Was wurde aus Leni Riefenstahl?

Leni Riefenstahls berühmteste Werke

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Leni Riefenstahl (1902–2003) war eine Persönlichkeit, deren künstlerisches Schaffen untrennbar mit der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts verbunden ist und bis heute intensive Debatten auslöst. Bekannt wurde sie zunächst als Tänzerin und Schauspielerin, bevor sie sich der Filmregie und später der Fotografie zuwandte. Ihre Werke, insbesondere die aus der Zeit des Nationalsozialismus, sind sowohl für ihre ästhetische Innovation gefeiert als auch vehement für ihre propagandistische Natur kritisiert worden. Nach dem Krieg fiel es ihr schwer, im Filmgeschäft Fuß zu fassen, was zu einem späten, aber bemerkenswerten zweiten Karriereweg in der Fotografie führte. Dieser Artikel beleuchtet ihre bekanntesten Werke aus verschiedenen Schaffensperioden und die damit verbundenen Kontroversen.

War Leni Riefenstahl Hitlers Geliebte?
Riefenstahl dementierte, ein amouröses oder sexuelles Interesse an Hitler gehabt zu haben. In ihren 1987 veröffentlichten Memoiren beschreibt sie eine Szene, in der Hitler versucht haben soll, sie zu küssen.

Ihre frühe Karriere begann im Tanz, doch eine Knieverletzung beendete diese Laufbahn. Sie wechselte zur Schauspielerei und wurde durch Bergfilme von Arnold Fanck bekannt, wie zum Beispiel „Der heilige Berg“ (1926) oder „Die weiße Hölle vom Piz Palü“ (1929). Diese Phase diente als Sprungbrett für ihre Ambitionen hinter der Kamera. Im Jahr 1932 feierte Leni Riefenstahl ihr Regiedebüt mit dem Film „Das blaue Licht“, bei dem sie auch die weibliche Hauptrolle spielte und am Drehbuch mitwirkte. Dieser Film, der von einem geheimnisvollen Berglicht handelt, brachte ihr internationale Anerkennung ein und wurde unter anderem bei der Biennale in Venedig ausgezeichnet. „Das blaue Licht“ war ein Wendepunkt in ihrer Karriere und weckte das Interesse einflussreicher Persönlichkeiten, darunter Adolf Hitler, der sie später für seine Propagandafilme beauftragen sollte.

Die NS-Propagandafilme: Kunst und Ideologie

Die wohl bekanntesten und zugleich umstrittensten Werke Leni Riefenstahls entstanden während der Zeit des Nationalsozialismus. Ihre Nähe zu Adolf Hitler, den sie nach eigenen Angaben 1932 kennenlernte, ermöglichte ihr Zugang zu Ressourcen und Aufträgen, die ihre Karriere maßgeblich prägten. Sie drehte insgesamt drei Filme über die Reichsparteitage der NSDAP in Nürnberg, die als „Reichsparteitagstrilogie“ bekannt wurden. Der erste Film, „Der Sieg des Glaubens“ (1933), wurde nach dem Röhm-Putsch zurückgezogen, da er Ernst Röhm noch prominent zeigte.

Ihr zweiter und berühmtester Propagandafilm ist „Triumph des Willens“ (1934), eine aufwendige Dokumentation des Reichsparteitages 1934. Hitler selbst beauftragte sie mit der filmischen Inszenierung und stellte ihr dafür nahezu unbegrenzte Mittel und ein riesiges Team zur Verfügung. Riefenstahl nutzte innovative Kameratechniken, suggestive Montagen und eine dramatische musikalische Untermalung, um ein Werk zu schaffen, das die Massen beeindrucken und den „Führer“ glorifizieren sollte. Der Film wurde zu einem zentralen Instrument der NS-Propaganda, vielfach ausgezeichnet (u.a. in Venedig und Paris) und von Millionen von Deutschen gesehen. Trotz seiner unbestreitbaren visuellen Kraft wird „Triumph des Willens“ heute vor allem als Musterbeispiel für die manipulative Macht des Films im Dienste einer totalitären Ideologie betrachtet. Die Propaganda war hier das erklärte Ziel.

