Der Raspberry Pi hat sich als unglaublich vielseitiger und kostengünstiger Mini-Computer etabliert. Von einfachen Hobbyprojekten über Heimautomatisierung bis hin zu kleinen Serveranwendungen – die Einsatzmöglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. Doch mit der wachsenden Popularität und der zunehmenden Vernetzung dieser Geräte stellt sich unweigerlich eine entscheidende Frage: Sind Raspberry Pis ein Sicherheitsrisiko, oder sind sie von Natur aus sicher?

Diese Frage lässt sich nicht pauschal mit Ja oder Nein beantworten. Die Sicherheit eines Raspberry Pi hängt, wie bei den meisten Computersystemen, weniger von der Hardware selbst ab, als vielmehr von der Konfiguration, der Wartung und dem Verhalten des Benutzers. Ein Raspberry Pi kann eine sehr sichere Plattform sein, er kann aber auch, wenn er falsch eingerichtet oder vernachlässigt wird, zu einer erheblichen Sicherheitslücke in Ihrem Heimnetzwerk oder darüber hinaus werden.
Die Basis: Raspberry Pi OS und seine Sicherheit
Der Großteil der Raspberry Pi Geräte läuft mit Raspberry Pi OS (ehemals Raspbian), einem auf Debian basierenden Linux-Betriebssystem. Linux-Systeme haben im Allgemeinen einen guten Ruf in Bezug auf Sicherheit, insbesondere im Serverbereich. Das liegt unter anderem an der robusten Benutzer- und Rechteverwaltung, der oft schnelleren Reaktion auf Sicherheitslücken durch die Open-Source-Community und der Tatsache, dass sie historisch gesehen weniger oft das Ziel von Massen-Malware waren als weit verbreitete Desktop-Systeme.

Allerdings bedeutet die Wahl eines Linux-Systems allein noch keine absolute Sicherheit. Eine Standardinstallation von Raspberry Pi OS ist für Benutzerfreundlichkeit optimiert, nicht für maximale Sicherheit. Bestimmte Dienste sind standardmäßig aktiviert, und die Anfangskonfiguration erfordert unbedingt Anpassungen, um das Sicherheitsniveau zu erhöhen.
Häufige Sicherheitsrisiken bei Raspberry Pis
Die potenziellen Sicherheitsrisiken bei einem Raspberry Pi ähneln vielen Risiken, die auch bei anderen vernetzten Geräten existieren. Einige sind jedoch besonders relevant für die typischen Einsatzszenarien des Pi:
1. Standard-Anmeldedaten
Früher war es üblich, dass Raspberry Pi OS mit einem Standard-Benutzernamen (pi
) und einem Standard-Passwort (raspberry
) ausgeliefert wurde. Auch wenn neuere Versionen bei der ersten Einrichtung ein neues Passwort verlangen, gibt es immer noch viele ältere Installationen oder Benutzer, die diese Einstellung nicht ändern. Ein Angreifer, der weiß, dass ein Gerät ein Raspberry Pi ist, kann versuchen, sich mit diesen bekannten Standard-Anmeldedaten anzumelden. Dies ist eine der größten und am leichtesten zu behebenden Schwachstellen.
2. Veraltete Software und Betriebssysteme
Sicherheitslücken werden ständig entdeckt, auch in Linux und der darauf laufenden Software. Die Entwickler von Raspberry Pi OS und der Open-Source-Community reagieren in der Regel schnell darauf und veröffentlichen Patches und Updates. Wenn Sie Ihr System jedoch nicht regelmäßig aktualisieren, bleiben bekannte Sicherheitslücken offen und können von Angreifern ausgenutzt werden. Veraltete Software ist eine Hauptursache für erfolgreiche Cyberangriffe.
