Rollei, ein Name, der in der Welt der Fotografie einen besonderen Klang hat. Gegründet in Braunschweig, steht Rollei für eine lange Tradition deutscher Kameratechnik, Innovation und legendäre Produkte, die Generationen von Fotografen begleitet haben. Die Geschichte des Unternehmens ist geprägt von bahnbrechenden Entwicklungen, wirtschaftlichen Herausforderungen und einem stetigen Wandel, der Rollei bis heute relevant hält. Von den Anfängen mit Platten- und Rollfilmkameras bis hin zu modernen digitalen Produkten reicht die Reise.

Die Geburt einer Legende in Braunschweig
Die Geschichte von Rollei begann im Jahr 1920, als Reinhold Heidecke und Paul Franke das Unternehmen Franke & Heidecke in Braunschweig gründeten. Heidecke, ein innovativer Fertigungsleiter bei Voigtländer, hatte die Vision einer neuartigen Rollfilmkamera, fand aber in seinem damaligen Unternehmen kein Gehör. Mit Unterstützung des Kaufmanns Paul Franke konnte diese Vision jedoch Realität werden. Der erste Firmensitz befand sich in der Viewegstraße, einem Ort, der noch heute existiert und den Zweiten Weltkrieg überstand.
Das erste Produkt, das Franke & Heidecke auf den Markt brachte, war nicht sofort die ikonische Kamera, die wir heute mit Rollei verbinden. Zunächst konzentrierte man sich auf Stereokameras, die zu jener Zeit sehr populär waren. Die Stereo-Heidoscop, mit hochwertigen Zeiss-Objektiven ausgestattet, war ein großer Erfolg. Dieser Erfolg ermöglichte es dem jungen Unternehmen, die finanziellen Mittel für die Entwicklung der eigentlichen Zielkamera zu sammeln: der Rollfilm-Heidoscop, aus der sich später der Name Rollei und schließlich die legendäre Rolleiflex entwickelten.
Die Inflationszeit im Jahr 1923 überstand das Unternehmen dank des kaufmännischen Geschicks von Paul Franke, der Exporteinnahmen geschickt nutzte. Dies ermöglichte auch den Kauf eines größeren Grundstücks an der Salzdahlumer Straße, dem späteren Stammsitz des Unternehmens.
Die Ära der Rolleiflex: Innovation und Weltruhm
1927 entstand der erste Prototyp der Rolleiflex. Reinhold Heidecke legte größten Wert auf Zuverlässigkeit und Robustheit. Das stabile Spritzgussgehäuse aus Aluminium, der Verzicht auf verrottbare Materialien wie Lederbalgen und die Entscheidung für den soliden Compur-Zentralverschluss zeigten Heideckes Anspruch, eine Kamera für härteste Einsatzbedingungen zu schaffen. Die raffinierte Konstruktion zur exakten Parallelverschiebung des Objektivträgers war ein technisches Meisterwerk und trug maßgeblich zum Erfolg bei.
Am 10. August 1928 begann die Produktion der ersten Serienkamera. Die Rolleiflex war zwar kein billiges Produkt, aber die Nachfrage war enorm. Schon im ersten Monat gingen Hunderte von Bestellungen ein. Der Erfolg ermöglichte den Bau einer neuen Fabrik an der Salzdahlumer Straße, die 1930 bezogen wurde und eine deutlich höhere Jahresproduktion erlaubte.
Neben der klassischen Rolleiflex für das Format 6×6 cm entstanden weitere Modelle. Die Rolleicord kam 1933 als preisgünstigeres Modell auf den Markt und trug ebenfalls zum großen Erfolg bei. Ein weiterer Meilenstein war die 1937 vorgestellte Rolleiflex Automat. Diese Kamera spannte den Verschluss und transportierte den Film automatisch beim Drehen der Transportkurbel – eine Innovation, die die Bedienung erheblich beschleunigte und Doppelbelichtungen verhinderte. Die Rolleiflex Automat gewann den Großen Preis der Weltausstellung 1937 und festigte den Ruf von Rollei als führender Kamerahersteller.
Rollei unter Wasser: Das Rolleimarin Gehäuse
Ein besonderes Kapitel der Rollei-Geschichte ist die Unterwasserfotografie. Der Tauchpionier Hans Hass wandte sich an Franke & Heidecke mit der Anfrage nach einem speziellen Gehäuse für Aufnahmen unter Wasser. Die Antwort war das Rolleimarin, ein raffiniertes Unterwassergehäuse, das bis zu 100 Meter Tiefe geeignet war. Dieses Gehäuse bestand aus zwei Gussteilen und war speziell für die Rolleiflex konzipiert.

