Der Raspberry Pi Zero W ist ein bemerkenswert kleiner und kostengünstiger Einplatinencomputer, der sich perfekt für kompakte Projekte eignet. Trotz seiner geringen Größe bietet er eine beeindruckende Vielseitigkeit, insbesondere wenn es darum geht, visuelle Daten zu erfassen. Eine der häufigsten Fragen, die sich Nutzer stellen, ist, wie man eine Kamera effektiv an dieses winzige Kraftpaket anschließt. Glücklicherweise gibt es nicht nur eine, sondern gleich zwei praktikable Methoden, um Ihren Raspberry Pi Zero W mit „Augen“ auszustatten und ihn für eine Vielzahl von Anwendungen wie Überwachung, Zeitrafferaufnahmen oder Computer-Vision-Aufgaben fit zu machen.

Unterstützt der Raspberry Pi Zero W überhaupt eine Kamera?
Ja, absolut! Der Raspberry Pi Zero W ist speziell darauf ausgelegt, mit Kameras zusammenzuarbeiten. Er verfügt über einen dedizierten CSI-Kameraanschluss (Camera Serial Interface), der eine Hochgeschwindigkeitsverbindung für kompatible Kameramodule bietet. Darüber hinaus kann er über seinen USB-Port auch Standard-USB-Webcams verwenden. Es gibt sogar spezielle, sehr kompakte Kameramodule, die perfekt auf die Größe und den Formfaktor des Raspberry Pi Zero und Zero W zugeschnitten sind.

Diese minimalistischen Kameramodule sind oft auf einer flexiblen Platine montiert und bieten typischerweise einen 5-Megapixel-Sensor mit einer Auflösung von 2592x1944 Pixeln, ähnlich dem Sensor der ersten offiziellen Raspberry Pi Kameras. Sie unterstützen Videoaufnahmen in 1080p bei 30 Bildern pro Sekunde, 720p bei 60 Bildern pro Sekunde oder sogar 480p bei 90 Bildern pro Sekunde. Ihre geringen Abmessungen (oft nur ca. 60 x 11,4 x 5,1 mm) machen sie ideal für Projekte, bei denen Platz Mangelware ist, wie zum Beispiel Vogelhaus-Kameras, tragbare Bodycams oder unauffällige Heimsicherheitssysteme.
Interessanterweise sind diese spezialisierten Module oft in verschiedenen Ausführungen erhältlich:
- Standardversion: Geeignet für allgemeine Fotografie bei Tageslicht.
- Version ohne IR-Filter: Ermöglicht die Aufnahme von Infrarotlicht und ist daher ideal für Nachtsichtanwendungen, insbesondere in Kombination mit IR-Beleuchtung.
- Weitwinkelversionen: Mit Linsen, die ein breiteres Sichtfeld bieten (z. B. 120° oder sogar 160°). Die 160°-Version verfügt oft über einen einstellbaren Fokus, der Nahaufnahmen ermöglicht.
Die Unterstützung von Kameras ist also fest im Design des Raspberry Pi Zero W verankert, und es gibt passende Hardware für nahezu jedes erdenkliche Projekt.
Methode 1: Das dedizierte CSI-Kameramodul verwenden
Die Verwendung eines speziell für den Raspberry Pi entwickelten Kameramoduls, das über den CSI-Anschluss verbunden wird, ist die von der Raspberry Pi Foundation empfohlene und oft leistungsfähigste Methode. Sie bietet eine direkte Schnittstelle zum Grafikprozessor des Pi, was zu einer effizienten Bildverarbeitung führen kann.
Anschluss des Kameramoduls
Der Anschluss ist relativ einfach, erfordert aber Sorgfalt, da der CSI-Anschluss und das Flachbandkabel empfindlich sind.
- Raspberry Pi ausschalten: Bevor Sie irgendwelche Kabel anschließen oder trennen, stellen Sie unbedingt sicher, dass Ihr Raspberry Pi Zero W vollständig ausgeschaltet ist und keine Stromversorgung erhält. Dies verhindert mögliche Schäden an der Hardware.
- Kameramodul vorbereiten: Halten Sie das Flachbandkabel des Kameramoduls bereit. Beachten Sie, dass das Kabel an beiden Enden Kontakte hat.
