unbegrenzt, auf beliebig vielen Geräten | Standardmäßig auf 2 Geräten (1 aktiv), Abonnement-abhängig |
Ebenen-Größe | Ebenen können unabhängige Größen haben | Ebenen haben standardmäßig Dokumentengröße |
Ebenen-Erstellung | Viele Optionen direkt beim Erstellen (Größe, Modus etc.) | Weniger Optionen beim Erstellen (Name, Modus, Deckkraft) |
Skriptsprachen | Script-Fu (Scheme), Python, Perl, TCL, C, C++ (mit Plugins) | AppleScript, VBScript, JavaScript |
Hardware-Anforderungen | Sehr gering (4 GB RAM, 1 GHz CPU, 200 MB Speicher) | Deutlich höher (8 GB RAM, 2 GHz CPU, 20 GB Speicher) |
Offline-Nutzung | Vollständig offline nutzbar | Regelmäßige Online-Prüfung des Abonnements erforderlich |
Portabilität | Portable Version verfügbar (z.B. auf USB-Stick) | Standardmäßig nicht als portable Version verfügbar |
KI-Funktionen (z.B. Generative Füllung) | Nicht standardmäßig integriert (ggf. über Plugins) | Teil des Funktionsumfangs (Abonnement-abhängig) |
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
Hier beantworten wir einige gängige Fragen zum Vergleich von GIMP und Photoshop:
Ist GIMP wirklich komplett kostenlos?
Ja, GIMP ist vollständig kostenlos und Open Source. Es gibt keine versteckten Kosten, keine Abonnements und keine Einschränkungen bei der Nutzung.
Kann GIMP professionelle Bildbearbeitung?
Absolut. Obwohl es einige der neuesten KI-Funktionen von Photoshop nicht bietet und die Benutzeroberfläche anders ist, verfügt GIMP über alle notwendigen Werkzeuge für professionelle Bildretusche, Fotomanipulation und Komposition. Viele Profis nutzen GIMP oder eine Kombination aus GIMP und anderer Software.
Welche Hardware brauche ich für GIMP?
GIMP hat sehr geringe Hardware-Anforderungen. Es läuft bereits auf Systemen mit 4 GB RAM und einer 1 GHz CPU. Für optimale Leistung werden zwar mehr RAM (z.B. 16 GB) und eine moderne CPU/GPU empfohlen, aber die Mindestanforderungen sind deutlich niedriger als bei Photoshop, was GIMP auf älterer Hardware nutzbar macht.
Benötige ich für GIMP eine Internetverbindung?
Nein, nach dem Download und der Installation benötigt GIMP keine Internetverbindung mehr. Es kann vollständig offline genutzt werden, ohne regelmäßige Überprüfungen.
Ist die Benutzeroberfläche von GIMP wie die von Photoshop?
Nein, die Benutzeroberfläche und die Tastenkombinationen von GIMP unterscheiden sich von denen in Photoshop. Umsteiger benötigen in der Regel eine gewisse Zeit, um sich an die GIMP-Umgebung zu gewöhnen.
Fazit
Die Frage, ob GIMP das kann, was Photoshop kann, lässt sich nicht pauschal mit Ja oder Nein beantworten. Für bestimmte hochmoderne Funktionen, insbesondere im Bereich der künstlichen Intelligenz, hat Photoshop derzeit die Nase vorn. Auch die Benutzeroberfläche und der Workflow sind unterschiedlich, was eine Frage der persönlichen Präferenz und Gewohnheit sein kann.
Dennoch ist GIMP eine unglaublich leistungsfähige und vielseitige Bildbearbeitungssoftware. Es bietet einen Großteil der Kernfunktionen, die für die meisten Bildbearbeitungsaufgaben benötigt werden, von einfacher Retusche bis hin zu komplexen Kompositionen. Darüber hinaus glänzt GIMP in Bereichen, in denen Photoshop Einschränkungen hat: Es ist komplett kostenlos, kann auf unbegrenzt vielen Geräten installiert werden, bietet flexiblere Möglichkeiten im Umgang mit Ebenen und Skripting, läuft auf deutlich schwächerer Hardware und kann vollständig offline und sogar portabel genutzt werden.
Für Nutzer, die ein begrenztes Budget haben, auf älterer Hardware arbeiten, maximale Flexibilität bei Installation und Nutzung wünschen oder eine quelloffene Lösung bevorzugen, ist GIMP eine ausgezeichnete Wahl und mehr als nur eine „kostenlose Alternative“. Es ist ein ernstzunehmender Konkurrent, der in vielen Anwendungsbereichen eine vollwertige und oft sogar überlegene Lösung darstellen kann. Ob GIMP für Sie die richtige Wahl ist, hängt letztlich von Ihren spezifischen Anforderungen, Ihrem Budget und Ihrer Bereitschaft ab, sich auf eine etwas andere Arbeitsweise einzulassen.
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