Robert Browning (1812–1889) war ein bedeutender englischer Dichter des viktorianischen Zeitalters, bekannt für seine Meisterschaft des dramatischen Monologs und seine psychologischen Porträts. Eines seiner eindrücklichsten und rätselhaftesten Werke ist das narrative Gedicht „Childe Roland zum dunklen Turm kam“, das erstmals 1855 in der Sammlung „Männer und Frauen“ veröffentlicht wurde. Dieses Gedicht nimmt den Leser mit auf eine beschwerliche und symbolträchtige Reise, die von Beharrlichkeit inmitten von Verzweiflung und der Konfrontation mit tief sitzenden Ängsten geprägt ist.

Brownings Werk zeichnet sich oft durch eine komplexe Sprache und eine tiefe Auseinandersetzung mit der menschlichen Psyche aus. Sein berühmtestes Werk ist sicherlich „The Ring and the Book“ (1868–69), die Geschichte eines römischen Mordprozesses, erzählt in zwölf Büchern, die seine Fähigkeit, multiple Perspektiven zu erkunden, eindrucksvoll unter Beweis stellt. Doch „Childe Roland zum dunklen Turm kam“ fasziniert Leser und Kritiker gleichermaßen durch seine düstere Atmosphäre und seine offene Interpretation.

Der Dichter Robert Browning
Robert Browning wurde am 7. Mai 1812 in London geboren. Sein Vater, ein Angestellter der Bank von England, vermittelte ihm eine Grundlage in Griechisch und Latein, obwohl Brownings formale Ausbildung begrenzt war. Nach einem kurzen Aufenthalt an der Universität London im Jahr 1828 lebte er bis 1846 bei seinen Eltern in London, unterbrochen nur von wenigen Reisen, darunter zwei kurze Aufenthalte in Italien.
In dieser Zeit entstanden seine frühen langen Gedichte und die meisten seiner Theaterstücke. Sein erstes veröffentlichtes Werk, „Pauline: Ein Fragment einer Beichte“ (1833), war ein dramatischer Monolog, der jedoch als zu selbstbezogen kritisiert wurde. Daraufhin entschied sich Browning, nie wieder seine eigenen Emotionen so offen in seiner Poesie zu offenbaren, sondern sich der objektiven Darstellung zu widmen. Es folgten Werke wie „Paracelsus“ (1835) und „Sordello“ (1840), die sich mit Persönlichkeiten von großer Begabung beschäftigten.
Auf Anregung des Schauspielers Charles Macready widmete sich Browning einige Jahre dem Versdrama, war jedoch auf der Bühne weniger erfolgreich, da seine Stärke, wie er selbst erkannte, in der Darstellung von „Handlung im Charakter, eher als Charakter in Handlung“ lag. Zwischen 1841 und 1846 veröffentlichte er mehrere Dramen in der Reihe „Bells and Pomegranates“, darunter „Pippa Passes“ (1841).
Ein Wendepunkt in seinem Leben war die Begegnung mit Elizabeth Barrett im Jahr 1845. Ihre gegenseitige Liebe führte 1846 zur geheimen Heirat und einem Umzug nach Italien, wo sie hauptsächlich in Florenz lebten. Während dieser Zeit entstand vergleichsweise wenig Poesie von Browning. Die Sammlung „Männer und Frauen“ (1855), die 51 Gedichte enthielt, darunter berühmte dramatische Monologe wie „Fra Lippo Lippi“, war ein wichtiges Werk aus dieser Periode.
Nach dem Tod seiner Frau im Jahr 1861 kehrte Browning nach London zurück. Sein späteres Werk, insbesondere „Dramatis Personae“ (1864) und das gefeierte „The Ring and the Book“ (1868–69), festigte seinen Ruf als einer der bedeutendsten Dichter seiner Zeit. Er schrieb bis zu seinem Tod am 12. Dezember 1889 in Venedig und wurde in der Westminster Abbey beigesetzt.
„Childe Roland zum dunklen Turm kam“: Eine rätselhafte Reise
Das Gedicht, geschrieben am 2. Januar 1852, ist ein narratives Werk, das oft für seine dunkle und atmosphärische Bildsprache, die Umkehrung klassischer Tropen und die Verwendung unzuverlässiger Erzählung gelobt wird. Childe Roland, der einzige Sprecher im Gedicht, beschreibt seine Reise zum „Dunklen Turm“ und sein Entsetzen über das, was er auf seiner Suche sieht. Das Gedicht endet, als Roland schließlich den Turm erreicht, was sein endgültiges Schicksal unklar lässt.
Die trostlose Landschaft der Suche
Das Gedicht beginnt mit Rolands Misstrauen gegenüber einem „grauhaarigen“ Krüppel mit „boshaftem Auge“, dessen Rat er dennoch folgt, indem er den Hauptweg verlässt und einen „ominösen Pfad“ einschlägt, der zum Dunklen Turm führen soll. Der düstere, zynische Roland beschreibt, wie lange er schon nach dem Turm gesucht hatte, so dass er kaum noch Freude empfinden konnte, endlich den Weg dorthin gefunden zu haben, nur eine grimmige Hoffnung, „dass irgendein Ende sein möge“. Roland sieht sich selbst als „einen kranken Mann, dem Tode sehr nahe“, dessen Freunde ihn alle verlassen haben, da Roland immer als Mitglied „der Bande“ abgetan worden war – einer Gruppe von Rittern, die ebenfalls nach dem Dunklen Turm suchten, aber alle gescheitert waren. Trotzdem wünscht sich Roland nichts sehnlicher, als sich der Bande anzuschließen, koste es, was es wolle.