Das Oberteil des Rolleimarin Gehäuses enthielt ein Prisma, das mit der Einstellscheibe der Kamera verbunden war, um die Bildkomposition zu ermöglichen. Drehknöpfe auf der Oberseite übertrugen die Einstellungen für Zeit und Blende von außen auf die Kamera. Am Unterteil befanden sich Bedienelemente für die Entfernungseinstellung und die Transportkurbel mit Bildzählwerk. Ein Filterrevolver war ebenfalls integriert. Für Blitzaufnahmen konnte eine spezielle Leuchte angeschlossen werden, wofür ein Batteriegehäuse in das Gehäuse eingelegt werden musste. Auch ein Rahmensucher konnte auf dem Gehäuse angebracht werden. Das Rolleimarin war ein Beispiel für Rollei's Ingenieurskunst und ermöglichte Fotografen, die faszinierende Welt unter der Wasseroberfläche festzuhalten.
Vielfalt und Herausforderungen: Von Kleinbild bis Mittelformat
In den folgenden Jahrzehnten erweiterte Rollei sein Produktportfolio erheblich. Obwohl die zweiäugigen Rolleiflex-Kameras das Herzstück blieben, erkannte man die sich wandelnden Bedürfnisse des Marktes.
Ein Versuch im Kleinbildformat war die Rollei 4×4, auch bekannt als Babyflex, die den Filmtyp 127 verwendete. Sie verkaufte sich jedoch nur in kleinen Stückzahlen. Erfolgreicher war die Rollei 35, die 1966 auf den Markt kam und seinerzeit die kleinste Kamera für Kleinbild-Filmpatronen war. Sie wurde zu einer beliebten Zweitkamera und zeichnete sich durch ihre kompakte Größe und gute Bildqualität aus.
In den 1960er Jahren begann jedoch auch eine Phase wirtschaftlicher Herausforderungen. Der Markt für zweiäugige Mittelformatkameras war gesättigt, und einäugige Kameras, insbesondere im Kleinbild- und später auch im Mittelformatbereich (angeführt von Hasselblad), gewannen an Bedeutung. Rollei reagierte darauf, teilweise verspätet, mit der Entwicklung eigener einäugiger Spiegelreflexkameras.
Die Rolleiflex SL 66 erschien 1966 als Antwort auf die Hasselblad 500 C. Sie war eine hochentwickelte Systemkamera mit vielen innovativen Funktionen, wie einem eingebauten Balgen und der Möglichkeit, Objektive in Retrostellung zu verwenden. Sie war technisch beeindruckend, konnte sich aber aufgrund der starken Konkurrenz und des späten Markteintritts nicht in dem gewünschten Umfang durchsetzen.
Auch im Kleinbild-Spiegelreflexbereich versuchte sich Rollei. Die Rolleiflex SL 35 erschien 1970 und konkurrierte mit den finanzkräftigeren japanischen Herstellern. Trotz solider Technik und guter Objektive konnte sich das System gegen die übermächtige Konkurrenz nur schwer behaupten. Spätere Modelle wie die SL 35 E und die SL 2000 F brachten zwar Innovationen wie elektronische Steuerung, Wechselmagazine und doppelte Suchersysteme, blieben aber Nischenprodukte.
Wirtschaftliche Turbulenzen und Wandel
Die späten 1970er und frühen 1980er Jahre waren von wirtschaftlichen Schwierigkeiten geprägt. Expansive Pläne, wie der Bau eines großen Werks in Singapur, überforderten das Unternehmen finanziell. Trotz der Auslagerung der Produktion vieler Amateurprodukte nach Asien und des Erfolgs einiger Modelle wie der Rollei 35 und der Pocketkameras, reichte dies nicht aus, um die Kosten zu decken. Das Unternehmen wechselte mehrfach den Eigentümer und musste sich neu aufstellen.

In dieser Zeit konzentrierte sich Rollei stärker auf den Profibereich und spezielle Anwendungen. Das Mittelformatsystem der 6000er Serie, das auf der SLX basierte, wurde kontinuierlich weiterentwickelt. Modelle wie die 6006, 6008 und später die 6008 AF mit Autofokus waren technologisch führend und fanden ihren Platz im professionellen Markt. Auch im Bereich der Photogrammetrie war Rollei mit speziell kalibrierten Kameras (Rollei Metric) aktiv.