- CSI-Anschluss finden und öffnen: Auf dem Raspberry Pi Zero W befindet sich der winzige CSI-Anschluss neben dem größeren DSI-Display-Anschluss. Es handelt sich um einen schmalen, weißen oder schwarzen Steckplatz. Heben Sie vorsichtig die kleine Lasche am oberen Rand des Steckers an. Sie sollte sich nur wenige Millimeter hochklappen lassen.
- Flachbandkabel einführen: Führen Sie das Flachbandkabel des Kameramoduls vorsichtig in den geöffneten CSI-Anschluss ein. Achten Sie auf die Ausrichtung! Die glänzenden, metallischen Kontakte auf dem Kabel müssen vom USB-Anschluss des Raspberry Pi wegzeigen. Bei den meisten Pi Zero W liegt der USB-Anschluss auf der einen Seite, der CSI-Anschluss auf der anderen. Die Kontakte am Kabel sollten also zur gegenüberliegenden Seite des Boards zeigen. Schieben Sie das Kabel gerade und vollständig ein, bis es fest sitzt.
- Anschluss schließen: Drücken Sie die kleine Lasche am CSI-Anschluss vorsichtig wieder herunter, um das Kabel zu fixieren. Sie sollten einen leichten Klick spüren oder sehen, wie die Lasche wieder einrastet. Stellen Sie sicher, dass das Kabel fest sitzt und nicht herausrutschen kann.
- Raspberry Pi starten: Schließen Sie nun die Stromversorgung wieder an und starten Sie Ihren Raspberry Pi Zero W.
Konfiguration in Raspberry Pi OS
Damit der Raspberry Pi das angeschlossene Kameramodul erkennt und nutzen kann, müssen Sie die Kamera-Schnittstelle in der Software aktivieren.
- Konfigurationstool öffnen: Öffnen Sie ein Terminalfenster auf Ihrem Raspberry Pi (oder verbinden Sie sich per SSH) und geben Sie den Befehl
sudo raspi-config
ein und bestätigen Sie mit Enter. - Interface Options wählen: Navigieren Sie im blauen Konfigurationsmenü mit den Pfeiltasten zum Menüpunkt „3 Interface Options“ und drücken Sie Enter.
- Kamera aktivieren: Wählen Sie im Untermenü „P1 Camera“ und drücken Sie Enter. Sie werden gefragt, ob Sie die Kamera-Schnittstelle aktivieren möchten. Wählen Sie „Yes“ und bestätigen Sie.
- Bestätigen und beenden: Sie erhalten eine Bestätigung, dass die Kamera-Schnittstelle aktiviert wurde. Drücken Sie Enter. Kehren Sie mit der Tabulatortaste oder den Pfeiltasten zum Hauptmenü zurück und wählen Sie „Finish“.
- Neustart: Das System wird Sie nun fragen, ob Sie neu starten möchten. Wählen Sie „Yes“ und bestätigen Sie. Der Neustart ist erforderlich, damit die Änderungen wirksam werden.
Testen des Kameramoduls
Nach dem Neustart können Sie überprüfen, ob das Kameramodul korrekt erkannt wurde und funktioniert.

- Status prüfen: Öffnen Sie erneut ein Terminal und geben Sie den Befehl
vcgencmd get_camera
ein. Wenn die Kamera korrekt angeschlossen und die Schnittstelle aktiviert ist, sollte die Ausgabe etwa so aussehen:supported=1 detected=1
. Wenndetected=0
angezeigt wird, überprüfen Sie die Verkabelung und die Konfiguration. - Foto aufnehmen: Um ein Testbild aufzunehmen, verwenden Sie den Befehl
raspistill -o image.jpg
. Dieser Befehl nutzt die Kamera-Schnittstelle, um ein Bild aufzunehmen und als „image.jpg“ in Ihrem aktuellen Verzeichnis zu speichern. Das kann einen Moment dauern. Wenn alles klappt, finden Sie nach Abschluss des Befehls die Dateiimage.jpg
.
Die Verwendung des CSI-Kameramoduls bietet in der Regel die beste Integration und Leistung für kamera-spezifische Anwendungen auf dem Pi.
Methode 2: Eine Standard-USB-Webcam verwenden
Wenn Sie bereits eine USB-Webcam besitzen, eine höhere Auflösung oder ein längeres Kabel benötigen oder einfach mehrere Kameras anschließen möchten, ist die Verwendung einer USB-Webcam eine hervorragende Alternative. Der Raspberry Pi Zero W kann die meisten UVC-kompatiblen (USB Video Class) Webcams erkennen und nutzen.