3. Offene Ports und Dienste im Netzwerk
Ein Raspberry Pi wird oft als Server für verschiedene Dienste genutzt: SSH für Fernzugriff, VNC für grafische Fernsteuerung, Webserver (Apache, Nginx), FTP-Server, Medienserver (Plex, Kodi), VPN-Server oder Dienste für Heimautomatisierung. Wenn diese Dienste ohne entsprechende Schutzmaßnahmen (wie starke Passwörter, SSH-Schlüssel, Firewalls) direkt aus dem Internet erreichbar sind, stellen sie ein enormes Risiko dar. Selbst im Heimnetzwerk können schlecht gesicherte Dienste von anderer kompromittierter Hardware oder Malware angegriffen werden.
4. Physische Sicherheit
Der Raspberry Pi ist klein, leicht und oft ohne Gehäuse oder nur in einem einfachen Plastikgehäuse untergebracht. Dies macht ihn anfällig für physischen Diebstahl oder unbefugten Zugriff. Ein Angreifer mit physischem Zugriff kann einfach die SD-Karte entnehmen und die darauf gespeicherten Daten auslesen oder manipulieren. Selbst wenn die Daten verschlüsselt wären, könnte das Gerät selbst gestohlen werden. Die physische Umgebung, in der der Pi betrieben wird, ist daher ein wichtiger Aspekt der Gesamtsicherheit.
5. Installation unsicherer Software
Die Flexibilität des Raspberry Pi erlaubt die Installation nahezu jeder Software, die für die ARM-Architektur verfügbar ist. Das Hinzufügen von Software aus unbekannten oder nicht vertrauenswürdigen Quellen kann jedoch Malware, Viren oder Hintertüren auf das System bringen. Benutzer sollten immer vorsichtig sein, welche Skripte sie ausführen oder welche Programme sie installieren.
Wie Sie die Sicherheit Ihres Raspberry Pi erhöhen können
Glücklicherweise gibt es eine Vielzahl von Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um die Sicherheit Ihres Raspberry Pi signifikant zu verbessern. Viele davon sind grundlegende Best Practices der IT-Sicherheit, die für jedes System gelten:
- Passwörter ändern und sichere Anmeldedaten verwenden: Ändern Sie sofort das Standardpasswort des Benutzers
pi
oder legen Sie einen neuen Benutzer mit starken, eindeutigen Passwörtern an und deaktivieren Sie den Standardbenutzer. Für SSH sollten Sie dringend die passwortbasierte Anmeldung deaktivieren und stattdessen SSH-Schlüssel verwenden. Dies ist deutlich sicherer gegen Brute-Force-Angriffe. - Regelmäßige System-Updates durchführen: Führen Sie regelmäßig (mindestens wöchentlich) die folgenden Befehle in der Konsole aus:
sudo apt update
undsudo apt upgrade
. Dies stellt sicher, dass Ihr Betriebssystem und alle installierten Programme auf dem neuesten Stand sind und bekannte Sicherheitslücken geschlossen werden. - Firewall konfigurieren: Richten Sie eine Firewall ein, z.B. mit
ufw
(Uncomplicated Firewall). Standardmäßig sollte die Firewall alle eingehenden Verbindungen blockieren und nur die Ports öffnen, die für die von Ihnen benötigten Dienste absolut notwendig sind. Wenn der Pi nicht aus dem Internet erreichbar sein muss, stellen Sie sicher, dass er nur auf Anfragen aus Ihrem lokalen Netzwerk reagiert. - Unnötige Dienste deaktivieren: Überprüfen Sie, welche Dienste auf Ihrem Raspberry Pi laufen (z.B. mit
systemctl list-units --type=service
). Deaktivieren Sie alle Dienste, die Sie nicht benötigen (z.B. Bluetooth, falls nicht genutzt; bestimmte Netzwerkdienste). Jeder laufende Dienst ist eine potenzielle Angriffsfläche. - SSH absichern: Wenn Sie SSH nutzen, ändern Sie nicht nur das Passwort oder verwenden Sie Schlüssel, sondern ändern Sie auch den Standard-Port 22 auf einen anderen Port (z.B. 2222). Dies schützt nicht vor gezielten Angriffen, reduziert aber den Lärm durch automatisierte Scanner, die standardmäßig Port 22 prüfen. Deaktivieren Sie die Anmeldung als Root-Benutzer über SSH.