Der dritte Teil der Trilogie, der Kurzfilm „Tag der Freiheit! – Unsere Wehrmacht“ (1935), konzentrierte sich auf die Wehrmacht und diente der Demonstration militärischer Stärke anlässlich der Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht.

Warum ist Leni Riefenstahl umstritten?
Seit dem Kriegsende gilt Leni Riefenstahl als künstlerisches Genie, während ihre Rolle als Propagandistin des Nationalsozialismus umstritten ist. Sie selbst behauptete bis zu ihrem Tod 2003, dass sie nichts gewusst habe vom Holocaust und den Verbrechen der Nazis.

Ein weiteres epochales Werk aus dieser Zeit ist der zweiteilige Dokumentarfilm „Olympia“ (1938) über die Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin. Der Film besteht aus „Fest der Völker“ und „Fest der Schönheit“. Auch für dieses Projekt erhielt Riefenstahl erhebliche Unterstützung vom Propagandaministerium. Sie entwickelte revolutionäre Techniken für die Sportfilmaufnahme, wie den Einsatz von Kamerawagen auf Schienen, Unterwasseraufnahmen und Aufnahmen aus Ballons. „Olympia“ wurde weltweit für seine ästhetischen Qualitäten gelobt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter eine olympische Goldmedaille vom IOC und der Coppa Mussolini. Gleichzeitig stieß er auf scharfe Kritik wegen seiner Idealisierung des arischen Körpers und der unterschwelligen NS-Botschaften, obwohl Riefenstahl stets betonte, dass der Film unpolitisch sei und lediglich die Schönheit des Sports zeige. Die Olympia-Filme bleiben ein ambivalentes Zeugnis ihrer künstlerischen Brillanz und ihrer Kompromisse mit dem Regime.

Ihr einziger Spielfilm als Regisseurin, „Tiefland“, wurde während des Zweiten Weltkriegs begonnen, konnte aber erst 1954 fertiggestellt und veröffentlicht werden. Die Produktion war langwierig und ist heute vor allem wegen der Verwendung von Sinti und Roma als Komparsen umstritten, die aus Zwangslagern rekrutiert und später nach Auschwitz deportiert wurden. Riefenstahl bestritt jahrzehntelang, von deren Schicksal gewusst zu haben, was zu langwierigen rechtlichen Auseinandersetzungen führte.

Neuanfang in der Nachkriegszeit: Die Fotografie

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Leni Riefenstahl in einem Spruchkammerverfahren lediglich als „Mitläuferin“ eingestuft. Dennoch war ihr Ruf durch ihre Arbeit für das NS-Regime so beschädigt, dass sie kaum noch Aufträge als Filmregisseurin oder Produzentin erhielt. Sie stellte ihr Filmschaffen für fast ein halbes Jahrhundert ein und wandte sich neuen künstlerischen Feldern zu. Ab den 1960er Jahren begann sie eine zweite Karriere als Fotografin.

Zu ihren bekanntesten fotografischen Werken zählen die Reportagen über das Volk der Nuba im Sudan. Inspiriert durch ein Foto des britischen Fotografen George Rodger, reiste Riefenstahl 1962 erstmals in den Sudan und verbrachte längere Zeit bei verschiedenen Nuba-Stämmen. Ihre Fotografien dokumentieren das Leben, die Rituale, Körperbemalungen und Ringkämpfe der Nuba. Diese Arbeiten wurden in mehreren international erfolgreichen Bildbänden veröffentlicht: „Die Nuba – Menschen wie vom anderen Stern“ (1973), „Die Nuba von Kau“ (1976) und „Mein Afrika“ (1982). Auch diese Bilder riefen gemischte Reaktionen hervor; während einige Kritiker ihre ästhetische Qualität lobten, sahen andere Parallelen zur Heroisierung und Idealisierung von Körpern in ihren früheren Filmen. Die faszinierenden Bilder der Nuba brachten ihr jedoch erneute internationale Aufmerksamkeit als Künstlerin.

