SIGG Flaschen sind für viele Menschen ein Inbegriff für langlebige, stilvolle und praktische Trinkflaschen. Seit über einem Jahrhundert begleiten sie Abenteurer, Wanderer und den täglichen Gebrauch. Doch wer steckt hinter dieser Schweizer Traditionsmarke, wie hat sie sich entwickelt und welche Vielfalt an Produkten bietet SIGG heute?
Die Geschichte von SIGG beginnt im Jahr 1908 in Biel, Schweiz. Dort gründeten Ferdinand Sigg und Xaver Küng das Unternehmen Küng, Sigg & Cie. Zunächst war das Produktspektrum breit gefächert und umfasste neben Freizeitartikeln auch Kochgeschirr und sogar Elektrogeräte. Schon relativ früh, um 1910, wurde jedoch ein Produkt entworfen, das bis heute untrennbar mit der Marke verbunden ist: die sogenannte «Wanderflasche». Dieses frühe Design legte den Grundstein für den späteren Erfolg im Bereich der Trinkflaschen.

Im Jahr 1916 erfolgte ein wichtiger Schritt in der Unternehmensgeschichte: Der Umzug an den heutigen Sitz in Frauenfeld. Hier produzierte SIGG weiterhin verschiedene Metallwaren, darunter auch den Schnellkochtopf «Flex-Sil», der die Effizienz in der Küche revolutionierte. Die Expertise in der Metallverarbeitung, insbesondere mit Aluminium, wuchs stetig.
Die Ära Aluminium und neue Eigentümer
Eine bedeutende Veränderung trat 1936 ein, als das Unternehmen von der Aluminiumwarenfabrik Gontenschwil AG übernommen wurde. Unter der Leitung von Heinrich Alfred Gautschi wurde SIGG zu einem wichtigen Teil dieses Verbunds. Tatsächlich war SIGG zu dieser Zeit der grösste Inlandskunde der Alu Menziken, was die enge Verbindung und die Bedeutung der Aluminiumverarbeitung für SIGG unterstreicht. In dieser Zeit war der Dampftopf «Arta-Pot» ein besonders verbreitetes Produkt von SIGG. Seine Robustheit und Zuverlässigkeit wurden sogar auf der ersten Himalaja-Expedition von Norman Dyhrenfurth unter Beweis gestellt – ein frühes Zeugnis für die Qualität der SIGG-Produkte unter extremen Bedingungen.
Während der achtziger Jahre erweiterte SIGG sein Sortiment um Aluminiumflaschen, die speziell für den Transport und die Lagerung von Benzin konzipiert waren. Diese Flaschen waren nicht nur im professionellen Bereich gefragt, sondern erlangten auch grosse Bekanntheit unter Wanderern, Campern und anderen Outdoor-Enthusiasten. Die Robustheit und Dichtheit machten sie zu einem verlässlichen Begleiter in der Natur. Heutzutage stellt SIGG keine Flaschen für Benzinlagerung mehr her, der Fokus hat sich verschoben.
Seit 1998 konzentriert sich das Unternehmen strategisch auf das Kerngeschäft, das es heute prägt: die Herstellung von Trinkflaschen. Dieser Schritt markierte den Beginn einer neuen Ära, in der SIGG seine Expertise in der Aluminiumverarbeitung voll auf das Thema Trinkflaschen ausrichtete. Neben den klassischen, einfarbigen Modellen in Rot und Blau begann SIGG, verstärkt auf Design zu setzen. Kooperationen mit bekannten Designern wie Keith Haring brachten frischen Wind in die Kollektionen und machten die Flaschen zu Lifestyle-Produkten. Das Sortiment wurde erweitert, nicht nur in Bezug auf Designs, sondern auch hinsichtlich der verwendeten Materialien.
Die Eigentümerverhältnisse von SIGG änderten sich im Laufe der Zeit. Ab November 2003 befand sich SIGG im Besitz der US-amerikanischen Private-Equity-Gesellschaft The Riverside Company. Diese Phase dauerte über ein Jahrzehnt, bevor Ende Februar 2016 ein weiterer Eigentümerwechsel stattfand. Für 16 Millionen Schweizer Franken wurde SIGG an die chinesische Haers Vacuum Containers verkauft. Damit gehört die Traditionsmarke heute zu einem internationalen Unternehmen.
Die Produktvielfalt von SIGG: Mehr als nur Aluminium
Obwohl die Aluminiumflasche das Aushängeschild von SIGG ist, hat das Unternehmen sein Portfolio in den letzten Jahren erheblich erweitert, um den unterschiedlichen Bedürfnissen und Vorlieben der Konsumenten gerecht zu werden.
Aluminiumflaschen: Das Original
Die Herstellung der klassischen SIGG Aluminiumflaschen ist ein faszinierender Prozess, der ihre besondere Qualität bedingt. Sie werden aus einem einzigen Stück Rohaluminium, einer sogenannten Ronde, im Fliesspressverfahren hergestellt. Durch diesen Prozess entsteht eine nahtlose, gleichmässig dünne zylindrische Flaschenwandung. Nur der plane Boden benötigt eine etwas grössere Wandstärke. Die Verjüngung des Halses und das Innengewinde werden durch ein spezielles Drückverfahren geformt.