- Physischen Zugriff sichern: Platzieren Sie Ihren Raspberry Pi an einem sicheren Ort, zu dem nur befugte Personen Zugang haben. Ein robustes Gehäuse kann einen gewissen Schutz bieten, ersetzt aber keine sichere Umgebung. Für sensible Daten sollten Sie die Verschlüsselung der SD-Karte in Betracht ziehen.
- Vorsicht bei der Installation von Software: Installieren Sie Software möglichst nur aus den offiziellen Paketquellen von Raspberry Pi OS. Wenn Sie Software von Drittanbietern benötigen, prüfen Sie deren Vertrauenswürdigkeit und die Integrität der heruntergeladenen Dateien.
- Backups erstellen: Erstellen Sie regelmäßig Backups Ihrer Daten und der Systemkonfiguration. Im Falle eines Sicherheitsvorfalls oder Hardwaredefekts können Sie Ihr System schnell wiederherstellen.
- Netzwerk segmentieren: Wenn möglich, betreiben Sie Ihren Raspberry Pi in einem separaten Netzwerksegment (z.B. einem VLAN) von Ihren primären Computern und Geräten. Dies kann die Ausbreitung eines Angriffs im Falle einer Kompromittierung eindämmen.
- Monitoring: Überwachen Sie die Protokolldateien (Logs) Ihres Raspberry Pi auf ungewöhnliche Aktivitäten oder Anmeldeversuche.
Vergleich: Standard-Setup vs. Gehärtetes Setup
Aspekt | Standard-Setup (Potenziell unsicher) | Gehärtetes Setup (Sicherer) |
---|---|---|
Anmeldedaten | Standard-Benutzer/Passwort (pi /raspberry ) oder schwaches Passwort. Passwortbasierte SSH-Anmeldung aktiv. | Starkes, eindeutiges Passwort. Standard-Benutzer deaktiviert oder umbenannt. SSH-Anmeldung nur mit Schlüssel. |
Updates | System wird selten oder nie aktualisiert. | Regelmäßige Updates von OS und Software. |
Netzwerkzugriff | Alle laufenden Dienste (SSH, VNC, etc.) sind standardmäßig offen. Möglicherweise direkt aus dem Internet erreichbar. | Firewall aktiv, blockiert alle nicht benötigten Ports. Dienste nur im lokalen Netzwerk oder über sicheres VPN erreichbar. SSH-Port geändert. |
Dienste | Viele Standard-Dienste aktiv, auch wenn nicht benötigt. | Nur benötigte Dienste aktiv. Unnötige Dienste deaktiviert. |
Softwarequellen | Software wird von beliebigen Quellen heruntergeladen und installiert. | Bevorzugt Installation aus offiziellen Paketquellen. Überprüfung von Drittanbieter-Software. |
Physische Sicherheit | Gerät leicht zugänglich. | Gerät an sicherem Ort platziert. Gehäuse verwendet. Evtl. SD-Karten-Verschlüsselung. |
Raspberry Pi in spezifischen Anwendungsfällen und Sicherheit
Die Sicherheitsanforderungen und -risiken können je nach dem spezifischen Einsatzzweck des Raspberry Pi variieren:
- Als Desktop-Ersatz: Ähnliche Risiken wie bei einem normalen PC. Fokus auf sicheres Surfen, E-Mail, regelmäßige Updates und Virenschutz (auch wenn Linux weniger anfällig ist, ist es nicht immun).