Im hohen Alter entdeckte Leni Riefenstahl eine weitere Leidenschaft: die Unterwasserfotografie. Mit über 70 Jahren absolvierte sie einen Tauchkurs und begann, die Unterwasserwelt zu fotografieren. Diese Arbeit mündete in die Bildbände „Korallengärten“ (1978) und „Wunder unter Wasser“ (1990). Diese späten Werke zeigten eine ganz andere Seite ihres Talents und waren weniger politisch belastet als ihre früheren Arbeiten. Ihre Begeisterung für das Tauchen hielt bis ins hohe Alter an.

Welche sind Leni Riefenstahls bekannteste Werke?
Zu ihren bekanntesten Werken dieser Zeit zählen Fotoreportagen über das Volk der Nuba im Sudan und Unterwasseraufnahmen. In diesen Aufnahmen erkannte ein Teil der Kritiker Parallelen zu ihren Arbeiten aus der Zeit des Nationalsozialismus.

Ihr letztes Werk, der Dokumentarfilm „Impressionen unter Wasser“ (2002), der kurz vor ihrem 100. Geburtstag erschien, ist eine Zusammenstellung ihrer Unterwasseraufnahmen aus 25 Jahren. Riefenstahl gab an, mit diesem Film auf die Zerstörung der Meere aufmerksam machen zu wollen.

Kontroversen und Nachwirken

Leni Riefenstahls Leben und Werk bleiben Gegenstand intensiver Diskussionen. Ihre Rolle im Nationalsozialismus und die Frage, inwieweit sie lediglich eine Künstlerin oder eine aktive Propagandistin des Regimes war, werden weiterhin kontrovers debattiert. Kritiker werfen ihr vor, sich willentlich in den Dienst einer verbrecherischen Ideologie gestellt und die Macht der Bilder für deren Zwecke genutzt zu haben. Insbesondere die Vorwürfe bezüglich der Sinti und Roma bei den Dreharbeiten zu „Tiefland“ und die Anschuldigungen, sie habe die Arbeit anderer (wie Willy Zielke beim „Olympia“-Prolog) als ihre eigene ausgegeben, tragen zu ihrem umstrittenen Ruf bei. Sie selbst behauptete bis zu ihrem Tod, unpolitisch gehandelt und nichts von den Verbrechen des Regimes gewusst zu haben – eine Darstellung, die von vielen Historikern und Zeitzeugen bezweifelt wird. Die andauernde Kontroverse überschattet oft die Diskussion über die rein filmischen oder fotografischen Qualitäten ihrer Werke.

Trotz der Schatten der Vergangenheit wird Leni Riefenstahl von Filmhistorikern und Fotografen oft für ihre technischen und ästhetischen Innovationen anerkannt. Ihre Fähigkeit, monumentale Szenen zu inszenieren, Dynamik einzufangen und visuell beeindruckende Kompositionen zu schaffen, ist unbestritten. Doch gerade diese Meisterschaft im Umgang mit Bildern macht ihre Propagandafilme so wirkungsvoll und gefährlich. Ihre späten fotografischen Werke, insbesondere die Bilder der Unterwasser-Welt, werden oft als Versuch gesehen, sich von der politischen Belastung ihrer früheren Karriere zu lösen, auch wenn einige Kritiker ästhetische Kontinuitäten erkennen.

Häufig gestellte Fragen zu Leni Riefenstahls Werken

Welche sind Leni Riefenstahls bekannteste Werke?
Ihre berühmtesten Werke sind die NS-Propagandafilme „Triumph des Willens“ (1934) und der zweiteilige Olympia-Film (1938). Aus ihrer späteren Karriere sind ihre Fotobände über das Volk der Nuba im Sudan („Die Nuba“, „Die Nuba von Kau“) und ihre Unterwasserfotografien („Korallengärten“, „Wunder unter Wasser“) sehr bekannt geworden.

Welche sind Leni Riefenstahls bekannteste Werke?
Zu ihren bekanntesten Werken dieser Zeit zählen Fotoreportagen über das Volk der Nuba im Sudan und Unterwasseraufnahmen. In diesen Aufnahmen erkannte ein Teil der Kritiker Parallelen zu ihren Arbeiten aus der Zeit des Nationalsozialismus.