Modell (Serie 6000) | Produktionszeitraum | Besondere Merkmale (basierend auf Text) |
---|---|---|
SLX | 1976–1979 | Erste elektronisch gesteuerte Mittelformatkamera |
SLX 2 | 1978–1985 | Verbesserte Elektronik |
6006 | 1984–1989 | Wechselmagazin, TTL-Messung |
6008 Professional | 1988–1992 | Erweiterte Elektronik, Belichtungsreihenautomatik |
6008 Integral | 1995–2002 | Integral- und Spotmessung, Master Control Gerät |
6008 AF | seit 2002 | Mit Autofokus |
Rolleiflex Hy6 | seit 2007 | Hybrid (Digital/Analog), Autofokus |
Auch die klassischen zweiäugigen Rolleiflex-Kameras erlebten eine Wiederbelebung als „Classic“-Modelle in Kleinserie, wie die 2,8 GX und 2,8 FX, die moderne Technik mit dem traditionellen Design verbanden.
Rollei heute: Neuausrichtung und Produktvielfalt
Nach weiteren Eigentümerwechseln und Umstrukturierungen in den 2000er Jahren, bei denen die traditionelle KamerFertigung in Braunschweig (zuletzt unter Franke & Heidecke GmbH und DHW Fototechnik GmbH) schließlich eingestellt wurde, konzentriert sich die heutige Rollei GmbH & Co. KG mit Sitz in Norderstedt auf ein breiteres Produktspektrum im Consumer-Bereich. Seit 2007 ist die RCP-Technik GmbH & Co KG Lizenznehmer und später Eigentümer der Marke Rollei geworden.
Das aktuelle Portfolio umfasst eine Vielzahl von Produkten, die über traditionelle Kameras hinausgehen. Dazu gehören Stative, Filter, Studioblitze, Camcorder, digitale Bilderrahmen, Scanner und auch Actioncams.
Die Produktion dieser modernen Geräte findet, wie im Text erwähnt, in Asien statt, während Produktentwicklung und Design teilweise in Deutschland und Hongkong angesiedelt sind. Diese strategische Neuausrichtung ermöglicht es Rollei, in einem wettbewerbsintensiven Markt präsent zu bleiben und verschiedene Zielgruppen anzusprechen.
Während die historische Rolleiflex mit dem Rolleimarin Gehäuse eine spezifische, robuste Lösung für Unterwasserfotografie bot, sind moderne Actioncams oft von Haus aus oder mit zusätzlichen Gehäusen für den Einsatz im Wasser konzipiert. Die genauen Spezifikationen hinsichtlich der Wasserdichtigkeit, wie sie beispielsweise für Modelle wie die Rollei Sportsline 60 Plus gelten, sind produktspezifisch und müssen in den technischen Daten des jeweiligen Modells nachgelesen werden. Eine detaillierte Aufschlüsselung der Wasserdichtigkeitsklassen (z.B. IPX-Ratings oder Tiefenangaben in Metern) für einzelne moderne Rollei Actioncams oder die Sportsline 60 Plus ist in der bereitgestellten historischen Übersicht über das Unternehmen Rollei nicht enthalten.
Häufig gestellte Fragen zur Geschichte von Rollei
Basierend auf der bereitgestellten Information können wir einige häufige Fragen beantworten:
- Wo wurde Rollei ursprünglich gegründet? Rollei wurde 1920 in Braunschweig, Deutschland, gegründet.
- Was war die erste bekannte Kamera von Rollei? Die erste ikonische Kamera war die zweiäugige Rolleiflex, entwickelt ab 1927. Davor produzierte das Unternehmen Stereokameras wie die Stereo-Heidoscop.
- Hat Rollei Kameras für die Unterwasserfotografie hergestellt? Ja, Rollei entwickelte das spezielle Rolleimarin Unterwassergehäuse für die Rolleiflex, das bis zu 100 Meter Tiefe geeignet war.
- Wann verlagerte Rollei Teile seiner Produktion nach Asien? Unter der Führung von Heinrich Peesel wurde ab 1970 ein großes Werk in Singapur aufgebaut, um die Produktion, insbesondere von Amateurprodukten, zu kostengünstigeren Bedingungen durchzuführen.
- Stellt die moderne Rollei GmbH & Co. KG noch die klassischen Rolleiflex Kameras her? Die traditionelle Fertigung der klassischen Kameras in Braunschweig wurde eingestellt. Zeitweise gab es Neuauflagen und Weiterentwicklungen (z.B. Hy6) durch Nachfolgeunternehmen, aber die heutige Rollei GmbH & Co. KG konzentriert sich auf ein breiteres Consumer-Produktportfolio, das in Asien produziert wird.
Die Geschichte von Rollei ist eine spannende Reise durch fast ein Jahrhundert Kameratechnik, von den mechanischen Meisterwerken der Rolleiflex bis zu elektronischen Systemkameras und modernen digitalen Geräten. Obwohl sich das Unternehmen und sein Produktangebot stark gewandelt haben, bleibt der Name Rollei ein wichtiger Teil der Fotografiegeschichte.
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