- Als Server (Web, Datei, VPN): Hier sind die Sicherheitsanforderungen am höchsten, insbesondere wenn der Server aus dem Internet erreichbar ist. Eine strikte Firewall, Absicherung der spezifischen Server-Software, Nutzung von HTTPS für Webserver und starke Authentifizierung sind unerlässlich.
- Als IoT-Hub oder Heimautomatisierung: Diese Geräte sind oft permanent im Netzwerk und steuern kritische Funktionen im Haus. Die Sicherheit der verwendeten Protokolle (MQTT, etc.), die Absicherung der Steuerungssoftware und die Netzwerksegmentierung sind hier besonders wichtig.
- Als Mediencenter: Oft weniger kritisch, solange keine sensiblen Daten gespeichert sind. Fokus liegt auf sicheren Quellen für Medien und Add-ons sowie der Netzwerksicherheit, um unbefugten Zugriff auf Medien zu verhindern.
Unabhängig vom Anwendungsfall gilt die Grundregel: Je mehr Dienste laufen, je mehr Daten gespeichert sind und je zugänglicher das Gerät ist (sowohl physisch als auch über das Netzwerk), desto höher ist das potenzielle Risiko und desto wichtiger sind umfassende Sicherheitsmaßnahmen.

Häufig gestellte Fragen zur Sicherheit des Raspberry Pi
Ist die Raspberry Pi Hardware selbst unsicher?
Nein, die Hardware des Raspberry Pi ist nicht per se unsicher. Die Sicherheitsrisiken entstehen hauptsächlich durch die Softwarekonfiguration, die Vernetzung und die Nutzung des Geräts.
Sind die Standardeinstellungen von Raspberry Pi OS sicher genug?
Für den Betrieb in einem nicht vertrauenswürdigen Netzwerk (z.B. direkt am Internet) oder zum Schutz vor Angriffen im Heimnetzwerk sind die Standardeinstellungen in der Regel nicht ausreichend sicher. Es sind immer Anpassungen (wie Passwortänderung, Updates, Firewall) erforderlich.
Wie oft sollte ich meinen Raspberry Pi aktualisieren?
Es wird empfohlen, mindestens einmal pro Woche oder nach Bekanntgabe wichtiger Sicherheitsupdates das System und die installierte Software zu aktualisieren.
Ist es sicher, einen Raspberry Pi direkt mit dem Internet zu verbinden?
Nur wenn Sie umfassende Sicherheitsmaßnahmen getroffen haben, wie z.B. eine strikte Firewall, die Absicherung aller offenen Ports (insbesondere SSH), die Nutzung von SSH-Schlüsseln und die regelmäßige Durchführung von Updates. Ohne diese Maßnahmen ist es ein erhebliches Risiko.
Ist Linux auf dem Raspberry Pi sicherer als andere Betriebssysteme?
Linux gilt generell als robust und oft weniger anfällig für weit verbreitete Malware als Desktop-Betriebssysteme wie Windows. Die Sicherheit hängt aber immer von der korrekten Konfiguration und Wartung ab.
Fazit
Um zur ursprünglichen Frage zurückzukehren: Sind Raspberry Pis ein Sicherheitsrisiko? Die Antwort lautet: Sie können ein Risiko sein, wenn sie nicht mit Bedacht konfiguriert und gewartet werden. Der Raspberry Pi selbst ist eine solide Plattform, aber wie bei jedem Computer liegt die Verantwortung für die Sicherheit letztendlich beim Benutzer.
Indem Sie grundlegende Sicherheitspraktiken befolgen – starke Passwörter verwenden, regelmäßige Updates durchführen, eine Firewall einrichten, unnötige Dienste deaktivieren und den physischen Zugriff sichern – können Sie die potenziellen Risiken minimieren und Ihren Raspberry Pi zu einer sicheren Komponente Ihres digitalen Lebens machen. Ein informierter und vorsichtiger Nutzer ist der beste Schutz gegen Sicherheitsbedrohungen.
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