Anschluss der USB-Webcam
Der Anschluss einer USB-Webcam am Raspberry Pi Zero W erfordert einen Micro-USB-OTG-Adapter (On-The-Go), da der Zero W nur einen Micro-USB-Anschluss für Daten/OTG hat (neben dem Stromanschluss).
- Raspberry Pi ausschalten: Auch hier gilt: Schalten Sie den Raspberry Pi Zero W vor dem Anschließen oder Trennen der Webcam aus.
- Adapter anschließen: Stecken Sie den Micro-USB-OTG-Adapter in den Micro-USB-Datenanschluss (nicht den Stromanschluss) des Raspberry Pi Zero W.
- Webcam anschließen: Stecken Sie das USB-Kabel Ihrer Webcam in den Standard-USB-Anschluss des Adapters.
- Raspberry Pi starten: Schließen Sie die Stromversorgung an und starten Sie den Raspberry Pi Zero W.
Der Pi sollte die Webcam beim Hochfahren automatisch erkennen und als Videogerät im System registrieren, normalerweise unter /dev/video0
, /dev/video1
usw., falls mehrere Kameras angeschlossen sind.
Software für USB-Webcams
Für die grundlegende Nutzung von USB-Webcams benötigen Sie ein separates Softwarepaket.
- fswebcam installieren: Öffnen Sie ein Terminal und installieren Sie das nützliche Tool
fswebcam
mit dem Befehl:sudo apt-get update && sudo apt-get install fswebcam -y
. - Foto aufnehmen: Um ein Bild mit der angeschlossenen USB-Webcam aufzunehmen, verwenden Sie einfach den Befehl:
fswebcam image_usb.jpg
. Dieses Tool nimmt ein Bild auf und speichert es alsimage_usb.jpg
. - Spezifische Kamera wählen (falls nötig): Wenn Sie mehrere USB-Kameras oder auch ein CSI-Modul und eine USB-Webcam gleichzeitig angeschlossen haben, können Sie die gewünschte Kamera gezielt ansprechen. Verwenden Sie den Befehl:
fswebcam --device /dev/video0 image_usb0.jpg
(oder/dev/video1
etc., je nachdem, welche Kamera Sie ansprechen möchten).
Die USB-Methode ist sehr flexibel und ermöglicht die Nutzung einer breiten Palette von Kameras, die nicht speziell für den Pi entwickelt wurden.

Welche Methode ist die Richtige für mein Projekt?
Die Wahl zwischen einem CSI-Kameramodul und einer USB-Webcam hängt stark von den Anforderungen Ihres spezifischen Projekts ab.
- CSI-Kameramodul: Ideal für Projekte, die eine sehr kompakte Bauform erfordern (wie die spezialisierten Zero-Module), eine niedrige Latenz wünschen oder von der direkten Hardware-Integration profitieren. Die offizielle Softwareunterstützung ist hervorragend, was die Entwicklung vereinfacht. Die Kabellänge ist jedoch begrenzt.
- USB-Webcam: Bietet größere Flexibilität bei der Auswahl der Kamera (Auflösung, Features), längere Kabel sind Standard, und Sie können vorhandene Hardware nutzen. Sie können auch problemlos mehrere USB-Kameras gleichzeitig verwenden. Allerdings kann die Leistung für hochauflösendes Video oder anspruchsvolle Computer-Vision-Aufgaben den USB-Bus stärker belasten, und die Softwareunterstützung ist nicht immer so tief integriert wie beim CSI-Modul.
Vergleichstabelle: CSI-Modul vs. USB-Webcam
Hier ist ein schneller Vergleich der beiden Methoden:
Merkmal | CSI-Kameramodul | USB-Webcam |
---|---|---|
Anschluss | Dedizierter CSI-Port | USB-Port (Adapter für Zero W nötig) |
Integration | Tiefe Hardware-Integration | Standard-USB-Gerät |
Leistung | Effizient, geringe CPU-Last für Aufnahme | Kann USB-Bus belasten, variable Leistung |
Kabellänge | Begrenzt durch Flachbandkabel | Typisch länger, flexibler |
Kameraauswahl | Spezifische Pi-kompatible Module | Breite Palette von UVC-kompatiblen Webcams |
Mehrere Kameras | Nur ein CSI-Port | Mehrere über USB-Hub möglich |
Zero W Formfaktor | Spezielle Mini-Module verfügbar | Benötigt Adapter, Webcam-Größe variabel |
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Kann ich ein CSI-Kameramodul und eine USB-Webcam gleichzeitig nutzen?