Sobald er den Pfad zum Dunklen Turm betritt, verändert sich die Landschaft um ihn herum, und Roland findet sich völlig allein in einem unbestimmten Ödland wieder. Weiterwandernd beschreibt er die trostlosen Zustände mit zunehmender Verzweiflung, bis er den abgemagerten Körper eines Pferdes findet. Roland ist angewidert von seinem Anblick und sagt: „Ich sah nie ein Vieh, das ich so hasste; / Er muss böse sein, um solches Leid zu verdienen.“
Erinnerungen und Verluste
In dem Versuch, nach dem Trauma seiner Umgebung etwas Stärke zurückzugewinnen, versucht Roland, sich an glücklichere Zeiten zu erinnern, und denkt an seine alten Freunde. Die Erinnerung an seine Freunde und Ritterkameraden Cuthbert und Giles bringt ihm Trost, doch dann erinnert er sich an den Untergang jedes Einzelnen (Cuthbert durch „einen Nachts Schmach“ und Giles, indem er von seinen Freunden gehängt und zum Verräter erklärt wurde), und sein Herz wird erneut zerschmettert.
Er erklärt: „Besser diese Gegenwart als eine Vergangenheit wie jene“, und Roland findet die Energie, weiterzugehen. Er erreicht einen Fluss, den er mit Beklommenheit durchwatet, halb davon überzeugt, dass er auf toten Körpern tritt, die unter dem Wasser schwimmen. Am anderen Ufer angekommen, ist Roland erneut von der apokalyptischen Landschaft beunruhigt, die ihm eine schreckliche Schlacht vor Augen führt, die stattgefunden haben muss, um die Szene der Verwüstung zu schaffen, die er beobachtet. Schließlich weicht die Ebene den Bergen, und Roland findet sich festgefahren, unfähig, einen klaren Weg nach vorne zu finden.
Das Erreichen des Ziels
Plötzlich erkennt Roland, dass der Berg, den er betrachtet hat, genau derjenige ist, der den Dunklen Turm verbirgt. In diesem Moment setzt die Sonne unter und taucht die Szene in Flammen, und ein seltsames Geräusch erfüllt die Luft. „In einem Flammenblatt“ sieht Roland die Gesichter seiner toten Freunde und hört ihre Namen in seinen Ohren flüstern. Sich an ihre Leben erinnernd, findet sich Roland von einem „lebendigen Rahmen“ alter Freunde umgeben. Voller Inspiration zieht er sein „Schneckenhorn“ heraus und bläst, rufend: „Childe Roland zum dunklen Turm kam.“
Damit endet das Gedicht und lässt im Unklaren, was sich im Inneren des Dunklen Turms befindet. Die Bedeutung von Rolands Ankunft am Dunklen Turm liegt in der Reise selbst – einer Reise der Beharrlichkeit durch eine trostlose Landschaft, bei der man sich der Angst stellt und unüberwindlichen Widrigkeiten trotzt. Es ist die Vollendung der Suche, das Erreichen des Ziels, unabhängig davon, ob dieses Ziel Erlösung oder Untergang bedeutet.
Häufig gestellte Fragen
Welche Bedeutung hat Childe Roland, als er zum dunklen Turm kam?
Die Ankunft von Childe Roland am Dunklen Turm symbolisiert die Vollendung einer langen und beschwerlichen Suche. Es ist eine Reise, die von unerschütterlicher Beharrlichkeit durch eine trostlose Landschaft geprägt ist, bei der er sich seinen Ängsten stellen und scheinbar unüberwindliche Widrigkeiten überwinden muss. Die Bedeutung liegt weniger im Inneren des Turms als in der Reise selbst und dem Akt des Erreichens, trotz aller Rückschläge und Verluste.
Was ist Robert Brownings berühmtestes Werk?
Robert Brownings berühmtestes Werk gilt allgemein als „The Ring and the Book“. Dieses umfangreiche Gedicht, das zwischen 1868 und 1869 veröffentlicht wurde, erzählt die Geschichte eines Mordprozesses in Rom aus verschiedenen Perspektiven und demonstriert Brownings Meisterschaft des dramatischen Monologs und der psychologischen Analyse. „Childe Roland zum dunklen Turm kam“ ist jedoch ebenfalls eines seiner bekanntesten und am meisten diskutierten Gedichte.
Aus wie vielen Zeilen stammt Childe Roland zu Der Dunkle Turm?
Uns liegt keine Information über die genaue Zeilenanzahl des Gedichts „Childe Roland zum dunklen Turm kam“ vor. Wir wissen jedoch, dass es sich um ein narratives Gedicht handelt, das 1852 geschrieben und 1855 in Robert Brownings Sammlung „Männer und Frauen“ veröffentlicht wurde. Es ist bekannt für seine dichte, atmosphärische Beschreibung der Reise des Protagonisten.
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