Warum sind Leni Riefenstahls Werke umstritten?
Die Kontroverse rührt hauptsächlich von ihrer engen Verbindung zum Nationalsozialismus und der propagandistischen Natur ihrer berühmtesten Filme („Triumph des Willens“, „Olympia“) her. Zudem gibt es Vorwürfe bezüglich der Zwangsrekrutierung von Sinti und Roma für ihren Film „Tiefland“ und Anschuldigungen, sie habe die Leistungen anderer Künstler nicht anerkannt.

Was geschah mit Leni Riefenstahl nach dem Krieg?
Nach dem Krieg wurde sie als „Mitläuferin“ eingestuft, erhielt aber praktisch keine Filmaufträge mehr. Sie wandte sich der Fotografie zu und veröffentlichte international erfolgreiche Bildbände über die Nuba und die Unterwasserwelt. Sie lebte bis zu ihrem Tod im Jahr 2003 und arbeitete bis ins hohe Alter.

War Leni Riefenstahl Hitlers Geliebte?
Es gab Spekulationen über eine sexuelle Beziehung zwischen Leni Riefenstahl und Adolf Hitler, insbesondere in der frühen Phase ihrer Bekanntschaft. Die wissenschaftlichen Quellen geben jedoch keine eindeutigen Belege dafür. Riefenstahl selbst bestritt eine solche Beziehung vehement. Die Beziehung wird eher als eine der gegenseitigen Bewunderung und strategischen Nutzung beschrieben: Hitler schätzte ihr künstlerisches Talent für seine Zwecke, und Riefenstahl nutzte seine Protektion für ihre ambitionierten Filmprojekte.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Leni Riefenstahl eine Künstlerin von außergewöhnlichem Talent war, deren bekannteste Werke jedoch untrennbar mit der dunklen Geschichte des Nationalsozialismus verbunden sind. Ihre Filme aus dieser Zeit sind Meisterwerke der Inszenierung, aber gleichzeitig wirkungsvolle Propagandamittel. Ihre späteren fotografischen Arbeiten zeigen ihre Fähigkeit zur visuellen Gestaltung in anderen Kontexten, konnten aber die Schatten ihrer Vergangenheit nie ganz vertreiben. Ihre Karriere ist ein komplexes Beispiel für die Herausforderungen, die sich stellen, wenn Kunst und politische Macht eine Symbiose eingehen.

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Andenmatten Soltermann

Hallo! Ich bin Andenmatten Soltermann, ein Schweizer Fotograf, der leidenschaftlich die Essenz der Welt durch seine Linse einfängt. Geboren und aufgewachsen in den majestätischen Schweizer Alpen, haben die deutsche Sprache und atemberaubende Landschaften meine kreative Vision geprägt. Meine Liebe zur Fotografie begann mit einer alten analogen Kamera, und seitdem widme ich mein Leben der Kunst, visuelle Geschichten zu erzählen, die berühren und verbinden.In meinem Blog teile ich praktische Tipps, Techniken und Erfahrungen, um dir zu helfen, deine fotografischen Fähigkeiten zu verbessern – egal, ob du ein neugieriger Anfänger oder ein erfahrener Profi bist. Von der Beherrschung des natürlichen Lichts bis hin zu Ratschlägen für wirkungsvolle Bildkompositionen ist es mein Ziel, dich zu inspirieren, die Welt mit neuen Augen zu sehen. Mein Ansatz verbindet Technik mit Leidenschaft, immer auf der Suche nach dem Funken, der ein Foto unvergesslich macht.Wenn ich nicht hinter der Kamera stehe, findest du mich auf Bergpfaden, auf Reisen nach neuen Perspektiven oder beim Genießen der Schweizer Traditionen, die mir so am Herzen liegen. Begleite mich auf dieser visuellen Reise und entdecke, wie Fotografie die Art und Weise, wie du die Welt siehst, verändern kann.

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