Nach der Formgebung werden die Flaschen innen und aussen gründlich gereinigt. Anschliessend wird die Innenseite mit einem geschmacksneutralen Lack besprüht. Dieser Lack wird dann bei hoher Temperatur eingebrannt. Diese Innenbeschichtung ist entscheidend, da sie verhindert, dass das Aluminium mit dem Inhalt reagiert und so den Geschmack des Getränks beeinträchtigt. Der charakteristische stopfenförmige Schraubverschluss besteht aus Kunststoff und dichtet dank eines Silikonrings zuverlässig ab. Eine grosse, ausgerundete Querbohrung im Verschluss dient nicht nur zum Tragen der Flasche mit einem Finger, sondern ermöglicht auch das einfache Aufhängen oder Sichern mit einem Karabiner oder einer Schnurschlinge – ein praktisches Detail für Outdoor-Aktivitäten.
Die Aluminiumflaschen sind bekannt für ihre Leichtigkeit und Bruchfestigkeit. Sie sind zudem gas- und lichtdicht, was die Qualität des Inhalts schützt. Ein besonderes Merkmal der Innenbeschichtung ist ihre Flexibilität: Sie bricht auch bei Verformungen der Flasche nicht. Das Backpacker-Magazin bezeichnete die SIGG-Flasche einst als die «weltweit härteste Wasserflasche», ein Beleg für ihre aussergewöhnliche Haltbarkeit. SIGG-Flaschen eignen sich auch für kohlensäurehaltige Getränke.
Ein Punkt, der bei Aluminium beachtet werden muss, ist seine hohe Wärmeleitfähigkeit. Die dünnen Wände der Flaschen bieten daher keine Isolation. Um Getränke länger warm oder kalt zu halten, bietet SIGG Isolierhüllen an, die gleichzeitig zusätzlichen Schutz vor Stössen bieten. Seit 2008 hergestellte SIGG-Flaschen sind mit dem «EcoCare» Liner ausgestattet, der laut SIGG bisphenol-A-frei und phthalat-frei ist, was ein wichtiges Kriterium für gesundheitsbewusste Konsumenten ist.
Edelstahlflaschen: Isolation für unterwegs
Als Reaktion auf den Wunsch nach isolierten Trinkflaschen begann SIGG im Jahr 2013 mit der Produktion von Flaschen aus rostfreiem Stahl. Diese Flaschen sind doppelwandig ausgeführt und verfügen über eine Vakuum-Isolierung zwischen den Wänden. Dieses Design ermöglicht es, Getränke über längere Zeit warm oder kalt zu halten. Ein grosser Vorteil von Edelstahl ist, dass das Material keine Innenbeschichtung benötigt. Edelstahl bildet eine passivierende Schicht aus Chromoxid aus, die es korrosionsbeständig macht und keine Stoffe an den Inhalt abgibt.
Polypropylenflaschen: Leicht und transparent
Im April 2014 erweiterte SIGG sein Sortiment um Flaschen aus wiederverwertbarem Polypropylen. Diese SIGG VIVA-Flaschen werden in der Schweiz hergestellt und erfüllen die gleichen ökologischen Standards wie die Aluminiumflaschen. Sie sind ebenfalls BPA-frei. Polypropylen bietet den Vorteil, dass die Flaschen transparent sind, was die Kontrolle des Füllstands erleichtert. Sie sind zudem widerstandsfähig gegen Stösse und Kratzer und sehr leicht.
Glasflaschen: Purer Geschmack
Seit 2015 bietet SIGG auch Trinkflaschen aus Glas an. Die erste Generation war eine doppelwandige Flasche mit WMB-Verschluss (Wide Mouth Bottle), hergestellt aus hitzebeständigem Borosilikatglas. Diese Flaschen sind mit zwei abnehmbaren Silikon-Elementen ausgestattet: einem Griff am Körper und einem am Standfuss. Der Silikonfuss verfügt über schockabsorbierende Lamellen, die die Flasche beim Abstellen schützen und die Bruchgefahr bei leichten Stössen minimieren. Die doppelwandige Konstruktion sorgt für eine gewisse Isolation: kalte Getränke bleiben bis zu zwei Stunden kühl, heisse Getränke bis zu einer Stunde warm. Ein weiterer Vorteil der Doppelwandigkeit ist, dass die Flasche auch bei heissem Inhalt problemlos angefasst werden kann und sich bei kaltem Inhalt kein Kondenswasser an der Aussenwand bildet. Bei diesen Glasflaschen kommt der Inhalt ausschliesslich mit Glas und rostfreiem Stahl in Kontakt, was für viele Nutzer als besonders geschmacksneutral gilt. Alle verwendeten Materialien sind BPA- und BPS-frei.
Im Jahr 2017 wurde das Glas-Sortiment um einwandige Borosilikat-Trinkflaschen erweitert, wie die «Star»-Trinkflasche. Diese Modelle sind mit einer weichen Silikonhülle ummantelt, die nicht nur gut in der Hand liegt, sondern auch als zusätzlicher Stossschutz dient. Der Deckel lässt sich oft mit einer einfachen Drehung öffnen, was die Handhabung erleichtert.