Ja, das ist möglich. Der Raspberry Pi Zero W kann sowohl das CSI-Modul als auch eine oder mehrere USB-Webcams gleichzeitig verwalten. Jede Kamera wird als separates Gerät im System erkannt (z. B. das CSI-Modul über die Pi-Kamera-Schnittstelle und USB-Webcams als /dev/videoX
-Geräte). Dies eröffnet Möglichkeiten für komplexere Projekte, die mehrere Blickwinkel benötigen.
Benötige ich spezielle Software für Computer Vision oder Video-Streaming?
Für grundlegende Aufgaben wie das Aufnehmen von Fotos reichen die Standardbefehle raspistill
(für CSI) oder fswebcam
(für USB). Für fortgeschrittene Anwendungen wie Video-Streaming, Objekterkennung oder andere Computer-Vision-Aufgaben benötigen Sie zusätzliche Bibliotheken und Programme. Beliebte Optionen sind die Picamera-Bibliothek (oder die neuere PiCamera2) für die CSI-Kamera oder OpenCV, das sowohl mit CSI-Modulen als auch mit USB-Webcams arbeiten kann. Für Streaming gibt es Tools wie Motion oder V4L2.
Warum sollte ich ein teureres CSI-Modul kaufen, wenn ich eine alte USB-Webcam habe?
Ein CSI-Modul ist oft besser in das Raspberry Pi-Ökosystem integriert. Die Bildverarbeitung kann direkt auf dem Grafikprozessor erfolgen, was die CPU entlastet und bei Videoanwendungen zu einer besseren Leistung führen kann. Für Projekte, die geringen Stromverbrauch und kompakte Größe erfordern, sind die spezifischen Zero-Module oft die beste Wahl. Wenn Ihr Projekt jedoch keine speziellen Leistungsanforderungen hat oder Sie einfach eine vorhandene Webcam nutzen möchten, ist die USB-Methode völlig ausreichend.
Muss ich beim Anschließen des Flachbandkabels am CSI-Port auf etwas Besonderes achten?
Ja, besondere Sorgfalt ist geboten. Die Lasche des Steckers ist zerbrechlich, und das Flachbandkabel kann leicht beschädigt werden oder falsch herum eingesteckt werden. Achten Sie immer darauf, dass der Pi ausgeschaltet ist, heben Sie die Lasche nur leicht an, schieben Sie das Kabel gerade und vollständig ein (Kontakte weg vom USB-Port!) und schließen Sie die Lasche vorsichtig, ohne übermäßige Kraft anzuwenden.
Kann ich die Stromversorgung über den Micro-USB-Datenanschluss herstellen, wenn ich eine Webcam dort anschließe?
Nein, das ist nicht möglich. Der Micro-USB-Anschluss am Raspberry Pi Zero W, der für Daten/OTG verwendet wird, kann nicht zur Stromversorgung des Pi selbst genutzt werden. Die Stromversorgung muss immer über den dedizierten PWR IN Micro-USB-Anschluss erfolgen. Wenn Sie eine USB-Webcam anschließen, wird diese über den USB-Port mit Strom versorgt, was die Anforderungen an das Netzteil des Pi erhöhen kann, insbesondere bei stromhungrigen Webcams.
Fazit
Ob Sie sich für das dedizierte CSI-Kameramodul oder eine flexible USB-Webcam entscheiden, der Raspberry Pi Zero W bietet exzellente Möglichkeiten, ihn mit einer Kamera auszustatten. Beide Methoden haben ihre spezifischen Vorteile und Anwendungsbereiche. Das CSI-Modul punktet mit Kompaktheit und direkter Integration, während die USB-Webcam Flexibilität und die Nutzung vorhandener Hardware ermöglicht. Die Installation ist bei beiden Methoden mit wenigen Schritten erledigt, erfordert aber bei der Verkabelung des CSI-Moduls besondere Sorgfalt. Mit einer angeschlossenen Kamera wird der winzige Raspberry Pi Zero W zu einem leistungsfähigen Werkzeug für eine riesige Bandbreite an kreativen und technischen Projekten. Experimentieren Sie mit beiden Optionen, um die beste Lösung für Ihre Bedürfnisse zu finden und die Welt um sich herum durch die Linse Ihres Raspberry Pi zu erfassen!
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