Design als Markenzeichen
Neben der Funktionalität und Qualität hat sich SIGG weltweit auch einen Namen für das Design seiner Flaschen gemacht. Jedes Jahr präsentiert SIGG neue Kollektionen mit frischen Designs, die oft in Zusammenarbeit mit verschiedenen Designern entstehen. Diese Vielfalt reicht von schlichten Farben über auffällige Muster bis hin zu künstlerischen Motiven, was die SIGG Flasche zu einem persönlichen Accessoire macht.
Vergleich der Materialien
Um die Unterschiede zwischen den verschiedenen SIGG Flaschentypen besser zu verstehen, hilft ein Vergleich der Eigenschaften:
Eigenschaft | Aluminium | Edelstahl | Polypropylen | Glas |
---|---|---|---|---|
Herstellung | Fliessgepresst (nahtlos) | Geschweisst (doppelwandig) | Spritzguss | Geblasen (ein- oder doppelwandig) |
Isolation | Gering (benötigt Hülle) | Sehr Gut (Vakuum) | Gering | Gering (einwandig), Mittel (doppelwandig) |
Innenbeschichtung | Ja (EcoCare Liner) | Nein | Nein | Nein (Inhalt nur mit Glas/Stahl in Kontakt) |
Gewicht | Sehr Leicht | Mittel | Leicht | Schwerer |
Bruchfestigkeit | Sehr Hoch | Hoch | Hoch | Gering (benötigt Schutzhülle/Design) |
Transparenz | Nein | Nein | Ja | Ja |
BPA/Phthalate | Frei (seit 2008) | Frei | Frei | Frei (auch BPS) |
Kohlensäure geeignet | Ja | Ja | Ja | Ja |
Häufig gestellte Fragen zu SIGG
Hier beantworten wir einige häufig gestellte Fragen rund um die Marke SIGG und ihre Produkte:
Wem gehört die Firma SIGG heute?
Seit Ende Februar 2016 gehört die Firma SIGG der chinesischen Haers Vacuum Containers.
Sind SIGG Flaschen BPA-frei?
Ja, alle SIGG Flaschen, die seit 2008 hergestellt wurden, insbesondere die Aluminiumflaschen mit dem EcoCare Liner, sowie die Modelle aus Edelstahl, Polypropylen und Glas, sind BPA-frei. Die Glasflaschen sind zusätzlich BPS-frei.
Wo werden SIGG Flaschen hergestellt?
Die klassischen Aluminiumflaschen werden traditionell am Standort in Frauenfeld, Schweiz, hergestellt. Auch die Polypropylenflaschen werden in der Schweiz produziert. Für andere Materialien und Komponenten nutzt SIGG möglicherweise auch andere Produktionsstätten, aber ein bedeutender Teil der Produktion und die Wurzeln der Marke liegen in der Schweiz.
Welche Materialien verwendet SIGG für seine Flaschen?
SIGG verwendet heute hauptsächlich vier Materialien: Aluminium, rostfreien Edelstahl, Polypropylen und Glas.
Waren SIGG Flaschen immer nur für Getränke gedacht?
Nein, in der langen Geschichte des Unternehmens stellte SIGG auch andere Produkte her, darunter Kochgeschirr, Elektrogeräte und sogar Aluminiumflaschen für den Transport und die Lagerung von Benzin in den 1980er Jahren. Der Fokus auf Trinkflaschen besteht seit 1998.
Wie reinige ich meine SIGG Flasche am besten?
Die genauen Reinigungshinweise können je nach Material variieren. Generell empfiehlt es sich, die Flaschen regelmässig mit Wasser und Spülmittel oder speziellen Reinigungsbürsten zu reinigen. Bei Aluminiumflaschen mit Beschichtung sollte man vorsichtig sein, um die Innenschicht nicht zu beschädigen. SIGG bietet auch spezielle Reinigungsprodukte an.
Warum isolieren Aluminiumflaschen nicht gut?
Aluminium ist ein sehr guter Wärmeleiter, und die Wände der klassischen SIGG Flaschen sind sehr dünn. Diese Kombination führt dazu, dass die Temperatur des Inhalts schnell an die Umgebung abgegeben oder von ihr aufgenommen wird. Für Isolation bietet SIGG spezielle doppelwandige Edelstahl- oder Glasflaschen sowie Isolierhüllen für die Aluminiummodelle an.
Die Marke SIGG hat eine beeindruckende Entwicklung durchlaufen, von einem allgemeinen Metallwarenhersteller zu einem Spezialisten für hochwertige Trinkflaschen. Trotz der Eigentümerwechsel und der Erweiterung des Materialangebots bleibt der Kernanspruch an Qualität, Funktionalität und Design bestehen. Die ikonische Aluminiumflasche ist nach wie vor ein Bestseller, ergänzt durch moderne Alternativen aus Edelstahl, Polypropylen und Glas, die den vielfältigen Bedürfnissen der heutigen Konsumenten gerecht werden.
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